Umstrittener Wiederaufbau - Turm der Potsdamer Garnisonkirche wiedereröffnet

Do 22.08.24 | 11:38 Uhr
  68
Archivbild: Garnisonkirche in der Breite Straße, Potsdam, Brandenburg. (Quelle: dpa/Schoening)
Video: rbb Brandenburg Aktuell | 22.08.2024 | T. Jaeger & A. Hewel & M. Albrecht | Bild: dpa/Schoening

Offizieller Festakt für ein nach wie vor umstrittenes Bauwerk: Am Donnerstagvormittag wurde in Potsdam der wieder aufgebaute Turm der Garnisonkirche eröffnet. Ab Freitag soll er für die Öffentlichkeit zugänglich sein - allerdings nicht umsonst.

In Potsdam ist am Donnerstag der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirchturm eingeweiht worden. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte als Schirmherr des Projekts in einer Ansprache, der Weg zum Wiederaufbau sei lang und kompliziert gewesen und bleibe umstritten. Der Ort fordere heraus. Er konfrontiere die Deutschen mit ihrer Geschichte. Hier könne man über das Gestern, Heute und Morgen nachdenken und streiten.

Gegner des Wiederaufbaus sehen in dem Bau ein Symbol des Militarismus und befürchten, dass er Menschen mit rechtsradikaler Gesinnung anziehen könnte. Nach rbb-Informationen hat sich vor dem Beginn des Festakts etwa 100 Demonstranten vor der Garnisonkirche versammelt.

Auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sowie der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, kamen zu der Einweihung. Turm und Ausstellung sind ab dann Freitag für die Öffentlichkeit zugänglich. Besucher können dann erstmals von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform einen Rundumblick genießen - über 365 Stufen oder mit dem Aufzug erreichbar.

Kritiker sehen Symbol des Militarismus

Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, die Reste wurden 1968 gesprengt. Die Rekonstruktion der historischen Garnisonkirche ist seit Jahren umstritten. Kritiker sehen darin ein Symbol des Militarismus und einen Identifikationsort rechter Kräfte. Sie verweisen auf den historischen "Tag von Potsdam" im März 1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche dem neuen Reichskanzler Hitler die Hand reichte.

In den frühen 1990er Jahren begann eine von Ex-Bundeswehroffizier Max Klaar gegründete Traditionsgemeinschaft, Spendengelder zu sammeln. Wegen der fragwürdigen Gesinnung der Initiative regte sich rasch Widerstand.

Kirche soll Ort für Friedensarbeit werden

Die evangelische Kirche gründete schließlich eine eigene Stiftung, die seit 2017 den Wiederaufbau betreibt. Sie will den Ort für Friedensarbeit und Demokratiebildung etablieren. Eine Ausstellung mit dem Titel "Glaube, Macht und Militär" soll sich kritisch mit der Geschichte und den politischen Entwicklungen befassen. Peter Leinemann vom Stiftungsvorstand will mit dem Konzept eines Bildungs- und Gedenkortes Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen: "Ich lade alle ein, die Veranstaltungen zu besuchen und sich die Ausstellung anzuschauen und dann gerne weiter miteinander zu diskutieren."

Der Pfarrer und Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche, Jan Kingreen, sagte am Donnerstag dem rbb, es gebe an diesem Ort keinerlei Anknüpfungspunkte für Rechtsradikale. Die Geschichte werde stattdessen schonungslos aufgearbeitet.

Ähnlich äußerte sich der Bundespräsident am Donnerstag. "Gerade hier werden wir schnell auf schmerzhafte, unheilvolle Teile unserer Vergangenheit gestoßen - ja, auf Wegmarken, an denen wir Deutsche den falschen Weg gewählt haben", sagte Steinmeier beim Festakt. Der Ort "wurde zum Symbol einer Allianz von konservativer Tradition und Nationalsozialismus; einer Allianz, die nicht zuletzt das Ende der ersten deutschen Demokratie besiegelte." Der wiederaufgebaute Turm rufe nun dazu auf, zu erinnern, zu differenzieren, aber keinesfalls zu vergessen. Der Bundespräsident würdigte die Debatte um den Wiederaufbau als "Ausweis eines kritischen Geschichtsbewusstseins", machte aber auch deutlich: "Ein Ort, der nicht mehr da ist, würde das kritische Erinnern nicht leichter machen."

