Bundestagswahl 2025 - Erleichterung und Erwartungen - Polen reagiert auf Wahlergebnisse

Di 25.02.25 | 15:02 Uhr
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Die Nationalflaggen von Deutschland und Polen wehen am 07.04.2017 an einem Fahnenmast in einem privaten Garten in Manschnow (Brandenburg), fotografiert am 07.04.2017. (Quelle: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.02.2025 | Magdalena Dercz | Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Auch im Nachbarland sind die Ergebnisse der Wahl ein großes Thema. Neben offiziellen Statements der polnischen Regierung äußern sich auch polnische Bürger zu dem Wahlsieg der CDU und dem Abschneiden der AfD.

Die Ergebnisse der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag sind auch im Nachbarland Polen Thema. Aus der Regierung in Warschau kommt Lob für die CDU. Im Grenzgebiet äußern sich zudem polnische Einwohner einerseits erleichtert, andererseits werden auch Erwartungen an eine künftige deutsche Regierung gestellt.

AfD in Polen Thema

Egal ob Regierung oder Bevölkerung: Insbesondere die rechtsextreme AfD und ihr Abschneiden in Deutschland werden direkt sowie indirekt thematisiert. So schrieb zum Beispiel Polens Ministerpräsident Donald Tusk am Montagabend auf der Social Media Plattform X: Es sei heutzutage nicht einfach, Populisten in einer Wahl zu schlagen, wie Polen-Korrespodent Martin Adam im Deutschlandfunk aus Warschau berichtet [www.deutschlandfunk.de]. Für Polen sei eine starke deutsche Wirtschaft, eine eigenständig handlungsfähige EU und die weitere Unterstützung der Ukraine gegen Russland wichtig, wird Tusk zititiert. Und diese Bedingungen sehen viele Polen durch den Wahlsieg von Friedrich Merz (CDU) als gegeben.

Das bestätigt auch viele Polen selbst: "Unser Premierminister Tusk und Friedrich Merz sind befreundet - das freut uns sehr, sie sind von der gleichen Partei-Familie der Christdemokraten und sprechen die gleiche Sprache. Und das braucht Europa heute mehr denn je - mit einer Stimme zu sprechen", sagt zum Beispiel Agniezka Zurawska von der Stadtverwaltung in Kostrzyn nad Odrą (dt. Küstrin, Anm. d. Red.). Sie, aber auch andere Polen hoffen darauf, dass durch den CDU-Wahlerfolg die Zusammenarbeit ausgebaut werden könne.

AfD wäre Katastrophe für EU

Auch in Frankfurts Partnerstadt Slubice ist die Erleichterung zu spüren - insbesondere was den befürchteten Einfluss der AfD betrifft. "Super, dass die CDU/CSU gewonnen hat", sagt zum Beispiel der 20-jährige Adrian gegenüber rbb-Reportern. Insbesonders weil damit die AfD nicht auf Platz 1 gelandet sei. Für Adrian sei klar: "Diese euroskeptische Partei wäre eine Katastrophe für die EU, es wäre katastrophal, wenn Deutschland die EU verlassen würde." Zudem sei für ihn die AfD eine Partei, die Unwahrheiten über den Zweiten Weltkrieg verbreiten würde.

Ein Wahlplakat zur Bundestagswahl 2025 mit der AfD-Bundesvorsitzende, Alice Weidel, steht am 27.01.2025 in einem tristen Vorgarten mit einem unbewohnten Haus. (Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul)

Doch gleichzeitig zeigt sich auch Sorge über das Erstarken der Rechtsaußen-Partei: "Also ich bin ein bisschen überrasacht, dass die AfD über 20 Prozent der Stimmen hat", sagt zum Beispiel der Slubicer Jan. Über ein solches Ergebnis sei er traurig, auch weil die CDU mit 28 Prozent nur ein "schwaches Ergebnis" erzielt habe.

Erwartungen an neue Regierung

Neben der Erleichterung äußern jedoch auch einige Polen Erwartungen an eine neue Regierung unter einem möglichen Kanzler Merz - auch was die umstrittenen Grenzkontrollen betrifft. Noch im Wahlkampf hatte sich Merz für eine Beibehaltung beziehungsweise sogar eine Ausweitung der Kontrollen an den deutschen Grenzen ausgesprochen. "Insbesondere für uns hier in Küstrin wäre das eine große Belastung. Wir haben soweiso schon viele Staus. Wenn es dauerhafte Verkehrskontrollen gibt, dann ist das für uns ein echtes Problem", so Zurawska.

Auch der Umgang mit abzuschiebende Flüchtlingen aus Deutschland beschäftigt die polnischen Nachbarn. So sagt Karol Nawrocki, Kandidat der PiS für die Präsidenschaftswahlen in Mai, zu möglichen Abschiebungen in sein Land: "Mir ist zu Ohren gekommen, dass der polnische Staat sich auf die Aufnahme illegaler Migranten aus Deutschland vorbereitet. Die polnischen Grenzschützer sagten mir, dass sie sich darauf einstellen müssen, die Politik des deutschen Staates umzusetzten sollen", sagte er am Montag in Slubice und fügte ermahnend hinzu: "Polen ist keine Hilfseinrichtung für Deutschland, die deutsche Migrationsprobleme lösen soll, sondern ein freies, souveränes, unabhängiges Volk." (Deutsche Übersetzung aus dem polnischen Original, Anm. d. Red.)

