Kampfmittelsuche bei Grünheide - Polizeieinsatz im Tesla-Protestcamp wird Dienstag fortgesetzt

Mo 18.11.24 | 17:23 Uhr
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Polizei holt Protestler von Bäumen im Tesla-Camp in Grünheide (Quelle: rbb)
Martin Krauß/rbb
Audio: rbb24 Inforadio | 18.11.2024 | Jürgen Buch | Bild: Martin Krauß/rbb

Wegen der geplanten Erweiterung des Tesla-Werks wird der angrenzende Wald auf Kampfmittel abgesucht. Davon ist auch das Camp der Tesla-Gegner betroffen. Mit der "Freimachung" des Camps kommt die Polizei nur langsam voran.

Die Polizei hat am Montag damit begonnen, Tesla-Gegner im Protestcamp im Wald in der Nähe Autowerks in Grünheide (Oder-Spree) von den Bäumen zu holen. Der Einsatz wird voraussichtlich am Dienstagmorgen fortgesetzt.

Auf dem Gelände mit Baumhäusern der Waldbesetzer dürfen wegen vorgesehener Kampfmittel-Untersuchungen für eine bestimmte Zeit keine Menschen mehr sein. Doch die Polizei konnte bislang nicht alle Umweltaktivisten, die das Gebiet nicht freiwillig verließen, von den Bäumen holen, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums sagte. Die Höhenretter beendeten am Nachmittag vorerst ihren Einsatz, aber auch über Nacht bleiben Polizeikräfte vor Ort.

Wie die Sprecherin des Polizeipräsidiums, Beate Kardels, sagte, wurden sechs Menschen aus Baumhäusern geholt. Drei von ihnen kamen in Gewahrsam, weil sie gegen das Vermummungsverbot verstießen und Widerstand gegen die Polizei leisteten. Nach Schätzungen der Polizei könnten noch um die sieben Umweltaktivisten, die bislang nicht heruntergeholt werden konnten, in der Höhe ausharren.

Polizei: Aktionen schwierig und gefährlich

Die Aktionen stellten sich als schwierig und gefährlich heraus, so Kardels: "Eine Person sitzt in einer Kiefer ganz oben in der Baumkrone." Zudem zerstöre die Polizei auch Hindernisse, die von Umweltaktivisten in Bäumen angebracht worden seien, um sich freie Sicht und Zutritt zu verschaffen. Die Umweltaktivisten seien unkooperativ und leisteten massiven Widerstand.

Zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und Umweltaktivisten kam es laut Polizeibehörde nicht.

Kampfmittel-Suche teilweise auf Camp-Areal

Die Polizei ist seit dem Montagmorgen im Einsatz und forderte die Umweltaktivisten im Camp auf, eine bestimmte "Sondierungsfläche" freiwillig zu verlassen, wie aus einem Lautsprecher dort zu hören war. Andernfalls drohe die Auflösung der Versammlung - notfalls auch unter Anwendung von Zwang, hieß es.

Nach Angaben der Polizei sollen in der Gemeinde auf einem Gebiet von circa 5.000 Quadratmeter sogenannte Sondierungen zur Kampfmittelbelastung stattfinden, wie es gegenüber dem rbb in einer Mitteilung hieß. "Dafür ist es notwendig, dass ein markierter Bereich, in welchem sich unter anderem ein Teil der Versammlung befindet, von 08 bis 16 Uhr für die Sondierungsarbeiten nicht betreten wird." In dem Waldgebiet laufen bereits seit dem Sommer Prüfungen, weil das Tesla-Gelände erweitert werden soll.

Tesla-Gegner fürchten um Versammlungsfreiheit - Polizei widerspricht

Die Tesla-Gegner riefen wegen des Einsatzes zu verstärktem Protest gegen den Polizeieinsatz in Grünheide auf. "Unter dem Vorwand einer Kampfmittelsondierung wird heute Morgen die Versammlungsfreiheit mit Füßen getreten und der Wille von Elon Musk und Co. durchgeboxt", kritisierte die Sprecherin von "Tesla-den-Hahn-abdrehen", Karolina Drzewo.

Die Polizei verwies demgegenüber darauf, dass die Verssammlungsfreiheit gewahrt bleibe. So könnten sich die Protestierenden weiterhin außerhalb des Sicherheitskreises aufhalten. Es sei explizit nicht von Räumung, sondern "Freimachung" die Rede. Dass die Flächen wegen Verdacht auf Kampfmittel überprüft werden sollen, sei bereits in den Camp-Bewohnern bereits in der vergangenen Woche mehrfach mitgeteilt worden. "Sollte den Auflagen nicht entsprochen werden, sind ggf. weitere polizeiliche Maßnahmen erforderlich", hieß es auf rbb-Anfrage weiter.

