Oder-Spree - Gemeinde Bad Saarow kritisiert Kreisverwaltung wegen Erweiterung von Flüchtlingsunterkunft

Mo 11.11.24 | 14:28 Uhr
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Container für Geflüchtete am Fuchsbau in Petersdorf bei Bad Saarow
Bild: rbb

Auf dem Bunker-Gelände Fuchsbau in Bad Saarow leben aktuell rund 200 Geflüchtete. Mit Containern sollen die Kapazitäten demnächst mehr als verdoppelt werden. Gemeindevertreter fühlen sich bei der Planung übergangen und mit der Integration überfordert.

In Brandenburg geht die Zahl der Schutzsuchenden zurück. In diesem Jahr rechnet das Innenministerium mit rund 12.000 Menschen. Noch 2022 waren es dreimal so viele. Grund dafür seien die Grenzkontrollen, heißt es. Dennoch werden nach wie vor Unterkünfte gebaut - auch wenn unklar ist, wann und ob diese gebraucht werden. Im Landkreis Oder-Spree führt derzeit beispielsweise die Erweiterung einer Unterkunft zu Streit zwischen der Gemeinde Bad Saarow und der Kreisverwaltung.

500 statt 200 Plätze an ehemaliger Bunkeranlage

Standort ist die ehemalige Bunkeranlage Fuchsbau, abgelegen zwischen Fürstenwalde und Petersdorf, einem Ortsteil von Bad Saarow. Letzter militärischer Nutzer war bis 1994 die Bundeswehr. Bereits seit rund zehn Jahren wohnen dort in einem Block aus DDR-Zeiten Geflüchtete. Aktuell sind es etwa 200 Menschen. Mit neuen Containern, die auf dem Gelände aufgestellt worden sind, steigt zum Jahresende die Kapazität auf 500.

Unterkunft für Flüchtlinge am Fuchsbau in Petersdorf bei Bad SaarowSo soll es aussehen: Das geplante Containerdorf auf dem Gelände des Fuchsbaus.

Gemeinde sieht sich an der Grenze

Zuviel für Petersdorf, sagt der ehrenamtliche Bürgermeister von Bad Saarow, Christian Schroeder (CDU). Ihm zufolge kämen damit bei voller Auslastung auf jeden Einwohner beinahe ein Geflüchteter. "Das ist jetzt schon an der Grenze", so Schroeder. "Bei unseren Kita-Plätzen geht es wieder. Aber hier ist in den letzten Jahren nicht mit einer Integration von geflüchteten Kindern gedacht worden. Wir haben hier durch die Unterbringung eines Wohnheims eher allein reisende Menschen, die untergebracht sind. Das führt aber natürlich in der Verwaltung zu einem riesigen Aufwand, weil Einwohnermeldeamt und ähnliches dadurch belastet werden", sagt er.

Schlechte Kommunikation zwischen Kommune und Kreis?

Für viele Einwohner von Petersdorf ist nicht die Zahl der Geflüchteten das Problem, sondern das Gefühl, nicht gefragt und nicht informiert worden zu sein, wie sie sagen. Nicht einmal den Baubeginn für das Containerdorf habe der Kreis öffentlich bekannt gemacht, heißt es aus der Gemeinde.

Die vermeintliche Geheimniskrämerei hat nun dazu geführt, dass die Gemeindevertretung im Nachhinein die Erweiterungspläne abgelehnt hat. Das bleibt allerding ohne Folgen, da die Gemeinde-Vertretung für die Baugenehmigung gar nicht zuständig ist, erklärt der Bürgermeister. "Auch ich bekomme die Informationen nicht. Ich muss als Ehrenamtlicher der Verwaltung in Beeskow (Sitz der Kreisverwaltung Oder-Spree, Anmerk. D. Red.) hinterherlaufen und immer wieder daran erinnern. Dort wird mir zugesagt, dass ich die Informationen bekomme."

Landrat weist Vorwürfe zurück

Der Landrat Frank Steffen (SPD) bestreitet die Vorwürfe. Er habe das zuständige Amt Scharmützelsee informiert. Für den Informationsfluss zwischen dem Amt und der Gemeinde Petersdorf sei er aber nicht zuständig. "Ich habe selber mit den ehrenamtlichen Bürgermeistern und dem Amtsdirektor im Oktober vorigen Jahres und im März dieses Jahres zwei Gespräche geführt. Wir haben natürlich auch die Amtsverwaltung im Baugenehmigungs-Verfahren beteiligt. Das ist ganz normal. Deshalb besteht hinsichtlich der Gemeinde und der Gemeindeverwaltung kein Informationsdefizit", sagt er. Allerdings habe Steffen die Gespräche mit Schroeders Vorgänger geführt. Schroeder selbst wurde erst im Juni dieses Jahres in das Amt gewählt.

