Wohnungspolitik - Neuer Mietspiegel zeigt moderaten Anstieg der Berliner Bestandsmieten

Do 30.05.24 | 16:29 Uhr
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Archivbild: Luftaufnahme Berlin (Quelle: IMAGO/Al Carrera)
Video: rbb24 Abendschau | 30.05.2024 | Tobias Schmutzler | Studiogast: Ulrike Hamann-Onnertz | Bild: IMAGO/Al Carrera

Stadtentwicklungssenator Gaebler hat am Donnerstag den neuen Berliner Mietspiegel vorgestellt. Demnach sind die Bestandsmieten in der Hauptstadt im vergangenen Jahr nur um 0,7 Prozent gestiegen.

  • ortsübliche Vergleichsmiete liegt im neuen Berliner Mietspiegel bei 7,21 Euro (Median)
  • damit 0,7 Prozent höher als 2023
  • aufgrund neuer Berechnung jedoch nur eingeschränkt vergleichbar
  • durchschnittlicher Anstieg in den vergangen fünf Jahren bei zwei Prozent

Der neue Berliner Mietspiegel weist eine moderate Entwicklung auf - mit deutlichen Unterschieden je nach Baujahr, Lage und Ausstattung. Der Median für die ortsübliche Vergleichsmiete liegt für den Stichtag 1. September 2023 bei 7,21 Euro pro Quadratmeter netto kalt, wie aus der Erhebung hervorgeht, die Bausenator Christian Gaebler (SPD) am Donnerstag in Berlin vorstellte.

Das sind 0,7 Prozent mehr als im Mietspiegel 2023. Vergleichen ließen sich beide Werte allerdings nicht, betonte der Senator. Denn die Berechnungsmehtode habe sich geändert.

Kein Durchschnittswert, sondern der Zentralwert

Grund dafür ist vor allem die seit 2022 gültige Mietspiegelverordnung des Bundes. Sie schreibt höhere Anforderungen für einen qualifizierten Mietspiegel mit solider Datenbasis vor. So gilt für Vermieter und Mieter eine Auskunftspflicht, wenn sie für die Erstellung zu ihrer Wohn- und Mietsituation befragt werden. Im neuen Mietspiegel findet sich zudem eine neue Tabellenstruktur mit einer neuen Baujahresunterteilung.

Beim vorigen Mietspiegel 2023 handelte es sich lediglich um eine Fortschreibung ohne eigene Erhebung bei den Mieterinnen und Mietern. Das hat sich in der aktuellen Ausgabe geändert. Über mehrere Monate hinweg erhob das zuständige Institut Miet- und Ausstattungsdaten für mehr als 16.000 Wohnungen unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Lagen.

Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre seien die Mietpreise im Bestand im Schnitt um zwei Prozent jährlich gestiegen, so der Stadtentwicklungssenator.

Mit der Mietspiegelabfrage des Senats [berlin.de] können Berlinerinnen und Berliner ermitteln, wie hoch die ortsüblichen Mietpreise liegen. Um dies sichtbar zu machen, wird kein Durchschnittswert aller Mieten ermittelt, sondern der Median aus den verfügbaren Daten. Dieser Zentralwert liegt in der Mitte aller ausgewerteten Daten. Im Falle des Mietspiegels heißt dies, die Hälfte aller ausgewerteten Mietpreise liegt unterhalb des Medians, die andere Hälfte darüber.

Wichtig für Überblick zu Mieterhöhungen

Der Mietspiegel soll Mietern und Vermietern als Orientierung über die für sie geltende ortsübliche Vergleichsmiete dienen. "Mieterinnen und Mietern erfahren aus dem Mietspiegel, ab welcher Höhe eine verlangte Miete überhöht ist und bis wohin sie hinzunehmen ist", heißt es in der aktuellen Ausgabe. "Vermieterinnen und Vermietern bietet er eine Übersicht, bis zu welchem Betrag sie eine Miete erhöhen oder vereinbaren können."

Unterschieden wird dabei nach einfachen, mittleren und guten Wohnlagen, nach dem Baujahr des Hauses sowie nach der Ausstattung. Daraus ergibt sich für jeden Wohnungstyp eine bestimmte Mietspanne. Je besser ausgestattet die Wohnung, umso näher kann die Miete ans obere Ende der Spanne rücken und umgekehrt.

Die ortsübliche Vergleichsmiete ist wichtig, weil sie Mieterhöhungen eine Grenze setzt, aber bei einer Steigerung auch neue Erhöhungsmöglichkeiten für Vermieter bietet. In Berlin dürfen Vermieter die Miete innerhalb von drei Jahren um maximal 15 Prozent anheben - allerdings nur, wenn sie damit unter dem Mietspiegel bleiben. Dieser bildet bei Erhöhungen in laufenden Mietverhältnissen die Obergrenze.

