11. August 1923 - Als beim Generalstreik in Berlin vor 100 Jahren das Licht ausging

Fr 11.08.23 | 12:08 Uhr | Von Matthias Schirmer
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Archivbild: Die Polizei nimmt auf den Straßen Berlins Demonstrierende fest. (Quelle: dpa/Ann Ronan Picture Library)
Audio: rbb24 Inforadio Podcastserie | 13.08.2023 | Harald Asel, Matthias Schirmer | Bild: dpa/Ann Ronan Picture Library

Vor 100 Jahren machen kommunistische Arbeiter den 11. August zu ihrem Kampftag: Sie legen ganz Berlin lahm, es wird dunkel in der Stadt. Ihr Generalstreik führt mit zum Regierungswechsel an der Spitze des Reiches. Von Matthias Schirmer

Der 11. August 1923 ist ein Samstag. Die Straßenbahn fährt nicht mehr. Betriebe schließen. Und in Berlin geht buchstäblich das Licht aus. Schon seit Tagen werden Berliner Betriebe bestreikt. Nun aber rufen die kommunistischen Gewerkschaften zum Generalstreik – ausgerechnet am Nationalfeiertag, vier Jahre nachdem die Verfassung der Weimarer Republik unterzeichnet wurde.

Die Arbeiternehmerverbände sind zerstritten. Die Mehrheitsgewerkschaften distanzieren sich rasch offiziell vom Streik: Der Allgemeine Deutschen Gewerkschaftsbund (Vorgänger des DGB) ruft seine Mitglieder zu "Disciplin" auf.

Archivbild: Leipziger Strasse in Berlin Mitte. 1920er Jahre. (Quelle: dpa/akg)
50.000 Mark kostet ein Straßenbahnticket | Bild: dpa/akg

Das Gaslicht geht aus

Doch der kommunistische Generalstreik ist gut organisiert: Nicht nur Berlins Gaslaternen in den Straßen verlöschen, auch zu Hause wird es dunkel. Die Städtischen Gaswerke warnen, dass sofort alle Hähne geschlossen werden müssen, "da sonst bei Wiederkehr des Druckes die Gefahr besteht, dass das Gas unbemerkt in Wohnräume und Küchen entströmt." Denn dann herrsche Explosionsgefahr.

Selbst Zehlendorf und Grunewald werden duster, obwohl sie damals die meisten elektrischen Anschlüsse aufweisen. Denn nicht nur die mehr als 40 Gaswerke Groß-Berlins werden lahmgelegt, sondern auch die neuen "Elektricitäts-Werke" – insbesondere die Kohlekraftwerke in Moabit und Rummelsburg. In der Folge geht auch bei den Straßenbahnen und einem Großteil der S- und U-Bahnen nichts mehr.

Die Wirtschaftskrise entgleist

Die hohe Streikbereitschaft wäre ohne die katastrophale Lage wohl kaum denkbar gewesen: Die Preise steigen im August 1923 so schnell, dass es den Berlinern den Atem verschlägt: Ein Straßenbahnfahrschein kostet jetzt 50.000 Mark. Die Regierung pumpt täglich Abermilliarden Mark ins Ruhrgebiet. Die Franzosen halten es seit Januar militärisch besetzt. Auf Anordnung aus Berlin verweigern die deutschen Angestellten und Beamten den Besatzern jegliche Arbeitsleistung. Sie werden für ihren "passiven Widerstand" aus der Staatskasse bezahlt. Das Geld dafür druckt die Reichsbank. Die Papiermark ist weder mit Gold noch durch reale Wirtschaftsleistung gedeckt – und wird in rasendem Tempo immer wertloser.

Lebensmittel-Unruhen

Zum wiederholten Mal in diesem Jahr sind in ganz Deutschland Lebensmittel so knapp, dass es im Schatten des Streiks zu Plünderungen kommt. Die "Teuerungsunruhen", wie die Presse das Geschehen folglich nennt, erschüttern vor allem Großstädte wie das neue Groß-Berlin. Von Köpenick über Lichtenberg bis Kreuzberg werden Gemüsestände und Buttergeschäfte überfallen und geplündert, eine Brotfabrik wird gestürmt.

