Fußball-Zweitligist - Hertha-Investor 777 Partners laut Berichten in Schwierigkeiten - Verein reagiert
Es rumort heftig rund um Hertha-Investor 777 Partners. Der Vorstand der Fußball-Sparte wurde laut Berichten umgekrempelt und externe Insolvenzberater engagiert - Hertha reagiert beschwichtigend. Andernorts im 777-Netzwerk eskaliert die Situation.
Es ist kurz nach 11 Uhr am Samstag, als Fußball-Zweitligist Hertha BSC auf "X" (ehemals Twitter) reagiert. Der Grund: Es gibt immer mehr Nachfragen der Fans zu Medienberichten über Anteilseigner 777. Berichte über Abberufungen, Insolvenzexperten und einen veritablen Schuldenberg.
Man habe "die aktuellen Entwicklungen rund um die 777 Football Group zur Kenntnis genommen", schreibt Hertha BSC - um dann zumindest vorsichtig zu beruhigen: Es sei festzustellen, "dass die 777 Football Group sämtliche vertraglichen Verpflichtungen gegenüber uns nicht nur erfüllt, sondern sogar vereinbarte Zahlungen frühzeitig geleistet hat".
Damit habe "die Group wesentlich zum wirtschaftlichen Sanierungskurs von Hertha BSC beigetragen." Es klingt wie Mitte April, als der Klub erstmals seit Langem ein positives Betriebsergebnis verkündete und die besondere Bedeutung von 777 Partners in diesem Prozess explizit hervorhob. Im aktuellen Tweet teilt der Verein auch mit, dass es an der Aktionärsstellung von 777 an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA keinerlei Änderungen gegeben habe. "Verfügungen über die Aktien von 777 bedürften aufgrund der satzungsrechtlichen Vorgaben ohnehin unserer Zustimmung", heißt es weiter. Übersetzt: Man sei kein Spielball, sondern habe Mitsprache.
Medienberichte legen finanzielle Turbulenzen nahe
Aber hat diese Ruhe Bestand? Die Medienberichte wecken daran zumindest Zweifel. Da ist die Abberufung der beiden Gründer Josh Wander und Steve Pasko aus dem Führungszirkel der Fußballsparte, von der "Financial Times" und die norwegische Plattform "Josimar" berichten. Beide sind auch Teil des Aufsichtsrats der KGaA von Hertha BSC [hertha-bsc.com]. Insolvenzexperten sollen derweil nun an der Spitze Private-Equity-Unternehmens stehen.
Da sind die großen Proteste bei anderen Klubs des 777-Netzwerks. Bei Standard Lüttich in Belgien führten sie am Freitagabend zu der Absage eines Liga-Spiels. Hunderte Fans hatten - so berichtet unter anderem der "Kicker" mit Bezug auf belgische Medien - der Mannschaft die Zufahrt zum Stadion verunmöglicht und mit Spruchbändern und Knallkörpern ihren seit Monaten schwelenden Unmut kundgetan. Beim belgischen Klub sollen unter anderem bis Saisonende keine Gehälter für die Profis mehr gezahlt werden können.
Und da sind auch kolportierte Probleme von 777 Partners in gänzlich anderen Sparten als dem Fußball. Sportschau.de berichtet von Schulden, die sich auf fünf Milliarden US-Dollar belaufen. Ihr liegt zudem eine interne Bilanz vor, die den schnell anwachsenden Verlust des Unternehmens verdeutlicht. Alleine in ersten Halbjahr 2022 waren es demnach 400 Millionen Dollar.
78,8 Prozent Anteil an der Hertha BSC KGaA
777 Partners hatte im Frühjahr 2023 die Hertha-Anteile von Lars Windhorst und seiner Tennor Holding übernommen. Diese lagen bei 64,7 Prozent. Und das US-Unternehmen stockte noch weiter auf. Für 100 Millionen Euro erhöhten sie ihre Beteiligung auf 78,8 Prozent.
Dieses Geld floss zu einem großen Teil bereits in mehreren Tranchen an Hertha BSC. "777 hat den eingeschlagenen Kurs mit einem Eigenkapitalinvestment von bislang 75 Millionen Euro unterstützt und steht voll hinter unserem Berliner Weg", teilte Hertha-Geschäftsführer Thomas E. Herrich mit, als er das positive Betriebsergebnis verkündete.
Fehlen nun also noch 25 Millionen. Zahlungszeitraum: laut des Vertrags die kommende Saison, wie unter anderem der "kicker" berichtet. Der klamme Klub benötigt sie in seinem Sanierungsprozess dringend - von einem offenbar taumelnden Geldgeber.
Eine ausführliche Recherche zur Lage des Hertha-Investors finden Sie auf sportschau.de.
Sendung: rbb UM6, 11.05.2024, 18 Uhr