CSD in Berlin - Regierender Bürgermeister Wegner will sexuelle Identität im Grundgesetz verankern
Als erster Regierender Bürgermeister der CDU hat Kai Wegner einen CSD eröffnet und eine Initiative zur Erweiterung des Grundgesetzes angekündigt. Dennoch waren nicht alle Teilnehmer von Wegner begeistert.
Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat bei der Eröffnung des Christopher Street Days (CSD) in Berlin eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht gestellt. "Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein. Das ist mein Versprechen", sagte Wegner am Samstag. "Wir werden das gemeinsam mit euch auch hinbekommen."
Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Aus der queeren Community gibt es seit Langem die Forderung, den Artikel zu ergänzen.
Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.
Vereinzelte "Wegner muss weg"-Rufe
Wegner warnte in seiner Eröffnungsrede außerdem vor der zunehmenden Diskriminierung queerer Menschen. "Berlin wird immer ein sicherer Hafen sein für Menschen, die in anderen Ländern angegriffen werden. Wir schützen queere Menschen, die in vielen Ländern bedroht werden", so der CDU-Politiker. "Wir haben eine Entwicklung auf der Welt, in Ghana, in Uganda, in Polen, das ist unerträglich."
Wegner ist der erste Berliner Regierende Bürgermeister der CDU, der einen CSD - gemeinsam mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) - eröffnet hat. Dafür gab es nicht nur Zustimmung: Mehrfach waren laute Buhrufe zu hören, zum Teil auch "Wegner muss weg"-Forderungen und andere Aufforderungen, er solle den CSD verlassen.
Hunderttausende feiern auf den Straßen
Am Samstagmittag startete der CSD-Demonstrationszug mit über 75 Wagen und etwa 100 Fußgruppen auf seine über sieben Kilometer lange Strecke. Die dpa berichtet, es seien seitdem hunderttausende Menschen auf den Straßen unterwegs. Das Motto der Parade lautet "Be their voice - and ours! Für mehr Empathie und Solidarität". Die Veranstaltung ist mit 500.000 Teilnehmenden angemeldet worden. Zum Abschluss ist ein umfangreiches Bühnenprogramm am Brandenburger Tor geplant, es soll bis Mitternacht dauern.
Sendung: rbb spezial, 22.07.23, 13:00 Uhr