Ab 1. Juli - Neue Brandenburger Hundeverordnung kehrt von der Rasseliste ab

Mi 26.06.24 | 15:51 Uhr
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Ein Hund mit Maulkorb (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Am 1. Juli tritt in Brandenburg eine neue Hundehalterverordnung in Kraft. Neu ist, dass die Gefährlichkeit von Hunden nicht mehr aus einer bestimmten Rasse abgeleitet wird, sondern vom Verhalten des Hundes.

  • Neue Hundehalteverordnung tritt am 1. Juli in Kraft
  • Einstufung als unwiderlegbar gefährliche und widerlegbar gefährliche Hunde aufgrund der Rasse abgeschafft
  • Neu ist auch die grundsätzliche Anzeige- und Kennzeichnungspflicht für alle Hunde

In Brandenburg tritt am 1.Juli 2024 eine neue Hundehalteverordnung in Kraft. Das teilte das Innenministerium des Landes am Mittwoch mit. Mit der neuen Verordnung schaffe das Land Brandenburg die Einstufung von Hunden als unwiderlegbar gefährliche und widerlegbar gefährliche Hunde aufgrund der Rasse ab, hieß es weiter.

"Mit der Abschaffung der sogenannten Rasseliste stellen wir das Verhalten des Hundes in den Vordergrund", sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) zur Neuerung. Damit entfällt ab 1. Juli auch das Verbot des Haltens von unwiderlegbar gefährlichen Hunden.

Mikrochip, Leinenpflicht und Maulkorb

Neu ist die für alle Hunde ab einem Alter von acht Wochen geltende Kennzeichnungspflicht durch einen Mikrochip-Transponder. Die örtliche Ordnungsbehörde erhalte so einen sicheren Überblick über die Anzahl der Hunde, hieß es. Zudem müssten die Hunde angemeldet werden mit Nachweis der Rasse, Gewicht, Alter, Farbe und Chipnummer.

Weiterhin gilt die Leinenpflicht für Hunde in Fußgängerzonen und öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Volksfesten, Demonstrationen und anderen Ansammlungen sowie in Parks und Grünanlagen und auf Sport- und Campingplätzen. In öffentlichen Verkehrsmitteln muss der Hund zudem einen Maulkorb tragen.

Die neue Hundehalteverordnung gilt ab 1. Juli 2024.

Zwei Listen-Kategorien abgeschafft

Auf der zweiten Tierschutzkonferenz am 22. Mai in Potsdam hatte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bereits angekündigt, dass die Rasseliste für Hunde in Brandenburg ab dem 1. Juli entfallen soll. Denn die Gefährlichkeit von Hunden werde nicht mehr aus einer bestimmten Rasse abgeleitet, unterstrich Woidke.

Bislang wurden gefährliche Hunde in zwei Listen-Kategorien [bravors.brandenburg.de] eingeteilt:

Zur ersten zählten bislang "Kampfhunde mit unwiderlegbarer Gefährlichkeit". Zu dieser Gruppe zählen Rassen wie der American Pitbull Terrier, der American Staffordshire Terrier, der Staffordshire Bullterrier, der Bullterrier und der Tosa Inu. Für diese Hunde besteht seit 2004 ein generelles Haltungs- und Zuchtverbot. Dieses beinhaltete auch Kreuzungen aus diesen Rassen.

In die zweite Kategorie gehörten "Hunde mit widerlegbarer Gefährlichkeit". Auf der Liste stehen unter anderen der Alano, der Bullmastiff, der Cane Corso, der Dobermann, der Mastiff oder der Rottweiler. Mit einem Wesenstest, also einem Gutachten, konnten Halter die Gefährlichkeit ihres Hundes widerlegen.

Diese Einteilung stammt aus dem Jahr 2004. Zwanzig Jahre später soll nun der Systemwechsel erfolgen. Bundesländer wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen machen das bereits vor.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.06.2024, 19:30 Uhr

71 Kommentare

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  1. 71.

    Bissvorfälle im Land Berlin 2016 - 2022
    https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/aufgaben/tierschutz/hundehaltung/hundebiss-statistik-314090.php
    Ja, der brave Labrador .....

  2. 70.

    Zweifellos wäre ein verpflichtender Sachkundenachweis ein Mittel, die Hundehaltung durch völlig ungeeignete Personen zumindest einzuschränken, zum Wohle der Mitmenschen und auch der Hunde. Leider hat sich der Verordnungsgeber hierzu nicht durchringen können.

  3. 69.

    Sie bestätigen vielleicht ungewollt komplett alle Aussagen zu mangelhafter sozialer Kompetenz einiger Hundehalter.
    Menschen auf Listen setzen, schon allein der Gedanke??
    Es gibt viele Hunde die andere Hunde als auch Menschen angegriffen haben und dies zuvor nie getan haben. Korrekterweise oft auch nie wieder tun werden. Gibt immer ein erstes Mal, davor war ja nie etwas.

  4. 68.

