Betroffene über neues Bürgergeld - "Das ist absolut notwendig, aber warum erst jetzt?"

Mo 02.01.23 | 09:58 Uhr | Von Wolf Siebert
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Friederike Böttcher an in Berlin Mitte. (Quelle: privat)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.01.2023 | W. Siebert | Bild: privat

Ab Januar sollen Arbeitslose oder Bedürftige Bürgergeld statt Hartz-IV-Unterstützung erhalten. Im Mittelpunkt stehen dabei neben mehr Geld auch Fort- und Weiterbildung. Ein neuer Ansatz, der aber für manche zu spät kommt. Von Wolf Siebert

Friederike Böttcher ist arbeitslos und hat viel Zeit. Fast jeden Tag geht sie sieben Kilometer spazieren, meistens durch den Volkspark Friedrichshain. Das tut ihrem Rücken gut. Aufgrund einer chronischen Erkrankung musste sie ihren Beruf als Erzieherin aufgeben: "Bücken geht gar nicht, das Stehen fällt mir auch schwer", sagt die 59-Jährige. Nur beim Gehen hat sie keine Schmerzen. Seit zwölf Jahren bezieht sie Hartz IV-Leistungen, eine von rund 5,4 Millionen Menschen in Deutschland.

Im Oktober 2021 hatte sie rbb|24 erstmals ihre Situation geschildert. Damals ging es um die Höhe des Hartz IV-Regelsatzes. Der sei viel zu niedrig, hatte sie kritisiert, denn durch die Inflation sei alles teurer geworden. Beim neuen Bürgergeld wird die Inflation zwar berücksichtigt, aber der Regelsatz sei immer noch nicht hoch genug, sagt Böttcher: "Die Kaufkraft sinkt ja immer stärker. Und Strom, Kleidung, Kontogebühren – alles ist teurer geworden." Bis zur Corona-Pandemie hatte sie noch 1-Euro-Jobs oder arbeitete im Bundesfreiwilligendienst. Dadurch konnte sie sich wenigstens ab und zu etwas leisten und sogar ein bisschen Geld zurücklegen. Das sei nun weggefallen.

Aber Böttcher sieht beim neuen Bürgergeld auch Positives: Weiterbildung und Qualifizierung haben nun Priorität, nicht mehr die Vermittlung in eine arbeitspolitische Maßnahme oder in eine "Beschäftigung" wie einen Helfer-Job.

Bürgergeld

Zum 1. Januar 2023 hat das Bürgergeld die bisherige Grundsicherung "Hartz IV" ersetzt. Der Regelsatz des neuen Bürgergelds für alleinstehende Erwachsene beträgt monatlich 502 Euro - statt bisher 449 Euro. Auch Lebenspartner und Kinder erhalten mehr Geld.

Die Freibeträge auf Einkommen zwischen 520 und 1.000 Euro steigen auf 30 Prozent. Außerdem ist ein Weiterbildungsgeld in Höhe von 150 Euro bei Aufnahme von abschlussbezogenen Weiterbildungen eingeführt worden. Im 1. Jahr soll ein Vermögensfreibetrag von 40.000 Euro für einen Single und 15.000 Euro für jede weitere Person im Haushalt gelten.

Qualifikation und Ausbildung haben nun Vorrang

Die Empfänger von "Bürgergeld" und ihre Betreuer im Jobcenter erarbeiten gemeinsam einen "Integrationsplan". Ein intensives Coaching soll vor allem den Menschen helfen, die nur geringe schulische oder berufliche Qualifikationen haben - oder eben andere Probleme. Am Ende dieses Prozesses sollen sie wieder eine Arbeit mit Perspektive bekommen.

Ein "Weiterbildungsbonus", also eine zusätzliche monatliche Unterstützung, soll die Empfänger von Bürgergeld zusätzlich motivieren. Ausbildungsphasen können nun um ein Jahr auf drei Jahre verlängert werden. Viele Experten und Hartz IV-Berater halten das Ziel "Weiterbildung" für das wichtigste Element der Reform, wenn es konsequent umgesetzt wird.

Fortbildungen waren nicht immer sinnvoll

Bei Friederike Böttcher war das anders. "Ich wollte eine Ausbildung zur Gebärdendolmetscherin machen. Das Amt wollte mir das aber nur als Teil einer Ausbildung zur Tourismusassistentin genehmigen, für zwei Jahre. Das hätte niemals gereicht, denn Gebärdendolmetschen ist so anspruchsvoll wie das Erlernen einer Sprache."