Am Samstagvormittag hat der "Fünfzehner-Ausschuss" seinen Aufruf zum Generalstreik veröffentlich. Die "oppositionellen" Betriebsräte, kommunistische Gewerkschafter, formulieren martialisch: "An die arbeitende Bevölkerung Groß-Berlin! Die Großindustriellen und Großagrarier, die Börsenhyänen und die heutige Regierung haben die deutschen Proletarier an den Abgrund geführt. Das deutsche Proletariat ist dem Untergange geweiht."

Forderungen der kommunistischen Gewerkschaften

Ihre Forderungen treffen den Nerv und erscheinen doch unerfüllbar: Mitten in der galoppierenden Hyperinflation wollen die Gewerkschafter einen krisensicheren Mindeststundenlohn für alle: 60 Goldpfennige. Sie wollen die Beschlagnahmung sämtlicher Lebensmittel, die sofortige Anstellung aller Arbeitslosen und Kriegsinvaliden.

Ihre wichtigste Forderung aber heißt: Rücktritt der Reichsregierung unter Kanzler Wilhelm Cuno. Der parteilose Wirtschaftsfachmann hat es in den nur acht Monaten seiner Regierung nicht geschafft, die Franzosen von der Ruhr zu vertreiben, die Währung zu stabilisieren und die Lebensmittelkrise zu beseitigen.

Archivbild: Rede von Reichskanzler Wilhelm Cuno im Reichstag, in der er den Protest der Regierung zur Ruhrbesetzung durch franzoes. und belgische Truppen , zum Aus- druck bringt, 6. Maerz 1913. (Quelle: dpa/akg-images)
Reichskanzler Wilhelm Cuno protestiert im Reichstag gegen die Besetzung des RuhrgebietsBild: dpa/akg-images

Der Notstandsparagraph

"Die Cuno-Streiks" heißen diese Unruhen daher auch unter Historikern. Und sie haben tatsächlich Erfolg: Bereits am 12. August, also am Tag darauf, tritt Cuno zurück. Reichspräsident Friedrich Ebert ernennt den national-liberalen Gustav Stresemann zum neuen Reichskanzler. Das beruhigt die Lage jedoch ebenso wenig wie die zweite drastische Maßnahme des Reichspräsidenten: Er zückt den sogenannten Notstands-Paragraphen. Mit dieser Herrschaftsvollmacht aus Artikel 48 der Reichsverfassung lässt der Sozialdemokrat die "Rote Fahne", die KPD-Zeitung, verbieten und alle gedruckten Ausgaben beschlagnahmen.

Vorboten des Generalstreiks

Der Generalstreik hatte seine Schatten schon einige Tage voraus geworfen – durch "passive Resistenz" in den Betrieben. Auch das wirkt: Die Fabriken in der Siemensstadt müssen an diesem Samstag komplett dicht machen. Kommunistische "Sprengtrupps" von 500 bis 1000 Mann dringen vor diesem Wochenende in Borsigwalde und Henningsdorf in Betriebe ein. Sie verprügeln Belegschaftsmitglieder, die nicht mitstreiken wollen, und löschen das Feuer unter den Kesseln.

Zu Panik unter Unternehmern hatte am Freitag der Streik in der Reichsdruckerei Oranienstraße geführt: Die Aber-Milliarden an frischen Papiergeldnoten, die das Reich am Laufen halten, gehen innerhalb dieses einen Tages komplett aus. Die Polizei zieht einen Schutzring um die Reichsbank. Hastig wird den Druckern ein neuer Tarifabschluss gewährt.

