Berliner Unfallstatistik - Deutlicher Anstieg der Verkehrstoten - Senat will mehr Blitzer anschaffen

Mi 26.02.25 | 15:36 Uhr
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Symbolbild:Farbmarkierungen auf der Karl-Marx-Allee markieren den Fahrweg eines Auto.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Zinken)
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Die Berliner Unfallstatistik 2024 zeigt einen leichten Rückgang der Verkehrsunfälle aber auch einen deutlichen Anstieg der Todeszahlen. Der Berliner Senat will unterdessen mehr Geschwindigkeitskontrollen durchführen lassen.

Die gute Nachricht zuerst: In Berlin gab es im vergangenen Jahr 133.365 Verkehrsunfälle und damit knapp 770 weniger als 2023. Das gaben Polizei und Senat am Mittwoch bei der Veröffentlichung der Unfallstatistik bekannt.

Die schlechte Nachricht: Auffällig stark angestiegen ist die Zahl der Verkehrstoten: 55 Menschen starben im vergangenen Jahr infolge eines Verkehrsunfalls. Diesen Teil der Statistik hatte der Senat bereits zum Jahresende veröffentlicht. Im Vorjahr waren es noch 33, so viele Verkehrstote wie 2024 gab es zuletzt 2016.

Unter den Verkehrstoten sind vor allem Radfahrer und Fußgänger. Etwa die Hälfte waren Senioren.

Weniger Blechschäden, aber mehr Unfälle mit Personenschaden

Auch der leichte Rückgang der Unfälle bietet bei genauem Hinsehen nur wenig Grund zu Optimismus: Denn die Unfälle mit Personenschaden blieben auf einem vergleichbaren Niveau wie in den Vorjahren, es waren sogar rund 60 Unfälle mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der dabei verunglückten Menschen ist leicht angestiegen. Was gesunken ist, ist also lediglich die Zahl der Unfälle mit Blechschaden - zum Beispiel beim Ein- und Ausparken.

Rund zwei Drittel der Unfälle werden von Autofahrerinnen und Autofahrern verursacht und das besonders häufig durch Fehler beim Abbiegen. Auch Nichtbeachten der Vorfahrt und eine zu hohe Geschwindigkeit sind häufige Unfallursachen. Auch wenn zu schnelles Fahren damit nicht für die meisten Unfälle sorgt, ist es die tödlichste Unfallursache: 16 Verkehrstote entstanden wegen Geschwindigkeitsverstößen. Besonders häufig waren Fußgänger (24) und Radfahrer (11) Opfer tödlicher Verkehrsunfälle.

Und das obwohl die Zahl der Geschwindigkeitskontrollen im vergangenen Jahr deutlich hochgefahren wurde. Senat und Polizei wollen dieses Mittel deshalb noch weiter ausbauen. Es sei ein wichtiges Anliegen, den Kontrolldruck hochzuhalten und noch zu erhöhen, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) bei der Vorstellung der Unfallbilanz. Sie würde gerne weitere mobile Blitzeranlagen für die Polizei anschaffen. Die Bußgeldstelle solle außerdem mehr Personal einstellen dürfen, um die Bescheide abzuarbeiten.

Senat setzt auch auf Präventionsmaßnahmen

Bei der Präsentation der Zahlen sagte Spranger, im Verhältnis zur Einwohnerzahl habe Berlin im Bundesvergleich die wenigsten Verkehrstoten zu beklagen. Das sei aber wenig tröstlich, daher verfolge der Senat weiterhin die sogenannte "Vision Zero" – also das Ziel, dass niemand mehr im Berliner Straßenverkehr stirbt.

Der Berliner Senat hatte vor zwei Wochen das "Verkehrssicherheitsprogramm 2030" verabschiedet. Es setzt laut Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) vor allem auf Präventionsmaßnahmen. Dazu zählen die Verkehrssicherheitsberatung für Senioren, Kinder und Menschen mit Behinderung. Bonde betonte: "Die wichtigste Verkehrsregel ist immer noch Paragraf 1 der StVO – ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht."

Sowohl Verkehrssenatorin Bonde als auch Innensenatorin Spranger lehnen jedoch verpflichtende Fahrsicherheitsüberprüfungen für Senioren ab. In der Statistik ist abzulesen, dass Senioren für rund neun Prozent der Unfälle verantwortlich sind, ähnlich häufig sind es allerdings auch junge Erwachsene.

Sendung: rbb24 Abendschau, 26.02.2025, 19:30 Uhr

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51 Kommentare

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  1. 51.

