Knackpunkt längere Wochenarbeitszeit - GEW Brandenburg droht mit Abbruch der Gespräche über Lehrkräftemangel

Fr 25.08.23 | 13:28 Uhr
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Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg, Günther Fuchs (Quelle: dpa/Ralf Hirschberger)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.08.2023 | Jasmin Becker | Bild: dpa/Ralf Hirschberger

In den Verhandlungen mit dem Brandenburger Bildungsministerium über Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel droht die Lehrergewerkschaft GEW mit öffentlichen Protesten und einem Abbruch der Gespräche.

Wesentlicher Knackpunkt ist die Wochenarbeitszeit. "Wenn die Unterrichtsverpflichtung um eine Stunde erhöht werden soll, brechen wir die Verhandlungen ab", sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs am Freitag. Sollten die Verhandlungen scheitern, "dann gehen die Kollegen auf die Straße – die Stimmungslage ist mies in den Schulen".

CDU schlägt eine Arbeitsstunde mehr pro Woche vor

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hatte zuletzt einer verpflichtenden zusätzlichen Arbeitsstunde allerdings eine Absage erteilt. Davon halte er nichts, sagte Freiberg am Donnerstag im rbb. Der Bildungsexperte der CDU-Fraktion im Landtag, Gordon Hoffmann, hatte vorgeschlagen, die Unterrichtsverpflichtung der Pädagogen um eine Stunde zu erhöhen, was in Summe 800 Lehrerstellen entspreche.

Zuvor hatte Freiberg bekannt gegeben, dass im kommenden Schuljahr rund 500 Lehrkräfte fehlen. Aus Sicht der GEW fehlen unter Einrechnung aller Anforderungen sogar 1.100 Lehrer.

GEW ist für freiwillige Mehrarbeit

Angesichts des Lehrermangels spricht Fuchs von einem "Systemversagen". "Das ist eine völlig neue Dimension - und der Minister hat keine Antworten", kritisierte Fuchs am Freitag. Die Gewerkschaft schlage vor, dass Lehrer freiwillig mehr arbeiten könnten, wenn dies über Arbeitszeitkonten später ausgeglichen werde.

Lehrern im Alter ab 63 Jahre sollten Teilzeitmodelle oder bei Vollzeit Bonuszahlungen angeboten werden, um sie länger an den Schulen zu halten, erklärte Fuchs. "Das Geld dafür ist ja da, weil Hunderte Lehrerstellen nicht besetzt sind." Das Ministerium habe für das Ziel einer Einigung über die Maßnahmen bis Mitte Oktober angegeben.

Bei den Gesprächen mit dem Bildungsministerium geht es laut Fuchs neben der Arbeitszeit auch um Anreize für ältere Pädagogen, später in Rente zu gehen und eine bessere Weiterbildung der Seiteneinsteiger ohne pädagogische Ausbildung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.08.2023, 13 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Zwei Berufe, die sehr wichtig für das Wohl, die Zukunft und die Sicherheit unseres Landes, extrem wichtig sind, haben durch die Unfähigkeit der Politiker, ihre Attraktivität in den letzten acht Jahren völlig eingebüßt. Der Respekt und die Achtung vor Lehrerinnen und Lehrern, sowie Polizistinnen und Polizisten, fehlt bei bestimmten Menschengruppen völlig und das wird auch sehr deutlich durch Angriffe, Beschimpfungen, Drohungen und erniedrigendes Anspucken, zum Ausdruck gemacht und die Politik tut nichts, außer zu verharmlosen. Ich bewundere die Menschen, die sich dennoch entschließen, diese Berufe auszuüben

  2. 7.

    Typische (Bildungs-)politik in Deutschland. Anstatt mehr Lehrer einzustellen und den Beruf attraktiver zu machen, sollen einfach die vorhandenen Lehrer, welche sich jetzt schon unter schwierigen Arbeitsbedingungen krummbuckeln und überlastet, einfach noch mehr arbeiten. Wenn ich Lehrer wäre würde ich das nicht mehr mitmachen.

  3. 6.

    Systemversagen. Neue Dimension. Keine Antworten. Das stimmt schon sehr nachdenklich.

  4. 4.

    Bei 27 Pflichtstunden für Lehrkräfte an Grundschulen und 25 an weiterführenden Schulen scheint mir schon jetzt eine extreme Überlastung vorzuliegen. Die Stunden als solche müssen ja auch vor- und nachbereitet werden. Hinzu kommen Korrekturen von Klassenarbeiten, Klassenkonferenzen, Elternversammlungen Hofaufsichten und Klassenfahrten. Gerade Berufsanfänger dürften folglich nahezu eine 100-Stunden-Woche haben. Mit zunehmender Routine wird die Belastung dann vermutlich geringer. Vor diesem Hintergrund erscheint mir eine Erhöhung der Pflichtstundenzahl keinesfalls vertretbar.

  5. 3.

    Man fragt sich, woher die Politikverdrossenheit bei machen wohl kommt. Mir fällt kein Beispiel ein.

  6. 2.

    In jüngeren Jahren wurde mehr gearbeitet um die Älteren zu entlasten: Vertretungen, Hofaufsichten, Klassenfahrten usw. wurde den Seniorlehrern erspart. Das geht heute auch. Und sinnvolle Stundenpläne ohne „Lücken“. Es ist ja bekannt, dass die Schulen angewiesen sind solche Lücken zu schaffen, damit die Vertretungen und Mehrarbeit so ganz nebenbei erfolgt!
    Ach ja, und ein Wallboxparkplatz ist zukunftsrelevant. Weiterentwickeln von Privilegien statt Stillstand :-). !
    Was gar nicht geht ist die Mehrarbeit, weil das Ministerium die Personalentwicklung „vergeigt“ hat. Wissentlich, nach Zensus...

  7. 1.

    Goldene Zeiten für die Gewerkschaft. Je ärger der Arbeitskräftemangel, desto mächtiger die Hand der solidarischen.

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