Mieterverein und Eigentümerverband bewerten Ergebnisse stark verschieden

Der Berliner Mieterverein sieht in dem neuen Mietspiegel deshalb Licht und Schatten. "Der von uns befürchtete flächendeckende Anstieg der ortsüblichen Vergleichsmiete blieb diesmal zwar aus", teilte Geschäftsführerin Wibke Werner am Donnerstag mit. "Für manche Wohnungen eröffnen sich aber durch den starken Anstieg der Oberwerte große Mieterhöhungsspielräume." Der Verein verwies etwa auf Steigerungen bei den Oberwerten von zehn bis 18 Prozent bei der Baualtersklasse 1919 bis 1949 in einfacher Wohnlage im Vergleich zum Mietspiegel 2023.

Bei neueren Wohnungen in vergleichbarer Lage gingen die Werte hingegen je nach Fläche deutlich zurück. "Den viel beschworenen Trend, dass Mieten ständig steigen würden, gibt es nicht", teilte der Eigentümerverband Haus & Grund mit. Aktivistische Forderungen wie etwa einer Änderung des Mietrechts zu Lasten der Vermieter seien deshalb unangebracht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.05.2024, 7 Uhr

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97 Kommentare

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  1. 97.

    "Die andere Frage ist doch, wer will schon freiwillig noch in Berlin wohnen?"

    Die darauf angewiesen sind? Sei es wegen dem Arbeitsplatz, wegen der Schule der Kinder, weil sie ihre Eltern pflegen oder weil sie hier schlicht seit 60 Jahren leben und hier ihren Lebensmittelpunkt haben?

    "Viele Berliner kommen nach Brandenburg aufs Land." Die die es sich leisten können, die dann die Landschaft zersiedeln und jeden Tag für Megastaus in Berlin sorgen.

    Man müßte mal ausrechnen was das an Zeit, Geld und Lebensenergie kostet. Das müßte in die Abermilliarden gehen.

    Da war man in Berlin schon mal intelligenter, leben, arbeiten und wohnen im Kiez. Aber da waren halt fortschrittliche Politiker am Werk und keine bezahlten Büttel der Immobilienwirtschaft.

    Siemensstadt, Reichsforschungssiedlung, uvm.

  2. 96.

    „Die meisten, die über Vermieter jammern, haben zu wenig Geld, um eine Chance zu haben, sich Eigentum zu erwerben“

    Das kann man erst bewerten, wenn man weiß, wie hoch die (Bildungs)Anstrengungen sind/waren.

  3. 95.

    Diese Beschwichtigen! Und wenn jemand jetzt eine Wohnung sucht? Ist dann auch alles im grünen Bereich?
    Sicher nicht.
    Warum thematisiert das der rbb nicht?

  4. 94.

    „ Wer will schon freiwillig auf strukturschwachem, unterentwickeltem Land leben?“
    Ich höre immer öfter von Berlinern, die dem zunehmenden Lärm, Dreck und dazu noch deutlich höheren Lebenshaltungskosten in Berlin lieber heute als morgen entfliehen möchten und sich lieber ins Entwicklungsland Brandenburg zurückziehen möchten.
    Die paar Vorteile die Berlin bietet, kann man von Brandenburg aus ganz einfach nutzen und genießt die deutlich höhere Lebensqualität des Alltags in kleineren Städten und Dörfern.

  5. 93.

    Die vergangenen fünf Jahre sind die Mietpreise im Bestand im Schnitt nur um zwei Prozent jährlich gestiegen das ist weniger als die Inflation. Man sollte hier einen Automatismus wie bei der Rente einführen, damit Mieten mindestens in Höhe der Lohnentwicklung automatisch steigen.

  6. 91.

    Im Ruhrgebiet gibt es ohne Ende freie Jobs und billigen Wohnraum.

  7. 90.

    Rolf:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 30.05.2024 um 16:32
    Klar, unbestritten.
    Aber neu baut die Genossenschaft für mehr. Bei Neuvermietung zahlt heute auch keiner mehr 4,50 qm bei einer Genossenschaft.
    Oder wollen sie gegenteiliges Wissen zur Verfügung stellen?"

    Ja, das ist richtig. Neubau ist auch in der Kostenmiete sehr viel teurer. Das liegt zum einem an den überhöhten Grundstückspreisen in einer attraktiven Hauptstadt und zum anderen an den hohen Baupreisen. Und die Kreditzinsen sind auch nicht mehr so niedrig, wie noch vor einigen Jahren.

    Aber diese genossenschaftlichen Neubauten mit den hohen Neubaupreisen und demzufolge auch hohen Neubaumieten werden in wenigen Jahrzehnten sehr viel günstiger sein als dann auf dem privaten Wohnungsmarkt.

    Genossenschaftlicher Neubau rentiert sich nicht kurzfristig, aber langfristig. Die Genossenschaften, die vor 100 Jahren gebaut haben, haben alle günstige Mieten!

  8. 89.

    Gerade Sie sollten die Bezeichnungen "Fake News" oder "Lüge" nicht in den Mund nehmen. Die nutzen Sie genau so inflationär und unpassend wie "rechtsextrem" oder "neoliberal" für alles, was Ihnen nicht in den Kram passt. Selbstverständlich ist der Mietspiegel zum Schutz der Mieter, da er den Anstieg zwar nicht stoppen kann, aber zumindest stark bremsend wirkt. Da helfen auch Ihre vollkommen unpassenden Anspielungen nichts.

