Sparpläne - Wo der Berliner Senat nun weniger und wo er mehr kürzen will

Sa 07.12.24 | 16:35 Uhr
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Kai Wegner (l-r, CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, Franziska Becker (SPD), Staatssekretärin für Sport, Ute Bonde (CDU), Berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Christian Gaebler (SPD), Berliner Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, und Joe Chialo (CDU), Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, unterhalten sich am 05.12.2024 zu Beginn der Plenarsitzung im Berliner Abgeordnetenhaus. (Quelle: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka)
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Audio: Fritz | 07.12.2024 | Phillip Boerger | Bild: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka

Von den zuerst genannten, erheblichen Haushaltskürzungen nimmt der Senat nun doch wieder einige zurück, das betrifft vor allem Kultur und Verkehr. Aber irgendwoher muss das Geld dafür kommen - deshalb müssen andere Bereiche jetzt mehr Einsparungen akzeptieren.

CDU und SPD und Berlin haben sich am Freitagabend bei einer Spitzenrunde auf finale Einsparungen im kommenden Jahr verständigt. Zahlreiche Sparvorgaben wurden aufgehoben bzw. abgeschwächt. Allerdings wird zur Gegenfinanzierung in anderen Bereichen stärker gekürzt.

So wird das bisher rund 28,3 Millionen Euro schwere Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm um fast ein Drittel zusammengestrichen. Das macht im nächsten Jahr gut 12,1 Millionen Euro weniger. Die Koalition begründet die Kürzung damit, dass für die Vorhaben keine ausreichenden Planungen in den Bezirken vorliegen und somit auch keine Umsetzung möglich wäre.

Technikmuseum wird nun stärker belastet

Im Wissenschaftsbereich wird bei den Hochschulverträgen mit den Universitäten und der Charité die Einsparvorgabe erhöht. Statt 100 Millionen Euro müssen nun durch Nachverhandlungen mit den Einrichtungen 106 Millionen zur Entlastung des Haushalts zusammenkommen. Auch das Technikmuseum kommt nach der Spitzenrunde schlechter weg: Ein Zuschuss in Höhe von 4,2 Millionen Euro für den Neubau eines Empfangsgebäudes wird nicht halbiert, sondern komplett gestrichen.

Im Fall des Robert-Koch-Forums greift die Koalition zu einem Kniff. Ursprünglich sollte die Sanierung des roten Backsteingebäudes aus der Kaiserzeit mitten im Regierungsviertel mit 50 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt bezuschusst werden. Diese 50 Millionen sollen nun "alternativ" aufgebracht werden. Damit sind Kredite gemeint, die den Landeshaushalt nicht direkt belasten und mit der Schuldenbremse vereinbar sind.

Jahn-Sportpark kann nun doch umgebaut werden

Beibehalten hat die Koalition die angekündigte Kürzung von 10 Millionen Euro für die Komische Oper. Damit ist zu erwarten, dass die Sanierung des Gebäudes im kommenden Jahr nicht stattfinden kann. Freigeben hat die Spitzenrunde dagegen 3,95 Millionen für den Jahn-Sportpark. Damit können Abriss und Umbau der Anlage weitergehen. Gleichzeitig wird das Ziel bekräftigt, dass das Großvorhaben möglichst nicht mehr als 250 und maximal 300 Millionen Euro kosten soll.

Abgemildert haben CDU und SPD ihre ursprünglichen Sparbeschlüsse in einem sensiblen Bereich. Bei den Zuschüssen für die freie Jugendhilfe sind Kürzungen nun vom Tisch. Ursprünglich stand hier der Betrag von 2,2 Millionen Euro weniger im Raum. Für die freie Jugendarbeit soll es im nächsten Jahr rund 39 Millionen Euro an Zuschüssen geben. Bisher waren es rund 42 Millionen Euro. Zunächst hatte die Koalition aber einen mehr als doppelt so hohen Konsolidierungsbeitrag vorgesehen.

Weniger Druck auf große Theater, mehr auf freie Künstlerinnen und Künstler

Nach Kritik von Verkehrspolitikern wurden die Kürzungen bei der Verkehrssicherheit und bei Maßnahmen für den Fußverkehr vollständig zurückgenommen, beim Radwegebau dagegen nur teilweise. Leichte finanzielle Verbesserungen gibt es beim Klima- und Naturschutz.

Schon am Freitag war bekannt geworden, dass die Kürzungen bei Jugendtheatern zurückgenommen werden. Auch große Theater wie das Berliner Ensemble und die Schaubühne sowie Orchester müssen weniger hart sparen. Im Gegenzug wird allerdings massiv beim Ausbau von Arbeitsräumen und Künstlerinnen und Künstlern gestrichen.

Sendung: Fritz, 07.12.2024, 22:30 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Dann vergleichen Sie mal die Diäten im Verhältnis zum Gesammthaushalt. Da werden Sie merken, dass Ihr Kommentar reinster Populismus ist.

  2. 25.

    Es muss gespart werden. Dann muss man eben sparen. Sich zu empören schafft ja nicht mehr finanzielle Mittel. Uns geht es immer noch viel zu gut, um zu verstehen, dass Zeiten durchaus viel schlechter sein können und man trotzdem zufrieden sein kann. Es ist wie es ist und etwas zu akzeptieren, um gerade die Zukunft zu stabilisieren und zu sichern, ist der beste Weg in eine positive Zukunft.
    Viele der Sparmaßnahmen wurden bereits zurückgezogen, siehe Bildung und Kultur.
    Etwas zu akzeptieren ist der erste Schritt zur Lösung vieler Probleme. Den Überfluss kann man sich nicht mehr leisten, also wird der Überfluss in ein solides Maß gedrosselt und siehe da, es funktioniert auch.

