Haushaltskürzungen in Berlin - Welche Folgen der Sparkurs für Ateliers und Proberäume haben könnte

Mi 18.12.24 | 10:20 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Probenraum in Berlin (Bild: imago images/Dreamstime)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.12.2024 | Kirsten Buchmann | Bild: www.imago-images.de

Das Land Berlin muss laut der schwarz-roten Koalition im kommenden Jahr drei Milliarden Euro sparen. Allein 130 Millionen Euro sollen für die Kultur wegfallen. Davon sind nicht zuletzt die Arbeitsräume für Künstlerinnen und Künstler betroffen. Von Kirsten Buchmann

Die Autorin Annett Gröschner fragt sich, wie es mit ihrem Arbeitsraum in Schöneweide unter einem Dach mit anderen Künstlerinnen und Künstlern weitergeht. Über ihren Raum sei sie gerade sehr froh: "Das hat ja auch mit meinem Arbeitsprojekt zu tun: Ich schreibe zwei Romane über die Arbeitswelt, über Frauen in der Schwerindustrie. Da ist ein Ort wie Schöneweide für mich ganz großartig, weil dort die Schwerindustrie von Berlin war."

Allerdings endet ihr Arbeitsraum-Vertrag in Schöneweide im September 2025. Nach vier Jahren ist Schluss - auch unabhängig vom Sparkurs für die Berliner Kultur, sagt Annett Gröschner. Ungewiss ist aus Sicht der Autorin jedoch angesichts der geplanten Einsparungen im Landeshaushalt, ob danach jemand anderes den Raum weiternutzen kann. Ihre Sorge: "Wenn einmal Räume weg sind, werden diese nie wiederzubekommen sein."

Weniger Proberäume

Auslaufende Verträge würden geprüft, bestätigt die Kulturraum Berlin gGmbH. Sie müsse überlegen, sagt ihr Geschäftsführer Dirk Förster, "sich von Liegenschaften zu trennen, um die Kosten zu reduzieren". Er versucht die Wogen zu glätten: "Niemand wird zum 1. Januar 2025 seine Räume verlieren, zumindest in den Liegenschaften, die bestehen bleiben." Betroffen sein könnten aber - durch die Prüfungen von Verträgen, die zu Beginn oder Mitte nächsten Jahres auslaufen - bis zu 120 Künstlerinnen und Künstler: "Das prüfen wir sehr genau, weil wir uns der harten Folgen bewusst sind."

Die Kürzungen werden seiner Auskunft nach im kommenden Jahr unter anderem Kulturschaffende spüren, die zum Beispiel Räume für Projekte zeitweilig anmieten wollen. Auch für Ensembles, die immer mal wieder gebucht werden und dann jeweils für ihre Auftritte proben wollen, könnte es künftig schwerer werden, dafür einen Ort zu finden. Dirk Förster von Kulturraum Berlin rechnet vor: "Im nächsten Jahr werden bei unseren temporären Angeboten ungefähr 15.000 Nutzungsstunden wegfallen."

Wieder Perspektiven für Kulturraum Berlin

Laut den Beratungen im Berliner Abgeordnetenhaus sind gegenüber den ursprünglichen Kürzungslisten für die Einrichtung schon Nachbesserungen vorgesehen. Die Kulturprojekte Berlin gGmbH, die unter anderen Flächen anmietet und zu subventionierten Preisen an Künstlerinnen und Künstler untervermietet, muss demnach im kommenden Jahr zwar nach wie vor sparen.

Der Service-Einrichtung zufolge geht es dabei nicht mehr wie zwischenzeitlich vorgesehen um zwölf Millionen Euro, sondern um knapp die Hälfte. So wird die Kulturraum Berlin nach eigenen Angaben ihre Arbeit fortsetzen können. Zum Beispiel will sie laut ihrem Geschäftsführer weiter als Generalmieterin der Arbeitsräume von Künstlerinnen und Künstlern in den Uferhallen im Bezirk Mitte auftreten. Die Kürzungen nennt Förster schmerzhaft. Aber er denke, "dass wir das schaffen".

