Lehrkräftemangel - Brandenburg-Stipendium lockt nicht genug Lehrernachwuchs aufs Land

Mi 26.07.23 | 08:25 Uhr | Von Amelie Ernst
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Symbolbild: Eine junge Lehrerin schreibt an eine Schultafel im Mathematikunterricht einer achten Klasse. (Quelle: dpa/J. Stratenschulte)
Audio: Antenne Brandenburg | Amelie Ernst | Bild: dpa/J. Stratenschulte

Etwa 1.800 neue Lehrkräfte braucht Brandenburg, wenn in wenigen Wochen das neue Schuljahr beginnt. Besonders groß ist der Bedarf auf dem Land. Seit zwei Jahren gibt es das "Landlehrer-Stipendium". Doch noch mangelt es an der Nachfrage. Von Amelie Ernst

Für Marie Hahn war eigentlich schon seit Beginn ihres Lehramtsstudiums klar: Sie will später mal an einer kleinen Grundschule unterrichten - am liebsten in der Nähe ihrer Heimatstadt Fürstenberg/Havel. "Es ist ein bisschen familiärer als an großen Schulen und in großen Städten. Man kennt einfach das Kollegium, man kennt die Kinder und auch die Eltern. Einfach eine angenehmere Arbeitssituation."

Zum Glück fand Marie eine passende Schule in Fürstenberg. Nach ihrem Bachelorstudium begann sie dort, an zwei Tagen pro Woche zu unterrichten - neben dem Studium in Potsdam. Ihre Fächer: Englisch und Kunst.

600 Euro und ein sicherer Arbeitsplatz

Wie Hahn haben sich bisher knapp 50 Lehramtsstudierende für das sogenannte "Brandenburg-Stipendium" entschieden. Sie erhalten während ihres Masterstudiums 600 Euro pro Monat, wenn sie sich verpflichten, Praxissemester, Referendariat und weitere Stunden in einer der Bedarfsschulen auf dem Land zu absolvieren und auch nach dem Studium dort anzufangen.

Die praktischen Erfahrungen seien ein echter Pluspunkt beim Stipendium, sagt Stipendiatin Marie Hahn. Außerdem schätze sie den sicheren Referendariats- und Arbeitsplatz. Und natürlich seien auch 600 Euro im Monat ein Argument. Auch wenn Hahn an "Schultagen" nun wieder zuhause bei ihren Eltern wohnt.

Doch helfen 600 Euro wirklich, junge Lehrer aufs Land zu locken, wenn sich vor allem die dafür interessieren, die ohnehin vom Land kommen oder dahin zurückwollen? Wenke Vogt von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung betreut das Stipendienprogramm und sieht trotzdem positive Effekte.

Nicht immer wird es die Wunschschule

Natürlich entschieden sich viele der Stipendiatinnen und Stipendianten für die Region, in der sie ohnehin später arbeiten wollten. Allerdings werde es dann nicht unbedingt die Wunschschule, sondern eine der derzeit 95, die einen besonders großen Bedarf angemeldet hätten.

Außerdem sei etwa jeder vierte Bewerber komplett flexibel, was die Region betrifft, in der er oder sie später eingesetzt wird. "Die sagen einfach: Ich möchte an eine kleine Dorfschule. Wo, ist mir eigentlich egal. Oder sie sagen: Ich möchte explizit an eine Förderschule, ich möchte mit Kindern mit einer Lernbeeinträchtigung arbeiten. Weil es das in anderen Bundesländern nicht gibt."

Werbeverbot in anderen Bundesländern

Schwierig sei allerdings, dass Brandenburg nicht in anderen Bundesländern für das Stipendium werben dürfe. Das Problem sieht auch Linken-Bildungspolitikerin Katrin Dannenberg. Aber auch sonst müsse das Bildungsministerium bei der eigentlich guten Stipendien-Idee noch nachsteuern. So müssten aus 600 Euro 1.000 werden, ähnlich wie beim Landärzte-Stipendium. "Damit (600 Euro) kann man eben nicht sein Lebensunterhalt absichern."

