Vor Bund-Länder-Migrationsgipfel - Woidke fordert mehr Hilfen bei Versorgung von Geflüchteten

Sa 06.05.23 | 15:43 Uhr
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Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, spricht auf einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei Brandenburg. (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.05.2023 | Anke Arndt | Bild: dpa/Michael Bahlo

Wenige Tage vor dem Migrationsgipfel zwischen Kanzler und Ministerpräsidenten verhärten sich die Fronten: Einige Länder fordern mehr Geld für die Versorgung; der Bund wirft den Ländern vor, Gelder nicht an Kommunen weiterzureichen.

Mehrere Bundesländer haben vor dem Migrationsgipfel im Kanzleramt mehr Geld vom Bund für die Versorgung von Flüchtlingen und Migranten gefordert. "Ich werde mich nächste Woche dafür einsetzen, dass auch der Bund einen Beitrag leistet", sagte Brandenburgs Landeschef Dietmar Woidke (SPD) der "Märkischen Oderzeitung". Man sei in Gesprächen über die Summe.

"Für Unterbringung, Versorgung und vor allem Integration müssen deutlich mehr Mittel fließen – und zwar dauerhaft", forderte auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gegenüber dem "Spiegel". CSU-Chef Markus Söder sagte am Samstag auf dem CSU-Parteitag: "Es braucht mehr Geld, es braucht bessere Unterbringung, und es braucht auch keine deutschen Alleingänge bei der Aufnahme. Wenn die Ampel die Kommunen am ausgestreckten Arm verhungern lässt, dann spaltet das das Land."

Derweil forderten die Landesinnenminister von Brandenburg und Sachsen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stationäre Grenzkontrollen, um unerlaubte Einreisen zu verhindern. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) verwies in der "Welt am Sonntag" auf die stationären Grenzkontrollen an der Grenze Bayerns zu Österreich, die kürzlich verlängert worden seien. Diese Kontrollen führten zu "beachtlichen Zurückweisungszahlen".

Bundesregierung macht Ländern breite Vorwürfe

Die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat erneute Geldforderungen der Länder allerdings strikt zurückgewiesen und betont, dass die Bundesländer laut Verfassung zuständig seien. Dennoch sei der Bund in den vergangenen Jahren Ländern und Kommunen freiwillig mit Milliardenzahlungen beigesprungen.

Zudem gibt es den Vorwurf, dass etliche Landesregierungen die milliardenschweren Zuwendungen der Bundesebene für die Flüchtlingsbetreuung und -unterbringung nicht an die Kommunen weitergereicht haben. Viele der 16 Bundesländer hätten zudem ihre Hausaufgaben weder bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber noch bei der Digitalisierung der Ausländerbehörden gemacht, hieß es in Regierungskreisen.

Hintergrund der Debatte sind stark gestiegene Ankunftszahlen von Flüchtlingen und Migranten.

Landkreise fordern mehr Abweisungen, Städte bessere Integration in Arbeitsmarkt

Die Landkreise fordern von Bund und Ländern klare Entscheidungen zur Begrenzung der Flüchtlingszahlen und zum Thema Finanzen. "Die Landkreise brauchen dringend eine verlässliche Perspektive", sagte der Präsident des Landkreistags, Reinhard Sager, am Wochenende. Städtetagspräsident Markus Lewe sprach sich dafür aus, Flüchtlingen schneller Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewähren.

Auf Bundesebene passiere in der offenen Flüchtlingsfrage zu wenig, kritisierte der Präsident des Landkreistags, Sager, in der Düsseldorfer "Rheinischen Post" vom Samstag. "Wir erwarten, dass der Bund alles dafür tut, um den Zustrom von Flüchtlingen deutlich zu reduzieren", sagte er. Neben einer Begrenzung der Einwanderungszahlen müssten zudem geflohene Menschen stärker in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden, forderte Sager.

SPD und FDP wollen Moldau und Georgien zu "sicheren Herkunftsstaaten" erklären

Der Bund hatte erst 2022 den größten Teil der Kosten für die Versorgung der rund eine Million ukrainischen Kriegsflüchtlinge von den Ländern übernommen. In Berlin wird zudem auf die Überschüsse in den Haushalten der meisten Bundesländer und vieler Kommunen und die massiven Defizite im Bundeshaushalt verwiesen. In der Bundesregierung wird deshalb auch vor einem Scheitern des Bund-Länder-Treffens am Mittwoch gewarnt.

Wie zuvor SPD-Chef Lars Klingbeil forderte auch der Sonderbevollmächtigte der Bundesregierung für Migration, Joachim Stamp (FDP), eine Ausweitung der Liste der sogenannten sicheren Herkunftsländer. "Ich schlage vor, sehr zügig mit Georgien und der Republik Moldau umfassende Migrationspartnerschaften auf den Weg zu bringen", sagte der FDP-Politiker dem "Spiegel". Darin solle dann auch geklärt werden, dass abgeschobene Georgier und Moldawier Einsprüche gegen abgelehnte Asylanträge von ihrer Heimat aus einreichen müssen.

Mit der Einstufung der EU-Beitrittsaspiranten als "sichere Herkunftsstaaten" könnten Asylverfahren für Antragsteller aus diesen Ländern wegen einer sehr geringen Anerkennungsquote beschleunigt werden. Schon die frühere schwarz-rote Bundesregierung wollte diese Einstufung von Moldau und Georgien, was die grün-mitregierten Bundesländer im Bundesrat aber verhinderten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.05.2023, 15 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Das milliardenschwere Doktorn an den Symptomen löst keine der aktuellen Probleme, sondern verschärft sie nur noch.

