Konzert | Jan Böhmermann in Berlin - Singen gegen Faschismus

Fr 31.01.25 | 08:34 Uhr | Von Simon Brauer
  45
Archivbild:Der Entertainer und Moderator Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester am 30.01.2025.(Quelle:picture alliance/J.Carstensen)
Audio: radioeins | 31.01.2025 | Simon Brauer | Bild: picture alliance/J.Carstensen

Jan Böhmermann singt gern. Gesungene Showeinlagen scheinen ihm aber nicht zu reichen - am Donnerstag stand Böhmermann in Berlin mit seinem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld auf der Bühne - und machte klare Ansagen. Von Simon Brauer

Fernsehmoderator und Satiriker Jan Böhmermann singt gut und gern. Sogar so gern, dass er mit dem Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld, der Live-Band seiner TV-Sendung, das Fernsehstudio verlassen hat und auf großer Tournee ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und während in der Fernsehsendung die Musik meistens eher Nebensache ist, steht auf der Tour mit dem Titel "Eisern Ehrenfeld" die Musik klar im Mittelpunkt.

Im Lauf der Jahre haben sich in den vielen Sendungen doch so einige Böhmermann-Hits angesammelt - die man nur kennt, wenn man regelmäßig das "Magazin Royale" schaut: "Ich hab Polizei" zum Beispiel oder der ironische Beitrag zum Eurovision Song Contest "Allemagne Zero Points".

Mut machen und Quatsch machen

Der Auftritt am Donnerstagabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle verläuft fast wie ein normales Konzert - mit einem Vorhang, der zum ersten Song gelüftet wird, mit Gitarrensolo, Trompetensolo, mit Zugaben am Ende und sogar ein bisschen Konfetti. Aber eben nur fast wie ein normales Konzert, denn Böhmermann will doch mehr als nur unterhalten. Der erste Song, den er singt, trägt den Titel "Faschismus is back". Rein musikalisch ein total tanzbarer Song - aber kein Mensch bewegt sich in der Max-Schmeling-Halle, denn alle sind in Gedanken bei den politischen Ereignissen der Woche.

Nach den ernsten ersten 15 Minuten werden die Songs lustiger und die Stimmung gelöster, aber immer wieder sagt Böhmermann, er sei ja weder Rapper noch Sänger, sondern Fernsehmoderator: "Das ist ein politischer Liederabend!" Als Überraschungsgast kommt unter anderen TV-Kollege Klaas Heufer-Umlauf auf die Bühne. Er singt mit Böhmermann im Duett den Titel "Cose Della Vita", im Original von Eros Ramazzotti und Tina Turner. Weitere Gäste sind der Schauspieler Merlin Sandmeyer in seiner Rolle aus der Serie "Die Discounter" und der Hamburger Rapper Dendemann.

Schwebender Satiriker

Star des Abends ist das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld: 15 Musikerinnen und Musiker, zwei Background-Sängerinnen, verteilt auf drei Ebenen auf der Bühne. Alle mit silbernem Glitzer am Outfit - und mitreißend viel Spaß während des Konzerts. Auch Böhmermann strahlt hin und wieder über das ganze Gesicht - vor allem, als er im schwarzen Tutu an Drahtseilen schwebend unter die Hallendecke gezogen wird und als er mit den "Quietschbeus" singt, den original Handpuppen aus der alten Kinderserie "Hallo Spencer", die er selbst im vergangenen Jahr mit einem Fernsehfilm wiederbelebt hat.

"Leute, organisiert euch!"

Eine Botschaft ist Böhmermann an diesem Abend besonders wichtig - er deutet sie an in seinen Songs, er formuliert sie klar zwischen seinen Songs: Alle sollen aktiv werden im Kampf gegen rechts. Man solle sich organisieren, in eine Partei eintreten, demonstrieren - das könne einem niemand abnehmen, das müssen die Menschen schon selbst machen. Passend dazu wird ein überlebensgroßes Grundgesetzbuch auf die Bühne geführt, Fernsehzuschauerinnen und -zuschauern bekannt als Maskottchen "Grundi". Wenn "politische Liederabende" so lustig ablaufen und so gut klingen - dann gerne mehr davon!

Beitrag von Simon Brauer

Nächster Artikel

45 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 45.

    Populisten sind Leute wie afd Politiker, die Politik machen, die sich schön anhört, aber niemals funktioniert. Außerdem wie kann man Angst wegen 0,2 % der Bevölkerung haben, was die 178000 tatverdächtigen Flüchtlinge ausmachen.

  2. 44.

    Waren das alles Freikarten? Bezahlt wird für einen Böhmermann ja keiner haben. Sicherlich alles Promo Kids.