Künstlerräume von Privaten

Langfristig wird die Zahl der Arbeitsräume allerdings nicht weiter wachsen können, lauten die Signale aus der schwarz-roten Koalition und der Kulturraum Berlin gGmbH. "Wenn es da so einen starken Einschnitt gibt, kann da keine weitere Akquise und Herrichtung erfolgen", sagt Dirk Förster. Denn im Zuge des Sparkurses soll der Landeszuschuss für den Ausbau von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler von 21 Millionen auf drei Millionen Euro sinken. Das sind 18 Millionen Euro weniger, um zum Beispiel landeseigene Flächen für Kultur-Arbeitsräume nutzbar zu machen.

Die CDU verweist auf eine andere Möglichkeit: Private Investoren könnten Räume für Kulturschaffende entwickeln - ohne staatliche Subventionen. Offen ist, zu welchen Mieten die Arbeitsorte dann zur Verfügung stellen werden. Beschlossen werden soll der Berliner Nachtragshaushalt insgesamt für 2025 am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.12.2024, 16:50 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

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47 Kommentare

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  1. 46.

    Ja, Du kannst auch in Deiner Wohnung/Platte Geige üben, nur zwischen 22 bis 6 Uhr muss Ruhe herrschen. Ich beneide Dich!

  2. 45.

    Sie haben keine Ahnung!
    Natürlich darf die geigerin auch zu Hause üben! Wie sind in einem freien Land. Natürlich nicht nach 24.00 Uhr!

  3. 44.

    Nein, gewerbsmäßiges Musizieren, also auch das Proben davor, geht nicht.

  4. 43.

    Na was denn nun? Darf ich jetzt Zuhause bei mir in der Platte fürs Konzert üben oder nicht? Wir haben noch einen Proberaum und ich übe dort mit anderen Musikern vor meinen Shows. Aber das alte Bürogebäude wurde kürzlich wieder verkauft und wir fürchten den Abriss (es gibt so schon seit Jahren keine funktionierende Toiletten), aber dafür kostet der Raum nur 630€ pro Monat inkl.Strom.
    Ich würde gern zuhause im Warmen geigen. Habe mich aber nie getraut.

  5. 41.

    Zu DDR-Zeiten waren Kinder-Jugendvereine kostenfrei weil dem Staat es wichtig war Talente zu fördern und für einen Zusammenhalt zu sorgen. Natürlich kann man das heute wieder negativ belegen, aber es war nicht alles schlecht. Heute hält jeder die Hand auf und denkt nur an sich.

  6. 39.

    Falsch. In Wohngebieten gilt tagsüber 55 dB und nachts 45 dB.

    Somit dürfen sie auch tagsüber nicht rumlärmen, wie es ihnen beliebt.

  7. 37.

    Nein man darf nicht machen was man will, wie kommen sie auf so einen Quatsch , vielleicht vorher mal googeln bevor getrötet wird?
    https://www.berliner-mieterverein.de/recht/infoblaetter/info-94-musik-in-der-mietwohnung-was-erlaubt-ist-und-was-nicht.htm

  8. 36.

    Ich hab mich mit meinem Saxofon immer in unseren Gemeinderaum eingemietet (der letztes Jahr leider geschlossen wurde) oder so einen blöden Dämpfer genutzt (dann klingt alles nur nach Brei). Danke für Info. Ich werde mir heut zum Feierabend mal eine schöne Session gönnen.

  9. 35.

    Till Brönner & Fitzek waren also von Beginn an reich und berühmt? Ist ja interessant. Aber schließt ruhig weiter alle Musikschulen, Volkshochschulen, Jugendclub, Konzertgebäude und Proberäume. KI macht das alles ganz ohne diese Anforderungen und den Unterschied merken eh die wenigsten.

  10. 34.

    Das ist wieder typische ,,AfD''-Strategie: Die Kunst-und Kulturfeindlichkeit verbreiten, sie Verächtlich machen, weil die rechtsextreme Szene keine Freiheit will. Und natürlich keine Kritik! Erbärmlich....

  11. 33.

    Dann kann man jegliche Förderung von Autor*innen kritisieren und dem schliesse ich mich garantiert nicht an.

  12. 32.

    Klar, kann man Man kann aber auch z.B. die Parkgebühren erhöhen und in den Wohnungsbau stecken. Diese "Kultur braucht man nicht, das kann weg" Mentalität geht mir gehörig auf den Sack, den das steckt doch immer bei der Kritik an den Ausgaben implizit dahinter.

