Nach Landtagswahl in Brandenburg - Politische Bildungsstätten in Sorge
Mit Sorge betrachten Institutionen der politischen Bildung die aktuellen Wahlergebnisse in Brandenburg. Sind Projekte, die auf öffentliche Gelder angewiesen sind, nun gefährdet? Betroffene aus dem Barnim berichten.
Die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein in Werneuchen (Barnim) hat ein vielseitiges Angebot zur politischen Bildung wie Seminarfahrten für Schulklassen und Schülervertretungen. Finanziert wird der Großteil der Seminare aus öffentlichen Mitteln aus Berlin und Brandenburg. Dabei steht für den pädagogischen Leiter Tim Scholz die breite Teilhabe an erster Stelle. Er wolle auch Kinder und Jugendliche an politische Bildung heranführen, wo das Geld nicht so reichlich vorhanden sei. "Jeder soll sich politische Bildungsarbeit auch leisten können und nicht aufgrund von hohen Teilnehmerbeiträgen zuhause bleiben", sagt Scholz.
"Wir können nicht so viel falsch machen"
Immer wieder frage die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag nach, um Informationen über die Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein zu sammeln, so Scholz. Dabei gehe es um Seminarteilnehmer, Inhalte und Kooperationen – angeblich wegen "linksextremistischer Bezüge". Laut Tim Scholz sei dies nur ein Beispiel von vielen Einschüchterungsversuchen. Zunächst seien sie geschockt gewesen: "Warum interessiert sich eine parlamentarische Partei für uns? Wir waren uns aber sehr sicher: Wir können nicht so viel falsch machen, wenn die AfD uns nicht gut findet."
Ehrenamtliches Engagement in Barnim
Auch die Bürgerstiftung Barnim-Uckermark in Eberswalde stellt viele Projekte auf die Beine – zum Beispiel geben hier Ehrenamtliche nachmittags Kindern von Eingewanderten Nachhilfeunterricht. Der Bedarf sei groß, sagt Kai Jahns, verantwortlich für die Kinder- und Jugendbildung in Eberswalde. Für ihn stärke das Projekt die Zivilgesellschaft. Auch die Stiftung beobachte die Wahlergebnisse in Brandenburg aufmerksam, denn ihre Arbeit sei zum Teil durch öffentliche Gelder finanziert.
Herausforderungen für die Zivilgesellschaft
Kai Jahns sieht die aktuelle Situation als Chance für die Demokratie und eine aktive Beteiligung der Bürger. Man stehe - bezogen auf die Ergebnisse der Landtagswahlen und Kommunalwahlen - vor Herausforderungen, so Jahns, "aus denen letztendlich eine gestärkte Demokratie hervorgehen wird, weil nur das Bewusstsein steigen kann, dass man eine Zivilgesellschaft braucht, die rechtsextremen und menschenfeindlichen Ideologien und Handlungen entgegenwirkt."
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.11.2024, 16:30 Uhr
Mit Material von Julia Tautz