  3. 43.

    Zitat: "Gibt es echt jemanden der sich DEN freiwillig antut?"

    Ja, und zwar gar nicht mal so wenige, Steffen. Die letztjährige Staffel des "ZDF Magazin Royal" auf dem späten Freitagabend Sendeplatz haben im Schnitt 2 Mio. Zuschauer eingeschaltet, und die Abrufe in der Mediathek dürften ebenfalls recht ordentlich ausfallen.

    Und nur mal als Beispiel, da es hier um einen Konzertabend geht: Der Song POL1Z1STENS0HN wurde bei YT vierzig Mio. mal abgerufen.

  4. 41.

    Also wirklich, Herr Willi. Das muss doch nicht sein.
    Z*****f**** wird zusammengeschrieben und die Tiere können nichts dafür.

  5. 40.

    Gibt es echt jemanden der sich DEN freiwillig antut?

  6. 39.

    Wer wird unterdrückt? Habe ich wohl nicht mitbekommen, wenn in jeder zweiten Politiksendung und Talk Show rechtsextreme Narrative, unterkomplexe Analysen und menschenverachtende Haltungen verbreitet werden, ob durch deren Vertreter*innen oder unreflektiert durch Andere. Zudem müsste Ihrer Behauptung nach der Flüchtlingsrat mit seiner Kritik an einer autoritären, restriktiven, an rechtsextremer Gesinnung angelehnten Asylpolitik selbst als rechtsextrem benannt werden - aber es werden irgendwie nur diejenigen so eingeordnet, die sich durch Einstellung oder Handlung selbst außerhalb des Diskurses positionieren.

    Wo Sie Probleme ansprechen - es ist ein Problem, wenn das Nachbarland ins eigene einfällt. Das ist der Hauptgrund, warum Flucht überhaupt als Anlass herangezogen wird. Nicht nur die Not der Menschen ist AfD und Co. egal, über die Delegitimation von Flucht will man festschreiben, wer hierhin gehöre und wer nicht. "Ausländer raus" war schon immer Blut-und-Boden-Ideologie.

  7. 38.

    Vielleicht darf ich mich ja doch noch zu diesem kuriosen Meinungsaustausch bzw. dieser Meinungsbestätigung äussern - daher mal der 3. Versuch, werte Redaktion.

    Zitat: "Das, was er macht, erinnert mich an die Zeiten des Oktober-Clubs zu DDR-Zeiten, der sich als Büttel und Meinungsmacher der SED auszeichnete."

    Antwort "Mike`61": "Ganz meine Meinung! . . . Den Apparatschiks hätte es sicher erfreut."

    Ach herrje, der Thomas und der Mike bezeichnen, oder vielmehr diffamieren, Jan Böhmermann als "Staatskünstler" aka Propagandisten im Dienste einer von ihnen als so empfundenen Nationalen Einheitsfront à la DDR aus SPD, Grünen und Linken - und haben offensichtlich seit 35 Jahren den Kalender nicht mehr abgerissen.

  8. 36.

    Zitat: "immer noch nicht die Strukturen des Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunks verstehen, der ja eben KEIN Staatsfunk ist."

    Die Strukturen sind anders. Aber bei Themen wie Asyl, Kriminaltät, Corona ist die Staatsnähe offensichtlich.

  9. 35.

    Haltung zeigen. Wie in der DDR. Aber nur wenn es die "Richtige" (politisch korrekte) ist. Ansonsten "Nazi".

    Kritiker der Asylpolitik u.a. werden schnell abgestempelt. Damit man deren Stimme unterdrückt. Angesprochene Probleme bleiben, die lösen sich nicht in Luft auf.

  10. 32.

    Als Fussballfan würde eher vermuten, dass sich das Innenministerium wortwörtlich HINTER Herrn Schönbohm gestellt hat. Frage nach bei Udo Lattek. Glück Auf!

  11. 30.

    Na der Vergleich humpelt aber gewaltig! Der braucht ja mindestens 2 Unterarmstützen. Glück Auf!

  12. 28.

    Und frei genug, um die Regierung sowie die Opposition zu kritisieren.
    Immer noch nicht unsere Demokratie verstanden.

  13. 26.

    Menschen .sind Willkommen.Es obliegt ihnen sich zu Integrieren.Menschen des Flüchtlingsabkommen der EU. Erst Aufnahme im Europäischen Ankunftsland .Sollte nicht das Problem Deutschlands sein ,mit seiner Humanitären Strukturlosen Empfangskultur.Ein Überblick der Migranten wäre nicht schlecht.Warum sich Probleme schaffen die man im Voraus klären könnte.Sehe kein Widerspruch .