Auch den Beruf als Bürokauffrau hätte sie sich vorstellen können. Stattdessen seien ihr ein Bewerbungstraining und ein Computerkurs angeboten worden. "Da waren einige sinnlose Angebote dabei. Als Hartz IV-Empfänger stehst Du oft unter dem Generalverdacht faul und dumm zu sein", sagt sie.

Hartz IV-Reform war überfällig

Den Abschied vom System Hartz IV und den Start des Bürgergeldes hält Böttcher für richtig. "Das ist absolut notwendig, aber warum erst jetzt, im 18. Jahr von Hartz IV?"

Für sie selbst kommt die Reform wahrscheinlich zu spät. Da ihre Krankheit mit den Jahren schlimmer geworden ist, kann sie pro Tag lediglich sechs Stunden auf sein. Einen Job zu finden, zum Beispiel halbtags, sei schwer. Das Jobcenter habe ihr empfohlen, in Rente zu gehen. Im kommenden Jahr wird Friederike Böttcher 60 Jahre alt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.12.2022, 07:55 Uhr

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Beitrag von Wolf Siebert

53 Kommentare

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  1. 53.

    Traurig macht mich wie man bösartigen Hass, weil man mit sich selbst nicht im reinen ist, auf andere auslassen kann.
    Ich würde, wenn ich etwas zu sagen hätte, die Kommentarfunktion sofort beenden um die Person um die es hier geht vor Anfeindung und Verleumdung von Trollen zu schützen.
    Ich wünsche Frau Böttcher alles Gute und vor allem ein gesundheitlich etwas erträgliches 2023.

  2. 52.

    Mal auf die Idee gekommen, dass nicht jeder so ist wie Sie, nicht immer kann man von sich selbst auf andere schließen...
    - Das gilt jetzt für diverse Kommentatoren hier. -
    Menschen sind verschieden, Probleme sind verschieden, Sie kennen die Frau nicht, und das Wort Empathie scheinbar auch nicht.
    Ich versteh das Problem nicht. Immer nach unten treten. Warum sind Sie alle nur derart unsozial?
    Diese Gesellschaft kotzt mich so an, ich finde keine Worte mehr.

  3. 51.

    Nein, die rufen aber nach einem menschenwürdigen Umgang, genauso wie beim potentiellen Steuerhinterzieher oder Kriminellen.

  4. 50.

    Irrtum, die eigentliche Neiddebatte (ducken und treten) wird überwiegend in der betroffenen Schicht der prekär Beschäftigten selbst geführt.
    Das Phänomen ist so alt wie es gesellschaftliche Organisationen gibt.
    Menschen die über ein gutes Einkommen verfügen, lassen sich mit solchen Sprüchen und Ansichten über Deutschland nicht wirklich in das konservative Lager locken, die kennen den Unterschied und Vorzüge einer SOZIALEN -gegenüber einer freie Marktwirtschaft !

  5. 49.

    Ich glaube sie sollten sich mal mit der Geschichte der ersten Arbeiterpartei Deutschlands beschäftigen, bevor sie versuchen alle „guten“ Sozialdemokraten in das konservative Lager zu stecken.
    Und wenn sie der Meinung sind, dass Altkanzler Kohl Kommunist war, dann scheint bei ihnen im Kopf sowieso einiges schief zu laufen.

  6. 48.

    Es wäre schön, wenn Sieb sich mal mit demselben Engagement gegen die jährlich milliardenschweren Steuerhinterziehungen einsetzten würden.
    Aber das scheint ähnlich wie andere dekadente Einkünfte auf Kosten der Gemeinschaft für sie und ihresgleichen keiner Erwähnung wert zu sein. Schließlich ist ja modernes Raubrittertum Ehrensache und vor allen Dingen „selbst“ hart „erarbeitetes“ Geld was es gilt vor dem Zugriff des Staates zu schützen.

  7. 47.

    Eine weitere nette Ausrede um zu umschreiben das man eigentlich nur zu faul zum arbeiten ist !!!

  8. 46.

    Ich verstehe nicht warum immer so viel Falschinformation vorliegt.

    Weiterbildungen und Umschulung war auch vorher möglich.

    Außerdem frage ich mich warum die Betroffene nicht Erwerbsminderungsrente beantragt hat. Bei einer dauerhaften Behinderung kann man einen Grad der Behinderung beim Versorgungsamt beantragen und beim Rententräger EM-Rente beantragen. Das wurde scheinbar verpasst.

  9. 45.

