Festakt mit viel Prominenz - Neue Synagoge in Potsdam eröffnet

Do 04.07.24 | 14:38 Uhr
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04.07.2024, Brandenburg, Potsdam: Annalena Baerbock (l-r, Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, Ron Prosor, Botschafter von Israel in Deutschland, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Abraham Lehrer, Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, stehen zu Beginn vom Festakt nebeneinander.(Quelle:dpa/B.v.Jutrzcenka)
Video: rbb24 Inforadio | 04.07.2024 | Annette Birke-Stumper | Bild: dpa/B.v.Jutrzcenka

Mit Bundespräsident Steinmeier und vielen weiteren Spitzenpolitikern ist am Donnerstagmittag im Herzen Potsdams die neue Synagoge eröffnet worden. Beim Festakt betonten alle Redner den offenen Charakter des jüdischen Hauses.

In Potsdam ist am Donnerstag die neue Synagoge eröffnet worden. Damit haben nun vier jüdische Gemeinden ein neues religiöses und kulturelles Zentrum in der Landeshauptstadt. Das Land Brandenburg hat als Bauherr 17,5 Millionen Euro dafür aufgebracht.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte bei der Einweihung, jüdisches Leben gehöre zu Brandenburg und brauche Räume und Sichtbarkeit. Die neue Synagoge biete beides mit ihrer modernen Architektur mitten im alten Potsdam. Auch in Brandenburg hätten antisemitische Vorfälle und Straftaten zugenommen, so Woidke. Aber der Kampf gegen Antisemitismus stehe als Staatsziel in der Landesverfassung. Man werde weiterhin alles tun, damit Jüdinnen und Juden sich in Brandenburg sicher fühlen könnten.

Steinmeier: "Synagoge wird ein offenes Haus sein"

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte, die Synagoge habe nun ihren dauerhaften Platz in der Mitte der Stadt gefunden - dort wo sie hingehöre. Ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen könnten, sei Potsdam nicht Potsdam, so Schubert.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, jüdisches Leben sei ein Teil von Deutschland. Nur, wenn Jüdinnen und Juden sich hier ganz zu Hause fühlten, sei das Land ganz bei sich, so Steinmeier. Die neue Synagoge werde ein offenes Haus sein, in dem sich nicht nur Jüdinnen und Juden versammeln könnten, sondern in dem auch Begegnungen mit Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften und mit der Potsdamer Stadtgesellschaft möglich würden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte in seinem Grußwort zur Einweihung, lange habe das Herzstück jüdischen Gemeindelebens in Potsdam gefehlt, nun schlage es wieder. Er dankte der Brandenburger Landesregierung und der Stadt Potsdam für ihr Engagement beim Bau der Synagoge. Mit dem neuen Zentrum jüdischen Lebens werde Sicherheit und Sichtbarkeit im Stadtbild der Landeshauptstadt geschaffen.

Architekt: Synagoge ist weiterer Stadtbaustein der neuen Innenstadt

Der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte, Synagogeneinweihungen auf deutschem Boden, von dem das größte Menschheitsverbrechen ausging, seien immer etwas Besonderes. Nun erhalte die letzte Landeshauptstadt in Deutschland endlich wieder eine Synagoge. Gleichzeitig blicke er mit großer Sorge auf die Umfrageergebnisse in Brandenburg, so Lehrer. Rechtsextreme Parteien würden niemals ein sicherer Garant jüdischen Lebens in Deutschland sein.

Der Architekt der neuen Synagoge, Jost Haberland, sagte, das Synagogenzentrum sei nicht nur ein Haus des Gebets, sondern auch ein Haus der Versammlung und ein Haus des Lernens - eine Synagoge und ein Gemeindezentrum. Die Synagoge sei ein weiterer Stadtbaustein der neu entstehenden Potsdamer Innenstadt. Sie füge sich ein, aber trete doch eigenständig auf, so Haberland. Das Haus sei mit umfangreichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, was leider für jüdische Institutionen nötig sei. Dennoch sei es ein offenes Haus, das sich der Stadt öffne und seine Besucher willkommen heiße.

Die alte Synagoge in Potsdam war 1945 zerstört worden. Daher feierten die Gemeinden bisher in Provisorien.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.2024, 13:20 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 25.

    Weniger Steuern und Abgaben in Deutschland, damit wir wieder global wirtschaftlich mitspielen. Aktuell machen viel Neugründungen einen Bogen um den Standort Deutschland... Zu teuer, zu kompliziert...

  2. 24.

    Immer wieder schön zu lesen, für was alles Geld da ist. Und die Schulen fallen auseinander.

  3. 23.

    Dann haben Sie den Mut und Rückgrat und mindern Sie den von Ihnen behaupteten Anteil.

  4. 22.

    Die "Gnade der späten Geburt". Die Geschichte des Landes, in dem ich lebe und auf das ich mich beziehe, fängt mit meiner Geburt, treffender noch: mit meinem Erwachsenen-Dasein an. ;-

    Unterscheiden Sie erstmal Schuld und Verantwortung.

  5. 19.

    Es gibt keine Staatskirche mehr, also weg mit der Kirchensteuer.

  6. 18.

