Mehr Abschüsse als Ziel - EU-Vertreter stimmen für schwächeren Schutz von Wölfen

Mi 25.09.24 | 17:20 Uhr
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Symbolbild: Ein Wolfsrudel besteht aus erwachsenen Tieren und kleinen Welpen, die sich in einem waldigen Bereich bewegen. (Quelle: dpa/Wittek)
Audio: Antenne Brandenburg | 25.09.2024 | Helga Schmidt | Bild: dpa/Wittek

Bislang dürfen Wölfe EU-weit nur abgeschossen werden, wenn sie auffällig sind und eine Gefahr für den Menschen und Weidetiere darstellen. Das soll sich nun ändern, indem der Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt" gesenkt wird.

  • Wolfsschutz soll in der EU gelockert werden - 27 Mitgliedsstaaten sind dafür
  • Schutzsstatus soll von "stark geschützt" auf "geschützt" gesenkt werden
  • Regelung soll schnelleren Abschuss ermöglichen
  • Beschuss bedeutet aber noch keine finale rechtliche Änderung

27 Mitgliedstaaten haben am Mittwoch dafür gestimmt, den besonderen Schutzstatus des Wolfs herabzusetzen. Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" gesenkt wird. Auch Deutschland hat dafür gestimmt.

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Wölfen will die Mehrheit der EU-Länder einen schnelleren Abschuss der Raubtiere ermöglichen. Bis die Jagd auf die Tiere EU-weit tatsächlich einfacher wird, dürfte es aber noch dauern.

Mit der Entscheidung von Mittwoch ist ein schwächerer Schutzstatus noch nicht bindend im EU-Recht verankert. Erst wenn die Entscheidung auch formell auf Ministerebene angenommen wurde, kann die EU einen entsprechenden Antrag auf Herabstufung des Schutzstatus des Wolfs beim sogenannten Ständigen Ausschuss der Berner Konvention einreichen. Diese ist ein 1979 verabschiedeter völkerrechtlicher Vertrag des Europarates zum Schutz europäischer, wildlebender Tiere und Pflanzen.

Schutzstatus könnte grundsätzlich geändert werden

Wenn es im Ständigen Ausschuss eine Mehrheit für den geänderten Schutzstatus gibt, kann die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus des Wolfs im EU-Recht vorlegen. Dieser Vorschlag braucht nochmals eine Mehrheit unter den EU-Staaten und eine Mehrheit im Europaparlament. Änderungen an dem Vorhaben sind möglich.

Mit ihrer Zustimmung hat Deutschland seine bisherige Linie geändert. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen ist es Deutschland aber wichtig, dass nur der Schutzstatus für den Wolf und nicht auch für andere Tiere geändert wird. Die EU-Kommission habe dies zugesagt. Zudem müsse aus deutscher Sicht eine Koexistenz von Wolf und Weidehaltung möglich sein.

Lemke sieht für Schutzstatusänderung ausreichende Grundlage

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sieht für eine Absenkung des Schutzes für den Wolf in Deutschland ausreichende Grundlagen. "Die Bestandszahlen des Wolfes haben sich in den letzten Jahren so entwickelt, dass diese Entscheidung aus Sicht des Naturschutzes verantwortbar und aus Sicht der Weidetierhalter notwendig ist", teilte die Grünen-Politikerin in Berlin in Reaktion auf die Entscheidung mit.

Der Brandenburger Umweltminister Axel Vogel sieht die angekündigten Schritte der EU und des Bundes positiv. "Ich habe mich auch persönlich auf Bundesebene dafür eingesetzt, dass es Erleichterungen in der Bewertung der rechtlichen Voraussetzungen für Entnahmen dieser Wölfe geben soll", ließ Vogel mitteilen. "Unser Ziel ist es dabei, bei Absicherung eines guten Erhaltungszustandes der Wolfspopulation in unserer biogeographischen Region, die Weidetierhaltung zu erhalten und zu fördern. Diese leistet als Teil unserer Kulturlandschaft auch einen großen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Wir werden die Tierhalter nicht nur wie bisher beim Herdenschutz, bei der Prävention und Entschädigung umfassend unterstützen, sondern alles daran setzen, eine schnellere und unbürokratische Entnahme von schadenstiftenden Wölfen rechtssicher zu ermöglichen."

Mit der Kursänderung reagiert die Bundesregierung auch auf eine Diskussion, die zunehmend aggressiv geführt wird. Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern häuften sich zuletzt, immer wieder protestierten Weidetierhalter. Die sogenannte Entnahme - in der Praxis die Tötung einzelner Tiere - ist gleichzeitig aufwändig. Entscheidungen über den Abschuss von Wölfen wurden teils durch Gerichtsentscheidungen verhindert.

Gesetzlich geschützt

Der Wolf ist eine gesetzlich geschützte Art laut Artikel 12 der EU-FFH-Richtlinie, also der Flora Fauna Habitat Richtlinie. Diese europarechtliche Vorgabe wird durch das Bundesnaturschutzgesetz umgesetzt und der Wolf somit besonders und streng geschützt. Verboten ist jedes Nachstellen, Fangen, Verletzen oder Töten von Wölfen.

