Nur noch Pflichtausgaben - Landkreis Havelland verhängt Haushaltssperre

Mi 21.08.24 | 13:49 Uhr
  9
Drohnenaufnahme, Altstadtinsel, Rathenow mit Kirche St. Marien Andreas, Landkreis Havelland, Brandenburg (Quelle: imago images / imageBROKER / Frauke Scholz).
Audio: rbb24 Inforadio | 21.08.2024 | Arne Sprung | Bild: www.imago-images.de

Der Landkreis Havelland hat am Mittwoch eine Haushaltssperre verhängt. Grund sei die angespannte Finanzlage, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung in Rathenow.

Demnach geht die Finanzverwaltung in ihrem Halbjahresbericht von einem Minus von etwa 18,5 Millionen Euro für das laufende Jahr aus. Im beschlossenen Haushalt waren bisher aber nur 7,4 Millionen Euro Defizit vorgesehen. Deswegen darf jetzt nur noch Geld ausgegeben werden, wenn der Kreis dazu rechtlich verpflichtet ist, das betrifft laufende Kosten ohne Neuinvestitionen - beispielsweise für Entsorgung, Kitas oder die Havelland-Kliniken. Für den Gesamthaushalt seien rund 323 Millionen Euro geplant gewesen.

Laut neuer Prognose rechne man nun mit 357 Millionen Euro. Dieser größere Bedarf sei auch mit Mehreinnahmen von 14 Millionen Euro nicht auszugleichen gewesen, sagte der Kämmerer der Kreisverwaltung.

"Kritische Prüfung ihrer Budgets"

Die Sperre betrifft laut Kreisverwaltung das Budget des Dezernats für Soziales, Jugend, Gesundheit und Migration sowie die Budgets des Amtes für Gebäude- und Immobilienmanagement und des Referats Wirtschaftsförderung. Wofür genau nichts mehr ausgegeben wird, ist noch nicht bekannt. Alle Dezernate seien "zur kritischen Prüfung ihrer Budgets aufgefordert. Auch die übrigen Dezernate sind angehalten, Einsparpotenziale zu identifizieren und zu implementieren", heißt es in der Mitteilung. Freiwillige Zuschüsse und nicht zwingend notwendige Ausgaben werden bei Haushaltssperren üblicherweise als erstes gestrichen oder eingefroren. Dies kann Vereine, kulturelle Veranstaltungen und andere freiwillige kommunale Angebote betreffen.

Noch im Jahr 2023 wurde die Haushaltslage als stabil angesehen, wobei keine Kassen- oder Investitionskredite notwendig waren, und der Kassenbestand für die Jahre 2023 bis 2026 positiv ausgewiesen wurde. Als Grund für das Defizit in diesem Jahr nennt die Kreisverwaltung gestiegene Ausgaben vor allem im Bereich Jugend und Soziales. Als Beispiele für steigende Transferleistungen nannte die Kreisverwaltung die Sozialhilfe nach dem SGB XII (Zwölftes Buch Sozialgesetzbuch), die Leistungen zur selbstbestimmten Lebensführung für Menschen mit Behinderung (SGB IX) und sonstige Leistungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Im Oktober soll der Kreistag einen Nachtragshaushalt verabschieden.

Dass der Kämmerer über Dauer und Umfang einer Haushaltssperre verfügt, regelt die Kommunalverfassung des Landes Brandenburg in Paragraf 71 [bravors.brandenburg.de]. Demnach kann die Gemeindevertretung die Sperre ganz oder teilweise wieder aufheben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.08.2024, 13 Uhr

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    "Die Sperre betrifft laut Kreisverwaltung das Budget des Dezernats für Soziales, Jugend, Gesundheit und Migration......"

    Soso

  2. 8.

    Sprechen Sie, ihren regionalen AfD Vertreter in Cottbus, über Ihre Probleme an - der kümmert sich dann darum, Viele Grüße.

  3. 7.

    Unser Spielplatz hier in Cottbus braucht unbedingt eine neue Rutsche für unsere Kinder! Wann kommt die endlich!? Die AfD ist ja dafür nicht zuständig!

  4. 6.

    Vollkommen richtig :
    HVL hat doch seit Jahrzehnten nur Pflichtaufgaben erfüllt und das wenige Geld von Bund und Land, nur von links nach rechts gerechnet.
    Fördermittel und Strukturhilfen für irgendwelche Extra Projekte, gab es doch sowieso noch Nie - jede Havelländer Gemeinde jede Havelländer Stadt mußte doch sowieso schon immer mit wenig Finanzmitteln auskommen - da kam doch noch nie die Politik mit dem großen ,,Milliarden-Sack,, vorbei und hat irgendwelche Spaßprojekte und Großprojekte gefördert - Über was, reden Wir denn da eigentlich ???

  5. 5.

    Wie jetzt ???
    Kein Neubau einer Therme im Lkr HVL.
    Und der neue Baggersee mit Jachthafen und Hotel kommt auch nicht.
    Auch nicht der neue 2, 5 Meter breite Radweg entlang der Havelländer Havelseite, am Havelkanal und am Sacrow-Paretzer-Kanal.
    Und das neue Havelländer Fachklinikum für 170 000 Havelländer, kommt auch nicht.
    Und die neuen Kitas, Schulen und Gymnasien, die in HVL gebaut werden sollten ??
    HVL hat doch seit der Wende eine Haushaltssperre - außer Pflichtangaben, wurde doch noch nie, etwas investiert.

  6. 4.

    Das sind keine pflichtausgaben, sondern zum größten Teil freiwillige Leistungen. Also rotstift!

  7. 3.

    @rbb… Muss man das verstehen? Die erste Überschrift lautet „Nur noch Pflichtausgaben“ und im Artikel schreibt ihr es sei dann unbekannt, woran gespart. Antwort: Es dürfen keine Ausgaben mehr getätigt werden, die nicht gesetzlich bestimmt sind, z.B. Sozialgeld und was zwingend zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs notwendig ist, z.B. Gehälter, Druckpapier. Nicht aber Neubau von Straßen oder Wegen. Ganz einfach.

  8. 2.

    Gute Sache, so kann man gezielt endlich das Geld für benötigte Sozialwohnungen, Umweltschutzmaßnahmen (Renaturierung!), den Radwegeausbau und Jugendclubs (gegen den Rechtstrend)einsetzen, es eilt!

  9. 1.

    ich schätze mal die selben Probleme wie LK TF hohe Mietnebenkosten illegal genehmigt. Siehe Bericht / Drucksache Bundesrechnungshof ALG II / KdU Leistungen Auswirkungen des Begriff "Karenzzeit" / Mietkosten ohne Prüfung zuerkannt.

Nächster Artikel