Die Umweltaktivisten protestieren mit ihrer Wald-Besetzung seit Ende Februar gegen die einzige europäische Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin. Sie stellen sich unter anderem gegen den Bau eines Güterbahnhofs für den Autobauer auf einem angrenzenden Gelände, für den erneut Bäume gefällt werden müssen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2024, 11:40 Uhr

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37 Kommentare

  1. 37.

    Das ist doch Unsinn, Sie wissen das. es geht um die Teslapolitik, insbesondere um den Wandel zum Rechtsradikalismus von Elon Musk seit diesem Wahlkampf!

  2. 34.

    ???
    Alle Sharingmodelle scheitern früher oder später. An den Kosten... für unsachgemäße Behandlung. Immer. Zeitweise wird es immer wieder versucht usw. usf. Bis zum Nächsten.
    Und, nicht alles ist für ein „weißes Kleidchen“ zu jeder Tageszeit gemacht und niemand „fliegt“ 1. Klasse (das eigene Auto?) um eher anzukommen.

  3. 33.

    Wogegen wird hier demonstriert? Gegen den Neubau eines Bahnhofes, der beim ICE-Ausbau als Überholstelle dienen kann. Gegen eine Landstraße von der Autobahn zum Bahnhof und zur L23, mit der Grünheide vom Durchgangsverkehr entlastet werden kann, den Ausbau der Gleise für Güterverkehr und eine Brücke der L23 über die Gleise. Das ist im Interesse der gesamten Region und nicht nur von Musk.

  4. 32.

    Einfach mal in Youtube informieren. Robotaxis fahren in China und den USA und werden mit Begeisterung genutzt. Auch in Berlin haben viele Leute kein Auto mehr. Auch ich nicht, weil die Bahncard und die Deutschland Card wirtschaftlicher sind. Aktuell verstopfen die Mietwagen zum Ärger der Anwohner die Parkplätze.
    Robotaxis fahren automatisch zurück ins Depot und werden dort gewartet. Spannend, ob die Kamera- und KI-gestützten Teslas den Durchbruch schaffen.
    Über E-Autos, wieder verwendbare Raketenteile, die nach dem Start wieder landen, hat früher auch die ganze Welt gelacht.

  5. 31.

    „Warum nicht das Auto für die eine Fahrt per App rufen und wenn es nicht gebraucht wird fährt es automatisch zurück ins Depot, wo es gewartet wird. “
    Weil alle Sharingmodelle früher oder später scheitern. An den Kosten... für unsachgemäße Behandlung. Immer.

  6. 30.

    Blödsinn! Die Demonstration ist berechtigt, zumal durch den Wandel von Musk zum Rechtsradikalismus. Der Brandenburger Wirtschaftsminister hat sich heute auch von Musk distanziert!

  7. 29.

    Warum haben Sie das nicht früher den Norwegern verraten? Und warum haben die Autokonzernen bei den Wintertest in Skandinavien davon nichts bemerkt?

  8. 28.

    Die Protestierer sollen bloß mal kurz Platz machen für notwendige Untersuchungen auf Kampfmittel. Dann können sie ja weiter demonstrieren, wobei sich mir der Sinn des Protestcamps nicht erschließt. Man kann nicht für Umweltschutz und gleichzeitig gegen Bahnausbau sein.
    Haben sich die Protestierer mal mit dem Robotaxi-Konzept von Tesla und Mercedes auseinandergesetzt, deren Ziel es ist den Individualverkehr zu verringern? Autos stehen zu 80% ihrer Lebenszeit. Das ist eine Vergeudung von Ressourcen und Platz in den Städten. Warum nicht das Auto für die eine Fahrt per App rufen und wenn es nicht gebraucht wird fährt es automatisch zurück ins Depot, wo es gewartet wird.
    Ich fahre nur ÖPNV und würde das Konzept toll finden.

  9. 27.

    Elon Musk entpuppt sich als einer der gefährlichsten Menschen auf diesem Planeten und in Deutschland darf die Polizei ihm den Weg bereiten?

  10. 23.

    Er hat mehr drauf als die meisten von uns.

    Machen wir uns da mal keinen vor.

  11. 22.

    Ich bezweifle das es den Typen um Protest geht. Ich habe immer mehr den Eindruck das man hier seinen Frust gegen den Staat loswerden kann. Man muss nicht arbeiten und lebt so lustig in den Tag hinein und das alles unter dem Deckmantel des Umweltschutzes.

  12. 20.

    Warum gehtdie deutsche Wirtschaft den Bach runter? Ausländische Firmen investieren nicht mehr in den Standort Deutschland, wegen Bürokratie, und auch wegen solcher Baumbesetzer. Aber es wird immer gejammert, dass alles so schlechter wird, wodurch wohl?

  13. 19.

    Wollen Sie die Kernaussage besser verstehen durch nochmaliges Lesen? (Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab, an einem falschen Standort (gegen den sich Besetzungen richten).)

    P.S. Gerade Grünheide und Schönefeld zeigen auf, dass eine bessere Entwicklung woanders verschlafen wurde...
    (nette Umschreibung für Unvermögen)

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