Autoverkehr soll nicht reduziert werden - Berliner Senat will Mobilitätsgesetz verändern

Di 27.06.23 | 18:26 Uhr
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Symbolbild:Ein PKW fährt hinter einem Fahrradfahrer an einer Kreuzung einer Hauptverkehrsstrasse.(Quelle:dpa/C.Koall)
Audio: rbb24 Abendschau | 27.06.2023 | Tobias Schmutzler | Bild: dpa/C.Koall

Rot-Grün-Rot wollte mit dem Mobilitätsgesetz unter anderem den motorisierten Individualverkehr reduzieren. Diesen Plan ändert jetzt die schwarz-rote Regierung - und weicht auch in anderen Punkten teils erheblich vom ursprünglichen Konzept ab.

  • Reduzierung des individualisierten Autoverkehrs und Regelungen für neue Mobilitätsformen kein Teil des neuen Gesetzes
  • Vorgaben zum Wirtschaftsverkehr bleiben erhalten
  • Grüne werfen Senat vor, Mobilitätsgesetz "entkernt" zu haben

Der schwarz-rote Senat will das Berliner Mobilitätsgesetz zunächst nur um ein Kapitel zum Wirtschaftsverkehr erweitern. Das geht aus einem Entwurf hervor, der dem rbb vorliegt. Zuerst hatte die "Berliner Morgenpost" berichtet.

Das neue Gesetz weicht dabei zum Teil erheblich von den Plänen der rot-grün-roten Vorgängerregierung ab.

Liefer- und Ladezonen sollen bei Stadtplanung besonders berücksichtigt werden

So wurde unter anderem das Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, erstmal wieder gestrichen. Vor allem die Grünen wollten damit durchsetzen, dass der Autoverkehr in Berlin eingeschränkt werden kann, zu Gunsten des öffentlichen Personennahverkehrs und der Radverkehrs. Die CDU, die inzwischen die Verkehrsverwaltung führt, hatte das im Wahlkampf als autofeindlich abgelehnt. Auch der Absatz zur Parkraumbewirtschaftung wurde zunächst gestrichen. Darin sollte unter anderem geregelt werden, dass die Zahl der Parkplätze für Autos reduziert werden.

Genauso sind die Regelungen für neue Mobilitätsformen, also zum Beispiel Sharing-Fahrzeuge wie E-Scooter oder Leihwagen, vorerst nicht mehr im Gesetz enthalten. Gestrichen wurde auch die kontrovers diskutierte Vorgabe für Handwerker, möglichst den ÖPNV statt das eigene Auto für Dienstfahrten zu nutzen.

Im Herbst will sich die Koalition mit diesen Aspekten noch einmal befassen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte zu möglichen Änderungen allerdings bereits: "Es gibt eine neue Koalition. Rot-grün-rot ist nicht mehr im Amt. Wir haben eine schwarz-rote Koalition und selbstverständlich gibt es in vielen Bereichen dieser Stadt einen Kurswechsel."

Geplante Änderungen zum Wirtschaftsverkehr schaffen es ins Gesetz

Weitgehend unverändert übernimmt der schwarz-rote Senat die Gesetzesabschnitte zum Wirtschaftsverkehr. So sollen Liefer- und Ladezonen besonders berücksichtigt werden bei der Stadtplanung, besonders wenn neue Quartiere entstehen. Außerdem soll ein Konzept für Schwerlasttransporte entwickelt werden, inklusive eines Routennetzes für große Lkw. Innovative Konzepte wie Mikro-Depots und elektrische Lastenräder oder Kleinst-Transporter sollen auch weiter gefördert werden.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte an, ihre Verkehrsverwaltung werde einen Leitfaden zur Ermittlung des Bedarfs an Liefer- und Ladeverkehrsflächen erarbeiten. Außerdem soll "eine Austauschplattform Wirtschaftsverkehr" für den Austausch zwischen Wirtschaft und den zuständigen Stellen aus Politik und Verwaltung genutzt werden.

Kapek: "Nach dem Radwege-Ausbau bremst die CDU jetzt die komplette Verkehrswende aus."

Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Antje Kapek, warf der schwarz-roten Koalition vor, das Mobilitätsgesetz "entkernt" zu haben. So gut wie alle Regelungen für mehr Klimafreundlichkeit, Flächengerechtigkeit und einen besseren ÖPNV seien gestrichen worden. "Nach dem Radwege-Ausbau bremst die CDU jetzt die komplette Verkehrswende aus", so Kapek.

Sie warf vor allem der neuen Verkehrssenatorin Schreiner vor, die ursprünglichen Ziele des Mobilitätsgesetzes zu missachten und forderte die SPD auf, die Änderung zu stoppen. "Sollten sie den Schreiner-Entwurf einfach durchwinken, ist klar, dass sich die SPD aus der Mobilitätspolitik verabschiedet hat", so Kapek.