    "Gefordert wurde immer viel, ..." In der Theorie vielleicht. In der Praxis wissen dagegen viele, wie man ohne jegliche Bemühung durchkommt. So lange man die reine Anzahl an Bewerbungen nachweisen konnte und keine Termine verpasst hat, ist rein gar nichts passiert. Ins Ausland konnte schon mal gar niemand zum Job gezwungen werden. Es gibt Zumutbarkeitsgrenzen, die durchaus umstritten sind, das ist aber ein anderes Thema. Und wie man sich um eine erfolgreiche Einstellung drücken kann, ist den meisten durchaus sehr geläufig. Die Frage nach dem Betriebsrat im Vorstellungsgespräch oder extra dumm stellen, sind da die Klassiker und durchaus sehr erfolgreich. (Nichts gegen Betriebsräte, die sind gut und wichtig, es geht um die Grundeinstellung eines Arbeitnehmers gegenüber der Firma.)

    Was korrekt ist, ist dass die Förderung faktisch auch eingestellt wurde bzw. nur Alibi war.

  10. 44.

    Seien wir mal ehrlich in der Diskussion. Die Armutsquote berechnet sich daraus, dass man weniger als 60 % des mittleren äquivalenzgewichteten Nettohaushaltseinkommens zur Verfügung hat. Im internationalen Vergleich, selbst EU-weit geht es den allermeisten davon immer noch extrem gut. Das ist teilweise ein Jammern auf sehr hohem Niveau. Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, jedem einfach mehr Geld hinterherzuwerfen. Es ist seine Aufgabe, jedem die gleichen Chancen zu gewähren, um aus dieser Situation heraus zu kommen bzw. besser gar nicht erst hinein zu kommen. Gerade dabei versagt unser Staat kläglich, sowohl in der Bildung, in der Weiterbildung, bei zu hohen Steuer- und Abgabenlasten, wie auch bei der Rente.

  11. 43.

    „verbliebenen sozialen Kräfte“
    Ja die gibt es, nicht nur in der Sozialdemokratie. Nur ist „verblieben“ eine zu starke Untertreibung, angesichts des Artikels und der Tatsache das über 50% des Haushaltes für Soziales ausgegeben wird. Wenn man den Bogen überspannt, sind die „Rehe“ sehr scheu.....

  12. 42.

    Im Bericht steht „viel Zeit, Rücken, 12 Jahre...
    Das Problem ist, wenn man sich vorstellt, was man in 12 Jahren alles für Anstrengungen nach dem Weckerklingeln unternommen hat um gut zu verdienen und dann Ihren Kommentar noch dazu lesen muss.
    Was für ein Land, wo soetwas möglich ist. Wo gibt es das nochmal? Nur wenn die Wegnehmforderungen immer noch mehr steigen, mit undankbarer Attitüde, dann wird auch der beste Freund des Hauses verwiesen. Wollen Sie verstehen warum?

    P.S. Der Wecker klingelt gleich wieder.

  13. 41.

    Genau, es war die Zerrissenheit innerhalb der SPD und das Hetzen gegen die eigene Reform. Hartz IV hatte reichlich Fehler, die zu sozialen Ungerechtigkeiten geführt haben, aber die Grundzüge waren richtig und mehr als dringend erforderlich. Wer das nicht kapiert hatte, war in der SPD einfach falsch und wäre bei der DKP besser aufgehoben gewesen, denn mit Sozialdemokratie hat das nichts zu tun. Stattdessen hat die Partei selbst die Leute über ihre eigene Reform belogen und tut das eigentlich bis heute. In den ganzen Jahren, in denen die SPD wieder mit an der Regierung beteiligt war, war sie nicht in der Lage und willens, Hartz IV zu reformieren, weil sie in ihrem Tunnelblick ausschließlich dessen Abschaffung im Sinn hatten. Gefördert wurde praktisch gar nichts mehr und gefordert nur sehr wenig. Dafür hat das Niveau der Empfänger wieder das der Krise erreicht, die Schröder zur Reform gezwungen hat.

  14. 40.

    Die von ihnen angesprochenen "verbrieften Grundrechte" verbriefen jedoch keine dauerhafte Alimentierung auf Steuerzahlerkosten. Es rufen nach mehr Sozialleistungen nur die Menschen, die selbst nichts haben, selbst nichts abgeben, selbst nichts teilen. Nur diese Menschen fordern laut: Ich will, Ich brauche, Mir steht das zu!

  15. 39.

    Manche leben schon in der 4. Generation so. Das ist für diese Familien normal, nicht zu arbeiten und von der Gemeinschaft versorgt zu werden. Klappt nur in Deutschland, daher kommen auch alle Migranten gerne hierher!

  16. 38.

    Hey, ein Entlastungsvorschlag: Arbeiten gehen. Ich sehe hier überall in Berlin Aushänge "Unser Team sucht Verstärkung" und die Hinzuverdienstgrenzen wurden ja auch verbessert. Also selbst aktiv werden, könnte hier helfen...