    Ich finde es klasse! Lebe in Niedersachsen, hier gibt es ja auch keine solche Liste (zumindest offiziell) jedoch wird in vielen Kommunen leider aufgrund einer Rasseliste für bestimmte Rassen gerne mal eine jährliche Steuer von mehr als 10x soviel erhoben als ein "Standard-Hund" kostet.
    Hat sich also was mit keine Rasseliste! Jede Kommune kann frei entscheiden und da ist es egal ob dein Hund sich benimmt oder nicht, allein die Rasse macht es finanziell echt heftig.

  5. 67.

    Für mich gibt es nur einen Grund dafür, der sich bereits in einigen Kommentaren von Politikern aller Parteien abgezeichnet hat. Die Kosten für die erschwerte und somit sehr teure Halteung - der sogenannten Listenhunde - in den Tierheimen sind für den Staat zur Zeit nicht mehr tragbar. Also "alles muss raus" die Ordnungsämter und Behörden haben weder Sachkenntnis noch Zeit - diese Hunde und Ihre Halter zu prüfen. Die Beißvorfälle - die überwiegend andere Hunde betreffen und keine Menschen, da diese Rassen nie gezüchtet wurden Menschen zu attackieren und zu töten - werden stark zunehmen. Die meisten werden nicht gemeldet und es gibt auch keine Anzeigepflicht dafür. In 30 Jahren Hundhaltung, meinen Spaziergängen in Berlin und Brandenburg mit und ohne Hund - hat sich kein Besitzer dieser Hunde an Maulkorbpflicht oder Leinenpfleich gehalten. Die Aggressvität dieser Rassen gegenüber anderer Hunde war zu 90 % vorhanden. Rette sich wer kann.

  6. 66.

    Danke für Ihr Feed-Back. Bin so aufgebraucht über den Wegfall der Liste - dachte sie würde erweitert. Schreibe sonst nie in Foren und kann hier kaum damit aufhören. Die verharmlosenden Kommentare machen mich so fassunglos. Ich versuche generell großen Hunden - mit wenigen Außnahmen - aus dem Weg zu gehen. Bisher war Brandenburg mit wenigen Ausnahmen von den Listenhunden verschont. Meine Kleine ist chronisch krank, kommt aus schlechter Zucht (Vermehrer, 3 Vorbesitzer) und kann nur noch an der leine gehen - bellt auch schon mal große Hunde die Ihr nicht angenehm sind, durch Körpersprache oder agressives Verhalten auffallen an. Zieht damit die Aufmerksamkeit dieser Hunde im Freilauf an. Bisher konnten wir ausweichen oder deeskalieren. Wünschen Sie uns Glück und das es doch noch eine vernünftige Regulierung der Problematik gibt.

  7. 65.

    Ich lebe im Speckgürtel von Berlin. Kleine teure Grundstücke, gut situierte Besitzer. Zu 70 % große Hunde zu Schutz- und Wachzwecken gezüchtet. Teure Zuchthunde - Rottweiler, Dobermänner, Reisenschnautzer, Rodesian Ridgeback, Schäferhunde, Malinois - sind in den Gärten meist sich selbst überlassen (wenige Ausnahmen drinnen - weil schon mehrals auffällig geworden und angezeigt). Die Hunde bellen und springen wie irsinnig an die Zäune und gebärden sich wie toll - wenn sich etwas dem Zaun nähert. Die Alternative ist sie im nahen Wald frei laufen zu lassen. Die Hunde sind allesamt kaum abrufbar. Pöbeln, Jagen, Stöbern - es ist Ihnen völlig egal was die Hunde tun. Nach diversen Beißvorfällen sind mittlerweile mehrere Hunde weg gegeben worden. Sie werden auch kurz an der strammen Leine mit Stachelwürger ausgeführt wenn das Verhalten frei gar nicht mehr möglich ist. Ca. 30 % sind kleine Hunde oder harmlose Rassen - Labrador, Golden Doodle :) und da passiert kaum etwas. Wie kann das sein?

  8. 64.

    Ja und was wollen Sie damit sagen?
    Ich habe ja nichts dergleichen behauptet.

  9. 63.

    Kann ich gut nachvollziehen, wie das abgelaufen ist. Nicht nur dass die angegriffenen Hunde Schmerzen erleiden, bleiben deren Hlater auch noch auf den Kosten sitzen. Dann brauch man sich nicht wundern, wenn immer wieder Giftköder ausgelegt werden, die dann meistens von den falschen, problemlosen Hunden gefressen werden.

  10. 62.

