AfD-Verbotsdebatte - Berliner Regierungsfraktionen uneins bei möglichem AfD-Verbotsverfahren

Mo 14.10.24 | 15:25 Uhr
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Symbolbild: Abgeordnete sitzen im Plenarsaal bei einer Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses in Berlin am 14.12.2023.(Quelle: picture alliance/dpa/Jens Kalaene)
Bild: picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Linke und Grüne in Berlin wollen ein mögliches AfD-Verbotsverfahren angehen. Schwarz-Rot hat noch keine eigene Linie: Die SPD-Fraktion hat einen ählichen Antrag schon verabschiedet - die CDU will dagegen von einem Verbot "lieber die Finger lassen".

In der Debatte über ein mögliches AfD-Verbotsverfahren haben CDU und SPD in Berlin bisher keine gemeinsame Linie.

Während die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus fordert, die Verfassungsfeindlichkeit der AfD zu prüfen, sieht die CDU ein solches Vorhaben skeptisch. Das wurde deutlich, als der Innenausschuss am Montagvormittag über einen Antrag der oppositionellen Grünen und Linken diskutierte.

Sie fordern, dass sich der schwarz-rote Senat auf Bundesebene erstens dafür einsetzt, dass eine "länderübergreifende Task Force" Beweismaterial für eine Verfassungsfeindlichkeit der AfD sammelt. Und zweitens dafür, dass Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung auf dieser Grundlage dann schnell über die Einleitung eines Parteiverbotsverfahrens entscheiden.

CDU: Finger davon lassen

Wie jetzt bekannt wurde, hat die SPD-Fraktion bereits vor knapp zwei Wochen einen fast wortgleichen Antrag verabschiedet, eingebracht vom Abgeordneten Orkan Özdemir. Özdemir sagte im Ausschuss, der Antrag werde aktuell mit dem Koalitionspartner CDU diskutiert. Sein Ziel sei es, "Menschen mitzunehmen, die noch zweifeln".

Aus den Zweifeln der CDU machte der Abgeordnete Stephan Lenz im Ausschuss keinen Hehl. "Stand jetzt spricht ganz viel dafür, die Finger davon zu lassen", sagte Lenz mit Blick auf ein mögliches Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Er bezweifelte, dass die AfD verboten werden kann und warnte vor "großem Schaden", falls ein solches Verfahren scheitere. "Ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, die AfD sei gesichert rechtsextrem", so Lenz.

AfD weist Vorwürfe zurück

Scharfe Kritik an der Verbotsdebatte kam im Ausschuss von der AfD selbst. Der Abgeordnete Marc Vallendar nannte das Vorhaben "juristisch aussichtslos" und wies den Vorwurf zurück, seine Partei sei rechtsextrem. Grünen und Linken warf er vor, sie wollten sich aus Angst vor der eigenen "politischen Bedeutungslosigkeit" eines "Konkurrenten entledigen".

"Die AfD ist eine rechtsextreme und neonazistische Partei, das ist unbestritten", hatte der grüne Abgeordnete Ario Mirzaie zuvor erklärt. Ferat Koçak von der Linksfraktion betonte, dafür gebe es ausreichend Beweise. Grüne und Linke ließen ihren Antrag heute im Ausschuss nicht abstimmen, weil sie abwarten wollen, wie es mit dem SPD-Antrag weitergeht. Wie der rbb erfuhr, steht die SPD-Fraktion zwar mehrheitlich, aber nicht geschlossen dahinter. Bei der Abstimmung vor knapp zwei Wochen gab es auch Gegenstimmen und Enthaltungen.

Wenn die CDU bei ihrer Kritik bleibt, wonach es aussieht, gäbe es keine Einigkeit zwischen den Koalitionspartnern. Die Folge wäre dann laut innerkoalitionärer Vereinbarung, dass der Antrag dann nicht ins Abgeordnetenhaus eingebracht wird. Im Bundestag fordern mehrere Abgeordnete verschiedener Fraktion, auch der CDU, dass das Bundesverfassungsgericht ein Verbot der AfD prüft. Einen entsprechenden Antrag wollen sie zeitnah ins Plenum einbringen.

