Hot Spot Prenzlauer Berg - Da steht ein Hanf in der Flur

Do 05.09.24 | 20:06 Uhr
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Eine Hanffpflanze in Prenzlauer Berg Berlin (Quelle: rbb)
Video: rbb|24 | 05.09.2024 | Mara Nolte | Bild: rbb

Die Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg ist ein besonderes Biotop: Seit einigen Wochen gedeiht dort eine Hanfpflanze in einer Baumscheibe. Unklar ist, ob das Gewächs für den üblichen Zweck zu gebrauchen ist. Und die noch größere Frage: Wer kümmert sich?

Die stille Straßenpost der Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg (Pankow) hat es in die Lokalpresse geschafft: In einer Baumscheibe vor einem Wohnhaus gedeiht eine Hanfpflanze und ist zu einem kleinen Foto-Hot Spot geworden. Die B.Z. berichtete zuerst über den urbanen Botanik-Erfolg, dass er "Passanten fasziniert". Mehr als zwei Meter ist das Gewächs in die Höhe geschossen, der Umfang beträchtlich.

Gemeinschaftlicher Eigenanbau - ja, aber nicht im öffentlichen Raum

Hintergrund der Aufregung um den offenbar reichlich wuchernden Hanf ist die aktuelle Rechtsprechung. Die wurde im August 2023 geändert und trat mit Wirkung zum 1. April in diesem Jahr in Kraft [www.bundesregierung.de]. Sie gestattet Erwachsenen den Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen für den "Eigenkonsum", aber auch den "gemeinschaftlichen, nichtgewerblichen Eigenanbau zum Eigenkonsum in Anbauvereinigungen".

Das Gesetz allerdings stellt genaue Regelungen für den Anbau auf. Dazu gehört etwa der Abstand zu "Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen sowie in öffentlich zugänglichen" Orten. Für diese Orte des Anbaus gilt, dass sie "gesichert" sein müssen und der "behördlichen Kontrolle" unterliegen. Ohne ins Kleinegedruckte des Gesetzes eintauchen zu müssen, erkennt der Laie: Das Immanuelkirchstraßenhanfbäumchen ist illegal, denn es ist eben nicht genehmigt und nicht gesichert und steht frei - auch für Kinder zugänglich - im öffentlichen Raum.

Sie war da, wurde gegossen und gedieh

Der Inhaber des gegenüber dem aufsehenerregenden Cannabis-Pflänzchen liegenden Café "Godshot", Kai-Uwe Beyer, erinnert sich an die erste Entdeckung der Blume vor "ungefähr drei Monaten" und erklärt dem rbb: "Ich dachte: 'Ups, das Unkraut sieht aber irgendwie komisch aus, oder anders als erwartet.'" Er habe sie gegossen und dann sei sie einfach weiter gewachsen.

Beyer versichert: "Ich finde nur die Pflanze schön, wunderschön. Die braucht nicht viel Pflege. Die Hunde machen ihr nichts aus." Und er versichert, mit Drogen "nichts am Hut" zu haben.
Und "mit all den Einzelheiten", so versichert Beyer weiter, kenne er sich auch nicht aus. Aber er beobachtet eben die Pflanze und bemerkte: "Da wurde schon was abgebrochen. Schade eigentlich." Aber sie gedieh und er half ihr ein bisschen mit Wasser und indem er das Unkraut entfernte.

Grundsätzlich lässt sich über Marihuana-Pflanzen sagen, dass sie bei entsprechender Übung der Gärtnerinnen und Gärtner bei mildem Wetter schnell keimen, schnell wachsen und gedeihen. Und die besorgte Pflege mit ordentlich Wasser - wie hier nun durch den Inhaber des "Godshot" - hilft ihr auch.

Knapp vorbei - das Grünflächenamt

Weil aber eben bei Hanf-Pflanzen "grundsätzlich der legale private Eigenanbau nicht im öffentlichen Raum stattfinden" darf, wie die Bezirksverwaltung Pankow entsprechend dem Gesetzestext dem rbb24 mitteilte, kann das "Grünflächenamt solche Pflanzen im öffentlichen Raum jederzeit entfernen".