Bürgerinitiative: "Finde, dass eine Touristenattraktion in Verbindung mit dieser problematischen Geschichte nicht möglich ist."

Sarah Krieg von der Bürgerinitiative "Potsdam ohne Garnisonkirche" überzeugt das nicht, wie sie sagte. "Ich finde, dass eine Touristenattraktion in Verbindung mit dieser problematischen Geschichte nicht möglich ist." Zur Eröffnung sei daher eine Kundgebung mit einem "Morgenfluch" als Gegenstück zu dem in der Turmkapelle angebotenen "Segen to go" geplant, so Krieg vorab.

Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte am Donnerstag dem rbb, dass mit der Wiedereröffnung der Kirche die Diskussion über das Bauwerk nicht beendet sei. Die Kirche dürfe nicht einseitig betrachtet werden. Befürworter des Wiederaufbaus würden darauf verweisen, dass die Kirche zu Zeiten der DDR abgerissen wurde. Es sei wichtig, dass sich die Gesellschaft hier einen Raum leiste, an dem Diskussionen möglich seien.

Der Streit um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche

Eintritt für zwölf Euro

Tickets für die Eröffnung können online gebucht werden, der Eintritt für den Turm kostet zwölf Euro für die Ausstellung und die Aussichtsplattform, das "Potsdam Panorama". Ermäßigt sind es sieben Euro. Auf die Besucherplattform passen maximal 60 Menschen gleichzeitig.

Die Baukosten, die laut Stiftung rund 42 Millionen Euro betragen, finanziert überwiegend der Bund. 30 Prozent der Summe seien durch Spenden zusammen gekommen, so die Stiftung. Eine Besonderheit: Jedermann kann für Ziegelsteine (100 Euro) und Treppenstufen (für 2.500 Euro und 5.000 Euro) spenden. Dafür können sich die Unterstützer etwa mit einem wichtigen Datum und Namen darauf verewigen.

Plan für das höchste Gebäude Potsdams

Ganz fertig ist der Turm aber noch nicht. Eine 30 Meter hohe Haube muss erst noch gefertigt werden. Sie soll laut Stiftungsvorstand 2026 auf das Bauwerk kommen - mit dann fast 90 Metern das höchste Gebäude Potsdams.

Gewissermaßen als Provisorium wirken auch die acht Turmfenster, die mit Plexiglas verschlossen sind. Eigentlich vorgesehene Holzlamellen seien für rund 300.000 Euro zunächst zu kostspielig, sagte Kingreen. Auch vom Wiederaufbau des Kirchenschiffs ist beim Stiftungsvorstand kaum noch die Rede.

Sendung: rbb Brandenburg Aktuell, 22.08.2024, 19:30 Uhr

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

68 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 68.

    Und was hat das mit meinem Kommentar zu tun? Und ob die Arbeiterschaft und ganz besonders die aufständischen Matrosen 1918 ihn dafür geliebt haben?

    Eher nicht.

  2. 67.

    Na ja,
    zum Wilhelm II.- kurze Zusammengefassung: "Er liebte die pathetische Pose, und dafür liebte ihn das Volk."
    Zutreffender kann an es nicht Ausdrücken

  3. 66.

    Sehr geehrte/r Dame/Herr,

    da mögen Sie recht haben.
    Einerseits und andererseits auch nicht.

    Ganz sicherlich gehöre ich zu den Linken in der Sozialdemokratie. Jemand der die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu verantworten hat ist nicht tragbar. Soweit dazu.

