rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt - 20. Tür: Zuhören beim CO2-Speichern
Diesmal: besonders zwitschernd. Die Kraniche sind durch und die Störche des Frühlings, sie stolzieren nur noch durch die Videos der Jahresrückblicke. Über den Wässern und Moorwiesen von Linum ist es ruhiger geworden. Aber etwas Böses steigt hier auf. Lautlos.
24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Diese Kalendertür ist ein Kalenderfenster. Es liegt unter dem Dachfirst und man hat einen guten Blick über die Baumspitzen bis nach ganz hinten aufs Schilf. Irgendwo dazwischen bei den Teichen liegt Linum.
Linum ist eines der großen Naturparadiese Brandenburgs und eine Art Spiegel dessen, was hier einst war, was dann passiert ist und was nun passieren muss. Anders als in vielen Ecken Brandenburgs ist es rund um Linum sehr feucht. Ein Vogelparadies. Aber nicht nur. Die Areale der Linumer Teiche sind ein Niedermoorgebiet. Das Wasser im Boden ermöglicht eine reichhaltige Vegetation. Pflanzen und Pflanzenreste versinken im angestauten Wasser und den feuchten, dichten Böden darunter und werden - unter Luftabschluss - zu Torf. Er verschluckt das CO2, das die Pflanzen gebunden haben.
Kanäle und Wiesen statt Moore
Die feuchten Böden überm Torf waren für die Bauern nur von bescheidenem Nutzen: fürs Vieh keine sichere Weide, als Acker unbrauchbar. Aber mit den wachsenden technischen Unterstützungen für den Bau von Kanälen und Entwässerungssystemen kamen sie an den Torf als damals nützlicher Brennstoff und Baustoff. Mit großflächigen und immer effizienteren Entwässerungen entstanden seit mehr als 150 Jahren aus Mooren Wiesen mit saftigem Bewuchs - Weiden mit Futter fürs Vieh, teilweise Äcker. Und die Gruben wurden nach dem Abbau des Torfs zu Teichen.
Aber die Kanäle entwässern die Moore dauerhaft und die Moore rächen sich. Sie geben das CO2 wieder preis - ohne dass man einem Verbrennungsmotor hört, bei strahlendem Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Rund 95 Prozent der Moore in Brandenburg wurden weitgehend trockengelegt oder werden anhaltend bewirtschaftet. Aus den Mooren wurden Grundstücke mit Ertragspotential - blühende CO2-Schleudern.
Die Wiesen von einst wurden zugänglich
Die heutigen Wiesen der einstigen Moore wurden so zum Naturraum für früher hier ausgesperrte Arten. An den einst feuchten Rändern der Moore und ausgebauten Torfabbauzonen ändern sich die Biotope und damit die Arten. Das Wildschwein erobert Flächen, wo es früher versank, invasive Arten, wie Waschbären und Marderhunde erreichen die Nester der Vögel.
Die Vögel in Linum sind - vielleicht - die heimlichen Moorbotschafter. Kraniche die hier rasten, Störche die hier brüten, locken die Menschen. Linum ist ein Naturkino. Der Storch ist rund um Linum, was die Kegelrobbe in Ostsee oder Nordsee ist: ein Anzeiger fürs Wohlergehen der Natur. Und der Storch hat Helfer. Unken, Molche, Kröten, Frösche unten - Bartmeisen, Drosselrohrsänger, Graugänse, Kolbenenten und Eisvögel oben.
Die Moorbotschaft Linum und ihre Niederlassungen
Sie alle existieren hier, weil unter ihnen das Moor ist. Auch wenn in Brandenburg, anders als in Niedersachsen, kein gewerblicher Torfabbau mehr stattfindet, fehlen die früheren Moorflächen. Die organischen Böden der einstigen Moore geben Treibhausgase frei, die in Brandenburg höher sind, also die Verkehrsemissionen [greifswaldmoor.de].
Eine der Arbeitsvertretungen von Brandenburgs Moorbotschaft Linum ist das Nabu-Naturschutzzentrum "Storchenschmiede", ebenso wie die Stiftung Naturerbe Nendel oder die Naturschutzstation Rhinluch. Sie arbeiten täglich am CO2-Filter Brandenburgs. Man kann sie dabei beobachten. Und die Vögel gleich mit.