    1. Leider, aber neben Abstandsverstößen ( hintereinander; bei Kfz) Wegen der Nachweisbarkeit.

    2. a) Unter anderem auch wegen der Infastruktur; fehlende oder zugeparkte Lieferzonen "zwingen" in die 2. Reihe, und bei konsequenter Ahndung schadet es den Geschäften... Abschleppen für diese dauert i.d.R. zu lange ( bis ein Anordnender da ist und dann der Schlepper irgendwann eintrifft....)...

    (2. b) keine Toleranz sehe ich bei privaten Lieferdiensten , für welche alle die Schuld tragen, die "zu bequem" oder "zu geizig" sind, den Einzelhandel nicht unterstützen und damit eine "Armee" von Lieferanten unterstützen, welche zum Teil keine Ahnung von Regeln haben oder den Auftrag über die Regeln stellen oder sich gleich selbst als Adressaten ansehen...; für mich positive Ausnahme als Dienst: Picnic wegen der kleinen elektrischen Fahrzeuge, die nicht so im Wege stehen, insb. den Rettungsdiensten! (Soll keine Werbung, nur ein Beispiel sein!))

  2. 50.

    Vision Zero betrifft zwar nicht nur den Verkehr aber egal. Das Ziel verfolgt man also…. Bestimmt mit gleichem Erfolg wie die anderen Ziele die man sich so setzt und jedes Jahr verfehlt.
    Und ich nehme mal nur einen Fall raus… ein angetrunkener Radfahrer fährt gegen ein Schild und stirbt… na da bin ich ja mal gespannt wie man dies verhindern möchte… Vision Zero bedeutet halt Null und nicht fast Null.
    Aber bestimmt schöpft man da aus Erfahrungen anderer Städte die das schon geschafft haben.
    Manchmal sollte die Berater der Politiker eingreifen und ihnen sagen „erzähl nicht so einen Unfug der niemals umsetzbar ist“

  3. 49.

    Ich habe mir beim radfahren angewöhnt immer Schulterblick wenn eine Kreuzung passiert wird. Keine Kopfhöhrer. Immer mit allen Sinnen dabei. Das ist meine Lebensversicherung.

  4. 48.

    Doch! An Intensiven Schwerpunkten könne Blitzer auch für falsches oder verbotswidriges Abbiegen eingesetzt werden. die Technik ist vorhanden.
    Diese Blitzer Anlagen können zum Beispiel an einer Kreuzung gleichzeitig Rotlichtverstoß, Geschwindigkeitsüberschreitung und verbotswidriges Abbiegen ablichten.
    "Blitzersäule"
    Die Software ist sogar in der Lage, Fahrzeuge über 3,5 t zu erkennen und kann so bei partiellen Tempolimit für LKWs eingesetzt werden (z. B.: *>3,5 t 30 km/h und alles andere 50 km/h*)

  5. 47.

    Schon wieder diese frechen Lügen! Natürlich schaffen GB die Verkehrsunfälle ab - das wurde 100000 mal bewiesen! Sie haben keine Ahnung!

  6. 46.

    Nun, ich will ja nicht mit der alten Leier kommen: Verkehrserziehung das gab es schon in der DDR .
    Ja gab es wirklich und sogar flächendeckend. Egal ob Schule oder Betriebe sogar in der damaligen Volkssolidarität für Senioren gab es das.

  7. 45.

    Blitzer schaffen die Raser doch nicht ab! Was hilft sind nur GESCHWINDIGKEITSBEGRENZUNGEN! Und zwar in der ganzen Stadt auf 30kmh! Auch in Brandenburg: Runter vom Gas oder Elektropedal auf max. 100, außerorts und innerorts 30km! Und weg bleiben die vielen Toten!

  8. 44.

    Wenn man nur die Hälfte liest oder verstanden hat... Der "Feind" heißt schlechte Infrastruktur und rücksichstlose motorisierte Verkehrsteilnehmer.

  9. 43.

    Verkehrserziehung vor allem Radfahrer und Vor allem die mit Kopfhöhrern bei diesen. Selbst Fussgänger rennen vor Strassrnbahnen mit Handy und Kopfhörer.Wenn ich Schienen sehe werde ich besonders aufmerksam. Aber viele scheint der Verkehr egal zu sein,die halten schon.

  10. 42.

    Berlin kann nicht verkehr und kann nicht Finanzen. Flächendeckend an jeder Ampel Rot- und Geschwindigkeits-Kameras und schwupps - übermorgen wäre Berlin stinkreich infolge der Strafgebühren.

  11. 41.

    Was Not tut, das ist eine Verkehrerziehung bei Fußgängern und Radfahrern,
    da Fußgänger mit einem Phon in der Hand, das gehört bereits zum normalen Staßenbild, und Radfahrer denen die StVO "Wurscht" ist ebenso.
    Das die Autofahrer bei nicht Einhaltung der vorgeschriebener Geschwindigkeit auch möglichst erwischt und ordentlich Sanktioniert werden sollen, das verseht sich von selbst!

