EM-Teamcheck Niederlande - Der Europameister von 1988 will endlich mal wieder nach oben
Fünf Teams spielen in der EM-Vorrunde in Berlin. Auch die Niederlande kommen ins Olympiastadion und wollen nach 1988 endlich wieder einen Titel gewinnen. Zuerst muss aber die Krachergruppe D überstanden werden. Ein Team-Check mit Dick van Burik.
Die Ausgangslage
Bereits zum elften Mal nimmt die Niederlange in diesem Jahr an Fußball-Europameisterschaften teil. Oranje ist eigentlich nicht mehr wegzudenken und doch gehörte die holländische Auswahl zuletzt nie zu den absoluten Top-Favoriten. "Die Holländer sind nicht mehr so dominant. Leider haben wir in der Vergangenheit nicht bewiesen, dass wir Titel gewinnen können", erklärt der ehemalige Hertha-Kapitän Dick van Burik, der mittlerweile eine Spielerberateragentur in den Niederlanden leitet.
Tatsächlich liegt der letzte und einzige Titel des KNVB-Teams schon eine ganze Weile zurück. 1988 wurden sie Europameister - und das übrigens auch in Deutschland. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen.
Zumindest die Gruppenphase hatten sie im letzten Turnier vor vier Jahren mit einem perfekten Ergebnis von neun Punkten beendet, dann war allerdings überraschend früh im Achtelfinale gegen Tschechien Schluss.
Die Schlüsselfiguren
Die Antwort auf die Frage, wer bei den Niederländern die Rolle des Anführers übernehmen wird, kommt bei van Burik wie aus der Pistole geschossen: "Virgil van Dijk! Er ist eine wichtige Persönlichkeit und einer der besten Verteidiger der Welt." Seit 2018 ist der Abwehrchef vom FC Liverpool - mit dem er vor fünf Jahren die Champions League gewann - Kapitän der Nationalmannschaft. Ein Titel mit Oranje fehlt dem Defensiv-Star noch in seiner Sammlung.
Entscheidend wird wohl auch sein, ob mit Frenkie de Jong der Drahtzieher im Mittelfeld rechtzeitig zum Turnierbeginn einsatzfähig sein wird. Der 26-Jährige vom FC Barcelona hatte sich im April beim Classico gegen Real Madrid schwer am Knöchel verletzt und seitdem kein Spiel mehr absolviert. "Davon wie fit er ist, könnte der Erfolg abhängig sein", so van Burik.
Auch eine ganze Reihe an Bundesliga-Stars wurden von Trainer Koeman ins Aufgebot berufen. Mit dabei sind Matthijs de Ligt (FC Bayern München), Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen), Donyell Malen (Borussia Dortmund), Xavi Simons (RB Leipzig) und Wout Weghorst (TSG 1899 Hoffenheim).
Die Aussichten
Ob es der Niederlande mit diesem Aufgebot gelingen kann, bei diesem Turnier tatsächlich für die ganz große Überraschung zu sorgen, da ist van Burik skeptisch. "Wir haben Potential. Ich glaube, was uns aber wirklich fehlt, ist ein absoluter Top-Stürmer, wie wir ihn in der Vergangenheit mit Ruud van Nistelrooy gehabt haben. Oder noch früher van Basten. Klar haben wir auch jetzt gute Stürmer, aber eben nicht diese Weltelite, die wir damals hatten", so der 50-Jährige.
Bereits in der Vorrunde wird Oranje extrem gefordert sein. In der Gruppe D warten Vize-Weltmeister Frankreich, Österreich und Polen. "Es ist eine starke Gruppe. Frankreich ist für mich in jedem Fall Favorit. Auch Österreich hat eine gute Mannschaft. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Auch wir haben gute Spieler, die bei großen Vereinen spielen. Wir könnten weit kommen", sagt van Burik.
Dafür dürfte ein Sieg im Auftaktspiel gegen Polen am 16. Juni in Hamburg Pflicht sein. Danach geht es für sie nach Leipzig, wo sie gegen Frankreich direkt für die erste Überraschung sorgen könnten. Zum Abschluss der Vorrunde reisen sie ins Berliner Olympiastadion, wo Österreich auf sie wartet.
Die Berlin-Connection
Auch wenn Dick van Burik Oranje-Fan durch und durch ist, wird er die Europameisterschaft nicht vor Ort, sondern nur aus dem heimischen Wohnzimmer verfolgen.
Fußballerisch verbindet ihn nur noch wenig mit Berlin. Das Verhältnis zu seinem Ex-Verein ist schwierig und das, obwohl er zehn Jahre lang der Fels in der blau-weißen Innenverteidigung war. Im Interview verrät er, warum er so enttäuscht von Hertha ist und berichtet von der unschönen Trennung im Jahr 2007.
Sendung: Der Tag, 6.6.2024, 18 Uhr