    Ich sehe aber das es grundsätzlich ein Problem zu sein scheint eine Meinung tolerieren zu müssen, die mit den gängigen Interpretationen von Geschichte nicht konform gehen will.
    Das ist in Ihren Einlassungen deutlich genug dargestellt.

    Diese Einstellung ist es auch was gerade die im Osten zu einer Anti-Haltung führt mit den drohenden Konsequenzen.

    Meinungen kann man verbieten, sie können auch verunglimpft werden, wie es ja hier heute geradezu plastisch anzusehen war, aber eines gelingt nicht: Die Gedanken sind frei, sie bleiben frei und werden es sein.

    Gehaben Sie sich wohl in Ihrer Gedankenwelt einen schönen Abend noch

  4. 65.

    Es gilt für Einstellungen und Handlungen des Rechtsextremismus das Gleiche wie für deren Prestige-Bauten - sie zu übernehmen, zu verfestigen, zu verstetigen, bedeutet, Rechtsextremismus zu stärken. Daher ist die Behauptung des Stiftungsvorstands nicht nur Doppelstandard, sondern unseriös. Auch die Jauchs, die in Talkshows schonmal dafür plädieren, Schüler*innen sollten obligatorisch KZ-Gedenkstätten im Rahmen des Unterrichts aufsuchen, begehen wiederholt Geschichtsrevisionismus. Mitnichten ist es der endgültige Untergang der Weimarer Republik allein, sondern die gesamte, kontinuierlich antidemokratische Geschichte dieses Orts. Hätte man sich kritisch mit Geschichte auseinandergesetzt, wäre es nicht zur Förderung eines identitären, reaktionären, demokratiefeindlichen Orts gekommen. Warum es einen Nachbau des Originals brauche, um einen Lern- und Kulturort zu schaffen, wurde zudem von keiner Seite verdeutlicht. Als nächstes dann in Berlin der Führerbunker als Museum?

  5. 64.

    Ich mag Ihre sachliche Art aber hier schießen Sie über das Ziel hinaus.

    "Die Kirche werde größtenteils aus Steuergeldern finanziert, sagt das „Rechercheteam Lernort Garnisonkirche“. Doch das Geld reiche nicht."

    Hier wurde also ein Projekt, welches von privat initiert wurde, mit Steuergeldern finanziert.

    "Die Idee zum Wiederaufbau der Garnisonkirche geht auf die Initiative von Max Klaar zurück, einem ehemaligen Bundeswehroffizier und späteren Vorsitzenden des rechtsextremistischen Verbands Deutscher Soldaten. Im Dezember 1984 gründete er die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) mit, die sich für eine Rekonstruktion des 1945 zerstörten Geläuts einsetzte. Nach dem Mauerfall 1989 warb Klaar für die Idee der Wiedererrichtung der Garnisonkirche in Potsdam. Bereits am 3. März 1990 hielt er dazu eine Rede auf dem Landesparteitag der CDU Brandenburg. "

    Wenn das kein Geschichtsrevisionismus ist, was dann? Die Kirche wird unweigerlich zum Wallfahrtsort werden.

  6. 63.

    Die Verdoppelung des Staatsnamens - obwohl das immer schon eine Einkürzung war - eint eingefleischte Anhänger und Gegner. Sie haben dabei das "Nie wieder ... (mindestens 5 Ausrufezeichen) !" überhört. ;-

  7. 62.

    Wer schreibt Geschichte? Eine naive Frage, finde ich.

    Erstmal der Sieger. Die Herrschenden, die Oberklasse. "Geschichte von unten" existiert noch nicht allzu lange. Da hat man angefangen die Geschichte ALLER Deutschen aufgeschrieben und nicht nur die der Herrschenden.

    Ich habe zwei Autoren genannt, für den Anfang reicht das Gedicht von Bertold Brecht. Es endet mit:

    Warum erinnern wir uns nur,

    Wenn der Name groß war,

    Wenn die Tat gut war,

    Oder der Fehler so unendlich schwer?

