Parade am 27. Juli - CSD geht für Aufnahme queerer Menschen in Gleichberechtigungs-Artikel auf die Straße

Do 18.07.24 | 17:22 Uhr
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Berlins erster Queerbeauftragter, Alfonso Pantisano (r-l), Joe Chialo (CDU), Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, und Bärbel Bas (SPD), Präsidentin des Deutschen Bundestages, stehen bei der 45. Berlin Pride-Parade zum Christopher Street Day (CSD) auf einem Wagen zusammen. (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Bild: dpa/Fabian Sommer

In der kommenden Woche nehmen voraussichtlich eine halbe Million Menschen am Christopher Street Day in Berlin teil. Die Organisatoren erwarten vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner mehr Einsatz für ihre Kernforderungen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), will auch in diesem Jahr am Christopher Street Day (CSD) in der Hauptstadt teilnehmen. Ob Wegner die Parade am 27. Juli eröffnet, ist aber nach wie vor unsicher, teilte die Sprecherin der Senatskanzlei, Christine Richter, mit. Es liege derzeit noch keine Anfrage oder Einladung des CSD vor.

Eigentlich ist die Eröffnung durch die Senatsspitze Tradition. Der Trägerverein des CSD hatte zuletzt aber mehrere Forderungen gestellt, die der CDU-Politiker und der Senat zunächst erfüllen sollen. Als Wegner Anfang Juli die Regenbogenflagge am Roten Rathaus hisste, sprachen Vertreter des CSD-Trägervereins ihn auf ihr Anliegen an und überreichten ihm ein Plakat mit ihren Kernforderungen.

Dazu zählt an erster Stelle eine Bundesratsinitiative zur Aufnahme queerer Menschen in Artikel 3 des Grundgesetzes zur Gleichberechtigung. Wegner hatte das beim CSD im vergangenen Jahr zugesagt, aber noch nicht eingelöst. Der CSD-Trägerverein war daraufhin an die Öffentlichkeit gegangen und hatte Wegner deshalb scharf kritisiert.

CSD sieht Regierenden Bürgermeister in der Pflicht

Die Verankerung von Rechten queerer Menschen in Artikel 3 des Grundgesetzes ist auch eine der Kernforderungen bei der CSD-Parade. "Da wollen wir wirklich entschiedene Schritte nach vorn machen, weil für Artikel drei braucht es nicht nur eine Bundesratsinitiative, die im Senat selber mehrheitsfähig ist, sondern es braucht auch eine Kommunikationsinitiative dazu, um die Bundes-CDU mit ins Boot zu holen", sagte Marcel Voges für den Vorstand des Berliner CSD. Da sei vor allem die Kreativität von Wegner gefragt.

Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Die sexuelle Identität wird in dem Artikel nicht erwähnt.

Zudem erwartet der CSD von Wegner, dass dieser beim Thema Hasskriminalität auf die Weiterentwicklung von Maßnahmen hinwirkt und eine Finanzierung dafür sichert. "Wir brauchen klare Signale für verbindliche Schritte, nur ein Lippenbekenntnis reicht nicht", sagte Voges.

Enger Kontakt mit Polizei beim Thema Sicherheit

Für die Sicherheit beim CSD sind die Veranstalter nach eigenen Angaben im engen Kontakt mit der Polizei. So sollten sich auch jüdische Menschen bei dem Umzug sicher fühlen können. "Bei CSD ist kein Platz für Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Rassismus", sagte Voges. Sollte es zu Vorfällen oder entsprechenden Beiträgen kommen, werde sich der CSD davon distanzieren.

Zur CSD-Parade erwarten die Organisatoren rund 500.000 Menschen. Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren (LGBTIQ) Community in Europa.

Die Demonstration führt von der Leipziger Straße über den Nollendorfplatz zur Siegessäule. Die Abschlusskundgebung ist für den Bereich zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor vorgesehen. 75 Trucks sollen bei der CSD-Parade mitfahren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.7.2024, 18:15 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 18.