Außerdem müsse das Geld gleich ab dem Beginn des Studiums gezahlt werden, fordert die Linken-Politikerin – nicht erst nach dem Bachelorabschluss. "Und die neue Richtlinie für das Landlehrer-Stipendium wurde erst im Juli 2023 veröffentlicht - was erwarten wir dann?"

Der späte Termin und die begrenzten Werbemöglichkeiten könnten ein Grund sein, warum kurz vor Bewerbungsschluss am 31. Juli noch etwa die Hälfte der 40 neuen Stipendienplätze für das kommende Schuljahr unbesetzt ist. Das Bildungsministerium und die Schulen hoffen auf viele Last-Minute-Bewerbungen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 26.07.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

50 Kommentare

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  1. 50.

    "Der" Ansgar hat aber leider vollkommen recht. Und nu? Zur Erinnerung:

    "Und die jüngsten Vorfälle machen Brandenburg für Lehrkräfte nicht attraktiver..."

  2. 49.

    Sind ihnen die Vorfälle in Burg entgangen? Wo die AfD zu einer Hetzjagd gegen zwei engagierte Lehrer aufgerufen hat?

    Ist ihnen bekannt, dass dort wo die rechtsextreme AfD stark ist die rechtsextremen Delikte zugenommen haben?

    "Nach eigener Aussage hatte die AfD im vergangenen Sommer rund 28.500 Mitglieder. Weil diese aber aus sehr unterschiedlichen Gründen in die Partei eingetreten seien, könne man nicht automatisch alle AfD-Mitglieder als rechtsextremistisch ansehen, heißt es im Verfassungsschutzbericht. Dennoch schätzt das Bundesamt für Verfassungsschutz, dass 10.200 Mitglieder der AfD und ihrer Parteijugend "Junge Alternative" rechtsextremen Strömungen zuzurechnen sind. "

  3. 48.

    Der Ansgar hat mit dem Thema Rechte und AfD angefangen und stellt sich nun dumm.

  4. 47.

    Ausgerechnet die Stipendiumsleiterin dazu zu befragen, ist sinnfrei. Seine Effizienz ist entscheidend: Kommen mit Stipendium signifikant mehr Lehrer*innen als zuvor nach Brandenburg? Zudem gilt, dass das bloße Abwerben keine Generierung neuer Lehrkräfte meint, sondern ledigleich ein Ringen um die Verteilung dieser - dank Föderalismus stehen alle Länder in unnötigem Konkurrenzkampf.

    Der Fall Burg zeigt vor allem auch, dass es es mehr als Förderung braucht, sondern auch tatenkräftige Unterstützung und mehr als schöne Fotos. Eine klare Kante gegen Rechtsextremismus lassen manche Schulämter und sogar das Bildungsministerium vermissen. Unterstützung gibt es nicht nur keine, sondern Gängelung und Vorwürfe der Nestbeschmutzung. Mit diesem vorsätzlichen Wegschauen von Amts wegen erzeugt man neue Baseballschlägerjahre - und zwar genau jetzt. Wenn wie in Burg nicht einmal alle Kolleg*innen zu demokratischen Werten stehen, dann stößt das ab und widerspricht dem Lehrer*innenberuf.

  5. 45.

    Das sind Meinungen und Überzeugungen, die keinen praktischen Nährwert haben. Diese werden genutzt, um Stimmung zu machen. Eine Partei, die keine Macht hat, kann auch für nichts verantwortlich sein. Das ist natürlich Wunschdenken. Etwas anderes wäre es, wenn der Kanzler ein echter Nazi wäre. Das würde sich bestimmt auswirken, aber doch keine Partei, die nichts zu melden hat und überall von den Trögen fern gehalten wird.

  6. 44.

    Ja, der Artikel ist bekannt, dann wissen Sie ja, dass die Schuld für die aktuelle wirtschaftliche Lage nicht bei unserer Regierung liegt. Der Artikel geht ja auch grob auf die Ursachen und internationalen Zusammenhänge ein.
    Aber auch an Sie die Frage: Was hat das mit dem Thema des Artikels zu tun?

