Konzert | Cyndi Lauper in der Uber Arena - She Still Just Wants To Have Fun

Nach über 40 Jahren im Rampenlicht verabschiedet sich Cyndi Lauper von der großen Bühne – und bringt bei ihrem Berlin-Konzert noch einmal alles mit: bunte Outfits, trockenen Humor und Songs, die Geschichte geschrieben haben. Von Christopher Ferner
Die Ränge und der Stehbereich der Uber Arena sind an diesem Dienstagabend brechend voll. Überall im Publikum blitzen bunte Perücken auf – mal blau, mal gelb, meistens pink. Eine Hommage an die Frau, auf die hier alle warten: Cyndi Lauper. Die 71-jährige Pop-Ikone macht im Rahmen ihrer "Girls Just Wanna Have Fun Farewell"-Tour Halt in Berlin. Zum ersten Mal seit 1987 singt sie wieder in den großen Arenen dieser Welt – und vermutlich auch zum letzten Mal.
Doch bevor Lauper die Bühne betritt, sorgt DJ Tracy Young mit einem basslastigen Techno-Set für gemischte Reaktionen. Während ein Teil der Menge ausgelassen tanzt, halten sich andere die Ohren zu. Der Sound hat nur wenig mit dem 80er-Pop zu tun, der gleich die Halle füllen wird – aber vielleicht wurde er genau deshalb als Kontrastprogramm gewählt.
Buntes Haar und ganz viel Glitzer
Dann der große Knall – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum betritt Cyndi Lauper die Bühne, regnet es Regenbogen-Konfetti auf das jubelnde Publikum. Ohne große Ansagen startet sie mit "She Bop". Der Song von ihrem 1983 erschienenen Debütalbum "She’s So Unusual" sorgte damals für Aufsehen, denn er handelt von weiblicher Masturbation – damals noch ein großes Tabuthema. Während der Studioaufnahmen soll Lauper teilweise halbnackt gewesen sein. Heute steht sie vollständig bekleidet in einem grauen Glitzer-Outfit auf der Bühne, ihre mintgrüne Perücke leuchtet im Scheinwerferlicht. Doch die Balance ist nicht ideal: Die Band übertönt Laupers Gesang. Dafür überrascht sie bei ihrer ersten Nummer mit einem unerwarteten Instrument – einem kurzen Blockflöten-Solo, das die Menge mit Jubel aufnimmt.
Nach ihrem ersten Hit wendet sie sich ans Publikum. Mit ihrem unverwechselbaren New Yorker Akzent sagt sie: "It really is the last time you will see me on stage." Auf Deutsch: "Es wird wirklich das letzte Mal sein, dass ihr mich auf der Bühne seht." Und schon folgt mit "When You Were Mine" das zweite Lied, ihre Version des gleichnamigen Prince-Songs. Hier kommt ihre Stimme klar durch: kratzbürstig, expressiv.
Ein Rockstar bis zum Schluss
Lauper wäre nicht Lauper, wenn sie nicht auch an diesem Abend mit Mode Statements setzen würde. Nach zwei Songs verschwindet sie hinter der Bühne und taucht in einem dekonstruierten weißen Kleid wieder auf. Später trägt sie ein rot-gelbes Ensemble, das ein wenig an Ronald McDonald erinnert. Lauper zeigt damit, dass sie in Sachen Mode schon immer getan hat, was sie wollte – und es immer noch tut.
Doch nicht nur die Outfits wechseln an diesem Abend, sondern auch die Atmosphäre im Saal. Lauper erzählt von ihrer Kindheit in einem Frauenhaushalt im New Yorker Stadtteil Queens, von verlorenen Lieben und verstorbenen Freund:innen und von ihrem ersten Deutschland-Auftritt als Sängerin der Band Blue Angels im Vorprogramm von Joe Jackson. Die riesige Halle, eben noch eine pulsierende Party, wird plötzlich intim. Einmal zieht sie sich sogar auf der Bühne um, nimmt ihre gelbe Perücke ab und steht nur noch mit einer schwarzen Wig Cap da – einer dünnen, eng anliegenden Kappe, die unter Perücken getragen wird. Als Zuschauer:in fühlt man sich ihr plötzlich ganz nah – als würde man einer exzentrischen, äußerst liebenswerten Tante gemeinsam mit tausend anderen beim Geschichtenerzählen lauschen.
Auch wegen dieser charismatischen Zwischeneinlagen verzeiht man ihr umso mehr, wenn stimmlich nicht alles perfekt sitzt – so wie bei ihrem Hit "Time After Time". Ihre Stimme setzt hier und da immer wieder aus. Doch das Publikum fängt sie auf, singt lauthals mit und verwandelt die Arena mit tausenden Handylampen in ein Lichtermeer.
Dafür ist Lauper bei den rockigeren Nummern wie "Money Changes Everything" oder "Sisters of Avalon" voll da. Sie wirft sich auf alle Viere, liegt auf dem Rücken am Boden – und spätestens jetzt sollte allen klar sein: Hier performt eine echte Ikone auf der Bühne, die es im gehobenen Alter immer noch draufhat.
Girls Really Do Just Wanna Have Fun
Kurz vor Ende des Konzerts wird es dann noch einmal still in der Halle. Die ersten Klänge von True Colors setzen ein, und Lauper steht allein am Mikrofon. Während sie singt, hält sie ein riesiges Seidentuch in Regenbogenfarben in der Hand – ein Bild, das die emotionale Kraft des Songs noch verstärkt. Ein Moment, der Tränen in die Augen treibt.
True Colors wurde in den 1980er-Jahren zur Hymne der LGBTQ+-Community – eine Entwicklung, die Lauper mit Stolz erfüllte. Besonders während der AIDS-Krise bekam das Lied eine tiefere Bedeutung, da es für Akzeptanz, Zusammenhalt und Hoffnung stand. Lauper selbst widmete es einem engen Freund, der an den Folgen der Krankheit starb. Seit Jahrzehnten setzt sie sich für queere Rechte ein, 2008 co-gründete sie die Organisation True Colors United, die sich für obdachlose LGBTQ+-Jugendliche engagiert.
Für den finalen Song des Abends holt sich Lauper dann die Sängerin Peaches auf die Bühne, um gemeinsam ihren größten Hit zu performen: "Girls Just Wanna Have Fun". Zwar ist Peaches’ Mikrofon kurzzeitig ausgestellt, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Denn nicht nur die Girls, sondern alle im Saal wollen jetzt nur noch Spaß haben – und sie haben ihn an diesem Abend auch.
Sendung: rbb24 Inforadio, 26.02.2025, 06:55 Uhr