  12. 40.

    Nein, gibt es nicht. Geschwindigkeitskontrollen können Verkehrsunfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern nicht verhindern. Sie können je nach Örtlichkeit aber die Folgen verringern, beispielsweise vor Schulen. Der Unfall, wenn dort ein Kind unvermittelt auf die Straße läuft, ist kaum zu verhindern. Es macht aber einen Unterschied, mit welcher Restgeschwindigkeit das Verkehrsopfer angefahren wird. Deshalb ist der Unterschied zwischen Tempo 30 oder höheren Geschwindigkeiten durchaus relevant. Die meisten schweren bis tödlichen Unfälle passieren aber selten dort, sondern an Kreuzungen, wo entweder die Vorfahrt nicht beachtet wird oder parallel befindliche Verkehrsteilnehmer, meist auf dem Fahrrad, übersehen werden. Überhöhte Geschwindigkeit bedeutet zudem nicht, dass die Maximalgeschwindigkeit überschritten wurde, sondern schließt jegliche unangepasste Geschwindigkeit mit ein. Mit 50 aus der Kurve geflogen oder auf Eisglätte weggerutscht, gehört nämlich mit dazu.

  13. 39.

    Wenn ein Radler an einer Kreuzung geradeaus weiterfährt, sollte schon ein Schulterblick - hat mich der abbiengende gesehen - aus eigenem Interesse erfolgen. Oft aber so, Radler fährt und kuckt geradeaus und beschleunigt auch noch. Ist so!

  14. 37.

    "In der Statistik ist abzulesen dass Senioren für rund neun Prozent der Unfälle verantwortlich sind". In Anbetracht von 20% Senioren (>65) in Berlin verhält sich diese Altersgruppe überdurchschnittlich aufmerksam und verantwortungsbewusst.

  15. 36.

    dann sollte auch in bestimmten Bereichen das Fahrrad verboten werden und auch die Geschwindigkeit angepasst werden

  16. 35.

    Wenn Autofahrer links oder rechts abbiegen, haben Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, Vorrang vor ihnen. Wie viele Autofahrer halten sich beim Abbiegen daran und wie viele nicht? Und dabei ist es völlig unerheblich, ob das an einer Ampel passiert oder nicht. Ich befürchte, viele Autofahrer kennen diese Regel nicht einmal oder noch schlimmer, sie kennen sie und pochen auf das Recht des Stärkeren. Echt traurig, was ich genau bei dieser Situation tagtäglich sehen kann.

  17. 33.

    Wirkliche Vor-Sicht ist indes etwas ganz anderes als die Vorausberechnung, die ganz sichtbar gemeinhin gemacht wird: Vor-Sicht legt Wert auf ein unvorfestgelegtes OFFENES Schauen, Vorausberechnung aber geht davon aus, dass es so, wie es jetzt ist, sich auch in den nächsten fünf bis Sekunden verhalten wird.

    Das aber weiß kein Mensch. Hellseherische Begabung hat tats. niemand, doch die Meisten verhalten sich nicht danach. Dass nicht noch mehr passiert, ist der simplen Tatsache geschuldet, dass es in den meisten Fällen doch noch knapp aneinander vorbeigeht. Die Beinahe-Unfälle würde ich getrost mal zehnmal so hoch ansetzen.

    Eine düstere Perspektive? Nur für die, die nichts ändern wollen. Ggf. ginge es ja um ein Lernen: Die Strategie einer wirklichen Vorausberechnung, einer angenommenen Konstanz, funktioniert nur, wenn ich wirklich um alle Faktoren weiß. Im Verkehr unmöglich.

    Das Geschriebene betrifft alle, unabh. des Verkehrsmittels. Leidtragende aber sind die ohne Schutz.

  18. 32.

    "Anstieg der Verkehrstoten - Senat will mehr Blitzer anschaffen"

    Warum nicht mehr Bleistifte bei Ikea fordern? Oder das die Mülltonnen doch in blau schöner aussehen? Vielleicht auch noch ein schönes altmodisches emailliertes Verkehrsschild: "Autofahrer, fahr doch nicht so viele tot"
    Wahlweise - wir sind technologieoffen - vielleicht auch als LED-Screen.

    Ja der Senat. Der wäre vielleicht überrascht sagte man ihm: Ihr müsst ne moderne Verkehrspolitik machen. Das rettet Leben. Nicht das ihr Fotos von eurer rückständigen Verkehrspolitik macht.

    So geht halt ideologische Verkehrspolitik, die verbreitet moderne Verkehrspolitik sei blosse Ideologie. Um den zu ärgern, den man doch auch auf Blitzerfotos forgrafieren kann. Weil das ja Leben rettet.