In Brandenburg wurden 2023 laut BUND rund 50 Rudel und 10 Paare registriert, eine genaue Zuordnung der Tiere insgesamt nach Bundesland ist laut BUND schwierig. Der brandenburgische Jagdverband schätzt die Zahl der in Brandenburg lebenden Tiere auf mehr als 1.000.

Wolf war ausgerottet

Nach Angaben der Artenschutzorganisation WWF überlebte der Wolf zwar im Osten und Süden Europas, wurde in Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts aber ausgerottet. Die sächsische Fachstelle Wolf schreibt, dass in den 1970er und 1980er Jahren ein Umdenken erfolgte und der Wolf in vielen europäischen Ländern unter Schutz gestellt wurde. Laut Bundesumweltministerium wurden im Monitoringjahr 2022/2023 knapp 1.400 Wölfe in Deutschland nachgewiesen. Das Europäische Umweltbüro (EEB) - ein Dachverband von Umweltorganisationen - schätzt, dass es in Europa rund 20.000 Tiere gibt.

Der Deutsche Bauernverband warnt vor steigenden Angriffen auf Nutztiere durch Wölfe. Für 2022 gibt die Lobbyorganisation mehr als 4.300 getötete, verletzte oder vermisste Nutztiere an. 2018 lag diese Zahl den Angaben zufolge noch etwa halb so hoch. Dabei sind laut offiziellen Angaben auch die Ausgleichszahlungen für entsprechende Schäden in diesen Jahren deutlich gestiegen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.09.2024, 15:00 Uhr

48 Kommentare

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  1. 48.

    1, das ist EIN Artikel - so wie es der Schreibende (egal wie inär) sieht u. die Position versteht
    2. Es gibt diverseste (ich wiederhole mich zwangsweise) gegenteilige Gutachten, Positionen und es gibt eindeutige Zahlen die hier von der Lobby eben nicht benannt werden, diese zu verschweigen dient dem Ziel u. erzeugt Fake (wir dinglischen ja heute nur noch).
    3. Ihre Meinung ist eben auch 'nur' eine Meinung - in schöner Tonart auch - mal so ganz vernünftig ;-)

  2. 47.

    Willkommen zum Wolf-Stammtisch. Mehr ist das ja nicht, Geschichten aus 1000 und einer Nacht über den Wolf von Menschen, die in ihrem Leben noch nie einem Wolf in der Natur begegnet sind. Das reicht für das Feierabendbier, aber nicht für eine fachliche und sachliche Diskussion. Schade eigentlich, etwas Vernunft hätte ich erwartet.
    Aber hier geht es ja eigentlich gar nicht mehr um den Wolf. Es geht um Rechthaberei.

    Der Artikel ist doch eindeutig, die wissen, was sie machen und das ist gut so.

  3. 46.

    Nur gut, dass es Menschen gibt, die die Bevölkerungsdichte im Zusammenhang mit der Population richtig einordnen können. Aber das wollen Sie auch gar nicht wissen, zu Ihnen kommt der Wolf doch gar nicht und wenn, wird er Ihnen nichts tun, weil es nämlich nur liebe Wölfe gibt, weil Wölfe gar keine Raubtiere sind, sondern heroisierte Wesen, den Göttern gleich, was ist da schon Vernunft und Verstand, ein richtiger Mann verteidigt den Wolf eben bedingungslos.



  4. 45.

    Realismus schließt aber auch ein, dass sich Ihre Aussage irgendwie auf den Artikel bezieht und nicht auf eine rein populistische Reaktion. Es sterben noch mehr Menschen durch Alkohol usw. Was ein infantiles Verhalten.

  5. 44.

    Ja, die Entwicklung war in der Tat vorhersehbar. Es war klar, dass der übertriebene Wolfsschutz Probleme verursachen wird und exakt die haben wir jetzt. Bevor Sie mir noch damit kommen, dass der Wolf vor dem Menschen hier war, stimme ich zu. Der war sogar schon hier als Berlin zu wachsen begann. Verlangt jemand von Ihnen, dass Berlin plattgemacht wird, um Platz für Wölfe zu schaffen? Vom Balkon in der 7. Etage ist die Sicht eben anders.

  6. 43.

    Sehr schön auf den Punkt gebracht.
    Den Bestand reduzieren durch Abwanderung oder Entnahme.
    Der Wolf, das einzelne Tier, wie auch das Rudel, lernen zügig.
    Im Mittelalter waren die Möglichkeiten beschränkt. Und es hat seinen Grund warum bestimmte Orte bestimmte Namen erhielten, die bis heute Gültigkeit haben.
    Der Beschluss der hier im Artikel beschrieben ist, besagt, dass es einfacher wird, einen Wolf zu entnehmen.
    Nicht mehr nicht weniger.

  7. 42.

