Festakt mit viel Prominenz - Neue Synagoge in Potsdam eröffnet
Mit Bundespräsident Steinmeier und vielen weiteren Spitzenpolitikern ist am Donnerstagmittag im Herzen Potsdams die neue Synagoge eröffnet worden. Beim Festakt betonten alle Redner den offenen Charakter des jüdischen Hauses.
In Potsdam ist am Donnerstag die neue Synagoge eröffnet worden. Damit haben nun vier jüdische Gemeinden ein neues religiöses und kulturelles Zentrum in der Landeshauptstadt. Das Land Brandenburg hat als Bauherr 17,5 Millionen Euro dafür aufgebracht.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte bei der Einweihung, jüdisches Leben gehöre zu Brandenburg und brauche Räume und Sichtbarkeit. Die neue Synagoge biete beides mit ihrer modernen Architektur mitten im alten Potsdam. Auch in Brandenburg hätten antisemitische Vorfälle und Straftaten zugenommen, so Woidke. Aber der Kampf gegen Antisemitismus stehe als Staatsziel in der Landesverfassung. Man werde weiterhin alles tun, damit Jüdinnen und Juden sich in Brandenburg sicher fühlen könnten.
Steinmeier: "Synagoge wird ein offenes Haus sein"
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte, die Synagoge habe nun ihren dauerhaften Platz in der Mitte der Stadt gefunden - dort wo sie hingehöre. Ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen könnten, sei Potsdam nicht Potsdam, so Schubert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, jüdisches Leben sei ein Teil von Deutschland. Nur, wenn Jüdinnen und Juden sich hier ganz zu Hause fühlten, sei das Land ganz bei sich, so Steinmeier. Die neue Synagoge werde ein offenes Haus sein, in dem sich nicht nur Jüdinnen und Juden versammeln könnten, sondern in dem auch Begegnungen mit Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften und mit der Potsdamer Stadtgesellschaft möglich würden.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte in seinem Grußwort zur Einweihung, lange habe das Herzstück jüdischen Gemeindelebens in Potsdam gefehlt, nun schlage es wieder. Er dankte der Brandenburger Landesregierung und der Stadt Potsdam für ihr Engagement beim Bau der Synagoge. Mit dem neuen Zentrum jüdischen Lebens werde Sicherheit und Sichtbarkeit im Stadtbild der Landeshauptstadt geschaffen.
Architekt: Synagoge ist weiterer Stadtbaustein der neuen Innenstadt
Der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte, Synagogeneinweihungen auf deutschem Boden, von dem das größte Menschheitsverbrechen ausging, seien immer etwas Besonderes. Nun erhalte die letzte Landeshauptstadt in Deutschland endlich wieder eine Synagoge. Gleichzeitig blicke er mit großer Sorge auf die Umfrageergebnisse in Brandenburg, so Lehrer. Rechtsextreme Parteien würden niemals ein sicherer Garant jüdischen Lebens in Deutschland sein.
Der Architekt der neuen Synagoge, Jost Haberland, sagte, das Synagogenzentrum sei nicht nur ein Haus des Gebets, sondern auch ein Haus der Versammlung und ein Haus des Lernens - eine Synagoge und ein Gemeindezentrum. Die Synagoge sei ein weiterer Stadtbaustein der neu entstehenden Potsdamer Innenstadt. Sie füge sich ein, aber trete doch eigenständig auf, so Haberland. Das Haus sei mit umfangreichen Sicherheitseinrichtungen ausgestattet, was leider für jüdische Institutionen nötig sei. Dennoch sei es ein offenes Haus, das sich der Stadt öffne und seine Besucher willkommen heiße.
Die alte Synagoge in Potsdam war 1945 zerstört worden. Daher feierten die Gemeinden bisher in Provisorien.
Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.2024, 13:20 Uhr
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