    Leider ist es immer noch Tatsache, das sich gegen solche Forderungen am meisten die Menschen aufregen, welche in ihrem Leben noch nie echte Diskriminierung erfahren mussten - alte. Weiße Männer und Frauen!

    @ Kurzkommentator und @toberg: Danke für Ihre Kommentare - dem ist nicht viel hinzuzufügen!

  2. 17.

    Na bitte! Das ist doch mal ein Text! Dann sehen sich queere Menschen offenbar großteils selbst nicht als Menschen, sonst müssten sie ja nicht ständig mehr Aufmerksamkeit einfordern!?
    Lassen wir es bei "Menschen" und fühlen uns alle darin eingeschlossen, das erspart unübersichtliche Aufzählungen und nutzlose Auseinandersetzungen!

  3. 16.

    >"Da spielt die Sexualität, Hautfarbe, Religion keine Rolle."
    Naja.. in einigen Teilen ist unser GG schon ein wenig Oldschool beeinflusst von den egen Werten seinerzeit.
    Hautfahrbe und Religion ist schon sehr gut formuliert multikulti ausgelegt. Nur mit den Geschlechterrollen waren die Damen und Herren eben eingeengt ihrem damals herrschenden Gesellschaftsbild. Schwul, Bi, Hetero, queer wie auch immer... gabs seinerzeit noch nicht in der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Wahrnehmung. Andere Werte waren eben wichtiger. Da darf man den Verfassern unseres GG auch keinen Vorwurf machen. Heute würde man eben nicht nur Mann und Fau sehen, sondern auch andere Menschen, die nicht als nur Mann und Frau oder in Familie leben können oder wollen oder körperlich nicht ein normales Leben wie Mann und Frau leben können, dass die Verfasser seinerzeit so im Hinterkopf hatten.

  4. 15.

    "Und genau das ist falsch oder haben Sie noch nie etwas von Intersexualität gehört?" Kenne ich, diese Störung der äußeren Geschlechtsmerkmale betrifft eine sehr sehr kleine Gruppe - das hat aber überhaupt nichts mit queer zu tun. Außerdem ändert es nicht an der biologischen Grundlage von zwei Geschlechtern beim Menschen, wie bei allen Primaten (eigentlich allen Säugtieren): es gibt halt bei unserer Art nur XX oder XY (mal von pathologischen genetischen Störungen abgesehen, die aber auch nichts mit Intersexualtität zu tun haben).

  5. 14.

    Das Grundgesetz gilt für alle Menschen bzw Staatsbürger. Da spielt die Sexualität, Hautfarbe, Religion keine Rolle. Daher braucht es keine weiter sprachliche Anpassung. Es sei denn, Sie sehen queree Menschen nicht als Menschen.

  6. 13.

    >"Nun, Frauen gab es zwar zur Hälfte der Bevölkerung, "
    Nach dem 2. WK hatten Frauen einen Anteil von über 60% der noch lebenden Bevölkerung.
    >"aber das war formal bis dahin egal, sie waren politisch und gesellschaftlich marginalisiert, daher auch nur vier Mütter. "
    Dass eben diese wenigen Frauen diesen Gleichberechtigungsartikel in das GG geschafft haben, ist wohl dem mehrheitlichen Einfluss der Frauen in der Nachkriegsgesellschaft allgemein zu verdanken. Frauen waren seinerzeit im Überleben der Familien die eigentlichen Helden. Wollte nur kein Mann wahrhaben. Ach ja... waren ja fast keine Männer mehr da damals.
    >"Daher würde ich einen Passus "Alle Menschen sind gleichberechtigt" vorbehaltlos unterstützen."
    Da sind wir schon mal zwei ;-))

  7. 12.

    "Der heute anerkannte Stand ist genau der gleiche: es gibt weiterhin nur zwei biologische Geschlechter - Mann und Frau - und damit deckt das GG in dem Artikel alles ab."