    Niemand will die Wölfe ausrotten, der hohe Schutzstatus ist angesichts der positiven Bestandsentwicklung jedoch nicht mehr angemessen. Eine Herabstufung von „streng geschützt“ auf „besonders geschützt“ wäre sinnvoll und zweckmäßig.

  8. 41.

    So einfach ist „Ausdünnen“ bei Wölfen nicht. Erst Recht nicht, wenn sie ihre Rolle als Spitzenprädator noch nachkommen sollen.

    Man dünnt sie übrigens auch nicht einfach aus.

  9. 39.

    Es plant doch niemand eine Ausrottungskampagne gegen den Wolf. Angesichts der positiven Bestandsentwicklung ist aber der bisherige hohe Schutzstatus einfach nicht mehr angemessen. Eine Herabstufung von „streng geschützt“ auf „besonders geschützt“ ist vor diesem Hintergrund sachgerecht und zweckmäßig.

  10. 38.

    Da wurde nichts angesiedelt. Die kamen in Brandenburg über die Oder und haben sich vermehrt. Oder wollen Sie mir vielleicht noch erzählen die Tigermücke wurde hier auch angesiedelt?

  11. 37.

    Abgesehen davon, dass die halbtoten, röchelnden Kälber nur eine Zukunft als Wienerschnitzel zu erwarten haben, kann man /Landwirt über bessere Absicherung seiner Tiere nachdenken, da gibt's durchaus Mittel und Wege, Wölfe abzuschrecken. Nur dann gibt's ja keine Entschädigungsleistungen für die armen Landwirte. Als die Wölfe krampfhaft in der Region angesiedelt und gefeiert wurden, habe ich genau diese Entwicklung vorausgesehen. Rotkäppchen muss den Wolf nicht fürchten, es ist immer umgekehrt.

  12. 36.

    Meine Güte, wo ist das Problem? Der Wolf hat keine natürlichen Feinde. In früheren Zeiten gab es genug Berichte über Wolfsplagen. Der Punkt ist, wenn es zu viele werden, wird halt ausgedünnt. Das ist nicht anders als bei meiner Silberfischplage zu Hause.

  13. 35.

    Die Zahlen sind mit wissenschaftlicher Methodik sauber recherchiert. Emotionalisiert sind hingegen die Vertreter der mächtigen Wolfslobby, nach denen es angeblich keinen Waldumbau hin zu artenreichen Laub- und Mischwäldern ohne hinreichend große Wolfsbestände geben kann. Dies ist jedoch nur dann problematisch, wenn die Jägerschaft ihren Aufgaben nicht nachkommt. Und ob die Wolfslobby, die ja wohl überwiegend aus Geistes- und Sozialwissenschaftlern mit Wohnsitz in Großstädten besteht, mehr Fachkenntnisse für agrarwissenschaftliche Zusammenhänge als die entsprechend Ausgebildeten Fachkräfte in der Landwirtschaft verfügt, scheint doch eher zweifelhaft.

  14. 34.

    Bei Leuten wie Ihnen frage ich mich immer, wo denn z.B. Ihr großer Aufschrei bleibt, wenn z.B. Kriegerbau die Vernichtung der sehr großen Kreuzkrötenpopulation auf dem ehemaligen Güterbahnhof Pankow betreibt, wohlgemerkt eine streng geschützte und stark gefährdete Art.

  15. 33.

    Wildschweine sind ja gar nicht geschützt. Die besiedeln unser Löwen-Dorf mit ganzen Rotten. Die Schweinderl sind in jedem Garten. Ebenso Waschbären. Ich sehe wenig Gefahr für die Wölfe seitens professioneller Bejagung. Nur die privaten Wilderer sind eine Gefahr...

  16. 32.

    "Laut Bundesumweltministerium wurden im Monitoringjahr 2022/2023 knapp 1.400 Wölfe in Deutschland nachgewiesen." Das ist sehr wenig gegenüber 84 Mio. Menschen in D. Ich verstehe nicht, wie man damit den Schutzstatus herabsetzen und die konsequente Bejagung fordern kann. Wieviele Tiere und Menschen sterben durch Autounfälle? Fordert deshalb jemand die Bejagung von Autos? Wenn Wölfe geschossen werden, dann so, daß sie einen Zusammenhang zu ihren Taten erkennen und daraus lernen, keine Nutztiere anzugreifen.

  17. 31.

    ist richtig so, die Wölfe sollten stark ja nach Rudel reglementiert werden.
    50 Rudel sind viel zu viele.
    Oder am besten wieder ausrotten.

  18. 30.

    Wieviel der hier postenden haben denn eigentlich Agrar- und Tiererfahrung, die über einen Blumenkasten und den Goldhamster hinausgeht?

  19. 29.

    Haben Sie denn Quellen für Ihre wissenschaftlichen und fachkompetenten Aussagen? Was Sie alles besser wissen wollen, während die anderen bleich vor Neid werden, über diese fachlich fundierte Aussage, sagenhaft.

    Ich glaube sogar, Sie verteidigen um jeden Preis und mit jeder Argumentation einfach nur aus Prinzip den Wolf.

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