SPD-Abgeordneter plädiert für dezentrale Unterbringung

Defizite gebe es aber auch beim Wohnheim selbst, heißt es in Petersdorf. Integration sei dort nur schwer möglich. Besser wäre eine dezentrale Unterbringung, sagt auch Matthias Papendieck, Vorsitzender der Kreistagsfraktion von SPD und Grünen. Er nennt als Beispiel die Gemeinde Schöneiche. Dort würden jetzt Sozialwohnungen gebaut - auch für Geflüchtete. "Ich halte den Ausbau im Fuchsbau für schwierig und kann auch verstehen, dass die Bürgerinnen und Bürger dort etwas kritisch damit sind", sagt Papendieck. "Eine verteilte Unterbringung ist besser. Man kann sich etwas vorstellen wie das "Friedensdorf" in Storkow. Dort ist gleich die Integrationsstelle und die Integrationsarbeit vor Ort läuft und die Leute werden nicht sich selbst überlassen."

Ende des Jahres wird das Containerdorf im Wald zwischen Petersdorf und Fürstenwalde bezugsfertig sein. Bis dahin soll es immerhin noch eine Einwohnerversammlung geben. Ob dort aber alle Bedenken ausgeräumt werden können, ist offen.

Hinweis: Im Beitrag von rbb24 Brandenburg aktuell vom 10. November 2024 zum Container-Dorf fehlt der Hinweis, dass Landrat Frank Steffen nicht mit dem aktuell amtierenden Bürgermeister der Gemeinde Bad Saarow, sondern mit dessen Vorgänger Gespräche zu der Erweiterung der Unterkunft Fuchsbau geführt hat.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.11.2024, 19:30

Mit Material von Michael Lietz

21 Kommentare

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  1. 21.

    Erststimmen AfD in Bad Saarow = 37,7%
    Zweitstimmen AfD in Bad Saarow = 34,8 %

  2. 20.

    Einfach mal die letzten Wahlergebnisse der Brandenburg Wahl 2024 von Bad Saarow nachlesen - dann wissen Sie, Wer dort willkommen ist und Wer, überhaupt Nicht, VG.

  3. 19.

    Bad Saarow hat doch wahrscheinlich viele reizvolle Dinge, Landschaft/Wasser, Therme, schöne Gebäude, Kultur, usw. - da, sollten sich Zuzügler, Flüchtlinge und Menschen aller Nationalitäten, doch eigentlich sehr wohlfühlen.
    Oder sind dort nur, Menschen mit entsprechenden Geldbörsen, oder auf der Suche nach Grundstück/Haus/Eigentumswohnung willkommen ??

  4. 18.

    Man braucht doch nur auf die Brandenburg Karte schauen - fast die gesamte Region in Ostbrandenburg ist doch Blau, genau wie UM und Lausitz.
    Und der Staat schmeißt für diese AfD Regionen, noch Milliarden-Subventionen ,,zum Fenster raus,,.
    Eine Förderung folgt der Nächsten und gewählt, werden fast 40 Prozent AfD.

  5. 17.

    Wie Kommentar 7 schon geschrieben hat : Flüchtlinge als willkommener Bevölkerungszuwachs in der Statistik, in Oder-Spree und anderswo, werden immer gerne genommen - ansonsten klappt Unterbringung und Integration überhaupt nicht.

  6. 16.

    Also fördert das Land Brandenburg, AfD Regionen im Osten und Südosten Brandenburgs mit Millionen und Milliarden an Strukturhilfen - sehe Ich auch so ! Viele Grüße.

  7. 15.

    Mit ,,Anwohnern,, und ,,Betroffenen,, reden und irgendwelche Projekte/Bauvorhaben/Infrastruktur öffentlich machen, bringt doch sofort die nächste Bürgerinitiative hervor und dazu noch Klagen und immer mehr Gegenwind.
    Wenn in Bad Saarow noch dazu, 35 oder 40 Prozent der Menschen, Gedankengut der AfD vertreten, spielt das schon eine große Rolle, im Zusammenleben in einer Gemeinde, Viele Grüße.
    Hohe Wahlergebnisse der AfD, vor allem in Ost/Südostbrandenburg sind einfach, Nicht zu akzeptieren.

  8. 14.

    Geht doch in der Lausitz, genau so : Fördermittel/Strukturhilfen zu Milliarden kassieren und als Gegenleistung, hohe AfD Wahlergebnisse und immer größerer Rechtsruck

  9. 13.