Grenzkontrollen und Abschiebungen bleiben also eine Herausforderung in den deutsch - polnischen Beziehungen, auch unter einer möglichen Merz-Regierung. Für alle anderen Themen sei die Hoffnung groß, dass es besser wird, sagt Jan: "Es wäre gut, wenn Deutschland etwas mehr aktiv in der Außenpolitik wäre." Das gelte für Europa, die Ukraine und auch angesichts der Situation in den USA, so der Slubicer.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.02.2025, 15:40 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz, Lucia Heisterkamp (rbb) und Martin Adam (ARD).

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9 Kommentare

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  1. 9.

    "Die Russen kommen" - dieser Ruf hat schon im 3.Reich funktioniert um die Bürger auf Linie zu bringen und Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Anscheinend hat sich diese Methode so bewährt, dass diese wieder gerne von Politik und Medien genutzt wird.
    Es scheint aber immernoch zu funktionieren.

  2. 8.

    Mal ehrlich, die polnischen Parteien sind durch die Bank weg viel nationlistischer als die AfD. Einige Akteure fallen regelmäßig durch geäußerten "Deutschenhass" auf. Generell herrscht in Polen ein starkes Nationalbewusstsein, was ich gut finde. Man sollte es den anderen Völkern dann aber auch zugestehen. Kein anderes Land hat von der EU und den deutschen Steuerngeldern dermaßen profitiert. Zur Wahrheit gehört weiterhin, dass die Polen wissen sollten, dass wir wissen, welchen Einfluss die Polen in den USA auf Europa und Deutschland ausüben, und aus welchen Grund. Man erinnere sich nur an die Schadenfreude von polnischen Offiziellen als Nordstream gesprengt wurde. Resümee: Hört auf zu heucheln, wir wissen wie gewisse politische Strömungen der Polen ticken. Es bringt auch nichts, aus deutscher Sicht immer gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich alles gefallen zu lassen.

  3. 7.

    Erleichterung und Erwartungen - kenne das Gefühl.
    Östereich, Niederlande, Frankreich - danke für das Vorbild!!!

  4. 6.

    Die Polen wissen am besten, daß man den Russen nicht trauen kann. Und das haben sie auch nicht vergessen. Auch Deutschland ist immer noch dabei, sich das Vertrauen in Ländern wie Polen, der Ukraine, den baltischen Staaten, wieder zu erlangen. Ich hoffe unsere jetzige und künftige deutsche Regierungen, werden diese Länder nicht enttäuschen. Der Feind heißt Putin und vielleicht bald Trump. Das gilt für das ganze freie (noch), demokratische Europa. Jeder einzelne Mensch, in Europa, ist jetzt gefordert. Augen zu, funktioniert nicht mehr.

  5. 5.

    Teil 2: War noch nicht ganz fertig. Wollte nur noch sagen, damals wußte man wenigstens, daß man den Feind hinter dem eisernen Vorhang, suchen mußte und nicht wie jetzt, im eigenen Land. AFD und BSW. Die Linke scheint ja, nach 35 Jahren, endlich die Kurve bekommen zu haben. Abwarten.

  6. 4.

    Es ist ein sehr primitive Argument (regale leer)
    Sehen Sie die Entwicklung in Polen an. In Frühling wird man dort spargsteher brauchen. Wie wäre es?

  7. 3.

    "Mir ist zu Ohren gekommen, dass der polnische Staat sich auf die Aufnahme illegaler Migranten aus Deutschland vorbereitet. Die polnischen Grenzschützer sagten mir, dass sie sich darauf einstellen müssen, die Politik des deutschen Staates umzusetzten sollen" sagt der PIS Politiker. Es geht nicht um "Politik des deutschen Staates", sondern um die Erfüllung des Schengender Abkommens, was auch Polen unterschrieben hat. Der deutsche Polizeigewerkschaftschef Ostermann nennt die Fakten. Vergangenes Jahr seien über 100.000 Menschen unregistriert durch die EU gereist, um an einer deutschen Binnengrenze einen Asylantrag zu stellen. Ostermann konstatiert, dass eine „Politik des Durchwinkens praktiziert wird“ und Anwendung der geltenden Rechtsvorschriften nicht stattfinde. Das Schengen-Abkommen sei daher „klar gescheitert“.

  8. 2.

    Die Regierung aus Polen sollen sich mal um Ihr Land kümmern ! Sonst sieht es bald bei denen so aus , wie zu Kommunistenzeiten , REGALE leer !

  9. 1.

    Ich war gestern erst wieder am Oderdeich und mir wurde bewußt, daß uns zwischen dem Krieg und uns nur wenige Kilometer trennen! Wenns nach dieser Afd ginge, würden die russischen Truppen in zwei Jahren auf dem Kurfürstendamm stehen, frei nach Udo Lindenbergs Song (in 15 Minuten, sind die Russen auf dem Kurfürstendamm!).