    Der süße und alte Jack Russel Terrier meiner Berliner Nachbarn - ging Gassi vor der Haustür und schnüffelte gmütlich vor sich hin. (habe auf dem Balkon gestanden) Junger Mann - selbst laut telefonierend - kam mit seinem sehr großen Pit-Bull an einer längeren Leine vorbei. Pit-Bull sprang ohne Vorwarnung auf den alten Jacky und verletzte ihn sehr schwer - halbes Ohr weg, Kiefer gebrochen, Hoden abgebissen, tiefe Bauchwunde - beide Besitzer gingen dazwischen wurden in Arme und Hände gebissen. Jäcky hat überlebt - 1 Jahr Leid mit Gips, Verbänden zahlreiche TA Besuche - nie mehr wirklich fit. Der Besitzer wurde angezeigt. Er kam keiner einzigen Aufforderung nach - kein Wesenstest, kein Maulkorbzwang. Die gesamte Nachbarschaft - ich auch haben ihn mehrmals angezeigt wenn der Hund frei ohne Maulkorb lief. Es ist nie etwas passiert. Nichts wurde unternommen oder umgesetzt. Der Besitzer zog später mit Hund weg.

  11. 61.

    Bravo. Mir geht das Herz auf. Leider fehlt bei den meisten sogenannten Liebhabern dieser Rassen die Selbstreflektion und die Einsicht - da Ihnen Ihre Defizite ja nicht bewusst sind. Eine brisante Mischung.

  12. 60.

    Der Am-Staffs meines Vaters ist zuckersüß zur Familie inklusive Perserkatze. Mehrer Beißvorfälle mit anderen Hunden und totgebissene Hühner sowie eine Katze - führten lediglich zu Geldstrafen und Maulkorb und Leinenpflicht - die es ja sowieso gab :( Mein Vater kennt die Nachbarschaft und die zuständigen Behörden gut und ist jedesmal davon gekommen. Nun ist der Hund 12 und gebrechlich und nicht mehr sehr gefährlich. Zum Glück. So funktionierts nun mal.

  13. 59.

    "... Zauberhafte Tiere" - wie bitte? Traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die zur Selbstwerterhöhung aggressive Beißmaschinen brauchen! Das Verhalten dieser Rassen wird nicht nur die die Erziehung/Sozialisation bestimmt, sondern auch durch die Genetik. Aber das können selbsternannte Hundekenner natürlich nicht wissen. Der Kampftrieb/angeborene Aggressivität lässt sich genau so wenig wegerziehen, wie man einem Jagdhund den Jagdtrieb "austreiben" kann.
    Und gerade bei denen, die meinen, sie hätten ihre Kampftöle im Griff, passieren die meisten Beißvorfälle, weil sie keine Vorsorge treffen.

  14. 58.

    Meine kleine (5 kg) hat auch schon das Nachbarskind geschnappt - weil es unkontrolliert nach ihr gegriffen hat - ich konnte nicht reagieren trotz Leine, weil es keinen Raum zum Ausweichen gab. Sein Gesicht ist aber intakt und nichts weiter ist passiert. Wenn man da keinen Unterschied ausmacht und vergleicht "wie kleine Hunde bellen oder eben auch mal agressiv sind" ist für mich nicht verständlich. Und ja der Mensch ist am Ende Schuld - aber können Sie für andere, fremde Menschen garantieren das Sie wirklich verantwortungsvoll mit Ihrem Hund umgehen? Ich nicht. Warum gefallen Ihnen keine anderen Hunde? Was zieht Sie daran an? Es gibt so viele tolle Hunde - klein oder mittelgroß - leicht zu händeln und ohne das Agressionspotenzial.

  15. 57.

    Wenn überhaupt geprüft wird dann auch Halter und Hund,sowie ihr
    Umfeld.

  16. 56.

    Ja, ich kenne und kannte mehrere Am-Staffs und Pit-Bull-Terrier aus Berlin (in Brandenburgg zum Glück bisher verboten) alle sind sehr lieb zu Ihren Besitzern und bis auf eine alte Hündin - leicht durch andere Hunde "wütend" zu machen. Mein Vater hält leider einen Am-Staff, der andere Rüden nicht besonders mag und es immer wieder zu häßlichen Situationen kommt. Der Pit-Bull einer Berliner Bekannten ist ebenfalls goldig zu Ihr - andere Hunde attackiert er - wenn sie sie "O-Ton" nicht so mag. Es ist meist dem Besitzer der anderen Hunde zu verdanken - das es nicht eskaliert und sie Ihre Hunde abrufen und in Sicherheit bringen. Der Am-Staff von Freunden meiner Tierärztin hat voriges Jahr - die kleine Tochter - aus dem Nichts heraus so attackiert, das das Gesicht für immer entstellt sein wird.

  17. 53.

    Ja!
    Haben Sie schon mal einen Piutbull oder Stafford kennengelernt? Zauberhafte Tiere. Traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die Verhalten von der Rasse ausmachen....

  18. 52.

    Eine Frage noch an Sie: Sie trauen bei Ihrer Erfahrung mit Mensch und Hund - dem "normalen" Halter ohne spezielle Ausbildung oder Anleitung zu, einen der bisher als Listenhund 1 oder 2 Gefährliche Hund - verbotenen oder gelisteten Hunde - so zu führen und zu halten, das keine Gefahr für andere egal ob Mensch oder Hund, von Ihnen ausgeht? Und das diese Halter sich bei Bedarf Hilfe holen oder sich an die Vorgaben wie Leinen oder Maulkorbpflicht halten?

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