Sendung: rbb24 Inforadio 14.10.2024, 15:30 Uhr

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26 Kommentare

  1. 25.

    Das was Sie meinen, ging in der Geschichte schief. Man kann doch aus den Fehlern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse der Gegenwart ziehen. Mann kann nicht mit Verfassungsfeinden die Verfassung schützen, das funktioniert nicht.
    Das ist so einfach zu begreifen.

  2. 24.

    Von mir aus sofort verbieten. Eine Tasse Kaffee ist auch ungenießbar, wenn man saure Sahne hineinschüttet, die ist dann auch nicht nur in Teilen sauer.

    Wehret den Anfängen, lasst Thüringen uns eine Warnung sein.

  3. 21.

    "Fast 30% AFD in den Ländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Das bedeutet 70% wählten die nicht. Das sollte nicht vergessen werden."
    Aber das ist doch ein völlig normaler Vorgang in einer Demokratie, viele Parteien machen dem Wähler Angebote und der Souverän trifft die Entscheidung wem er seine Stimme gibt.
    Das BSW wurde auch von 86,5% nicht gewählt und trotzdem könnten sie auf der Regierungsbank sitzen.
    So geht Demokratie!

  4. 19.

    Man merkt schon an all den Kommentaren, dass keiner weiß, was der richtige Weg ist. Etwas zu verbieten oder verbieten zu wollen, erzeugt auf der anderen Seite so viel mehr Unmut und Verdruss, dass am Ende die aktuelle Situation nur schlimmer wird. Lasst uns lieber gemeinsam daran arbeiten, die Menschen wieder mitzunehmen und teilhaben zu lassen. Besonders die demokratischen Kräfte und Parteien, sollten sich gegen den Rechtsruck positionieren und sich nicht von von ihm treiben lassen.

  5. 17.

    Fast 30% AFD in den Ländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Das bedeutet 70% wählten die nicht. Das sollte nicht vergessen werden. Die Zahl der Millionen nicht AFD Wähler und Wählerinnen ist höher und zwar beträchtlich.

  6. 16.

    ......na was wohl? Die würden dann in Zukunft eine andere Partei wählen können, müssen, was auch immer. Als wenn es nur eine wählbare Partei in Deutschland geben würde. Was haben diese Menschen denn gewählt, bevor es die AfD gab? Allerdings denke ich sowieso, dass so ein Verbotsverfahren eine langwierige Sache werden könnte, die man sich reiflich überlegen muss und erst dann machen sollte, wenn man genug "Beweise" gesammelt hat, damit solch ein Verbot vor Gericht auch durchkommt. Früher oder später wird es jedenfalls meiner Meinung nach dazu kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn sich die AfD weiter so verhält, wird es irgendwann so weit sein. Da helfen dann auch keine Menschen mehr, die sie wählen, egal wie viele es sein werden.

  7. 14.

    Das sind nur Geburtswehen. Früher oder später wird es zum Verbot kommen, die Fakten sprechen dafür. Wir müssen nur Geduld haben.

  8. 13.

    Verbieten. Verbieten. VERBIETEN.

  9. 9.

    Im Stall mögen Sie vollkommen recht haben. Als Wertung ist es unter der Gürtellinie und eines anständigen Bürgers nicht würdig. Jeder eben wie er kann. Ihr Problem.

  10. 8.

    O ja, man wählt AfD wegen der Poller. So ein tolles Argument, aber da geht sicher noch was. Meinungen sind eben subjektiv. Angst vor Menschenhass und Rechtsextremisten sollten eigentlich alle haben, auch Sie.

  11. 7.

    Sollten Gerichte entscheiden , das es kein Verbot geben kann , dann müssen die Befürworter zurücktreten.
    Ohne wenn und aber.

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