    Warum vergessen wir die Anderen?

    Was ist mit jenen, die keine Geschichte schrieben,

    Aber ohne die sie nicht geschrieben werden konnte.

    Sind diejenigen weniger beteiligt?

  8. 61.

    Ggf. lohnte eine verbale Abrüstung: "Rechercheteam" hört sich gewaltig und großartig an; dabei sind es Menschen mit vorgefassten Auffassungen, die stets finden, was sie suchen, weil kein einziger Bau jemals so "gelaufen" ist wie er geplant war.

    Der Terminus "Geschichtsrevisionismus" ist eine toxische Vokabel, die genau das Gegenteil des offenen Ansatzes ist, den ich andeutete. Es sind eben zwei grundverschiedene Lernmuster: Das eine, welches Menschen neugierig macht für etwas, dass sie bewegt werden, SELBER zu lernen, ohne vorgegebenes Ergebnis; das andere: das sie mit der Nase auf etwas gestoßen werden.

    Sie haben sich für die zweite Variante entschieden. Diese Art von Rigorisität haben andere allerdings stets "besser" gekonnt, mit verheerenden Ergebnissen. ;-

  9. 60.

    Vor Beginn der Veranstaltung meine ich aus meinem Büro (wenige Luftmeter Entfernung) Sprechchöre vernommen zu haben, die immer wieder "Deutschland, Deutschland" riefen. Das ist doch ein ganz tolles Publikum was angezogen wurde.

  10. 59.

    Hier wird Geschichtsrevisionismus mit Steuergeldern gefördert! Ein Unding!

    Das Rechercheteam Lernort Garnisonkirche:

    „Hier werden im Kleinen jene Muster reproduziert, die der Öffentlichkeit aus den großen Bauskandalen des letzten Jahrzehnts hinlänglich bekannt sind“, schreibt das Rechercheteam. Aufgrund des hohen politischen Drucks, den man selbst erzeugt hat, versucht man eine Aktenlage herzustellen, die wenigstens auf dem Papier korrekt aussieht. Der Förderantrag liegt nun dem Bundesministerium der Finanzen vor, mit einer Freigabe ist zu rechnen. Das Mindeste wäre dann eine Verpflichtung der Stiftung zu mehr Transparenz über ihre Finanzen."

  11. 58.

    Ein Meilenstein war die Preußen-Ausstellung 2001, die schonungslos weder die Unmenschlichkeiten Preußens wie Spießrutenlauf noch die löblichen Seiten wie die Rechtsstaatlichkeit ausließ, was u. a. Uwe Wesel, einer der Autoren des Verfassungsentwurfs zum Bund Deutscher Länder 1990, hervorhob. Zu einem großen Brei lässt sich das nicht verrühren, weder zu einem Monster noch zu Glanz & Gloria. Es lässt sich nur daraus lernen.

    Mehr als Menschen anderswo sind Deutsche m. E. verhärmt, nach glasklarer Unterscheidung zw. definitiv richtig u. definitiv falsch orientiert - bis zum Erbrechen und Verbrechen. Diese Kontinuität ist systemübergreifend, findet sich also auch zu heutigen Zeiten. Mit Galligkeit ist der Potsdamer Garnisonkirche nicht beizukommen, auch nicht mit Jubelgesängen.

    Die Ausstellung im Turm und die Bildungsarbeit wurzeln genau in dieser Gratwanderung. Der "Lernort Garnisonkirche" will aber Menschen mit der Nase auf das einzig möglich Richtige stoßen. ;-

  12. 57.

    Wer hat die Geschichte dieses Landes den "geschrieben", wenn nicht die hier seit Generationen lebenden Deutschen?
    Da Deutschland nie ein anektiertes Land war, ist es für seine geschichtliche Entwicklung ganz alleine verantwortlich, über Generationen hinweg, und die Nachkommen geht diese Geschichte sehr wohl was an, da sie die Ururenkel , Urenkel. und Enkel sind..