  9. 88.

    Ist Ihnen auch klar, dass vor der Versteuerung der Mieteinnahmen Zinszahlungen und Kosten geltend gemacht werden können?
    Das Gejammer, vermieten würde nicht lohnen, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Niemand kann hundert Prozent seiner Einnahmen behalten. Am Ende bleibt dennoch genug übrig. Und für Modernisierung zahlt der Mieter bis zum Sankt Nimmerleinstag, auch wenn die Kosten dafür längst abbezahlt sind.
    Aber klar, wer mietet, ist selbst schuld…

  10. 87.

    Solche Vermieter gibt es sicher auch, aber wer als Eigentümer den Wert seines Hauses oder seiner Wohnung erhalten will, der muss auch ständig investieren, sonst sinkt der Wert ganz schnell. Sanierungsstau wirkt sich unmittelbar auf den Künftigen Verkaufspreis aus und ist auch für die Mieterhöhung bei laufenden Verträgen nicht förderlich, da das Ausstattungsniveau sinkt. Ein Vermieter, der die Wohnung nicht auf Stand hält, kann keine oder weniger Erhöhung verlangen. Die Anlage zum Mietspiegel gibt ja sehr detailliert vor, wann Auf- oder Abschläge zum Durchschnittspreis gemacht werden können. Wenn Wert und inflationsbereinigte Miete sinken, ist das ganz sicher keine intelligente Geldanlage.

  11. 86.

    Die Logik erschließt sich, wenn man sich mit den §§ zum Mietrecht im BGB beschäftigt. Freiwillig unterschreibt keine/r eine Einwilligungserklärung. Würde er/sie/es/divers ohne trifftigen Grund nicht unterschreiben und bekäme vor Gericht nicht Recht - Kündigung! Da hätt ma was gewonnen, bei den Mietforderungen bei Neuvermietung.

  12. 85.

    Fake News. Zum einen war der Mietspiegel nie "mieterschützend", sondern Vermieterfreundlich.

    Zum anderen wurde das sinnvolle Vorhaben eines Mietdeckels durch Klagen der cDU verhindert.

    Wer bekommt nochmal die meisten "Spenden" der Immobilienwirtschaft?

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/lobbyismus-immobilienwirtschaft-ist-groesster-cdu-spender-a-e7fb0d5d-28a0-4532-b4a4-a3a8bbab75f4

  13. 84.

    „Viele können sich in Berlin kein Wohneigentum leisten!“

    Wegziehen.

    So wie viele Neuberliner ihre alten Wohnorte verlassen.

  14. 83.

    Klar, unbestritten.

    Aber neu baut die Genossenschaft für mehr. Bei Neuvermietung zahlt heute auch keiner mehr 4,50 qm bei einer Genossenschaft.

    Oder wollen sie gegenteiliges Wissen zur Verfügung stellen?

  15. 82.

    Würden Sie das mit den anderen Menschen näher erläutern. Ich kann,Gott sei Dank, meine Miete noch bezahlen.

  16. 81.

    Ihr müsst mir alle mal eine Frage beantworten; ihr alle unterschreibt stimmt freiwillig konkludent Duldung einer Mieterhöhung der/des Staatlichen WV zu und geht dann zu den Sozialkassen beantragt und erhaltet Leistungen( Wohngeld ,Grundsicherung ,Bürgergeld ) Wo ist dabei die Logik.??

  17. 80.

    Wer Wohnungen als reine Kapitalanlage sieht, hat sicher ein Problem, wenn er eine Wohnung mit Bestandsmieter gekauft hat und dann Neuvermietungen sieht mit dem doppelten Quadratmeterpreis. Ist das Haus runter gewirtschaftet und wurde nie was saniert, man wollte ja möglichst viel und schnell Geld verdienen, wird das Problem noch größer. Ja der findet natürlich den Mietspiegel blöd und schimpft auf die Mieter, die quasi gratis wohnen.

  18. 79.

    André:
    "Antwort auf [Gans] vom 30.05.2024 um 15:16
    Wie jetzt hier ernsthaft so viele das verklären als ob der mietmarkt in unserem System irgendwo gesund wäre. Es geht nur um bestandsmieten und es gibt ein neues berechnungssystem das im Grunde keinen vergleich zulässt. In den bestand zählen u.A. Wohnungen die dank altverträgen quasi nichts kosten."

    Mieten, die sich in den letzten 6 Jahren nicht verändert haben, werden im Mietspiegel nicht erfasst!

    André:
    "Der Bestand wird leider nichtmehr frei und auch gerne unter der Hand weitervermietet."

    Wie kann ein Vermieter "unter der Hand" vermieten? Niemand macht ihm doch dabei Vorschriften, außer die Mietpreisbremse, die aber die Miete nur nach oben und nicht nach unten begrenzt.

  19. 78.

    Rolf:
    "Antwort auf [André] vom 30.05.2024 um 15:42

    7 Euro / qm Miete im Bestand ist gesund."

    Ich habe eine Kostenmiete von 4,50 €/m² in einer Genossenschaft. Das ist noch gesünder.

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