Euroleague-Auftakt - Alba Berlin unterliegt auswärts dem FC Bayern Basketball
Alba Berlin hat sein erste Spiel der neuen Euroleague-Saison verloren. Nach einer starken ersten Halbzeit gaben die Berliner am Donnerstagabend das Spiel in München noch aus der Hand - aber dieses 68:80 dürfte Alba durchaus auch Mut machen. Von Jakob Lobach
Die Basketballer von Alba Berlin haben zum Auftakt der neuen Euroleague-Saison eine Niederlage hinnehmen müssen. Im deutschen Derby beim FC Bayern Basketball verlor die Mannschaft des Trainers Israel Gonzalez am Donnerstagabend mit 68:80 (44:36). Dabei präsentierten sich die Berliner zumindest zeitweise und insbesondere in der ersten Halbzeit stark. Aber in der zweiten Halbzeit wurde der große Umbruch spürbar, den die Berliner im Sommer vollziehen mussten.
Start auf Augenhöhe
Noch vor dem Start wurden am Donnerstagabend einmal mehr die anwesenden deutschen Weltmeister geehrt. Die drei Münchner Isaac Bonga, Andreas Obst und Niels Giffey sowie Albas neuer Kapitän Johannes Thiemann bekamen unter lautem Applaus in der Arena je einen goldgefärbten Basketball überreicht. Einmal lächeln, ein Foto, dann konnte es losgehen. Während der gebürtige Berliner Giffey das Spiel gegen seinen Jugendklub nach einer Krankheit noch verpasste, standen zumindest Thiemann und Bonga beim Sprungball direkt auf dem Parkett.
Isaac Bonga war es dann auch, der das Geschehen prompt prägte. Der Münchner erzielte die ersten fünf Punkte der Bayern, sorgte so mit dafür, dass diese den leicht besseren Start erwischten. Albas Akteure hingegen brauchten einen Moment, um in die Partie zu finden. Es waren schließlich Thiemann, Louis Olinde und der neu verpflichtete Distanzspezialist Matt Thomas, die mit drei Dreiern in Serie Alba nach gut drei gespielten Minuten die erste Führung (11:8) bescherten. Insgesamt entwickelte sich ein erstes Viertel, in dem Alba und Bayern auf Augenhöhe spielten, allerdings wurden auch die Unterschiede zwischen den beiden neu formierten Mannschaften früh sichtbar.
Sichtbare Unterschiede
Bei Alba kamen Mitte des ersten Viertels statt Spielern wie Luke Sikma, Maodo Lo und Jaleen Smith mit Matteo Spagnolo (20 Jahre), Malte Delow (22) und Gabriele Procida (21) drei enorm junge Akteure auf das Parkett. Bayerns neuer Trainer Pablo Laso brachte hingegen ältere und vor allem deutlich größere Kaliber. Gestandener Spieler wie Weltmeister Obst, Carsen Edwards und Freddie Gillespie bildeten die zweite Garde der Bayern, die auch im europäischen Vergleich mehr als konkurrenzfähig ist. Aber die Berliner ließen sich zumindest in der ersten Halbzeit weder hiervon noch von ihren großen Verletzungssorgen beeindrucken. Dass in Yanni Wetzell (Knöchel), Christ Koumadje (Knie), und Tim Schneider (Auge) gleich drei wichtige Rotationsspieler fehlten, hinderte Alba nicht daran, die Kontrolle über das Spiel an sich zu reißen.
Insbesondere im zweiten Viertel gelang es der Mannschaft von Israel Gonzalez immer wieder, ihr aus den Vorjahren bekanntes schnelles Spiel aufzuziehen. Nicht zuletzt ausgehend von ihren gleich acht Ballgewinnen in der ersten Halbzeit kamen die Berliner ein ums andere Mal ins Laufen. Zumal sich Mitte des zweiten Viertels auch der sonst schwache Sterling Brown zumindest kurzzeitig von Thiemann, Olinde und Thomas offensiv anstecken ließ. Per Korbleger mit Foul und einem Dreier erhöhte Brown Albas Führung nach knapp 18 Minuten auf 42:33. Und weil die Berliner in dieser Phase auch defensiv sicher standen, schnell rotierten und hart verteidigten, gingen sie kurz darauf mit einer 44:36-Führung in die Kabine.
Bayern dominiert das dritte Viertel
Die zweite Halbzeit bot dann einen ganz anderen Anblick: Während Alba zu Beginn kaum etwas gelang, kam der Gegner hellwach aus der Kabine. Mit einem 8:0-Lauf glichen die Gastgeber die Partie aus, kaum, dass sie wieder begonnen hatte. Es waren nun die Münchner, die defensiv kaum etwas erlaubten und Alba jeden Abschluss schwer machten. Hinzu kam eine extreme und folgenreiche Unterlegenheit der Berliner beim Rebound (17:49), die auch von Münchens Star-Verpflichtung Serge Ibaka geprägt wurde und Albas Ausfälle zunehmend spürbar werden ließ. Ohne die Länge von Koumadje, Wetzell und Schneider waren die Berliner unter den Körben spielerisch, aber auch rein körperlich sichtlich unterlegen.
Auch abseits der Rebounds nahmen die Bayern offensiv an Fahrt auf: Nick Weiler-Babb verwandelte schwierige Würfe, Topscorer Sylvain Francisco (17 Punkte) spielte sein Tempo aus, in Devin Booker, Isaac Bonga und Leandro Bolmaro punkteten drei weitere Akteure zweistellig. So drehten die Bayern die Partie komplett und bauten ihren Vorsprung stetig aus. Mit 25:7 gewannen sie den dritten Abschnitt gegen insbesondere offensiv zu unkonzentrierte Berliner.
Im Schlussviertel wehrten diese sich dann noch einmal, verteidigten nun wieder mit mehr Zugriff und Kontrolle. Auch wurden zwischenzeitlich immer wieder Ansätze des Spiels sichtbar, das Alba in einigen Monaten gerne konstant auf das Parkett bringen möchte. Diese reichten allerdings nicht aus, um die Partie noch einmal wirklich spannend zu machen. Zu abgezockt verteidigte der FC Bayern seinen Vorsprung, sodass am Ende eine 68:80-Niederlage für Alba stand.
Eine Niederlage, die Mut macht
Es ist eine Niederlage, die dennoch zumindest in Teilen auch Mut macht: So chancenlos, wie viele Experten Alba Berlins junge, unerfahrene und neu formierte Mannschaft vor dem Euroleague-Start eingeschätzt hatten, war diese in München nicht. Dass die Berliner und ihre Fans diese Saison auf europäischem Parkett viele, mitunter wohl auch sehr deutliche Niederlagen verkraften werden müssen, bleibt wahrscheinlich.
Dennoch zeigte Alba zum Saisonstart zumindest auch das Potenzial, das in seinem Team steckt. Wenn auch nicht im ersten Spiel gegen den großen Rivalen, dürfte es doch für den einen oder anderen unbeschwerten Moment in einer sonst sehr schweren Euroleague-Saison sorgen. Dass dafür noch reichlich Geduld nötig sein wird, wie die Verantwortlichen seit Beginn der Vorbereitung immer wieder betonen, wurde am Donnerstagabend ebenfalls deutlich.
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.10.2023, 05:45 Uhr