  17. 37.

    Ja, bin ganz Ihrer Meinung. Mein Mann hat 2 Jahre ein Fernstudium bei 40 Stundenwoche und Kleinkind absolviert.
    Ich habe Stunden reduziet und wir haben den Gürtel enger geschnallt und die fehlende Freizeit nachgeholt, da auch im Urlaub gelernt werden musste.
    Das Jobcenter kann etwas anbieten, aber man muss schon selber sich angagieren. Es gibt auch noch die Zeitarbeitsfirmen, über diese kommen auch wieder viele in den ersten Arbeitsmarkt, wenn man will !!!

  18. 36.

    In der Tat war die Agenda 2010 der Totengräber für die SPD. Die Zahlen belegen das. Das Ergebnis ist eine hohe Armutsquote von 13,5 Mio Menschen die heute in Deutschland leben. Auch hier kann man die Zahlen gerne bei destatis.de überprüfen. Andererseits sind die Einkommen der Reichen gewaltig gestiegen. Es hat eine Umverteilung von unten nach oben stattgefunden. Die Ergebnisse sehen alle jeden Tag und heute sogar bei den kriegerischen Situationen an Silvester. Das ist das Ventil.

  19. 35.

    Vielen Dank für den guten Kommentar.
    Auch den Hinweis sie mögen niemals arbeitslos werden, kann ein Hinweis sein. Wer behauptet denn, dass die sehr Empathischen Kommentare als Arbeitnehmer angestellt sind. Es bestünde ja auch die Möglichkeit der Einkünfte aus Kapitalvermögen, und selbstverständlich sind die am lautesten brüllen, frei von jeder direkten und indirekten Beteiligung an cumEx. Auch habe sie keinen Vorteil, Preisvorteil, in den Aktien Depots erzielt. Wieviel 10^x EUR Steuern, kapitalErtragSteuer, war das nochmal.
    Viel spannender ist die Frage wer und mit welcher Intention sowie Inhalt, auf ihren Betrag reagierte. Nun ist halt so. Das gehört zum Klavier dazu. Das gehört zur Neid... dazu. Nach unten treten und

  20. 34.

    Ist es jetzt etwas erstrebenswert sich eine kaputte Wirbelsäule zu erarbeiten oder unter Schmerzmitteln Regale einzuräumen?
    Also bei machen scheint der Kompass schon ziemlich weit verschoben. Da lautet das Motto wohl,wenn es mir schlecht geht,soll es den anderen auch schlecht gehen. Bloß nicht für alle die Bedingungen verbessern.
    Aber gut,lebenslange Konditionierung in unserer Gesellschaft lässt solche Ansichten wohl entstehen.

  21. 33.

    Tja, dass ist das Problem mit euch Konservativen. Sobald Personen aus euren eigenen Reihen zu dem Schluss kommen, dass sie zukünftig nur noch einen Markt haben, wenn die Menschen noch genug Geld in den Taschen haben, sind das natürlich kommunistische Spinner.

  22. 32.

    Das mag ihre persönliche Einstellung zum Sozialwesen des rheinischen Kapitalismus sein, beschreibt aber keinesfalls die damalige und heutige Zerrissenheit der Sozialdemokratie in dieser Frage.
    Zahlen zu den Austritten und Verwerfungen in der SPD und den Gewerkschaften sprechen da eine eindeutige Sprache.
    Ich habe die ersten Großdemonstration gegen Hartz IV selbst miterlebt bis zum Sturz der Schröder-Regierung.

    Aber sie beschreiben das wirtschaftsliberale Klientel ja richtig. Hätte Kohl oder später die Schwarz Liberale Koalition unter Merkel diese Reformen so eingeführt, lägen die Dinge heute politisch klarer auf dem Tisch.

  23. 31.

    Ich kann diese Frau nicht verstehen. Ich war selbst in so einer Lage, dass ich meinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Aber ich habe gekämpft und nach 2 Jahren hatte ich einen neuen Berufsabschluss und bin seit dem fest angestellt. Man muss wollen. Wenn man dies nicht will, dann bitte nicht rumjammern. Es gibt immer Alternativen.

  24. 30.

    In der Theorie. In der Praxis stand von Anfang an die Entsendung von Arbeitslosen in sinnlose Maßnahmen mit dem Ziel diese voll zu bekommen. Dabei begannen diese kurz vor Ende eines Monats und endeten kurz nach dem Anfang eines anderen Monats, da so die Betroffenen nicht nur die Monate, in denen sie vollständig in der Maßnahme waren, sondern auch in den Monaten davor und danach nicht in die Statistik der Arbeitslosen fielen, da sie dann nicht mitgerechnet wurden.