Weberwiese: Alle Räder stehen still

Der Streik konzentriert sich nun auf Bahnen und Straßenbahn. Der Verkehr kommt zum Erliegen. Mit Wochenbeginn kommt es zu Überfällen "radikaler Elemente" auf das Personal. Demonstranten stehlen Schaltkurbeln, beschädigen Bremsen, verprügeln die Fahrer. Die Polizei ist ständig im Einsatz. Am spektakulärsten ist ihr Eingreifen am Dienstag, dem 14. August, Nähe Weberwiese. Zur Mittagszeit haben sich in Friedrichshain an der Straßenkreuzung Frankfurter Allee - Friedenstraße weit über 1.000 Demonstranten versammelt. In der Mitte der Kreuzung sind die Straßenbahnschienen mit Steinen verbarrikadiert. Die Straßenbahn nach Lichtenberg kommt heran – an Bord befinden sich auch zwei "Oberbeamte", also Berliner Polizisten in Uniform.

Die Menge bringt die Bahn zum Stehen. Sie umringt die Waggons, die Fensterscheiben werden eingeschlagen. Vom 80. Polizeirevier aus macht sich sofort eine Entsatz-Einheit auf den Weg. Nun wird scharf geschossen – wohl zunächst auf die Polizei. Die schießt mit dem Polizeikarabiner zurück. Es gibt mehrere Verletzte.

Scheinwerfer-Wagen

Andernorts auf den stockdusteren Straßen um die Hasenheide bringt die jüngst gegründete Schutzpolizei neues Gerät zum Einsatz: Die "Scheinwerfer-Wagen" beleuchten grell die Szene und helfen so den Polizisten, die Demonstranten zu vertreiben und die "Straße zu säubern", wie es die Presse nennt.

Ein "voller Erfolg", berichten die bürgerlichen Blätter. Nicht überall sind es übrigens nur die Uniformierten, die zur Gegengewalt greifen. So schreibt die "Vossische Zeitung" nicht ohne hämischen Unterton am Dienstag, dem 14. August 1923: "Auf dem Untergrundbahnhof Hallesches Tor der Nord-Südbahn vergriffen sich Streikende an Bahnangestellten und Publikum. Diese setzten sich jedoch zur Wehr und verabfolgten den Agitatoren eine derartige Tracht Prügel, dass sie nur mit großer Mühe durch die Schutzpolizei 'geborgen' werden konnten."

Archivbild: Geldscheine als Altpapier /Foto 1923 15. November 1923. (Quelle: dpa/akg)Geldscheine als Altpapier

Das Ende des Streiks

An diesem Dienstagabend meldet das Berliner Tageblatt zwar das Ende des Generalstreiks. Doch es dauert noch einige Tage, bis sich das Leben in der Stadt wieder einigermaßen "normalisiert". Richtig friedlich wird es bis Jahresende nicht mehr: Immer wieder kommt es zu Plünderungen. Erst als im November die Währungsreform durchgesetzt wird und in München der Hitler-Putsch scheitert, beruhigt sich die Lage wieder für längere Zeit.

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.08.2023, Podcast-Serie

Beitrag von Matthias Schirmer

22 Kommentare

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  1. 22.

    "Bevor Sie hier mit Ihrem einzigen Argument "Lüge" um sich werfen, beschäftigen Sie sich lieber mal ideologiefrei mit der Geschichte Deutschlands."

    Genau das habe ich, im Gegensatz zu ihnen, getan, siehe link.

    "Inflation und Weltwirtschaftskrise trafen weite Teile der Bevölkerung, kaum jemand profitierte davon."

    Das ist schlicht die Unwahrheit.

  2. 21.

    "nachdem zwei mörderische Weltkriege von Dland ausgegangen sind" Mindestens den ersten Weltkrieg sollte man in der Zwischenzeit differenzierter sehen - Empfehlung: Christopher Clark "Die Schlafwandler". Problem ist, daß auch weiterhin nicht alle Dokumente zum 1. WK zugänglich sind. Im Prinzip kann man n.m.M. die Zeit von 1914 bis 1945 als einen dreißigjährigen Krieg in Europa sehen, da die Zwischenkriegszeit ja auch nicht kriegfrei war (nur D nahm vorübergehend nicht teil).

