Jugendclub in Brandenburg an der Havel - AfD zieht Finanzierungs-Antrag zum "Haus der Offiziere" vorerst zurück

Fr 31.01.25 | 16:51 Uhr
  22
Personen treffen sich in den Räumen des Clubs im Haus der Offiziere in Brandenburg an der Havel.(Quelle:rbb)
Bild: rbb

Die AfD wollte einen Jugendclub in Brandenburg an der Havel nicht mehr pauschal finanzieren. Nun hat sie ihren Antrag zurückgezogen. Doch erledigt ist das Thema damit wohl noch nicht.

Im Streit um die Finanzierung der Veranstaltungsstätte Haus der Offiziere (HdO) in Brandenburg an der Havel hat die AfD-Fraktion ihren Antrag am Mittwochabend überraschend zurückgezogen. Sie hatte gefordert, dass das Kulturzentrum künftig nicht mehr pauschal finanziert wird, sondern nur noch für einzelne Veranstaltungen. Ein entsprechender Beschlussantrag sorgte seit einiger Zeit für Aufregung und Widerstand in der kreisfreien Stadt.

Die AfD hatte ihren Vorstoß damit begründet, dass in dem Jugendclub linksextremistische Treffen und Veranstaltungen stattfänden. Der Geschäftsführer des Hauses der Offiziere, Andreas Walz, hatte die Vorwürfe der AfD als absurde Unterstellungen zurückgewiesen.

Auch während der Stadtverordnetenversammlung (SVV) an diesem Mittwochabend traten Mitarbeiter des HdO den Vorwürfen entgegen. "Das ist ja genau die Strategie der kompletten AfD, dass sie versuchen, mürbe zu machen. Wozu ich dann immer rate, ist einen langen Atem zu haben und zu zeigen, wir stehen dem entgegen", sagte HdO-Mitarbeiter Andreas Thiele dem rbb.

AfD-Antrag nur vorerst vom Tisch

Linken-Fraktionschef René Kretzschmar fragte gleich zu Beginn der fast sechsstündigen Sitzung der Stadtverordneten von Brandenburg an der Havel nach dem Verbleib des zurückgezogenen AfD-Antrags mit dem Titel "Jugendarbeit langfristig stärken". Mal sei er als eigenständiger Antrag eingebracht worden, dann als Änderungsantrag zum Jugendförderplan, dann als Änderungsantrag zum Haushalt.

"Und jetzt ziehen Sie ihn zurück und stellen ihn das nächste Mal wieder als eigenständigen Antrag zur Abstimmung?", fragte Linken-Fraktionschef René Kretzschmar in Richtung AfD-Fraktion. Zu hören ist das in einer Aufzeichnung, die die Stadt auf ihrer Website veröffentlicht hat. Erst auf Nachfrage bestätigte das AfD-Fraktionschef Axel Brösicke mit einem "Ja, Herr Kretzschmar".

Somit beerdigt die AfD die Infragestellung der Finanzierung des HdO also nicht, sondern vertagt sie lediglich. Dass der Antrag vorerst zurückgezogen wurde, bezeichnete der Geschäftsführer des Hauses der Offiziere Andreas Walz auf Nachfrage am Freitag daher als "vermeintliche Sicherheit".

Jährliche Förderung in Höhe von 240.000 Euro fließt hauptsächlich in Personal

Seit dem Jahr 2000 betreibt die Jugendkulturfabrik (JuKuFa) in Brandenburg an der Havel das HdO als Jugendclub und Veranstaltungsort für Partys und Konzerte. Die Stadt fördert das jährlich mit rund 240.000 Euro. Das Geld wird hauptsächlich für Personal und Sachkosten ausgegeben. Welche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops stattfinden, entscheidet das Jugendzentrum bisher selbst.

Bekenntnis zum Theater und den Symphonikern

Im Vorfeld der SVV waren auch die Theaterschaffenden in Brandenburg an der Havel in Sorge und demonstrierten für ihre Zukunft mit Blick auf den Doppelhaushalt der Stadt, den die Stadtverordneten am Mittwochabend für die kommenden zwei Jahre beschlossen haben.

Brandenburgs Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) hatte sich während der Sitzung zum Theater bekannt und zugesichert, dass sich die Stadt auch künftig um eine ausreichende Fianzierung des Hauses kümmern werde.