  2. 27.

    Wer rechtsextrem wählt, den muß man ja wohl kaum um seine "Meinung" über Flüchtende befragen. Und ich persönlich finde deren "Meinung" völlig uninteressant, dafür gibt es den Verfassungsschutz!

  3. 26.

    Nicht mehr Geld - einfach mal nicht berechtigte nicht mehr aufnehemen, zur Not als Land im Alleingang, So irrsinnig kann es doch nicht wirklich weitergehen.

  4. 25.

    Nicht mehr Geld - einfach mal nicht berechtigte nicht mehr aufnehemen, zur Not als Land im Alleingang, So irrsinnig kann es doch nicht wirklich weitergehen.

  5. 24.

    Bitte? Die sind Brandenburger. Möchten Sie Ihnen nichtgenehme Menschen diskriminieren? Ich rede grundsätzlich mit allen und höre mir ihre Meinungen an. Auch wenn ich sie nicht teile. Für ein verantwortliches Amt wären Sie ungeeignet, Max.

  6. 23.

    Wie steht der Senat von Berlin dazu? Es geht ja um mehrere Bundesländer.

  7. 22.

    " Dann fragen Sie mal die Menschen in Brandenburg oder speziell in den Grenzregionen zu Polen! "

    Die mit über 20 % rechtsextrem wählen? Warum sollte man die fragen?

  8. 21.

    Die Kubakrise führte nicht zum Krieg. War Kennedy und Chruschtschow verantwortungsvoller ? Mir wäre eine wirklich freie Ukraine lieber als all das was da heute läuft. Der Hass, der sich da aufgebaut hat wird noch lange nachwirken; egal wie das dort mal endet. Es wurde zuvor viel von roten Linien gesprochen. Man hätte die bedenken müssen. Wer trägt denn jetzt das größte Leid ? Die Bürger der Ukraine.

  9. 20.

    Es geht darum, dass nur ein Außenstehender zwischen der Ukraine und Russland vermitteln kann. Wie sonst soll der Krieg beendet werden?

  10. 19.

    Auch Politiker haben die Pflicht das Grundgesetz zu achten. Ich könnte jetzt einen langen Text schreiben. Ich erinnere mich an so viele seltsame Politikersprüche.

  11. 18.

    Dann begrenzt die Aufnahme von Flüchtlingen. Wenn kein Geld mehr da ist, dann geht eben nicht mehr.

  12. 17.

    Und da liegt das Problem, China will die billige Tankstelle lange weiter nutzen. Hat gar kein Interesse das Putin verschwindet. Auch weil unklar ist was nach dem Verbrecher kommt.
    Es muss niemand glauben das die Sprüche von Medwedew nur leere Drohungen sind.
    Übrigens, nicht vergessen, was der Massenmörder in Syrien gemacht hat war Kalkül um die Flüchtlingswelle 2015 auszulösen.

  13. 16.

    Geht nur mit Druck aus China auf die Russen. Der Rest ist Verhandlungssache. Der Krieg geht so lange, bis am Tisch ein Frieden verhandelt wird. Siegen kann eh niemand. Es ist ein regionaler Krieg und der Rest der Welt wird nicht ewig zusehen. Die neutralen Dritten müssen eingreifen. Weder die Russen noch die Ukrainer nebst Partnern sind Willens, freiwillig zu verhandeln..

  14. 15.

    Richtig erkannt, wie lautet Ihre Option?
    Es wird kein Frieden geben bis die Russen die Ukraine komplett verlassen haben.
    Wieviel Haus und Hof wären Sie bereit einem Agressor abzugeben damit angeblich Frieden ist?

  15. 14.

    Hessen fordert Verdopplung von Steuergeldern für Migrantenversorgung. Und NRW Regierungschef Wüst scheint schon aufgegeben zu haben : „Ein Großteil der Menschen, die zu uns gekommen sind, wird bleiben“. Dass der "Großteil" "eigentlich" nicht asylberechtigt ist, scheint Wüst nicht zu tangieren.

  16. 13.

    Daher ist der Frieden auch so wichtig. Damit die Flüchtlinge wieder in die Ukraine zurück können.

  17. 12.

    Meiner Meinung nach eine erforderliche Entscheidung.
    Es ist schon bezeichnend, dass der Bund die Selbstauskunft der Länder und Gemeinden so ignoriert.
    Der "Bund" kann im Rahmen des Bundeszwanges zwar einiges fordern - das hat aber auch seine Grenzen.
    z.B. das Gemeinwohl und die damit gebotene Beachtung der Länderinteressen.

  18. 11.

    Meiner Meinung nach eine erforderliche Entscheidung.
    Es ist schon bezeichnet, dass der Bund die Selbstauskunft der Länder und Gemeinden so ignoriert.
    Der "Bund" kann im Rahmen des Bundeszwanges zwar einiges fordern - das hat aber auch seine Grenzen.
    z.B. das Gemeinwohl und die damit gebotene Beachtung der Länderinteressen.

  19. 10.

    Die "paar" Flüchtlinge werden unser geringstes Problem sein wenn der Massenmörder in der Ukraine die Oberhand gewinnt. Scheint als ob das hier noch keiner auf dem Schirm hat.

  20. 9.

    Wenn kein Geld mehr da ist, kann man die Aufgabe nicht erledigen. Was will denn Brandenburg? Die vorhandenen Flüchtlinge versorgen oder mehr aufnehmen?

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