  3. 20.

    Bevor Sie hier mit Ihrem einzigen Argument "Lüge" um sich werfen, beschäftigen Sie sich lieber mal ideologiefrei mit der Geschichte Deutschlands. Inflation und Weltwirtschaftskrise trafen weite Teile der Bevölkerung, kaum jemand profitierte davon. Die "Goldenen Zwanziger" endeten damit schlagartig, auch für die Wenigen, die bis dahin profitierten. Nicht umsonst kippte die Stimmung massiv, stiegen Armut und Arbeitslosigkeit, was den Nazis erst den Weg ebnete. Bis dahin waren die nur eine belächelte politische Randerscheinung.

  4. 19.

    Auch wenn ich Ihnen zweifellos zustimme, dass die eingetretene Not ausgesprochen ungleich war und es ausgesprochene Inflationsgewinnler 1923 gab, bspw. Thyssen, was die Rückzahlung aufgenommener Kredite dann plötzlich aus dem Ärmel schütteln konnte, so meinte ich mit "leider schweigen" eine andere Gruppe:

    Jene Gruppe, deren geistiger Horizont weit genug gespannt war, die Logik gegenseitiger Demütigungen zu durchbrechen. So blieb der Protest gegenüber Demütigungen - GLEICH, WER SIE AUSÜBT - den Nazi-Heuchlern überlassen.

  5. 18.

    Weil ich das Thema "Demütigung" hier eingebracht habe, vielleicht doch eine Wiederholung des Hintergrunds: Es hilft keine Aufrechnung an Demütigungen, wie es jh. lang zwischen Deutschland und Frankreich der Fall war, sondern die Loslösung davon. Das Klima gegenseitiger Demütigungen hielt an mindestens bis zum 2. Weltkrieg, in einigen Gegenden tobt es bis heute.

    Aufschlussreich ist es, zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg zu unterscheiden: Im Ersten Weltkrieg waren die Rollen in etwa gleichverteilt; keine Geringere als Rosa Luxemburg wandte sich gegen die Kriegsvorbereitungen in ALLEN maßgeblichen Ländern und wurde dafür eingesperrt, beim Zweiten Weltkrieg ging die Aggression klar von Deutschland aus: Eroberung des so bezeichneten Ostraumes, Umbau von Berlin zur "Welthauptstadt Germania".

    @ Vroni,

    Danke!

  6. 17.

    Von Demütigung zu sprechen, nachdem zwei mörderische Weltkriege von Dland ausgegangen sind, zeugt genau von der Unfähigkeit der Selbstreflexion, die nötig ist, um einfach so weiter zu machen, wie vorher.
    Was hat sich den nach 45 geändert? Kommunisten wurden jedenfalls weiter gejagt und ausgeschlossen, bloss diesmal nicht im Namen des Nationalsozialismus, sondern im Namen von Freiheit und Demokratie.
    Diese Denke wirkt noch bis heute, wie man hier leider lesen muss!

  7. 16.

    Ein Ende bei wechselseitigen Demütigungen zu finden, ist immer sehr schwer. Auf ganz unterer, zwischenmenschlicher Ebene wie auf höchstem Staatsniveau. Da braucht es innere Größe! Inzwischen ist zumindest die alte Zwietracht zwischen Frankreich und Deutschland zum Glück Geschichte. Nun ja, auf Seiten Deutschlands erst nach dem Verlieren des 2. Weltkriegs, aber dann eben auch durch viele Programme zum gegenseitigen Kennenlernen. Und Sprachen lernen hilft auch...

  8. 15.

    "Nicht ganz so zustimmen mag ich seiner Einschätzung zur schweigenden Gruppe, denn die gab es faktisch nicht, da Alle von den Reparationsforderungen massivst betroffen waren, auch und gerade die Arbeiterklasse."

    Das ist mit Abstand die schlechteste Lüge die ich hier gelesen habe, ehrlich! Es gab Kriegsgewinnler, Spekulanten und den Adel. Geringer betroffen war auch das Bürgertum. Nicht umsonst sprach man von den "Goldenen Zwanzigern".