    Und genau das ist falsch oder haben Sie noch nie etwas von Intersexualität gehört? Falls nicht, dann können Sie sich im Internet sehr einfach darüber informieren. Und falls Sie sich darüber informieren wollen, dann können Sie ja auch gleich mal lesen, was früher mit solchen Kindern in der Regel gemacht wurde oder z.T. auch heute noch.

  8. 11.

    >"wo bleibt da die viel beschworene Toleranz?"
    Die einen sehen es zu verkrampft mir dem generischen Maskulinum in unserer Sprache für alle als Menschengruppe, die anderen möchten ihre Lebensweise oder auch ihre körperlich bedingte Lebensart besonders betont wissen.
    Mein Kompromissvorschlag für Art 3 GG ist eben Absatz 2 zu: "Alle Menschen sind gleichberechtigt." Das würde auch Absatz 1 "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich." nochmals sinnvoll ergänzen.

  9. 10.

    "... und dem heute anerkannten Stand anzupassen" Der heute anerkannte Stand ist genau der gleiche: es gibt weiterhin nur zwei biologische Geschlechter - Mann und Frau - und damit deckt das GG in dem Artikel alles ab. Sie vermischen zwei komplett verschiedene Konzepte zur Klassifikation miteinander, die gleichberechtigt nebeneinander stehen: das biologische (sex) und das psychologische Einteilungskonzept (gender) - mit beiden können Sie gleichwertig vollkommen alle Menschen erfassen, es braucht keine doppelte Klassifikation in einer Verfassung.

  10. 9.

    Top Kommentar!! Ein Hype um die queere Szene, wirkt doch eher indoktrinierend. Und leider sind die Medien mit auf der Welle. Artikel 1 GG is doch unstrittig. Uns geht es jedenfalls so und wir haben den Eindruck, dass diese permanente Doktrin eher Gegenwind erzeugt, leider.

  11. 8.

    Für mein Empfinden ,grenzen' sich die Menschen gegenseitig aus.

    Aus dem rbb-Artikel von heute: Queer im Sportverein - Schwimmen gegen den Strom
    (leider ohne Kommentarfunktion)
    ".... Lisa Schubert arbeitet im Gleichstellungsbüro der Technischen Universität und sie ist Basketballtrainerin für eine Flinta-Sportgruppe. ... "Ich starte jedes Training mit einer Namens- und Pronomen-Runde. Und das möglichst jede Woche, weil sich Geschlechtsidentitäten auch von Tag zu Tag ändern können", sagt sie. Die Namen und Pronomen können die Teilnehmenden dann auf ein Kreppband schreiben und es sich auf das Trikot kleben. "So kann man es vermeiden, dass sich Leute innerhalb des Trainings gegenseitig falsch ansprechen", erklärt sie. ..."

    Jede Woche, weil sich Geschlechtsidentitäten sich von Tag zu Tag ändern können?
    Ich komme nicht mehr mit ...
    Mensch ist Mensch - und gut ist!

  12. 7.

    Das Grundgesetz ist nach dem Denkschema von Menschen geschrieben worden, in deren damaligen Welt die Frau am Herd stand und querre Menschen entweder nicht existierten oder als krank galten. Aus diesem Grund ist es sehr sinnvoll, Formulierungen zu modernisieren und dem heute anerkannten Stand anzupassen.

  13. 6.

    Vielleicht sollte man noch bedenken, dass es nur 4 Frauen bei über 50 Männern waren, die die Mütter des GG bilden, von denen sich nur zwei überhaupt für Frauenrechte einsetzten. Gegen erhebliche Widerstände. Diesen beiden verdanken wir den Artikel 3. -- Warum schreib ich das? Nun, Frauen gab es zwar zur Hälfte der Bevölkerung, aber das war formal bis dahin egal, sie waren politisch und gesellschaftlich marginalisiert, daher auch nur vier Mütter. Heute ist es ähnlich mit queeren Gruppen. Will sagen: Gleichberechtigung ist keine Frage der Quantität, sondern der Qualität. Dies schließt die Rechte von Minderheiten ein. Daher würde ich einen Passus "Alle Menschen sind gleichberechtigt" vorbehaltlos unterstützen. Danke für's Lesen.