    Das hatte aber weniger mit ALGII zu tun, sondern war einfach die Fortsetzung der davor schon angewendeten Arbeitsweisen.

    Gefordert wurde immer viel, so wollten die Jobcenter zu Blackwater im Irak vermitteln. Arbeitslose wurde zu Bewerbungen in Sex-Shops mit Sanktionsandrohung aufgefordert, ebenso wurden Leistungsbezieher an Callcenter zur verbotenen Kaltakquise vermittelt (was dann schon ein Aufruf zu einer Straftat ist), ebenso unter Sanktionsandrohung.

    Gefördert wurde dagegen möglichst gar nichts.

  25. 29.

    Nicht verständlich, dass sie keine Computerkurse gemacht hat, da kann man sitzen. Vielleicht hätte sich damit ein Quereinstieg ergeben können. Eine Freundin hatte 3 Bandscheibenvorfälle. Nach Physio und immer wieder mit Schmerzmitteln, hat sie dennoch ihre 45 Arbeitsjahre durchgezogen ohne extra lange Fehlzeiten. Wenn es so schlimm bei der Frau war, dann wäre sie berentet worden. Keine Eigeninitiative. Sorry, da fehlt nicht nur mir jedes Verständnis

  26. 28.

    "Ich schäme mich für meine Mitkommentierenden, ...." Ich nicht! "Sie hat chronische Rückenprobleme." Die habe ich auch und konnte deshalb schon wenige Jahre nach meiner Ausbildung in meinem Beruf nicht mehr arbeiten Hartz4 gab es damals noch nicht, also habe ich eine Umschulung gemacht, mich operieren lassen und mache viel Sport für den Rücken, 43 Jahre voll, die restlichen beiden schaffe ich auch noch. 12 (!!!!) Jahre Hartz4.....ich würde mich damit in keiner Öffentlichkeit präsentieren!

  27. 27.

    Also im Artikel steht eindeutig etwas davon, dass selbst nach entsprechenden Weiterbildungen gesucht wurde, aber vom Jobcenter nicht genehmigt wurden.

    Versuchen Sie mal, eine solche Weiterbildung als ALGII-Bezieher selbst zu finanzieren...

  28. 26.

    Absolute Zahlen bringen da wenig. Zum Einen wurde die Art der Zahlung während der Zeit mehrfach geändert, zum Anderen ist im genannten Zeitraum die Bevölkerungszahl um 291.000 gestiegen.

  29. 25.

    Dass die Hartz IV Reformen der SPD geschadet hätten, ist eine Mär. Es war die sofort einsetzende Dauerdiskussion und die Forderungen nach Wiederabschaffung aus dem linken Parteilager und die daraus entstandene Zerstrittenheit, die die Wähler verjagt haben. Dass keine größere Betroffenheitsgruppe existiert zeigen die mickrigen Ergebnisse der Linke, die ohne Berlin an der 5%-Hürde gescheitert wäre. Das war und ist nicht die Stammwählerschaft der SPD und mit ihrem Linksuntenschwenk geht die SPD aktuell den gleichen Weg, weil die, die die für die Wohltaten nötigen Steuern erwirtschaften, sich zunehmend verhöhnt und veräppelt fühlen. Von Volkswirtschaft verstehen die SPD-Linken leider gar nichts und ein neuer Schröder, der das wieder gerade rückt, ist momentan nicht in Sicht. Die wirklichen früheren Parteigrößen würden im Grab rotieren, wenn sie die aktuellen Wahlergebnisse für ihre Partei sehen könnten.

  30. 24.

    Allen wohlgemeinten Ratschlägen sei Dank. Aber niemand von den allwissenden hat jemals versucht mit einer Erkrankung, hier offenbar chronisch einen Job zu bekommen. Menschen mit chronischen Erkrankungen werden in aller Regel am seltensten einegestellt. Kein Arbeitgeber möchte eine Arbeitskraft die nur bedingt einsatzfähig ist. Ich glaube viele haben noch nicht gemerkt in welcher Arbeitswelt wir leben. Wer nicht kann wird aussortiert. Und die Versicherungen tun alles, um nicht zuständig zu sein.

  31. 23.

    Ich verstehe nicht, warum jemand, der offenkundig nicht arbeitsfähig ist, nach 12 Jahren Hartz IV noch immer nicht berentet wurde. An der finanziellen Situation würde das für Frau Böttcher nichts ändern. Aber sie selbst könnte sich den Stress mit dem Jobcenter ersparen und das Jobcenter könnte sich um die vermittelbaren Fälle kümmern.