  7. 43.

    "Laaaaaaaaaaangweilig. Aber vielleicht sind Brennpunktschulen in Berlin ja auch interessant. "

    Stimmt. Die "Kommentare" der Rechtsextremisten und ihrer Sympathisanten hier sind vorhersehbar und somit langweilig.

  8. 42.

    Bitte
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/iwf-prognose-deutschland-wirtschaft-schwaecher-100.html

    Nur als Beispiel. Diese Quellen dürften Ihnen bekannt sein

  9. 41.

    Recherche-Ergebnisse:

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/afd-wie-sehr-schadet-die-partei-der-deutschen-wirtschaft-a-7b5dded9-4cef-4c22-b3ae-8f534308f5ed

    https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/afd-umfragehoch-wirtschaft-rechtsextremismus-zuwanderung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

    Wem aber auch die Wirtschaft genauso egal ist wie demokratische Werte, kann die rechtsextreme afd wählen...

  10. 40.

    Auch Google konnte mir auf die Schnelle nicht wirklich weiterhelfen, was die deutsche Wirtschaft jetzt genau mit dem Lehrermangel in Brandenburg zu tun hat. Kann es sein, dass Sie das Thema verfehlt haben?

  11. 39.

    Sie sind schlicht nicht in der Lage die angesprochenen Themen zu recherchieren und wollen dem Foristen dann etwas unterstellen? Was soll das?

    Ist aber ganz einfach. Versuchen Sie es!

    Gerade gemacht:

    Also:
    1. Schritt: Google öffnen
    2. Schritt: auf News klicken
    3. Schritt: als Beispiel "deutsche Wirtschaft" eingeben und auf suchen drücken
    4. Schritt: bevorzugtes Medium auswählen

  12. 38.

    Ich konsumiere Nachricht. Allerdings sind wir uns wahrscheinlich uneinig darüber, was seriöse Informationsquellen sind. "Compact" und ähnliches zähle ich definitiv nicht dazu!

  13. 37.

    Hört auf, Uber Beamte und AfD zu diskutieren. Das geht am Thema vorbei. Das Dilemma liegt in Brandenburg. Auf dem platten Land fehlt so einiges. Stichwort Infrastruktur. Wird von der Regierung zwar angegangen, aber das dauert leider.

  14. 36.

    Was das für Sie übersetzt bedeutet, können Sie an der aktuellen Situation des Landes wunderbar ablesen ! Nachrichten, wie die trüben Aussichten der deutschen Wirtschaft und skeptische Ausblicke lesen Sie wohl nicht ? Von den anderen Problemen wie überbordene Migration, mißlungener Integration, horrenden Staatsschulden usw. usw. ganz zu schweigen. Nehmen Sie das alles nicht wahr ? Haben Sie davon keine Kenntnis ? Muss ja so sein !!

  15. 34.

    Moment.. Sie meinen, wenn die AfD GEGEN Glyphosat wäre, dann müssten die Grünen DAFÜR sein, weil sie sonst mit der AfD kooperieren? Ja, das klingt nach aktueller Politik

  16. 33.

    Was ist denn an dem parteieigenen Credo "Es muss Deutschland schlecht gehen, damit es der afd gut geht" misszuverstehen...?!?

  17. 31.

    Grundsätzlich werden Landesbeamte unter dem Wert in der Wirtschaft bezahlt. D.h. studierte Lehrer, Polizisten u.a. Kaufleute auch, könnten mehr Gehalt erzielen. Trotz Zulagen. Die Pensionen sind nicht schlecht, aber viel, sehr viel geringer als in den alten Ländern. Wieder so eine Benachteiligung mit gravierenden Auswirkungen.

    P.S. Es ist nicht verboten verbeamteter Lehrer zu werden. Eine Spitzenbezahlung ist dann nicht möglich!

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