Wegner kritisiert Grüne und will Jaraschs Bilanz "locker überbieten"

Der Regierende Bürgermeister Wegner verteidigte den Kurs seiner Partei und griff seinerseits die Grünen und deren Verkehrspolitik an: "Die Bilanz nach sechs Jahren Verkehrsverwaltung durch die Grünen ist alles andere als gut", sagte Wegner am Dienstag. Schreiners Vorgängerin Bettina Jarasch (Grüne) habe von angekündigten 40 Kilometern Radweg pro Jahr nur 26,5 Kilometer umgesetzt, so Wegner. Er finde, das sei keine gute Bilanz und kündigte an: "Die Bilanz, die Frau Jarasch hingelegt hat in einem Jahr, die werden wir locker überbieten." Auch seine Partei habe den Anspruch Radwege zu bauen.

Der dritte Teil des Mobilitätsgesetzes sollte eigentlich schon unter der rot-grün-roten Landesregierung verabschiedet werden. Der Versuch scheiterte allerdings kurz vor der Wiederholungswahlim Februar. Nun sagte Wegner, die Änderungen sollten bereits am Donnerstag, bei der nächsten Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus, behandelt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.06.2023, 14:00 Uhr

109 Kommentare

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  1. 109.

    Da hat es Sie wohl getroffen. Wir haben lange genug grünen Murks ertragen. Und in drei Jahren wird der amtierende Senat bestätigt, keine Sorge liebe Berliner. Nie wieder grünradikale Politik in Berlin.

  2. 108.

    Ich freue mich immer wieder auf Berlin. Aber in New York City ist alles besser. Schön ist beides zu haben, ich bin gesegnet und dankbar.

  3. 107.

    Die paar Jahre, in denen mal die Grünen an der Regierung waren kann ich fast vernachlässigen. Die meiste Zeit meines Lebens musste ich unter cDU-Politik leiden!
    Zum Glück lebe ich mittlerweile in Kreuzberg, da gibt es wenigstens eine grüne Kommunalpolitik.

  4. 106.

    Nein, das sind wissenschaftliche Erkenntnisse. Und wie Klimawandelleugner auch leugnen sie wissenschaftliche Erkenntnisse.

  5. 105.

    Ich sprach von den immer gleichen Märchen, nicht von Lügen.

    Auch Märchen können einen wahren Kern haben, sie werden aber aus erzieherischen Gründen stark überzogen. So auch hier. Natürlich gibt es Fahrradrowdys, sowie auch Auto- und sogar Fußgängerrowdys.

    Wie geht wohl ein Unfall aus wenn ein Radfahrer und ein Fußgänger mit voller Wucht zusammenprallen? Nicht gut.

    Also selbst ein Kamikazeradler wird daran kein Interesse haben. Außerdem könnten sie das nächsten Tag in der Presse lesen, spätestens in der Unfallstatistik.

    Wie gesagt, das geht für BEIDE nicht gut aus.

    Hier werden Bagatellen aufgebauscht, ich verhindere bei einfacher Fahrt von 10 km locker an die 15 Beinaheunfälle. Mit ALLEN Verkehrsteilnehmern. Wobei Radfahrer noch am besten einzuschätzen sind. Sonntagsfahrer mal ausgenommen.

    Mit weiten Abstand sind Autofahrer am gefährlichsten, dann kommen Fußgänger, dann erst Sonntagsfahrer.

  6. 104.

    Genau das hat die CDU im Wahlkampf versprochen und darum haben wir sie gewählt.
    Bravo, weiter so!

  7. 103.

    Warum wird mir vorgeschrieben, daß ich mit den ÖPNV oder Fahrrad fahren soll.

  8. 102.

    Sie: "nun wisst Ihr mal, wie es anderen unter dem Grünen-Terror ging"
    -> Sie mögen schräge Vergleiche oder? Haben die Grünen je jemandes Leben gefährdet? Schwarz-rote Retropolitik anno 1957 tut dies, indem sie FERTIGE Radwege wieder entwidmen wollen und damit ihren Beitrag zur Gefähring nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmender leisten. Womöglich ist Ihnen ja 1 Radfahrerleben sch*** egal, aber es wären dann nicht alle so drauf wie Sie.

  9. 101.

    Vielleicht sollten wir alle mal anfangen die eigenen Fehler einzugestehen anstatt immer nur nach Fehlverhalten beim jeweils anderen Verkehrsmitteln zu suchen. Ich würde gerne mal einen Tag erleben an dem ich keinen PKW/LKW auf einer Fahrradspur stehen sehe, ein Fahrradfahrer der durch Fußgänger rast und wild klingelt oder einen Fußgänger der todesmutig im Feierabendverkehr bei rot eine sechsspurige Straße überquert. Das einzige Verkehrsmittel bei denen Fehlverhalten selten sind, sind Paraglider.

  10. 100.

    Antwort auf Keks
    Das ist eine Statistik und jede Statistik kann man anders auslegen ,dazu noch die Meinungen der Personen.
    Ich sehe darin keinen größeren Verwaltungsaufwand.
    Und das Fahrradfahrer die Strassen weniger abnutzen mag sein deshalb kosten die Wege Geld.
    Es geht um entsprechende Steuer nicht dieselbe wie die KFZ.
    Jeder Bürger der Fahrrad fährt sollte Verantwortung tragen

  11. 99.

