Vor dem Heimspiel gegen Stuttgart - Kann Union den Schlusslicht-Fluch beenden?
Fußball-Bundesligist Union Berlin hat die Akkus aufgeladen für das anstehende Heimspiel gegen den Tabellenletzten VfB Stuttgart. Bei Gegnern aus dieser Tabellenregion hatten die Köpenicker zuletzt häufig Probleme.
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Die Länderspiel-Pause nutzte der 1. FC Union für eine umfassende Regeneration. Denn anders als in den vergangenen zwei Monaten, als immer wieder Spiele unter der Woche die Intensität hochhielten, und den Trainings-Rhythmus störten, konnten die Köpenicker erstmals in diesem Jahr die Akkus in Ruhe aufladen. Herunterfahren und akribisch an den Dingen arbeiten, das war die Marschroute für Unions Trainer Urs Fischer in den vergangenen Tagen, zumindest mit den Spielern, die nicht mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren. Dabei sollte aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen, wie Fischer auf der Spieltags-Pressekonferenz am Donnerstag sagte, wobei auch an den "Basics" gearbeitet worden sei, "um diese wieder in die Köpfe zu bekommen".
Der Gegner
Der VfB Stuttgart ist aktuell das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga, wobei die Schwaben zuletzt nicht wie ein Tabellenletzter auftraten. "Für mich machen sie einen aktiven, selbstbewussten Eindruck. Sie versuchen spielerische Lösungen zu finden", sagt Urs Fischer. Es seien zuletzt immer enge Spiele gewesen, betont der Trainer, der den Schlüssel zum Sieg vor allem auf den defensiven Außenbahnen sieht. "Sie haben ein gutes Spiel über die Seiten mit vielen Flanken und sie haben ganz vorne Spieler mit viel Geschwindigkeit, die immer das Eins-gegen-Eins suchen."
Die Flanken-Statistik unterstreicht die Fischer-These. Der VfB liegt dort mit 214 geschlagenen Bällen aus dem Spiel heraus aktuell zusammen mit dem FC Bayern auf Platz acht in der Bundesliga. Dazu zeigt sich das Team von Trainer Bruno Labbadia giftig in der Defensive. Bei den gewonnenen Zweikämpfen liegt der VfB sogar auf Platz vier. "Ich gehe davon aus, dass es ein ausgeglichenes Spiel werden wird“, sagt Fischer. Um gegen Stuttgart zu gewinnen, sollte also zunächst im Spiel gegen Ball alles passen beim FCU. Das sieht auch Urs Fischer so: "Wir brauchen eine sehr gute Leistung, wenn wir da was mitnehmen möchten."
Was für den FCU spricht: Der VfB Stuttgart ist äußerst auswärtsschwach, holte in der Fremde bislang nur fünf Punkte. Der 1. FC Union hat dagegen in dieser Saison zu Hause noch nicht verloren und ist obendrein in der Bundesliga ungeschlagen gegen den VfB. Die Favoritenrolle liegt also klar bei den Köpenickern.
Zum Angeben
Die vergangenen sechs Duelle gegen einen Tabellenletzten in der Bundesliga konnte der 1. FC Union nicht gewinnen. Diese ausbaufähige Bilanz unterstreicht einmal mehr: Gegen tief stehende Gegner hat sich der 1. FC Union in der jüngeren Vergangenheit schwergetan, im letzten Drittel Lösungen zu finden, wobei Fischer auch eine "mentale Sache" vermutet. Der Trainer verlangt auch deshalb von seinem Team wieder "präziser zu werden", gerade im Flankenspiel, und den Gegner mit Läufen zu verunsichern, um vor dem Tor einfach gefährlicher zu sein.
Die Aufstellung
Andras Schäfer macht Fortschritte nach seiner Fußverletzung und konnte bereits wieder beim Aufwärmprogramm mitmachen, doch ein Einsatz gegen Stuttgart käme noch zu früh. Angreifer Sheraldo Becker ist kurzfristig erkrankt, musste fürs Training passen und ist daher fraglich für das Heimspiel gegen Stuttgart, ebenso wie Paul Seguin, der sich mit muskulären Problemen herumschlägt, wobei Fischer bei ihm zuversichtlich ist, dass es für einen Platz im Kader reichen wird.
In der Abwehr dürfte die Dreierreihe Doekhi, Knoche, Diogo Leite gesetzt sein. Davor könnte der offensive Roussillon für Gießelmann beginnen und neben Khedira und Juranovic das defensive Mittelfeld bilden. Sollte Becker nicht rechtzeitig fit werden, wäre auch das Sturmduo Jordan/Behrens für Urs Fischer eine Option, wobei beide sehr ähnliche Spielertypen sind. "Ich habe auf jeden Fall die Qual der Wahl", sagt Fischer über seine Offensive, denn da wäre ja auch noch Sven Michel, der zuletzt in einer Medienrunde seine Unzufriedenheit über zu wenig Spielzeit kundgetan hatte.
So könnte Union beginnen
Rönnow - Doekhi, Knoche, Diogo Leite - Juranovic, R. Khedira, Roussillon - Laidouni, Haberer - K. Behrens, Becker (Jordan)
Die Prognose
Union Berlin könnte mit einem Sieg den Champions-League-Platz weiter festigen. Der 2:0-Heimsieg gegen Frankfurt vor der Länderspiel-Pause war für Fischer "der Schritt in die richtige Richtung" und dieser vergrößerte den Abstand auf Platz 7 auf stattliche zehn Punkte. Will man also in Köpenick tatsächlich im Wettbewerb der großen Mannschaften Europas mitmischen, dann sollte gegen das Schlusslicht im siebten Anlauf endlich ein Sieg gelingen, zumal der 1. FC Union bis auf ganz wenige Ausnahmen personell aus dem Vollen schöpfen kann.
rbb24-Tipp: Union wird seiner Favoritenrolle gerecht und gewinnt 2:0.
Sendung: rbbUM6, 30.03.2023, 18 Uhr