Neuer Babelsberg-Trainer Zschiesche - Diesmal der Richtige?
Zuletzt blieb Babelsberg 03 hinter seinen hohen Erwartungen zurück. Mit Trainer Zschiesche will sich der Fußballklub in der Spitzengruppe der Regionalliga etablieren. Die Vereinsstrukturen erachtet der neue Trainer bereits als Drittliga-tauglich. Von Shea Westhoff
Auf dem Trainerstuhl des SV Babelsberg 03 klaffte zuletzt eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. In der Vorsaison amtierte Jörg Buder die längste Zeit als Übungsleiter, musste seinen Stuhl aber im Frühjahr 2022 räumen, weil eine Platzierung im oberen Tabellenmittelfeld nicht genug war.
Buder selbst war erst am dritten Spieltag vom Co-Trainer zum Chefcoach aufgerückt – sein Vorgänger Pedrag Uzelac war entlassen worden, trotz zweier siegreicher Spiele in Folge. In der Kabine habe es geknarzt, hieß es aus dem Umfeld des Vereins. Für den im Frühjahr ebenfalls entlassenen Buder sprang schließlich der Klub-Vorsitzende Björn Laars an der Seitenlinie ein, der allerdings auch keine bessere Ausbeute vorweisen konnte.
"Wollen mutigen, aggressiven, aktiven Fußball spielen"
Im Mai stellte Babelsberg nun den neuen Übungsleiter vor: Markus Zschiesche, vormals Trainer beim Regionalliga-Konkurrenten Tennis Borussia Berlin. Kehrt mit ihm Ruhe ein im Klub? Und vor allem: Bringt er den ersehnten Erfolg?
"Ich bin ja geholt worden, weil meine Spielphilosophie sich mit der des Vereins deckt", sagte Zschiesche im Gespräch mit rbb|24. "Wir wollen mutigen, aggressiven, aktiven und offensiven Fußball spielen." Und: Man wolle den Zuschauern etwas bieten.
TeBe konnte er nach dem Aufstieg aus der Oberliga in der Regionalliga Nordost stabilisieren, erreichte in der Vorsaison einen akzeptablen Platz im Tabellenmittelfeld, bei Punktgleichheit mit Babelsberg 03 - dessen Vorstand mit diesem Resultat, siehe oben, allerdings gar nicht zufrieden war.
Trotz ähnlichen sportlichen Ergebnissen in der abgelaufenen Spielzeit und einer ähnlich weltoffen auftretenden Fanbasis, glaubt Zschiesche bei seinem neuen Klub doch bessere Voraussetzungen vorzufinden: "Tebe und Babelsberg, das ist schon ein großer Unterschied, wenn man sich das Stadion anguckt, wenn man sich auch die Struktur des Vereins anguckt", sagt er. Bei Babelsberg seien die Bedingungen "schon sehr gut, ich sag' mal: Drittliga-tauglich. Der Verein hat im Land Brandenburg auch eine gewisse Power, die man auch so ein bisschen fördern will. Da sind wir jetzt dran."
Zschiesche hat das Gespür für Spieler
Dass Zschiesche der richtige Trainer für die kommenden Aufgaben ist, davon ist insbesondere ein ehemaliger Spieler von Babelsberg überzeugt: Philip Saalbach, heutiger Sportkoordinator. Mit ganzen acht Trainerkandidaten hätten er und der Vorstand sich getroffen, am Ende habe sich Zschiesche als perfekte Lösung erwiesen.
"Er ist ein – bitte nicht falsch verstehen – Menschenfänger", sagt Saalbach. "Ich glaube, er hat das Gespür, wie er mit den Spielern umgehen muss, dass er den einen vielleicht etwas mehr streicheln muss, den anderen ein bisschen mehr kitzeln und pushen muss." Solche Trainer, glaubt Saalbach, seien ganz selten.
Mit Zschiesche, dessen Co-Trainer Ronny Ermel sowie Piet Könnicke aus der sportlichen Entwicklung ist Saalbach nun dabei, weiter am Kader zu basteln für die kommende Saison. "Wir haben unsere Säulen gehalten", zeigt sich Saalbach zufrieden. Tatsächlich konnte unlängst der Vertrag mit dem 28 Jahre alten Mittelfeld-Eckpfeiler Sven Reimann um eine Saison verlängert werden. Auch Edelstürmer Daniel Frahn hatte verlängert, dazu einige Leistungsträger wie Tino Schmidt, Marcel Rausch, Marcus Hoffmann und Ex-Herthaner Mateo Kastrati.
"Einstelligen Tabellenplatz anvisieren"
Jetzt müsse vor allem auf Offensivpositionen nachgelegt werden. "Mit Frahni (Anm.: Daniel Frahn) hast du einen Topstürmer, der seine Tore macht. Drumherum ist einfach zu wenig gekommen. Auf der zehn, auf der acht waren wir zu ungefährlich", stellte Saalbach fest. Noch am Mittwoch präsentierte der Klub mit Daoud Iraqi bereits einen Neuzugang für Offensivabteilung (siehe Infobox).
Klub-Boss Laars hatte für die kommenden Spielzeiten unlängst die Plätze eins bis fünf gefordert – Druck für Zschiesche? Der 40-Jährige relativiert: "Die Aussage von Björn Laars war, dass wir uns so entwickeln, dass wir in zwei Jahren um die Plätze eins bis fünf mitspielen können. Das war der Satz von Björn Laars", stellt Zschiesche klar. Das bedeute nicht, dass man in der kommenden oder darauffolgenden Saison aufsteigen müsse.
"Wir wollen schauen, dass wir uns dieses Jahr schnell finden, und dass wir uns so gut festigen, dass wir erstmal einen einstelligen Tabellenplatz anvisieren können."
Eine deutliche Auftstiegs-Ansage klingt anders. Aber immerhin könnte damit Ruhe auf dem Trainerstuhl einkehren.
Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2022, 15:15 Uhr