Geldstrafe unter Vorbehalt - Fußballweltmeister Jérôme Boateng wegen Körperverletzung verwarnt
Der aus Berlin stammende Fußballweltmeister Jérôme Boateng ist wegen Körperverletzung mit einer Geldstrafe von 200.000 Euro verwarnt worden. Zahlen muss er nur, wenn er bestimmte Auflagen nicht erfüllt.
Der frühere Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng ist wegen Körperverletzung verwarnt worden. Der 35-Jährige erhielt am Freitag eine Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro – unter Vorbehalt. Die Geldstrafe setzt sich nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur aus 40 Tagessätzen zu jeweils 5.000 Euro zusammen.
Zahlen muss Boateng aber nur, sollte er gegen seine Auflagen verstoßen. Diese Auflagen sehen vor, dass er jeweils 50.000 Euro an zwei gemeinnützige Einrichtungen zahlen muss, die sich für Kinder einsetzen. Denn: "Die eigentlich wirklich Leidtragenden in diesem Prozess sind meiner Meinung nach die Kinder", sagt die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich. Die Bewährungszeit wurde auf ein Jahr festgesetzt. Wenn Boateng seine Auflagen erfüllt, entfällt die Geldstrafe.
Das Urteil ist bislang nicht rechtskräftig. Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung können erneut Revision einlegen. Ausschließen wollte das zunächst niemand von ihnen.
Beide Seiten zeigen sich zufrieden
"Ich bin unendlich erleichtert, dass dieser jahrelange Albtraum nun endet", sagt Boateng nach Angaben seines Sprechers. Das sei vor allem für seine Kinder wichtig.
Die Richterin sagte, von dem Vorwurf des "notorischen Frauenschlägers" sei in dem Verfahren nichts übrig geblieben. Er habe sich einmal in einem Urlaub vor sechs Jahren falsch verhalten. Das Ganze sei aber auch im Rahmen einer "toxischen Beziehung" zu Boatengs Ex-Freundin und Mutter der gemeinsamen, inzwischen 13 Jahre alten Zwillingstöchter zu sehen - und vor dem Hintergrund, dass es Streit vor dem Familiengericht gab und finanzielle Forderungen der Ex-Partnerin.
Die Vorwürfe aus der Anklage, Boateng habe seiner damaligen Partnerin 2018 im Karibikurlaub in den Kopf gebissen sowie ein Windlicht und eine Kühltasche auf sie geworfen, sieht das Gericht nicht bestätigt. Boateng hatte eingeräumt, seine Ex-Freundin geschubst zu haben.
Auch die Anwältin von Boatengs Ex-Freundin zeigte sich zufrieden über die Gerichtsentscheidung. "Es ging uns um einen Schuldspruch, insofern sind wir zufrieden." Dabei standen deutlich höhere Strafen im Raum: Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe in Höhe von 1,12 Millionen Euro gefordert.
Neuverhandlung wegen Verfahrensfehler
Der Prozess gegen den gebürtigen Berliner zog sich lange hin. Das Amtsgericht München hatte bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil unter anderem wegen durchgehender Rechtsfehler.
Gekippt wurde das Urteil, weil der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler gemacht hatte: Nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt gewesen, den Befangenheitsantrag abzulehnen. Deshalb war neu verhandelt worden.
Weitere Gewaltvorwürfe
Es waren nicht die einzigen Gewaltvorwürfe gegen Jérôme Boateng. Auch im Zusammenhang mit dem Selbstmord einer weiteren Ex-Freundin hatte es Vorwürfe gegen Boateng gegeben. Sein Bruder, der ehemalige Hertha-Profi Kevin-Prince Boateng hatte sich vor einigen Jahren in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung öffentlich von Jérôme Boateng distanziert.
Jérôme Boateng war als Fußballer früher sehr erfolgreich, wurde unter anderem 2014 Weltmeister mit der Deutschen Nationalmannschaft. In der Jugend spielte er wie sein Bruder Kevin-Prince für Hertha BSC, später jahrelang beim FC Bayern München.
Jérôme Boateng steht seit der Saison 2024/25 beim LASK in Österreich unter Vertrag.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.07.2024, 11:40 Uhr