Projekt von 14 Bundesländern - Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete verzögert sich weiter

Do 29.08.24 | 13:56 Uhr
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Symbolbild:Eine Hand hält die Bezahlkarte für Asylbewerber.(Quelle:picture alliance/Chromorange/M.Bihlmayer)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.08.2024 | Nachrichten | Bild: picture alliance/Chromorange/M.Bihlmayer

14 von 16 Bundesländern einigten sich Ende des vergangenen Jahres darauf, eine Bezahlkarte für Flüchtlinge auszugeben, darunter auch Berlin und Brandenburg. Allerdings hängt das Projekt - es hakt im Vergabeverfahren.

Die Einführung der bundesweiten Bezahlkarte für Geflüchtete verzögert sich weiter. Am Donnerstag hätte einem Anbieter der Zuschlag erteilt werden sollen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP gibt es jedoch neue juristische Hürden.

Ein im Vergabeverfahren unterlegenes Unternehmen habe Beschwerde beim Oberlandesgericht Karlsruhe eingereicht, sagte eine Sprecherin des öffentlichen Dienstleisters Dataport, der für den Vergabeprozess zuständig ist, der AFP. Wie lange das Gerichtsverfahren dauern wird und wie lange sich der Vergabeprozess dadurch verzögert, sei noch unklar. Formal war das Verfahren bereits abgeschlossen.

Städte- und Gemeindebund mahnt Lösung an

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, André Berghegger, mahnte vor diesem Hintergrund eine schnelle Lösung an. "Verzögerungen im aktuell laufenden Vergabeverfahren waren aufgrund der Komplexität und des Auftragsvolumens nicht auszuschließen", sagte Berghegger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" [€]. "Allerdings sind diese Verzögerungen sehr bedauerlich, denn wir diskutieren ja bereits seit vielen Monaten über die Einführung der Bezahlkarten."

Die Ministerpräsidentenkonferenz der Länder hatte im November vergangenen Jahres die Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete beschlossen. Leistungen des Staates sollen so nicht mehr in bar, sondern über die Bezahlkarte fließen. Damit sollen Anreize Flucht nach Deutschland verringert werden. Bundestag und Bundesrat hatten im April grünes Licht gegeben.

Einzelne Länder und Kreise geben bereits Karten aus

Insgesamt wollen sich 14 von 16 Bundesländer an dem Vergabeprojekt beteiligen. Nur Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehen eigene Wege. In Bayern ist die Bezahlkarte seit rund zwei Monaten im Einsatz. In Mecklenburg-Vorpommern erhielt am Donnerstag ein niederländisches Unternehmen den Zuschlag.

"Nach jetzigem Zeitplan können innerhalb der nächsten zwölf Wochen die ersten Debit-Bezahlkarten in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ausgehändigt werden", sagte der Landesinnenminister Christian Pegel (SPD). "Damit sind wir voll in unserem Anfang des Jahres bekannt gegebenen Zeitplan."

In Brandenburg hatten sich Staatskanzlei, Landkreise und kreisfreie Städte im Mai darauf geeinigt, die Karte bis Herbst einzuführen. Hier preschte aber der Landkreis Märkisch-Oderland voraus - hier wird seit Mai eine eigene Bezahlkarte ausgegeben. 50 Euro Bargeld stehen Erwachsenen Asylbewerbern hier im Monat zur Verfügung.

Sendung: Inforadio, 29.08.2024, 14:40 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Menschenfeindlichkeit wird anders definiert. Die richtet sich gegen Juden, Homosexuelle indem man diese abwertet. Allerdings wird bei uns jeder aufgenommen und bekommt Schutz, Geld und Rechte und das ist keine Abwertung. Vielleicht verwechseln Sie da etwas Grundlegendes? Ich denke, es gibt menschenverachtende Gesellschaften, aber unsere ist absolut das Gegenteil von menschenfeindlich. Lebensfremdheit, weil man eine Karte einführt, kann ich nicht erkennen, die Menschen bekommen Essen, ein Bett, ein Dach, auch Geld, das ist ziemlich lebensnah. Den Nutzen erkennen Sie nicht? Nun, es soll der Verwaltungsaufwand gesenkt werden und verhindert werden, dass das Geld an die Schlepper gezahlt wird.
    Kann man aber alles in seriösen Quellen nachlesen.

  2. 5.

    Lebensfremdes, menschenfeindliches Bürokratie-Projekt ohne Nutzen. Hoffentlich scheitert es.

  3. 4.

    Es kommen nicht deswegen mehr Flüchtlinge nach Berlin, denn Flüchtlinge werden nach dem Königsberger Schlüssel auf die Bundesländer verteilt.

  4. 3.

    Ich bezweifle, dass diese Karte die angepriesenen Wunder bewirken wird. Mein (und vermutlich nicht nur mein) erster Gedanke bei der Forderung und Ankündigung dieser Bezahlkarte war: Welche Ware könnte ich mit einer solchen Karte im Laden in hoher Anzahl kaufen, die einen stabilen Wiederverkaufswert hat, so dass ich gegebenenfalls am Ende wieder möglichst viel Bargeld auf der Hand hätte?
    Ich hätte es begrüßt, die Zeit und Energie für diese populistische Maßnahme in die Beschleunigung der Erteilung von Arbeitsgenehmigungen für Flüchtlinge zu investieren, das wäre nahezu allen dienlich gewesen.

  5. 2.

    Berlin erhält keinen einzigen Geflüchteten mehr, es bleibt beim Königsteiner Schlüssel.

  6. 1.

    Und warum kann Berlin keine eigene Ausschreibung machen, so wie Bayern und Mecklenburg Vorpommern? Ich befürchte aber, dass das von der zuständigen Senatsverwaltung gar nicht gewollt ist, so wie sich die Senatorin ja strikt dagegen ausgesprochen hat.
    Und was wird das Ergebnis sein, es kommen noch mehr Flüchtlinge nach Berlin - und dann setzen sich die Verantwortlichen wie immer die Wundermütze auf und können das gar nicht verstehen.

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