  32. 22.

    Die unsinnige, nicht realisierbare Forderung nach dem BGE durfte ja wieder nicht fehlen. Nur, weil ein paar weltentrückte Spinner mit sozialistischen Phantasien in Kalifornien das für denkbar halten, wird es weder korrekter, noch realistischer. Das BGE ist eine nicht zu Ende gedachte Utopie, alles andere als sozial gerecht und fortschrittsfeindlich, weil es sich nicht mehr lohnt, in Bildung zu investieren. Man schafft sich nur eine staatsabhängige Bevölkerungsmasse, die sich gegenseitig maximal aus den vom Staat gezahlten Geld auszunehmen versucht. Der soziale Frieden würde darunter enorm leiden.

    Natürlich sind Menschen keine Roboter. Genau deswegen sind sie eigenverantwortlich und wer was haben will, muss es sich in irgend einer Form verdienen, von der die Gesellschaft einen Mehrwert hat. Die Humanität gebietet es, Menschen zu helfen, die sich nicht selbst versorgen können, aber nicht Faulheit oder Suche nach dem Sinn des Lebens. Im Sozialismus gab es übrigen einen ArbeitsZWANG!

  33. 21.

    Genau in dieser unbegrenzten Gewährung liegt doch das Grundproblem der deutschen Sozialpolitik. Statt den Fokus darauf zu legen, Menschen so schnell wie möglich wieder in Lohn und Brot zu bekommen, liegt der Fokus auf der bloßen Alimentierung des Mindeststandards. Statt gleich am Anfang kräftig in Weiterbildung zu investieren, werden die Menschen im System geparkt, bis sie für Arbeitgeber maximal uninteressant sind. Lieber zahlt der Staat lebenslang "Stütze", statt frisch Arbeitslose maximal zu unterstützen, sich beruflich neu zu orientieren. Das setzt leider für einen nicht unerheblichen Anteil den Anreiz, sich die Lebenshaltungskosten leistungsfrei vom Staat überweisen zu lassen und für die kleinen Extras im Leben ein paar Stunden pro Woche für einen Nebenverdienst zu investieren. Die Erhöhung der Zuverdienstgrenze wirkt deswegen fatal. Ist gut gemeint, aber die Schwelle zum Ausnutzen ist maximal gering. Erwerbsunfähige brauchen zudem wieder ein separates System, als H4/BG.

  34. 20.

    Den Mist, den unser ehem. Gas-Kanzler Schröder da verzapft hat, kann keiner wieder gut machen! Es sind leider die Menschen mit Gebrechen, die nicht mehr jung sind, die bei uns durch alle Netze fallen. Da ich eine Erzieherin mit genau den gleichen Problemen im Bekanntenkreis habe, kann ich tatsächlich beurteilen, wie das läuft. "Erzieher" nimmt erstmal kein anderer Arbeitgeber, das ist sozusagen "keine Ausbildung" (heut schon fast Studium, damals nicht). Also Bürojobs (UMSCHULUNG) sind kaum möglich. Die Angeboten reichen von Produktionshelfer bis Pflegekraft - wie soll das gehen mit Gebrechen? Die Rentenkassen weigern sich, die Rente zu zahlen, der Spruch des JC "gehen sie in Rente" ist also eine Null-Nummer. Die Sache mit der Schwerbehinderung ist ein Spiel durch alle Instanzen - denn die meinen, Rente soll zahlen, Rente meint, SB fehlt. Du darfst alles - nur nicht krank werden! Dann biste raus...

  35. 19.

    Das diese Refom ein Bundesgesetz ist, wer zweifelt daran?
    Die Umsetzung ist dann aber keine Bundessache mehr, und das, wie sich herausstellte wurde besonders für Berlin ein Problem, da das "Fördern und Fordern" weggewischt wurde, und Arbeitsmarktpolitik im Berlin eh keine Rolle spielt.

    Was die politische und gewerkschaftliche Ebene betrifft bin ich bestens im Bilde, war ich doch zum Ver.di Bundeskongress in Berlin, wo gleichzeitig in der SPD der Fraktionsgehorsam zu dieser Reform aufgegündigt wurde, und da die Gewerkschaften ebenso diese Roform kritisierten, fand ein Treffen mit den "abtrünnigen" statt.

  36. 18.