    Während also eine Oberschicht rauschende Feste und sich selbst feierte verhungerten gleichzeitig Arbeiterkinder oder versanken in Schmutz und Elend.

    https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/alltagsleben.html

  9. 14.

    Die Geschichte nach dem Streik und Hyperinflation....Aufstieg der Nazis. Das Ende ist bekannt.
    Heute braucht es keinen Streik etc., es reicht Hetze gegen Minderheiten, Angst schüren vor "Umvolkung", Zerstörung der EU um auf Bauernfang zu gehen.

  10. 13.

    Die Demütigung ist das Eine. Diese ist psychologisch und verhindert, dass Feindbilder eingerissen werden, schreiben diese im Gegenteil fortlaufend fest. Was Deutschland damals viel schwerer getroffen hat, waren aber die Reparationen, die in dieser Höhe nicht zu erbringen waren. Also wurde Geld gedruckt, was die Inflation in ungeahnte Höhen ausgelöst hat. Diese Abflüsse von Geld und Waren haben die deutsche Wirtschaft massiv geschwächt, was ja durchaus beabsichtigt war. Man glaubte, ein wirtschaftlich am Boden liegender Gegner könne keinen weiteren Krieg führen. Dass andersherum Deutschland genau so gehandelt hat, ist leider eine Tatsache und war letztlich Ursache für die erbitterte Feindschaft beider Staaten. Beide Seiten haben aber die psychologische Wirkung unterschätzt, dass ein unterdrücktes, gedemütigtes Volk immer zusammenrückt und gegen den gemeinsamen Feind kämpft. Die Reparationen waren die Saat für den nächsten Krieg.

  11. 12.

    Ja und damit wurde das Streikrecht zur Durchsetzung politischer, hier kommunistischer Ziele missbraucht. Nicht umsonst ist dieses Mittel heute verboten und Streik ausschließlich als Instrument des Arbeitskampfes zulässig und nicht als Erpressungsinstrument unter Geiselnahme der gesamten Gesellschaft. Ohne Bewertung der damaligen Cuno-Regierung zu bewerten, lies die damalige außenpolitische Lage gar keine wesentlichen Verbesserungen für die deutsche Bevölkerung zu und in diesem Punkt hat Herr Krüger vollkommen Recht. Nicht ganz so zustimmen mag ich seiner Einschätzung zur schweigenden Gruppe, denn die gab es faktisch nicht, da Alle von den Reparationsforderungen massivst betroffen waren, auch und gerade die Arbeiterklasse. Erst nach dem 2. Weltkrieg ist die Erkenntnis gereift, dass diese Art des Umgangs mit dem Kriegsverlierer direkt in die nächste Katastrophe mündet.

  12. 11.

    Ja, Demütigung war auf allen Seiten, hier wie dort. Allein die Krönung im Spiegelsaal von Versailles wurde von den Franzosen als ungeheure Demütigung empfunden. Letztlich findet sich bei einer derartigen Denkhaltung niemals ein Anfang und ob sie ein Ende findet, entscheidet hoffentlich nicht nur eine menschengemachte Verwüstung des jeweils eigenen Landes.

  13. 10.

    Von Neutralität DER Fakten kann nicht geredet werden - es sei denn ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen versteht sich definitiv als Herr, Sachwalter und Geburtshelfer DER Geschichte, im Sinne eines Historischen Materialismus, mit dessen Selbstgerechtigkeit die DDR ihren eigenen Untergang heraufbeschwörte. Dies trotz aller verheißener und hoffnungsfroher Anfänge. Diese Denkhaltung gibt es allerdings auch außerhalb der DDR-Doktrin.

    Nichts für ungut. Wir haben es immer in gewissem Maße mit Überzeugungen zu tun, überall da, wo Menschen miteinander agieren und was die Einschätzung desselben angeht.

  14. 9.

    Der Generalstreik hatten nichts mit einer angeblichen Demütigung zu tun.