Dieses klare Bekenntnis zum Theater und den Symphonikern und dass sie in ihrer jetzigen Struktur erhalten bleiben sollen, beruhige ihn, sagte der Chefdirigent der Brandenburger Symphoniker, Andreas Spiering, dem rbb. Als "Wasser im Wein" bezeichnete Spiering den Umstand, dass das Theater "prinzipiell die Tarifsteigerungen aus eigenen Mitteln auffangen" müsse.

Angst vor Programmkürzungen und Entlassungen wegen Kostensteigerungen

Knapp zehn Millionen Euro erhält das Brandenburger Theater jährlich. Die Finanzierung wird zu 80 Prozent durch das Land, zu 20 Prozent durch die Stadt getragen. Festgeschrieben ist das an einem Vertrag aus dem Jahr 2023.

Wegen Inflation und steigender Löhne gibt es aber allein in diesem Jahr einen Mehrbedarf von 680.000 Euro, hatte Intendant Alexander Busche im Vorfeld der SVV dem rbb gesagt. Er fordert, dass die Stadt mit dem Land Gespräche aufnimmt mit dem Ziel, die Finanzierung nach oben anzupassen. Andernfalls befürchtet Busche auf lange Sicht Programmkürzungen, Entlassungen oder gar eine Teilschließung des Theaters.

Stadt will mit Land über Finanzierung sprechen

Die Stadt trage mittlerweile einen "überproportionalen Anteil an der Finanzierung von Aufwandssteigerungen" im Theater, sagte Oberbürgermeister Steffen Scheller nach der SVV dem rbb. "Wünschenswert ist weiterhin, dass das Land auch während der aktuellen Laufzeit des Theater- und Orchesterrahmenvertrages seine hinter der Ausgabenentwicklung zurückbleibende Erhöhung der Landeszuschüsse nach oben anpasst", so Scheller.

Mit dem Land werde man Scheller zufolge Gespräche über eine höhere Finanzierung des Theaters ab 2027 suchen. Denn der Theater- und Orchester-Rahmen-Vertrag läuft nur bis Ende 2026. 2027 solle ein neuer Rahmenvertrag über die Finanzierung mit dem Ministerium für Forschung und Kultur abgeschlossen werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.01.25, 07:30 Uhr

Nächster Artikel

22 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    Hoffentlich sind Antifaschisten und Journalisten, die sich gegen kontrafaktische Organisationen und Noch-Parteien engagieren Teil der thematischen Jugendarbeit in diesem Jugendklub. Alles andere wäre eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit.

  2. 19.

    Nein, das ist nicht alles Käse. Wie ja die weiteren Beiträge zeigen. Dort nur nebenläufiges Geschimpfe, weil sich jemand "bürger33" nennt, aber in der Sache, nämlich der Verbandelung der aus dem Alter herausgewachsener Berufsjugendlich-Funktionäre mit den allfälligen Zutaten von Antifa und Correktiv dort kein Wort der Erwähnung, warum diese Nähe entstanden ist.

  3. 18.

    Man sieht, wie sich linksgrüne Alimentierungs-Konstrukte etabliert haben. Der Chef der Berufsjugendlichen macht gemeinsame Sache mit der Antifa und Correktiv.

  4. 17.

    Erstungen und erlogen?
    Wnn man nicht einmal weist, was Fachwelt ist, dass beispielsweise auch Psychologen und Soziologen da zu zählen, dann liegen einem solche substanzlose Aussagen immer zu auf der Lippe..
    Fazit, was einem nicht passt abzukanzeln das ist die Devise.

  5. 16.

    "Man merkt doch sofort wenn der Rechtsextremist im Sold des rbb hier die Lügen seiner Gesinnungsgenossen freischaltet."

    @NoName:
    Wer dem RBB Nähe zu Rechtsextremisten vorwirft, hat jeglichen Bezug zur Realität verloren.
    Lesen Sie mal die Kommentare von "Nemesis" und "jannes". Das ist die Zielgruppe des RBB.

  6. 15.

    Wer sich den Namen "Bürger33" gibt, hat sich schon für jede Diskussion selbst disqualifiziert.

  7. 14.

    Die Regenbogenfahne bzw das Bild davon gehört zum Artikel "SVV-Abstimmung - Falkensee wehrt sich gegen AfD-Antrag zu Regenbogenfahnen-Verbot" ...

  8. 13.