    >"17,5 Mio Euro hat das Land Brandenburg dafür bezahlt und ca 600.000 Euro jährlich für Nebenkosten."
    16,5 Mio EUR warens wirklich. Und weiter in der Finanzierung... Der Betrieb dieser Synagoge muss durch Spenden und Trägermittel einer Eigenstiftung getragen werden. Also durch Mittel wie Kirchensteuer. Diese entrichten Menschen jüdischen Glaubens auch. Ein Teil der vom Land finanzierten 16,5 Mio EUR sind eigentlich eine Vorfinanzierung, quasi wie ein zinsloser Kredit. Dieser Teil der Vorfinanzierung muss dann auch noch abgestottert werden.
    Diese Synagoge hat eigentlich eine Kombifunktion. Sie ist in einem Teil Gebetsraum, im anderen Teil sind Räumlichkeiten für die allgemeine Wohlfahrtspflege. So wie das christliche Gemeinde hier auch machen mit ihren Gemeindehäusern und dafür auch Zuwendungen vom Land für eben diese allgemeine Wohlfahrtspflege bekommen.

  7. 17.

    >"deshalb wurde der Synogogenbau als hervorragend bezeichnet, weil er sich nicht als dessen Antipode versteht, sondern als religiöser Bau erkennbar ist und - steingeworden - den Innenstadtbauten keineswegs fremd gegenübertritt. "
    Absolut! Mir gefällt die Architektur dieses Gotteshauses sehr gut. Gotteshäuser hier haben grundsätzlich ein abgeschottetes burgenartiges Aussehen. Das hat diese neue Synagoge zwar auch. Aber ordnent sich diese gut in die klassizistische Straßenarchitektur ein. Zudem ist bei diesem Bau nach außen hin auch ohne den Davidstern durch die wenigen maurischen Architekturelemente erkennbar, dass es sich hier um ein Gotteshaus einer nichtchristlichen Relegion handelt. Ich wünsche der jüdischen Gemeinde ein friedliches Relegionsleben in diesem Haus mit Offenheit für alle friedliebenden Menschen anderer Relegionen und auch Nichtgläubiger. Offene Kulturveranstaltungen sich dafür eine gute Plattform.

  8. 16.

    Dazu: Die Verortung der jüdischen Synagoge zwischen der Garnisonkirche und der Nikolaikirche wurde in einer der Ansprachen sachlich vermerkt.* Das mag daran liegen, dass der wiedererrichtete Garnisonkirchenturm Mitglied der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft ist und zugleich auch die Versöhnungs- und Bildungsarbeit im Turm wiederspiegelt, die bis vor kurzem noch in der provisorischen Kapelle stattfand.

    Vom Architektonischen ist die Synaogoge damit eingebettet in Bauten bzw. rekonstruierten Bauten von FW III und FW IV. Auch deshalb wurde der Synogogenbau als hervorragend bezeichnet, weil er sich nicht als dessen Antipode versteht, sondern als religiöser Bau erkennbar ist und - steingeworden - den Innenstadtbauten keineswegs fremd gegenübertritt.

    (* Die Nikolaikirche liegt in etwa halb so dicht wie der Garnisonkirchenturm.)

  9. 15.

    Zweiter Versuch.
    Warum stellen Sie diese Frage? Sie könnten auch selbst recherchieren oder was bezwecken Sie mit Ihrer Frage sonst?

  10. 14.

    Denjenigen, die sich unterschwellig an der staatlichen Finanzierung des Synagogenneubaus stören, sei empfohlen, sich nochmal das Schicksal der Alten Synagoge Potsdam ins Bewusstsein zu rufen: Schändung 1938 beim staatlich initiierten Novemberpogrom, danach Enteignung und Übernahme durch die Post, 1954 schließlich Abriss der Kriegsruine.
    Vielleicht beantworten sich dann Fragen nach Kosten, entgangenem Wohnraum, Innenstadtlage, eingeschränkter allgemeiner Nutzung von selbst.

  11. 13.

    ........es ist wirklich schade, dass immer noch so wenig jüdische Menschen in Deutschland leben. Woran das wohl liegen mag?

  12. 12.

    Vielleicht wäre der "Bedarf" etwas höher gewesen, wenn Deutschland in dieser Hinsicht nicht so eine grauenvolle Geschichte hinter sich hätte? Warum denken manche Kommentatoren so wenig darüber nach, wie empathielos diese Art des Kommentars ist oder zumindest wirken kann?

  13. 11.

    Brandenburg hat den Bau komplett finanziert. Ich war auch erstaunt dass es "nur" 17,5 Mio Euro gekostet haben soll.

  14. 10.

    Woher wollen sie das wissen? Können sie in die Zukunft schauen? Völlig unnötiger Beitrag.

  15. 9.

    Meine Frage war eigentlich wie hoch die Gesamtkosten für den Bau waren, nicht wieviel Brandenburg dafür bezahlt hat, im Beitrag wurden die Kosten von Brandenburg ja schon genannt.

  16. 8.

    Einige Kommentare hier finde ich als Atheist sehr traurig. Es gab einst ein Synagoge ganz in der Nähe. Man sollte sich mal erkundigen, was aus dieser geworden ist. Diese Schuld unserer Vorfahren ist mit Geld nicht zu begleichen. Diese neue Synagoge steht im Schatten (wörtlich) eines gerade neu errichteten preußischen Militärdenkmals. Der Turm der Garnisonkirche Potsdam. Es gibt viele sonntäglich weitgehend leere Kirchen in Potsdam. Die Kosten und damit auch die Landes- und Bundeskosten dieses für Gottesdienste nicht notwendigen Gotteshauses stellen die Kosten für die Synagoge ein zweites Mal weit in den Schatten. Zudem wird in Potsdam tatsächlich viel gebaut und dabei leider auch kostengünstiger Wohnraum abgerissen um gegen unbezahlbaren ausgetauscht zu werden. Das hat aber mit der Synagoge, die es seit fast 90 Jahren nicht mehr gibt, nichts zu tun.

  17. 7.

    Stimmt, es ist am Bedarf von 96% der Bevölkerung mitten in Innenstadtlage vorbei gebaut worden. Schade.

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