    Die Streikenden forderten den Rücktritt der Regierung, die Beschlagnahme von Lebensmitteln und die Einführung einer gleitenden Lohnskala, die automatische Anpassung der Löhne an die Inflation und eine gemeinsame Aktion zur Bildung einer Arbeiterregierung einzuleiten.

    Das Gerede von solch einer Demütigung kommt eher aus einer ganz anderen Ecke. Im gleichen Jahr 1923 hatte im April Hitler in München eine Rede gehalten, in der er sagte, dass die "deutsche Rasse" erst frei sei, wenn der Versailler Vertrag außer Kraft gesetzt und der "innere Feind kaltgestellt" sei. Mit innerem Feind meinte er vor allem auch genau die Menschen, die zum Generalstreik später aufriefen. Er hetzte dort gegen "Marxisten" und "Novemberverbrecher" (Schimpfwort gegen Vertreter der Novemberrevolution von 1918).

  15. 8.

    Das Wort "Überzeugung" scheint für ihre Erklärung der richtige Begriff, da es den geschichtlichen Fakten widerspricht und allein ideologischer Revisionismus ist.
    Der Generalstreik richtete sich gegen die völkisch, konservative Regierung Cuno. Die KPD stellt im Reichstag ein Misstrauensvotum und berief für den Samstag den 11. August 1923, eine Vollversammlung der revolutionären Betriebsräte von Groß-Berlin ein, die zum Generalstreik bis zum Sturz der Regierung Cuno aufruft.

  16. 7.

    Das Wort "Überzeugung" scheint für ihre Erklärung der richtige Begriff, da es den geschichtlichen Fakten widerspricht und allein ideologischer Revisionismus ist.
    Der Generalstreik richtete sich gegen die völkisch, konservative Regierung Cuno. Die KPD stellt im Reichstag ein Misstrauensvotum und berief für den Samstag den 11. August 1923, eine Vollversammlung der revolutionären Betriebsräte von Groß-Berlin ein, die zum Generalstreik bis zum Sturz der Regierung Cuno aufruft.

  17. 6.

    Also 1871 ist der olle Bismarck in Versailles, später in FFM, aber auch nicht zimperlich mit den Franzosen gewesen und die vorgelagerte Sache mit der sog. Emser Depesche war auch nicht sooo sauber. Also wundert da das Vorgehen der Sieger im 1.WK wirklich?

  18. 5.

    Zentraler und dahinterliegender Ausgangspunkt des Streiks war nach meiner Überzeugung die praktizierte Demütigung des Kriegsverlierers. In den Staub, der Verlierer zahlt alles. Das war unter allen Konsens, auch Deutschland hätte sichtlich im umgekehrten Falle, hätte es im 1. Weltkrieg gesiegt, so gehandelt.

    Dadurch ist die tatsächliche Demütigung aber nicht aus der Welt.
    Die einen, die gegenüber der Demütigung des Kriegsverlierers Deutschland protestierten - bei Verschweigen, dass sie im umgekehrten Falle applaudiert hätten -, die anderen, die schwiegen. Das Brüllen der Ersten hat die NSDAP nach 1929 an die Macht gebracht, das Schweigen der anderen hat dies nicht verhindert.

    Demütigung darf nicht sein. Die West-Alliierten und speziell der franz. Außenminister Robert Schuman haben das voll & ganz verstanden und andere seither auch. Ich wünschte, es würde sich auch rumsprechen nach Russland und in die Ukraine. Sorry für das Abschweifen.

  19. 3.

    Ein interessantes Stück deutsche Geschichte. Könnte sich das etwas abgemildert wiederholen frage ich mich. Wenn demnächst ab 2024 und 2025 alles noch teurer wird, Heizung, Mietnebenkosten, Lebensmittel bedingt dann durch erhöhte Tansportkosten da auch tanken wieder teurer wird. Eine Spirale ohne Ende? Nehmen das die Menschen dann einfach so hin? Da kommen auch bei mir Zweifel auf.

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