    Ja, das was sie darlegen ist sogar schlimmer als “Käse”. Schließlich wird nicht für Veranstaltungen gezahlt die (aus Sicht der extrem rechten AfD) “links” seien, sondern für den Club an sich. Zudem sollte man bei den Aussagen der AfD berücksichtigen, dass für die AfD stets alles “linksextrem” ist, was links von der “Werteunion” und der AfD selbst steht.

    Vom Club wurden keine Aufkleber finanziert, die die kriminelle “Hammerbande” verherrlichen. Ob als “links” geltende Bands im Club auftreten, ist dagegen unwesentlich - sofern diese nicht verboten sind. Sonst müsste auch die - in weiten Teilen erwiesenermaßen rechtsextreme - AfD verboten werden und Politik-/Auftrittsverbot bekommen.

    Insofern kann sich die AfD gern ärgern, dass im Jugendclub keine Nazibands gefragt sind, es fehlt aber eine Berechtigung, dies durch eine totale Kontrolle des Clubs zu unterbinden.

  9. 11.

    Man merkt doch sofort wenn der Rechtsextremist im Sold des rbb hier die Lügen seiner Gesinnungsgenossen freischaltet.

  10. 10.

    Ja, es ist alles erstunken und erlogen was ihr Pg behauptet. Lügen gehört zur DNA der Neofaschisten.

  11. 9.

    Auf dem Foto sind einfach keine Jugendliche zu sehen in dem Club, dass sind Menschen ab 30 Jahre aufwärts und dafür werden Steuergelder verschwendet! Die Jugend in Brandenburg an der Havel brauchen einen Zufluchtsort, aber bitte nicht mit alten Menschen. Bei Jugendclubs sollte sich auch keine Politik einmischen, die Jugendlichen sollen frei leben ohne politischen Druck und ein Rückzugsort haben um beschäftigt zu werden. Die Politik sollte sich schämen...

  12. 8.

    Wenn man sich so in das Thema einliest, steht da "Brösicke (AFD?) erklärt: "Die institutionelle Förderung hat sich aus unserer Sicht nicht bewährt und birgt die Gefahr einer Querfinanzierung. Treffen von extremistischen Klimaklebern, Auftritte von linksextremen Bands wie Feine Sahne Fischfilet oder das Drucken von Fuck-AfD-Stickern oder Aufklebern, die der extremistischen Hammerbande huldigen kann und darf nicht Aufgabe des Steuerzahlers sein."
    Ist das alles Käse, was der Herr Brösicke da sagt?

  13. 7.

    In den Augen der AfD'ler gelten Sie als "linksextrem", wenn Sie Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, Sexualität und Hautfarbe als Menschen behandeln wollen...

  14. 6.

    Das war doch kein ,,linksextremer'' Club! Was ist denn das für eine niedrträchtige Lüge, seitens der AfD? Und wieso wird das unkritisch übernommen?

  15. 5.

    Was hat denn die Regenbogenfahne mit diesem vorliegenden Thema zu tun? Ob es Sache des Steuerzahlers ist, Partys und Konzerte zu finanzieren, ist eben angesichts knapper Haushaltsmittel eine Frage der Priorisierung. Entscheiden müssen das die gesetzlich vorgeschriebenen Gremien. Da muss man sich vielleicht weniger doll drüber aufregen.

  16. 4.

    Soso, sowie AfR stuft Veranstaltungen im Jugendclub als linksextrem ein. Wer von so weit rechtsdraußen schaut hält vieles für linksextrem was in Wirklichkeit demokratisch ist. Plärren die Blaubraunen sonst nicht dauernd irgendetwas von der angeblich bedrohten Meinungsfreiheit? Dann ist Meinungsfreiheit also nur für Rechtsextreme und die anderen sollen nichts sagen? Oder haben die AfRler Angst die Jugend könnte die Demokratie ihrer völkischen Ideologie vorziehen?

  17. 3.

    "Welche Veranstaltungen, Konzerte und Workshops stattfinden, entscheidet das Jugendzentrum bisher selbst." Interessant, dass hier das Wort "bisher" steht! Was ist damit konkret gemeint - läuft es auf eine Zensur / Vorgabe hinaus? Ich habe selber jahrelang im Jugendzentrum diese Form der Jugendhilfe realisiert und ich kann nur sagen: Wer diese jungen Menschen "verlieren" möchte, der muss Vorgaben über "richtige / falsche" Inhalte machen!
    So fängt es an mit den Braunen und wie es endet hat dieses Land schon mal erlebt. Und die AfD darf nicht verharmlost werden, auch nicht ihre Wähler: Nazis werden von Nazis gewählt!