    Hier machen es sich wohl einige wirklich etwas einfach. Was soll denn das Geschreibe über die Quote der AfD bei den letzten Wahlen und das "blau-braun" ?! Das Problem ist, dass in Vernachlässigung jeglicher Kommunikation mit den Bürgern durch den Landkreis als Eigentümer/ Betreiber der Unterkunft die Planungen UND Arbeiten zur Erweiterung durch die Containeraufstellung vorangetrieben worden sind. Und das hat nichts mit Parteienpolitik zu tun sondern eher mit einer absolut unangemessenen Arroganz der zuständigen Stellen und Entscheider ! So kann nichts funktionieren.

  10. 12.

    Sie brauchen sich doch nur die Wahlergebnisse in vielen Kommunen in Ostbrandenburg/Südostbrandenburg anschauen !
    Bad Saarow zum Beispiel, fast 40 Prozent AfD.
    Da nimmt man zwar die Vorzüge der Gesellschaft und lässt sich gerne sponsern und mit Fördermitteln zudecken - aber Flüchtlinge, Bitte in den Wald ???!!!

  11. 11.

    Das ist doch wieder typisch deutscher Kleingeist: Ein Geflüchteten-Containerdorf mitten im Wald! Ich fasse es nicht! Alle meckern, dass die Integration so schwierig gelingt und dann schottet man sich mit Ghettoisierung ab. Schämt euch, ihr da unten rechts!

  12. 10.

    Blau Braun von der Uckermark bis in die Lausitz.
    Die wenigen Roten Gebiete, sind doch nur Berliner Umland und Westliches/Südwestliches Brandenburg.
    Dazu passt doch, diese Diskussion um wenige Hundert Flüchtlinge in Bad Saarow.

  13. 9.

    Bei den Erststimmen sogar fast 38 % AfD in Bad Saarow - Blau/Braunes Gebiet

  14. 8.

    Die Art und Weise wie Politiker Standorte (zu oft am Expertenrat vorbei) wählen und mit den Betroffenen umgehen, sei es am BER, in Grünheide, bei Windrädern oder hier in diesem Fall, sorgt für ...?
    Ignoriert man den Rat der Experten und Fachleute, ist dies mit ein Grund, dass Brandenburg immer zu den Letzten gehört und kein Großprojekt klappt. Der Staat investiert in Bad Saarow? Oder sind es nicht doch die Steuerzahler selber? Der bin ich...auch.

  15. 7.

    Ohne Flüchtlingen- doch Alles aussterben Hier.
    Wer sonst machen Arbeit und Wer sonst wohnen in Platte ?
    Ohne Flüchtlingen können doch Alles abreißen in Oder - Spreewald Alles würd doch schrumpft hier
    Als Bevölkerungszahlen gern nehme Flüchtlingen-aber sonste immer meckern - ohne Flüchtlingen Tote Hosen hier in Oder Spree

  16. 6.

    Bei 35 Prozent AfD in Bad Saarow, ist die negative Einstellung der Gemeinde, auch kein Wunder.
    Brandenburger Osten/Südosten - AfD Gebiet

  17. 5.

    Ja ganz genau: andere Kommunen müssen Windräder in Massen ertragen, dazu noch ganze Äcker voller Solarfelder, Zehntausende Menschen müssen den Flughafen BER ertragen, Grünheide muss Zehntausende Arbeitsplätze und den Ausbau von ÖPNV/Infrastruktur ertragen, usw.
    Bad Saarow, wird von der Aufnahme von ein paar Hundert geflüchteten Menschen nicht untergehen und könnte sich dadurch, für viele Millionen Euro an Fördermitteln revanchieren.
    Vor Jahren wollte noch kein Mensch nach Bad Saarow - das wird gerne vergessen - ohne Förderungen in Millionenhöhe wäre noch immer Nichts los.
    Der Staat hat etliche Millionen in Bad Saarow investiert und die Menschen vor Ort, sollten dafür eine Gegenleistung erbringen und nicht nur Angst um ihre Immobilienpreise haben - denn ohne Förderungen des Staates, waren die Immobilienpreise in Bad Saarow und Umgebung, sehr sehr niedrig, Viele Grüße.

  18. 4.

    Und deshalb müssen die Eigenheimbesitzer jetzt endlich mal „bestraft“ werden? So als wenn diese nicht Anstrengungen für ihr Leben unternommen hätten? Alles zugeflogen? Dem muss ein Riegel vorgeschoben werden...?
    Die Art und Weise wie Politiker Standorte (zu oft am Expertenrat vorbei) wählen und mit den Betroffenen umgehen, sei es am BER, in Grünheide, bei Windrädern oder hier in diesem Fall, sorgt für ...?

  19. 3.

    Ich will das nicht bewerten, aber der Bürgermeister bezieht sich wahrscheinlich auf die Einwohnerzahl von Petersdorf (und nicht auf ganz Bad Saarow).

  20. 2.

    ………und genau diese Luxuswohnungsbewohner wollen keine Flüchtlinge. Sehr beschämend und nicht zu akzeptieren.

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