  3. 23.

    Das sind so flache Sprüche, die entweder der AfD oder Putins Propagandisten zuzuordnen sind. Wer soll denn auf den Quatsch anspringen. Mir sagt das nur, dass derjenige, der hinter diesem Spruch steht, alles schlechtreden will oder muss. Langweilig. Und so schlicht daneben.

  4. 22.

    Da werden den Bürgern Sparzwänge aufdiktiert und die Damen und Herren Senatoren gönnen sich eine saftige Diätenerhöhung. Prima Senat!

  5. 21.

    Halten Sie Neuwahlen jetzt wirklich für eine gute Idee? Nach der jüngsten Umfrage für Berlin (Infratest dimap, 20.11.2024) würde die CDU würde trotz leichter Verluste stärkste Partei bleiben, die Grünen leicht hinzugewinnen, SPD und Linke würden deutlich verlieren und Hauptgewinner wäre die AfD mit deutlichem Stimmenzuwachs.

  6. 20.

    Ich finde es gut, dass man den Mielke-Stadion Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark weiter abreißen darf und dafür die Komische Oper, ein Theater von internationaler Größe, opfert.

  7. 19.

    Wozu brauchen wir eine Tram über den Potsdamer Platz ??? Dieses Geld kann tatsächlich gespart werden. Und die A100 zahlt der Bund.

  8. 18.

    Toll, wenn man weiß, dass für mehrere Abgeordnete gerade die Diäten um 6 Prozent erhöht werden!!!

  9. 17.

    Leider zweimal daneben.

    Für den "Blödsinn" fließt bereits Geld und die A100 kostet Berlin Millionen. Der Bund bezahlt die Autobahn.

    Nicht aber für die Zufahrtswege die für gewöhnlich etwas teurer ausfallen wie der Kreisverkehr in Posemuckel.

  10. 16.

    Die Kosten der Autobahn wird nicht von Berlin übernommen. Manchmal hilft eine Eingabe bei Google. Autobahn wird vom Bund bezahlt und nicht vom Land.
    Ich verstehe die Frustration, aber Wissen ist Gold und du verbreitest Unwissen.
    Dein Text steckt voll mit Annahmen, die einfach nicht stimmen. Höre zu, lese richtig und du wirst andere Schlüsse ziehen.

  11. 15.

    Guten Abend Hoelderlin, was Sie schreiben klingt gut, ist aber nicht zielführend. Die von Ihnen erwarteten „anderen Parteien“ werden das wenige Geld anders, aber auch nicht gerecht verteilen. Welche Gerechtigkeit meinen Sie? Und, die A100 wird vom Bund bezahlt und nicht von Berlin. Für den Blödsinn Olympiade fließt noch kein Geld.

  12. 14.

    Ich hab es gewusst das da noch Sparmaßnahmen im Bereich Kita kommen.

  13. 13.

    Die 2 Mio. für den überflüssigen Zaunbau des Göritzer Parks waren offensichtlich kein Thema.
    Da wird lieber bei Kindern und Spielplätzen gekürzt. Was für eine Symbolik.

  14. 12.

    Der Skandal ist, dass Schwarz-rot selbst diesen Sparkurs verursacht hat. Erst wurde Geld aus dem Fenster geschmissen, als gäbe es kein Morgen (und obwohl klar war, dass gespart werden muss), nun eine Vollbremsung auf Kosten der Kitas, der Kultur, der Wirtschaft und der Gesundheit der Menschen in dieser Stadt (Charité). Wahnsinn!

  15. 11.

    Wählt "Die Partei" denn sie ist sehr gut und alles wird besser

  16. 10.

    Na klasse, wo sonst soll auch gespart werden, wenn nicht bei Kita und Spielplätzen? Unsere Kinder sind ja auch wirklich nicht wichtig!

    Die Quittung kommt zur nächsten Wahl, Giffey und Werner können einpacken!

  17. 9.

    Die Politik dieses Landes ist zukunftsfeindlich. Die Belange von Kindern und Jugendlichen und deren Bildung sind nicht relevant. Diese Vorgehensweise ist zutiefst ignorant und von falschen Wertvorstellungen geprägt.

  18. 8.

    Solange der Kultursenator nicht wirklich seinen Verzicht auf Kauf oder Miete von Kaufhäuser, noch dazu von Immobilienhaien, für die Landesbibliothek definitiv auf den Tisch legt,und solange von A 100 und TVO geträumt wird,sieht man,dass es bei dem :Sparhaushalt" nicht um wirklich Einsparungen geht,sondern um die Beseitigung im Senat ungeliebter Projekte durch die Hintertür,wie die Tram über den Potsdamer Platz,zumal wenn sie wirklich zu einer real unerwünschten Verkehrswende beitragenn könnten.

  19. 7.

    Toll fand ich ja den Spruch: Wir verringern die Kürzungen für mehr Planungssicherheit... von Frau Giffey. Welche Sicherheit, wenn man ständig seine Meinung wechselt und jetzt anderen die Planungssicherheit nimmt. Der Tausch Kultur und Verkehr gegen Kinder und Bildung und Forschung im Gesundheitssektor ....

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