  13. 31.

    Würden Sie Till Brönner auch durch Berlin einen Probenraum gönnen? Man sollte vielleicht mal genau hinschauen. Ob Frau Gröschner es nötig hat, bezweifle ich stark. Aber hier hat ein Kommentator ja auch schon Fitzek genannt.

  14. 30.

    Also, wenn Fitzek einen vom Staat bezuschussten Arbeitsraum haben würde, dann würde wohl einiges nicht stimmen, oder?

  15. 29.

    Und der Beispielsfall der Autorin wird mal eben ignoriert. Wenn der rbb so etwas schon als Aufhänger nimmt, wird das seinen Grund haben. Finden Sie den Fall auch ok?

  16. 28.

    Stellen Sie sich mal vor, diese Probleme haben auch Nichtkulturschaffende…..

  17. 26.

    Ab 6Uhr bis 22Uhr ist es keine Ruhestörung. Und wenn sie im Homeoffice arbeiten, krank sind oder Kinder Mittagsschlaf halten sollen, ist egal. So zumindest die Mehrheit der Kommentatoren hier.
    Ohne üben - kein Konzert. Ohne Atelier - keine Kunst. Keine Kunst - keine Museen. Keine Konzerte - keine Konzertsääle. Kann dann alles zu Büros oder Luxusapartments werden. Geiles Berlin

  18. 25.

    Ja, ich stimme Ihnen zu, ein Landeszuschuss für den Ausbau von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler von 21 Millionen ist angesichts der anderen wichtigen Themen in Berlin echt zu viel gewesen! Gottseidank wurde das jetzt wenigstens etwas reduziert. Hier sollten die Menschen mehr eigenverantwortlich tätig sein ohne Subventionen durch die Allgemeinheit der arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung.

  19. 24.

    Zu den normalen Nutzungszeiten, außerhalb der Ruhezeit, darf man in seiner Wohnung machen, was man möchte. Wenn es Ihnen nicht passt, müssen Sie umziehen.

  20. 22.

    Private Investoren könnten Räume für Kulturschaffende entwickeln - ohne staatliche Subventionen. Offen ist, zu welchen Mieten die Arbeitsorte dann zur Verfügung stellen werden.

  21. 21.

    Man kann ja bestehende Räume zu Wohnzwecken umbauen. Oder sie müssen sich die Atelierkosten selbst erwirtschaften.

  22. 20.

    „ Landeszuschuss für den Ausbau von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler“

    Es geht wohl mehr darum. Das Geld kann man auch in den Wohnungsbau stecken. Und warum z.B. Autoren nicht im Homeoffice arbeiten können wie andere Menschen auch, erschließt sich mir nicht.

  23. 19.

    Liegt auf der Hand: Arbeitsräume für Autoren. Und das läuft unter Kulturförderung? Interessant…

  24. 18.

    Meine Nachbarn nutzen ihre Wihnung als Probenraum. Sehr störend.

  25. 17.

    Wo dieser Artikel zeigt, dass "hier Geld ohne Sinn und Verstand ausgegeben wird", würde ich gerne erläutert bekommen. Ich sehe hier nämlich eher eine Einsparung ohne Sinn und Verstand (und dem nachdenken darüber, welche Auswirkung das auf Dauer hat).

  26. 16.

    Also ich halte mich auch für Otto Normalbürger und habe dafür Verständnis. Ich würde mal vorschlagen: Nicht immer denken, dass alle so ticken wie man selbst, das hilft sehr bei demokratischen Prozessen.

  27. 15.

    Also sind sie dafür, dass Theater, Oper, Konzerte, Musik, Bücher, Radiosender, TV ect. einfach um Faktor x teurer wird, damit die Kulturschaffenden ordentlich entlohnt werden? Würden Sie für ein Fitzek Taschenbuch 120€ bezahlen? Ich denke nicht. Aber wer braucht schon Bücher in Zeiten von tiktok.

  28. 14.

    Ich bin Autorin. Und habe drei Kinder. Selbst in einem Café ist es ruhiger als bei uns zuhause.
    Daher bin ich sehr froh ein Büro zuhaben. Aber nicht jede Autorin kann sich diesen Luxus leisten.