    Willkommen im Wunderland v.Alice!
    Die ersten Kommentare schreiben bestimmt im eigenen Namen und Auftrag. Nun ist halt so, Von seiner eigenen rosaroten Brille zu schauen & vom Rücken des Pferdes,dass sie reiten, eine Meinung zu verkünden. Spätestens, wenn von unseren Steuern gesprochen wird,wird es komisch! Sprich dass Gesetz,hier die AO, doch davon, was Steuern sind. Auf keinen Fall dass Eigentum des Einzelnen.
    Nun ist halt so, mit der Märchen Std! Wenn ganzen Industrie Zweige von sinnbefreiten Computer, sorry PC, - Kursen leben! Das Bürgergeld ist der erste Schritt die Spaltung der Gesellschaft aufzuhalten und wieder auf ein Miteinander zu setzen. Löst es doch den Druck aus, das gesamte Gefüge der bezahlten Arbeit neu zu sortieren. Wenn die Kosten der Arbeit steigen, wird es auch möglich sein, das von Maschinen zu erledigen. Und Fortbildung bedeutet das lebenslange Lernen nachzukommen, statt sinnbefreite ...
    Der Weitblick könnte...

  37. 17.

    Ach was?Es reicht bei der Berwerbung also aus,"...habe mich im Inet und Bibo" informiert?
    Hier geht es um ein anerkannten Abschluss in einem Beruf!Oder haben sie sich mit einem selbst geschriebenen Facharbeiterbrief beworben?Kein AG würde sowas akzeptieren.

  38. 16.

    Wenn an sich nicht mehr bücken kann, ist es doch möglich einer anderen Tätigkeit nachzugehen oder???

  39. 15.

    Vielleicht mal zur Einordnung. Die sogenannten Hartz-Reformen sind Bundesgesetze der Schröder-Regierung und keine Ländersache. Es bestand anfangs nur die Wahl der jeweils zuständigen Behörde.
    Zweitens haben diese Reform die SPD und Gewerkschaften fast zerrissen, nicht umsonst wurde die WASG gegründet, die später mit der PDS zur Linken fusionierte.
    Die verbliebenen sozialen Kräfte in der Sozialdemokratie und Gewerkschaften wussten nur zu gut, dass man ohne grundsätzliche Reform der Schröder-Gesetze erhebliche Teile der Wählerschaft zu Recht für immer verliert, insofern war der erste Versuch von Hubertus Heil, nach vielen zaghaften Anläufen, mit dem Bürgergeld einen grundsätzlichen Strukturwandel zu initiieren nicht nur folgerichtig, sondern auch für die Betroffenen selbst, für die Zukunft der SPD und Gewerkschaften sehr wichtig.
    Gleiches gilt für die untere Flankierung durch den gesetzlichen Mindestlohn.

  40. 14.

    Gibt es denn auch eine
    Gegenleistung für das Geld?Leute die arbeitsfähig
    sind,sollten für gemeinnützige Arbeit nach Mindestlohnstundensatz herangezogen werden.Bei guter Arbeit kann dadurch auch ein langfristiges Arbeitsverhältnis entstehen.

  41. 13.

    Ich schäme mich für meine Mitkommentierenden, denen nach dem Lesen(?) über das Leben von Friederike Böttcher nichts Besseres einfällt, als sich belehrend, unempathisch und anmaßend zu äußern. Leider haben Sie übersehen, warum die Frau arbeitslos ist und in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten kann. Sie hat chronische Rückenprobleme. Ist doch aber egal, wer sich als Bürgergeldempfängerin outet, der MUSS einfach faul und doof sein. Fakten sind eh nur was für Leute, die keine Fantasie haben.

    Mir tut Frau Böttcher leid. Und ich wünsche ihr alles Gute. An die ganzen Jammernden: Nehmt Eure "guten" Ratschläge, setzt sie um und werdet - um Himmels Willen - niemals arbeitslos, denn das wäre nun wirklich peinlich.

  42. 12.

    Im westen der Republik stand auch bei Hartz IV die Umschulung und Förderung im Mittelpunkt, war doch der Slogan "Förden und Fordern".
    Berlin hatte sich nicht an diesen Slogan gehalten, da die Zahl von 270 000 Arbetslosen im Jahr 1999 stieg und stieg, im Jahr 2021 auf 350 000.

    Mann kann nur gespannt sein, was uns das Bürgergeld bringt, besonders im Berlin.

  43. 11.

    Vielleicht könnte die Dame eine Beschäftigung bei einer Behörde nachkommen.
    Da kann sie sitzen.

  44. 10.

    Wenn sie so krank ist kommt für ihr die Berufsunfähigkeit in Betracht, außerdem hätte sie ja Postzustellerin werden können.
    Ich habe auch eine kaputte Wirbelsäule laufe am Stock nach 45 Jahren Arbeit. Ich kann das Gejammer nicht mehr hören.
    Übrigens ich kenne Rentner die füllen Regale mit 79 Jahre auf mit Hilfe on Schmerzmitteln.