    Einmal zurück in die Steinzeit. Traurig für dle Stadt, aber so ist das wenn Leute was zu sagen haben, die fast nur von Rentnern gewählt werden. Noch 3 Jahre Zähne zusammenbeißen liebe Berliner , dann geht es wieder bergauf.

  12. 98.

    Also nochmal es handelt sich hier nicht um ein prinzipielles Verbot aller KW in Deutschland. Es geht um die Reduzierung des Verkehrs in Berlins Innenstadt. Was für Wirkungen erwarten sie denn da? VW macht die Türen zu? Porsche wird nach China verkauft? Sorry das ist doch weltfern.

    Und wenn Sie wirklich volkswirtschaftlich weit ausholen wollen, dann lassen Sie uns doch die Kosten für Mitigation und Adaption Berlins mitberechnen, welche wir zahlen müssen um den Klimawandel zu begegnen. Das lässt sich wenigsten anhand der seriösen Berichterstattung machen.

    Sorry lieber Alfred, du wanderst wirr aufm Holzweg.

  13. 97.

    Ehrlich gesagt, was Frau Kapek von den Grünen dazu sagt, interessiert mich nicht die Bohne. Ausweislich Wikipedia war Kapek bisher in einem wertschöpfenden Beruf außerhalb eines Berufspolitikerdaseins noch nie tätig. Was sagen denn die Fachleute dazu? Dass das neue Gesetz von den Plänen der RRG Vorgängerregierung abweicht, ist eine normale Erscheinung. Es war ja gerade die Politik von RRG, die die Bevölkerung nicht mehr haben will. So funktioniert Demokratie.

  14. 96.

    Toll, dass wir ein zweites Mal wählen durften, hat sich richtig gelohnt.
    Die Kohlelobby-CDU, keinen Klimaentscheid.
    Fahrt frei.
    Jeder sollte seine beschissenen Abgase selber einatmen, Grundsteuer für unnutzbar gewordene Quadratmeter zahlen.

  15. 94.

    Also steht in den Studien doch nix zu den volkswirtschaftlichen Nutzeffekten der Automobilindustrie, so dass Sie ausweichend antworten müssen.

    Mit dem Klimaschutz hatte es RRG nicht so gehabt, weder bei der Ausweisung von WKA-Gebieten, der Umstellung des Busverkehrs auf E-Busse (Berlin hat davon ähnlich viele wie Wiesbaden, nur ist das dort ca. 1/3 der Flotte), oder beim Ausbau der Tram. Statt der versprochenen Taktverdichtung wurden Fahrpläne ausgedünnt. Zudem erlahmte das Interesse zur Errichtung von Ladestationen für E-Autos, nachdem die bei der Immobilitätssenatorin vor dem Büro gebaut gewesen ist.

    Doch wie sollen die Menschen ohne Auto in die Innenstadtblase kommen? Das Rad hat sich bereits in Kopenhagen und Amsterdam als untauglich erwiesen. Egal ob Amstelveen oder Spandau: Auto oder Zug sind angesagt, aber kaum das Rad. Schauen Sie auch mal in den Berlin NVP und gucken sich auch mal die Messwerte der automatischen Zählstellen an.

  16. 93.

    Ja, das ist wirklich nicht die feine Art.

    Allerdings bringen anekdotische Evidenz nicht weiter. Es gibt bekloppte Fahrradfahrer, bekloppte Fussgänger und bekloppte Autofahrer. Aber was nun?

    Das hilft der Diskussion leider nicht weiter. Interessanter sind hier Statistiken zu betrachten und die spricht leider eine andere Sprache - habe dazu bereits in einem anderen Beitrage eine Statistik gebracht, welche darlegte, dass weniger als 10% der Unfälle aufgrund von Fahrradfahrern auf dem Gehweg verursacht werden.

    Es ist also nervig aber nicht das dringendste Problem in dieser Debatte. Zur Erinnerung 2022 starben 10 Radfahrer und 9 Fußgänger - mehrheitlich durch Unfälle mit PKWs und LKWs.

  17. 92.

    Herrlich, wie jetzt die linksgrünversifften schäumen, nun wisst Ihr mal, wie es anderen unter dem Grünen-Terror ging. Im Bund achtet wenigstens die FDP darauf, dass Deutschland nicht völlig abgewirtschaftet wird.

  18. 91.

    Hören Sie endlich auf, andere der Lüge zu bezeichnen, nur weil sie ihre unschönen Erfahrungen mit rücksichtslosen Radfahrern mitteilen. Sie haben anscheinend echt ein Problem mit allem, was nicht ihrer blase vom heiligen Radfahrer entspricht

  19. 90.

    Richtig so, endlich Schluss mit der Ideologie gegen Vernunft, Augenmaß und die Mehrheit der Bevölkerung. Es ist gut, dass die Grünen nicht mehr gegen das Nichtklientel eskalieren können. Politik ist kein Privatfeldzug gegen Nicht-grün-denkende.

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