  29. 13.

    Ja, was allzu oft in Vergessenheit gerät. Das Geld für Kultur, Wohnraum, Infrastruktur ist unser aller Geld der Steuerzahler. Hier sollte sorgsam mit umgegangen werden und nicht immer alles sinnlos verplant werden. Wie wäre es, wenn die Steuerzahler hier auch mal die Möglichkeit hätten, an ei er Befragung teilzunehmen, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Wenigstens mal für 1/3 der Gesamteinnahmen. Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Demokratie und Teilhabe.

  30. 12.

    Ich sag nur Banana mit Band an die Wand kleben und dann das Werk für 6 Mio verkaufen…… Meinen Sie, der Otto Normalbürger hat immer Verständnis für die ganze Kulturförderung während die Lebenshaltungskosten steigen und Wohnraum fehlt?

  31. 11.

    Ja, das Beispiel in diesem Artikel zeigt wieder einmal, sass in Deutschland kein Problem bei den Einnahmen hat, sondern hier Geld ohne Sinn und Verstand ausgegeben wird. Hier muss dringend priorisiert werden, damit wir alle bei Steuern und Abgaben entlastet werden können. Das Geld fällt nicht vom Himmel, sondern wurde von anderen Menschen erarbeitet.

  32. 10.

    Nein, es reicht alleine schon die Idee, auch wenn man mit dieser bereits seit fünf Jahren schwanger geht.
    Da kommt es auch schon mal vor das man im Monat nur zwei Striche schafft.
    Aber das Projekt, der Rohling, das Objekt brauch schließlich ein Dach!

  33. 9.

    Na Sie haben es offenbar nicht verstanden. Warum finanziert das Land solche Arbeitsräume statt Wohnungen zu bauen? Es geht weder um Ihre Räume noch um Sie. Es geht darum, wo das Land hier etwas bezuschusst. Und die als Beispielsfall genannte Autorin hat schon Bücher veröffentlicht, arbeitet als Journalistin usw…. Die wird staatlich gefördert? Echt jetzt?

  34. 8.

    „ Landeszuschuss für den Ausbau von Arbeitsräumen für Künstlerinnen und Künstler“

    Es geht wohl mehr darum. Das Geld kann man auch in den Wohnungsbau stecken. Und warum z.B. Autoren nicht im Homeoffice arbeiten können wie andere Menschen auch, erschließt sich mir nicht.

  35. 7.

    In Marzahn-Hellersdorf wird großartig und großherzig die Arche aufrecht erhalten, damit Kinder u.a. aus prekären Familiensituationen halbwegs "kultiviert" aufwachsen können.

    Hier liest man immer nur von lautsprechenden "Kultuschaffenden", die nicht verstehen können, dass Berlin sparen MUSS und nicht jeden, der sich sein Hobby nicht leisten kann, nicht weiter unterstützen kann.

    Mein Dank gilt dem gemeinnützig Kulturschaffenden Siggelkow und seiner Arche und anderen "Gebenden"

  36. 6.


    Eine Autorin benötigt einen Arbeitsraum!!! (Ich schreibe zwei Romane über die Arbeitswelt, über Frauen in der Schwerindustrie. Da ist ein Ort wie Schöneweide für mich ganz großartig, weil dort die Schwerindustrie von Berlin war.).
    Auch wenn Maler und Bildhauer (= Künstler?) hier nicht aufgeführt werden, die WOLLEN unbedingt in Berlin ein Atelier.
    Im Umland bieten sich da viel mehr Möglichkeiten, aber das ist ja sicher viel zu unbequem.

  37. 5.

    Wohnraum wegnehmen?? Glauben Sie mir, weder in meinem Atelier, noch in dem Industriekomplex möchten Sie wohnen!

  38. 4.

    Dann müssen die Kulturschaffenden mal ihre Kunst durch Arbeit finanzieren!

  39. 3.

    Zusätzliche Arbeitsräume in Zeiten von Wohnraummangel mit Förderung zu belegen ist ein Luxus, auf den man aus Angemessenheit und Rücksicht auf Wohnungssuche verzichten sollte.

  40. 2.

    Arbeitsräume für Autoren. Und das läuft unter Kulturförderung? Interessant…

  41. 1.

    Kulturschaffende is klar