  13. 56.

    "Politisch ist meine Heimat die SPD, zur Wendezeit noch SDP. "

    Auch die Sozialdemokratie schützt nicht vor Geschichtsrevisionismus. Im Gegenteil, wie einige Beispiele aus unserer und diesmal ist es wirklich unsere, Geschichte zeigen.

    Noske... Ebert...

    Preußen existiert nicht mehr. Finden sie sich damit ab.

  14. 55.

    Bin da neulich vorbei Steht so ein bisschen verloren und nackig herum Keine Seele,völlig unnütz.Wüste nicht,warum ich da für 12.Euro Eintritt zahlen sollte.

  15. 54.

    Sehr geehrter Herr Morena,

    Vielen Dank für Ihre Antwort.

    Nicht nur an mich. Sondern auch an andere.
    In der Summe empfehle ich Ihnen in sich zu gehen und sich selbst mal zu hinterfragen.

    Im übrigen muss ich Sie enttäuschen, weder jammere ich, noch bin ich extremitisch.
    Politisch ist meine Heimat die SPD, zur Wendezeit noch SDP.


    Insofern eine schöne Zeit

  16. 53.

    "Preussen wird immer noch nicht korrekt als militaristisch verunglimpft. Dies hat mit der Geschichts-Interpretation nach dem 2. Weltkrieg zu tun. "

    Ich empfehle ihnen ein Blick in ein Geschichtsbuch oder besser noch, Bücher von Sebastian Haffner und Bernt Engelmann über das Thema zu lesen.

    "Endlich entsteht wieder weiter unsere Preußische Geschichte ..."

    Unsere? Sie stammen also in direkter Linie von preußischen Generälen, Fürsten oder gar den Hohenzollern ab?

    Einfaches Landvolk, Arbeiter und Handwerker können sie bei einem Dreiklassenwahlrecht ja nicht meinen.

    So ähnlich beginnt auch die Einleitung zu Engelmanns Buch "Wir Untertanen" und mit dem Gedicht Bertolt Brechts "Fragen eines lesenden Arbeiters".

    "Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer

    Siegte außer ihm?"

    Wer hat "unsere" Geschichte geschrieben? Meine Vorfahren waren es nicht. Ihre etwa?

    Preußen existiert de facto seit 1945 nicht mehr. De jure seit dem 25. Februar 1947.

  17. 52.

    Es ist wie mit dem Stadtschloss neokitsch. Abgesehen vom historischen Hintergrund. Diese Kirche muss nicht zum neuen Disneyland aufgebaut werden. Alles, was in der Zeit nicht mehr vorhanden ist, können wir nicht wieder nachgebaut hinsetzten. Es gibt genug erhaltene historische Bauwerke, die Zeitgeschichtlich relevant sind.

  18. 51.

    Richtig. Das Eigenheim von Kaiser Wilhelm steht nun als rekonstruiertes Plattenbauschloss wieder gegenüber der Kapelle des Feudalherrschers "Berliner Dom" - der auch schon zeitgenössisch ein furchtbares Statement war.
    Die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche ist wieder ganz was anders und eben keineswegs historisierend wie die Garnisonskirche "wieder aufgebaut"

  19. 50.

    Voll witzig Clara - aber in in einer sachlich-inhaltlichen Diskussion halt destruktiv-nervig.

    Die Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche - zeitgenössisch schon ein schreckliches Monstrum und Statement wie der Berliner Dom zeitgenössisch ebenso
    - ist nach dem Krieg eben nicht mehr aufgebaut worden. Sondern als hohler, ruinenhafter Zahn von einem modernen Architekten - Egon Eiermann - gegen den Protest der Reaktionären und Restauratoren als Mahnmal kinzopert und fertig gestellt worden.
    Ganz andere Nummer als das, was mit der Potsdamer Militaristenkirche nun durchgesetzt ist.

Nächster Artikel