Zwar zitierte die B.Z. das Grünflächenamt schon am Mittwoch, dass also die Pflanze "bereits entfernt" sei, aber das stimmte zumindest am Donnerstag nicht mehr. Da stand die Blume noch - grün und groß und very verboten - gleich gegenüber vom "Godshot".

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2024, 19:30 Uhr

26 Kommentare

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  1. 25.

    Warum läßt man diese schönen Pflanzen, meinetwegen nur die männlichen, nicht überall wachsen!? das kann nur gut sein für das Klima und die Seelen der gestressten Menschen, müde vom destruktivem Agieren der AfD. Hanf her!

  2. 24.

    Lustige "Gegenargumente". Bäume tragen also immer Blätter und lassen nie Laub? So, so.. und Nutzhanf (übrigens auch praktisch im Bau und weiteren Branchen) wird geraucht? Interessant und lässt tief blicken.

  3. 23.

    Hanfplanzen benötigen Wasser. Ihr Wurzelwerk geht recht tief. Umso höher wachsen sie. Für den schon gestressten Straßenbaum keine helle Freude.

  4. 22.

    Jeder bekommt wat er wählt.
    Ich lach mich über unser Beamten und Politiker Soße nur noch schlapp.
    Vielleicht hätte man einen Zaun ziehen sollen.

  5. 21.

    Hi Lothi, ist das wirklich so? Frage ich als Ahnungsloser…. jedoch Interessierter…

  6. 20.

    Und nach dem Turbowachstum geht er bei kaltem Wetter ein und verrottet. Gibt also das ganze CO2 wieder ab. Oder wird geraucht = verbrannt, gleicher Effekt...
    Die Argumentation geht also leider in die Irre.

  7. 19.

    Sie brauchen keine Saatbomben, handelsübliches Vogelfutter (im Winter in jedem Supermarkt zu haben) reicht völlig.

  8. 18.

    Mal wieder eine Chance vertan.
    "Kohlenstoffspeicherung: ein Hektar Hanf bindet 9 bis 15 Tonnen CO2, was einem jungen Wald entspricht, wobei der Hanf nur fünf Monate zum Wachsen braucht."

  9. 17.

    Hanf sollte überall wild wachsen. Statt auf Cannabisclubs sollte man lieber auf Saatbomben setzen und jede Freifläche bombardieren, bis Hanf zum Unkraut geworden ist. Dann kräht auch kein Hahn mehr danach.

  10. 16.

    Und nun isse weg, der Bürokratie zum Opfer gefallen. Sag so schön aus mit ihrem frischen Grün, Aber was nicht darf, das kann nicht sein, auch wenn es eine männliche Pflanze war - für Kiffer wertlos

  11. 14.

    Wahrscheinlich hat die sich einfach selbst gepflanzt. Da ist jemandem die Müslitüte aus dem Fahrradkorb gefallen oder so.

  12. 13.

    Vielleicht kann der Artikel mal den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen erklären... Wenn sich dort keine Blüten bilden gibt es auch kein THC.

  13. 12.

    Stimme Ihnen zu. Der Hanf nimmt dem Baum das nötige Wasser weg. Aber wird jawohl regelmäßig gegossen;-)So wie es aussieht.

  14. 11.

    In jedem Bioladen gibt es Hanfsamen als Lebensmittel zu kaufen. Die ausgewachsene Pflanze sieht dann genauso aus wie eine THC-haltige. Eine Schönheit ohne den typischen Geruch.

  15. 10.

    Alles halb so schlimm. Ich hatte letztes Jahr auch Cannabis bei mir im Garten, unter dem Vogelhaus.
    Diese Samen befanden sich in der Körnermischung des Vogelfutter...
    Also nicht gleich an Illegalen Anbau denken... (Ich bin übrigens auch kein Befürworter von dem Zeug.)

  16. 8.

    Sieht schön aus. Wir brauchen doch mehr Grün in der Stadt….

  17. 7.

    @Jan Clausen: och nöö :(.
    Wenn es demnächst aus irgendeiner Amtsstube verdächtig riecht ..... :D
    Hoffentlich hat sie wenigstens jemand aus- und eingetopft und hegt sie nun woanders weiter.

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