  14. 5.

    Dann werden die heutigen Menschen lernen müssen, damit zu leben und sich gemeint zu fühlen, das wird doch wohl nicht zu viel verlangt sein!? Sie fühlen sich doch auch sonst als alles mögliche, also was soll solch ein niemals wirklich alles Denkbare einschließen könnender Formulierungsversuch? Es ist ein wenig Mode, überall angebliche Diskriminierung zu sehen und dagegen zu opponieren, wo bleibt da die viel beschworene Toleranz?

  15. 4.

    Da laut Grundgesetz sowieso alle Menschen gleichberechtigt sind, ist es doch egal, ob "queer" oder nicht.
    Also ist niemand verpflichtet, sein "Queer"-Sein zur Schau zu stellen, ebenso wie niemand verpflichtet ist, sich dafür zu interessieren oder darauf gar so zu reagieren wie von den "Queeren" und "Queerinnen" je nach Person und Situation gewünscht: mit Interesse oder Abwehr oder gar Bewunderung.
    Die gerade in "queeren" Kreisen so vielbeschriene "Vielfalt" umfasst übrigens auch diejenigen, die um die Tatsache, nicht "queer" zu sein, nicht halb so viel Tamtam machen wie die "Queeren" um ihr "Queer"-Sein.
    In diesem Sinne: Fröhlichen CSD!

  16. 3.

    >"Das GG mein mit Geschlecht eindeutig das biologische Geschlecht und das liegt auch vor, wenn das psychologische Geschlecht(=Gender) anders ist, da das zwei unabhängige Konzepte sind."
    Das ist mir auch schon klar so als Mann. Ich für meinen Teil weiß und fühle mich so auch wohl im Leben. Andere wollen sich als nonbinär oder sonstwas sehen. Diese Menschen hadern eben mit ihrem biologischen Geschlecht. Da wir Deutschen von Hause aus es immer sehr genau nehmen - teilweise auch zu verkrampft - und unsere Sprache mit den 3 Geschlechts-Fall-Arten im Vergleich zu anderen Sprachen sogar noch vielfältiger ist, fühlen sich viele trotzdem nicht mitgenommen.
    Die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes seinerzeit kannten diese unterschiedlich gefühlten Geschlechtsarten noch nicht, sondern rein konservativ nur diese zwei Menschenarten in Geschlecht Mann und Frau.

  17. 2.

    Es muß gar nichts umformuliert werden. " „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“" definiert auf biologischer Grundlage bereits umfänglich und schließt ein Gender nicht aus. Das problem sind wieder einmal aus dem Englischen über nommene Worte, dort wird sex und gender unterschieden - das läßt sich in Deutsch nicht in einem deutschen Wort abbilden. Das GG mein mit Geschlecht eindeutig das biologische Geschlecht und das liegt auch vor, wenn das psychologische Geschlecht(=Gender) anders ist, da das zwei unabhängige Konzepte sind.

  18. 1.

    "CSD geht für Aufnahme queerer Menschen in Gleichberechtigungs-Artikel auf die Straße"
    Explizit die eine oder andere Menschengruppe hier mit einzubeziehen, wird nicht allen Gruppen gerecht. Aus dem im Artikel 3 GG forumulierten „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ könnte neu einfach werden: "Alle Menschen sind gleichberechtigt." Da sind alle mit drin. So fände ich es OK.
    Ich finde das Auseinanderklassifizieren von unterschiedlichen Geschlechtergruppen - oder welchen Lebensformen und Körpermöglichkeiten auch immer - derzeit eh ein wenig stressig. Einfach nur Mensch! Damit ist alles gesagt.

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