Krieg in der Ukraine - Tausende demonstrieren in Berlin zum Jahrestag des russischen Angriffs
Tausende Menschen haben am Freitag in Berlin für den Abzug russischer Truppen aus der Ukraine demonstriert. Anlass war der Jahrestag der Invasion. Auch bei anderen Aktionen in Berlin und Brandenburg wurde Solidarität mit der Ukraine gezeigt.
Ein Jahr nach Beginn des Krieges haben sich tausende Menschen in Berlin solidarisch mit den Menschen in der Ukraine gezeigt.
Am Nachmittag zog unter dem Titel "Wir werden nie vergessen" ein Demonstrationszug von der Karl-Marx-Allee zur russischen Botschaft an der Straße Unter den Linden und weiter zum Brandenburger Tor. Auf der dortigen Kundgebung sprachen am Abend auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev. Das Brandenburger Tor wurde blau-gelb angestrahlt.
Mindestens 10.000 Menschen nahmen an der Demonstration teil, wie die Polizei am Abend mitteilte. Angemeldet waren 12.500 Menschen. Bis auf einen Eierwurf auf die russische Botschaft kam es der Polizei zufolge zu keinen Zwischenfällen.
Am Startpunkt der Demonstration ist das berühmte Café Moskau als Zeichen der Solidarität vorübergehend in Café Kiew umbenannt worden. Vor der russischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor skandierten die Menschen: "Russland ist ein Terrorstaat". Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwenkten ukrainische Flaggen. Immer wieder riefen sie "Freiheit für die Ukraine" und "Stoppt den Krieg".
Sie freue sich sehr über die Solidarität, auch von vielen Deutschen, die zu der Demonstration gekommen seien, sagte Mitorganisatorin Krista-Marija Läbe am Abend in der rbb24-Abendschau. "Für uns ist das ein wirklich starkes Zeichen, dass wir nicht alleine sind." Sie wies darauf hin, dass die Menschen in der Ukraine sich bereits neun Jahre im Krieg befänden, weil die Ost-Ukraine und die Krim zum Teil schon seit 2014 besetzt seien.
Zur Teilnahme an der Demonstration hatte auch das Internationale Literaturfestival Berlin aufgerufen. Den Aufruf unter dem Motto "Das Ungeheuerliche nicht hinnehmen" hatten unter anderen die Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek und Herta Müller sowie die Historiker Karl Schlögel und Timothy Snyder unterzeichnet.
Russland hatte genau vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Dazu finden in Berlin und Brandenburg am Freitag und auch am Wochenende weitere Demonstrationen, Gedenkveranstaltungen und Protestzügen statt.
So hatten Schüler eine Demonstration am Freitagmittag in der Straße unter den Linden organisiert, die Polizei zählte etwa 500 Teilnehmer. Zudem waren ein "Trauerweg" von der ukrainischen Botschaft zum Brandenburger Tor, ein "Friedenszug" vom Neptunbrunnen zum Reichstag und eine Protestaktion auf dem Anton-Sefkow-Platz in Lichtenberg angekündigt.
Vor der russischen Botschaft wurde am Freitagmorgen ein zerstörter russischer T-72 Panzer aufgestellt. Dort versammelten sich am Abend hunderte Menschen, einige stellten an dem Panzerwrack Kerzen auf.
Bei der zentralen Veranstaltung zum ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine wies Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue darauf hin, dass Deutschland heute deren größter Unterstützer in Europa sei - auch militärisch. Zu der Veranstaltung am Freitagvormittag hatte der Bundespräsident zusammen mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, ins Schloss Bellevue eingeladen.
Putin setze darauf, dass die Verbündeten der Ukraine müde würden, abstumpften und wegschauten. "Diesen Gefallen werden wir ihm nicht tun", betonte Steinmeier. Wenn Putin ernsthaft ein Ende des Krieges wolle, müssten sich seine Truppen zurückziehen. Erst das öffne den Weg zu Verhandlungen.
Unterdessen kündigte das Verteidigungsministerium am Freitag an, die Zahl der Leopard-2-Kampfpanzer, die an die Ukraine geliefert werden sollen, von 14 auf 18 zu erhöhen. [tagesschau.de]
Gedenken, Demonstrationen und ein Panzerwrack in Berlin
Auch in Brandenburg wurde der Opfer in der Ukraine gedacht und ein Ende des Krieges gefordert.
In einer Rede im Parlament sagte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) am Freitagvormittag: "Wir werden uns nicht an den Krieg gewöhnen." Auf der Tribüne verfolgten auch Geflüchtete aus der Ukraine die Reden. In Brandenburg sind seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 rund 30.000 ukrainische Staatsangehörige aufgenommen worden. Liedtke sagte, sie wünsche sich, dass viele Menschen in Russland aus Protest gegen den Krieg auf die Straße gingen. Die ukrainische Gesandte Iryna Samchenko sagte bei der Gedenkveranstaltung im Landtag: "Der russische Terror kennt keine Grenzen. Er kann und muss gestoppt werden." Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sicherte der Ukraine weitere Solidarität zu.
Auf dem Campus der Viadrina in Frankfurt (Oder) kamen am Abend mindestens 500 Menschen zusammen und bekundeten ihre Solidarität mit der Ukraine. Frankfurter, Studierende und Geflüchtete zogen gemeinsam von der Universität aus durchs Stadtzentrum bis zur Oderbrücke. Bereits am Nachmittag sollte in der Stadt die Friedensglocke läuten.
Mitglieder der Partei Bündnis90/Die Grünen hissten am Morgen die ukrainische Flagge am sowjetischen Ehrenmal in Grünheide. Allerdings wehte sie dort nur wenige Stunden, sie wurde später im Auftrag des Ordnungsamtes entfernt.
Am Abend war in Potsdam eine Friedenskundgebung auf dem Alten Markt geplant. Am Sonntag wird unter dem Motto "Mut, Hoffnung, Zuversicht - ein Jahr Krieg in der Ukraine" in der St. Nikolaikirche ein Solidaritätskonzert mit dem Europe Symphony Orchestra organisiert.
Korrekturhinweis: Wir hatten zunächst berichtet, dass bei der Veranstaltung "Den Frieden gewinnen, nicht den Krieg" 12.500 Teilnehmende erwaretet werden. Dem ist nicht so.
Sendung: rbb24 Inforadio, 24.02.2023, 8 Uhr