  45. 9.

    Nicht nur zu spät, sondern auch zu wenig. Alleine Strom und Lebensmittel werden viel teurer als nur 53 Euro! Langzeitarbeitslose werden zudem quasi gar nicht entlastet durch die neuen Regeln. Die gelten nur für "Neu-Arbeitslose". Ein Skandal.

    Gez.: ein Betroffener.

  46. 8.

    Wie dumm (wenn nicht sogar verkloppt) war ich, doch glatt 45 Jahre zu arbeiten, Berufsausbildung und Studium am Abend und in der Freizeit zu machen, nebenbei noch Kinder groß zu ziehen, die doch glatt weg auch noch arbeiten…. Letztendlich haben die Nichtarbeitenden doch alle Möglichkeiten auch gut ohne Arbeit zu leben. In zwölf Jahren in Eigeninitiative nichts zu machen, aber gut meckern können. Das Bürgergeld ist ein Schlag ins Gesicht für alle diejenigen die arbeiten. Arbeit lohnt sich nicht.

  47. 7.

    Genau das Gleiche habe ich auch gedacht. Wo ist hier die Eigeninitiative und Eigenverantwortung? Warum wird jahrelang darauf gewartet, dass der Staat es schon richten wird? Und wenn er es nicht richtet, dann halt nicht? Dann lebe ich halt auf Kosten der Steuerzahler für den Rest meines Lebens? Ich verstehe diese Haltung nicht. Drei meiner Kolleginnen haben neben ihren Vollzeitjobs ein Fernstudium gemacht und sich so weitergebildet - ganz ohne Staat und Jobcenter.

  48. 6.

    Weil Menschen keine Roboter sind und es verschiedenste Gründe gibt, warum sie ihr Einkommen nicht selbst erwirtschaften können, aber verbriefte Grundrechte haben.
    Im Zuge der uns noch erwartenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationen (totale Digitalisierung, Industrialisierung 4.0) haben verschiedenste Wissenschaftler (auch im Silikon Valley) bereits das bedingungslose Grundeinkomnen ins Spiel gebracht.

  49. 5.

    Und 12 Jahre hätten sicher zum Erlernen einer Fremdsprache mit Hilfe von Bibliothek und Internet ausgereicht. Kann die Betroffene inzwischen Gebärdensprache?

  50. 4.

    Natürlich könnte man (frau) sich auch allein um eine andere Ausbildung bzw. einen Quereinstieg kümmern. Das Warten auf tolle Angebote der Jobagentur ist nicht verpflichtend, oder?... Bei ihr fehlt mir das persönliche Engagement, selbst eine neue berufliche Perspektive herzustellen.

  51. 3.

    Guten Morgen- wieder jemand der nur jammert- Eigeninitiative und Motivation nicht erkennbar- wenn man 12 Jahre zuhause ist, gab es bestimmt andere Alternativen. Es gibt immer noch andere Möglichkeiten- vorausgesetzt die medizinischen Maßnahmen wurden auch voll ausgeschöpft- sich beruflich zu orientieren.
    Und nicht wieder nur auf die Mitarbeiter der JC schieben.

  52. 2.

    So tragisch das ein oder andere Schicksal auch ist, jedoch ist der Name "Bürgergeld" ist leider von der Politik irreführend gewählt, weil viele Menschen damit "Recht und Anspruch als Bürger" assoziieren, es handelt sich jedoch um eine "soziale Notfallabsicherung". Auch im internationalen Vergleich ist der Gewährungszeitraum zu lang, weil kein anderes Land auf der Welt sich eine derartig langen Zeitraum für eine "Notfall-Überbrückungs-Hilfe" leistet. Man sollte hier eher Bezugscheine für Grundversorgungsgeschäfte geben. Dann könnte man auch gezielt gesunde Ernährung fördern. Es sollte eine bewusste Steuerung geben, wofür die Familien das Geld verwenden, nämlich für gesunde Ernährung und zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in Zeiten des Arbeitskräftemangels.

  53. 1.

    Empfängt seit 12 Jahren Sozialleistungen… Eine Umschulung war ja scheinbar auch nicht möglich… Und beschwert sich, dass der Regelsatz zu niedrig ist. Diese Leistungen werden von den arbeitenden Steuerzahlern finanziert. Woher soll das Geld denn kommen, wenn es so bequem ist, Sozialleistungen zu beziehen? Wenn ich mal die Leistungen, die Empfänger von Bürgergeld ohne Gegenleistung beziehen, zusammenzähle, dann kommt schon die Frage auf, warum der Steuerzahler das alles zahlen soll.

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