Interview mit Hallensprecher der Eisbären - "Da musste ich auch mal böse reagieren"
Uwe Schumann ist Stimme und Gesicht der Eisbären Berlin. Seit mehr als drei Jahrzehnten tritt er als Hallensprecher des Eishockey-Klubs auf. Im Interview spricht er über den aktuellen Erfolg der Eisbären, schwierige Momente und seinen Antrieb.
rbb|24: Die Eisbären präsentieren sich torhungrig in dieser Saison - für Sie als Hallensprecher bedeutet das mehr Arbeit: Sie müssen die ganzen Treffer auch ansagen.
Uwe Schumann: Ja, das ist richtig. Wobei es zu Hause ja nicht ganz so läuft wie auswärts.
Worauf führen Sie das zurück?
Wenn man zu Hause spielen muss, ist es immer ein bisschen schwerer, auch vor den Fans, die viel erwarten. Man möchte sehr viel zeigen und manchmal ist man da - glaube ich - zu verkopft.
Dennoch stehen die Eisbären nach einer schwachen Vorsaison nun wieder an der Spitze der DEL. Was sagen Sie dazu?
Unser Management hat sehr gut gearbeitet und an den richtigen Stellschrauben gedreht, mit der Verpflichtung von deutschen Nationalspielern. Aber auch unsere internationalen Spieler passen wieder sehr gut zusammen. Es ist wieder mehr eine Mannschaft als es in der letzten Saison der Fall war.
Ein einziges Heimspiel erwartet die Eisbären noch – ausgerechnet gegen den punktgleichen Verfolger Bremerhaven. Wie blicken Sie auf die Partie?
Vorher sind es ja noch zwei Auswärtsspiele. Aber es ist schon sehr spannend. Ich war am Dienstag beim Fan-Bowling-Finale der Eisbären, wo wir nebenbei ständig geguckt haben, wie es zwischen Bremerhaven und Ingolstadt steht. Da waren wir alle mächtig gespannt und haben uns auch sehr gefreut darüber, dass Bremerhaven dann im Penaltyschießen verloren hat - und wir deswegen vorne bleiben in der Tabelle.
Womöglich geht es gegen die Fischtown Pinguins am 8. März tatsächlich um den Hauptrunden-Sieg. Wie wichtig wäre der?
Es geht natürlich um das Heimrecht in einem möglichen Finale. Aber bis zum Finale muss man erstmal noch zwei Hürden überspringen: das Viertelfinale und das Halbfinale.
Kaum einer hat den Klub so lange begleitet wie Sie, Sie haben die Höhen mitbekommen, wie neun Meisterschaften – aber auch Tiefen. War letzte Saison das tiefste Tief?
Nein. Ich bin in der zweiten Liga eingestiegen damals, dann haben wir über die Playoffs ja dann den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Danach haben wir jahrelang immer die Play-Downs gespielt und sind von einer Niederlage zur nächsten gegangen. Also ich glaube, das war in den frühen 90ern schlimmer. Auch wenn es letzte Saison mal kurzzeitig so aussah, als wenn man vielleicht absteigen konnte. Aber ich habe immer daran geglaubt, dass wir es auf jeden Fall schaffen, nicht aus der Liga abzusteigen.
Sind Sie eigentlich noch aufgeregt, wenn Sie zu Tausenden von Menschen sprechen?
Mitterweile ist eine bestimmte Routine da, aber ich habe trotz alledem bei jedem Auftritt Lampenfieber. Wenn ich das nicht mehr habe, sollte ich den Job auch sein lassen.
In welchen Momenten macht Ihnen der Job des Hallensprechers am meisten Spaß?
Am meisten Spaß macht es eigentlich, wenn man mit den Fans redet und von denen eine Antwort kommt, dass man den Job gut macht und dass man sich das gar nicht vorstellen könne, ohne den Uwe ein Eisbärenspiel zu sehen. Oder wenn meine Schüler mir sagen, sie waren einige Tage zuvor bei den Eisbären, da haben sie mich gehört und mich gesehen und dass sie mehr oder weniger auch stolz darauf sind, mich zu kennen. Das sind Sachen, die mich immer noch weiter antreiben.
Gibt es bei Spielen eigentlich auch kritische Momente, in denen Sie merken, dass Sie das Publikum nun wieder einfangen oder neu antreiben müssen?
Ja. Das letzte Beispiel war am Rob-Zepp-Tag gewesen, an dem wir sein Trikot unter das Hallendach gezogen haben, das war Anfang Januar. Das dauerte einen Moment länger und gerade in der kritischen Phase kamen dann Hinweise und negative Stimmungen von den Gästefans. Da musste ich auch mal böse reagieren.
Was haben Sie denen gesagt?
Ich habe mich für ihre Aufmerksamkeit bedankt.
Ein Ende Ihrer Hallensprecher-Ära ist nicht in Sicht, oder?
Ich sage mal, solange wie man mich dort behalten möchte, würde ich das auch weitermachen. Ich habe noch persönliche Ziele: Ich bin jetzt, glaube ich, bei 920 DEL-Spielen. Und vierstellig würde ich gerne noch werden.
Was schätzen Sie: Bei wie vielen Heimspielen werden sie in dieser Saison noch im Einsatz sein?
Ich möchte natürlich genauso wie die Mannschaft das letzte Spiel der Saison gewinnen. Das sind ja Best-of-Seven-Serien. Das heißt, wenn wir das Heimrecht behalten mit dem Finale, dann wären es mindestens noch 12 Stück.
Danke für das Gespräch!
Das Interview führte Shea Westhoff, rbb-Sportredaktion
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.02.2024, 16:15 Uhr