Stadtmuseum Cottbus - Koffer jüdischer Flüchtlinge wird nach 85 Jahren in Cottbus gezeigt

Di 05.11.24 | 15:55 Uhr
Der Koffer der Familie Neumann im Cottbuser Stadtmuseum (Bild: rbb/Reimann)
Der Koffer der Familie Neumann im Cottbuser Stadtmuseum | Bild: rbb/Reimann

Der Koffer, mit dem eine jüdische Cottbuser Familie 1939 vor den Nationalsozialisten geflohen war, hat nach 85 Jahren wieder den Weg zurück nach Cottbus gefunden. Er ist ein Beispiel für das Schicksal zahlreicher auch Lausitzer Juden, die Ende der 1930-er Jahre das Land verlassen haben. Seit Dienstag ist der Koffer im Cottbuser Stadtmuseum zu sehen.

Nach Angaben der Stadt ist es dem Historischen Heimatverein Cottbus zu verdanken, dass das Stück zurück in die Lausitz kam. Der Koffer war dem Museum Anfang des Jahres von einem Mann aus der Schweiz angeboten worden. Die Vereinsmitglieder hätten sich um den Fall gekümmert, hätten den Ankauf ermöglicht und den Transport aus der Schweiz nach Cottbus organisiert.

Zufällig im Trödelladen entdeckt

Zuletzt war der Koffer im Besitz von Florian Bassani aus Lugano. Er habe den Koffer in einem Trödelstübchen entdeckt und sei sich des historischen Werts des Objekts bewusst gewesen. "Der Koffer schien zu wichtig, um aus ihm einen Wohnzimmertisch oder ähnliches zu machen", wird Bassani in einer Mitteilung der Stadt zitiert. Als er den Namen Samuel Neumann und den Zusatz "Santiago de Chile" gesehen habe, habe er mehr über die Geschichte des Koffers herausfinden wollen. Schnell sei dann klar gewesen, dass die Neumanns zu den jüdischen Bürgern der Stadt Cottbus gehört hatten.

Samuel Neumann und seine Frau Thekla lebten vermutlich ab 1927 in Cottbus. Samuel Neumann sei als Kaufmann tätig gewesen. Wegen der Pogromnacht verließ die Familie Deutschland, musste aber wegen der erhobenen "Reichsfluchtsteuer" und der "Auswandererabgabe" fast ihren gesamten Besitz zurücklassen. Die Familie floh nach Chile - so wie etwa 13.000 weitere deutsche Juden.

Allerdings sind bis heute Details zum Leben der Neumanns ungeklärt. Ihre Tochter Edeltraut erhielt zwar die chilenische Staatsbürgerschaft, die Eltern Thekla und Samuel haben das Land aber wahrscheinlich in den 1960-er Jahren wieder verlassen und ließen sich zunächst in der Schweiz, später wieder in Deutschland nieder.

Laut Stadt laufen derzeit weitere Recherchen, vor allem zum Leben der Familie in Cottbus.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.11.2024, 15:30 Uhr

Nächster Artikel