Meinung | Unglückliches T-Shirt-Projekt - Fabian Reese schlachtet sein lauwarmes Treuebekenntnis zu Hertha egoistisch aus

Di 17.09.24 | 15:03 Uhr | Von Marc Schwitzky
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Hertha-Profi Fabian Reese jubelt den Fans in der Ostkurve zu. Quelle: imago images/Contrast
Bild: imago images/Contrast

Hertha-Fußballer Fabian Reese hat ein T-Shirt herausgebracht – so weit, so unspektakulär. Doch hinter dem "Launch" stecken gleich mehrere irritierende Botschaften – und das liegt nicht nur an den vielen Rechtschreibfehlern auf dem Shirt. Ein Kommentar von Marc Schwitzky

Fabian Reese bleibt - vorerst - bei Hertha BSC. Das hat der Flügelspieler vor ein paar Wochen bedeutungsschwanger bei Instagram verkündet. "Ich kann hier nicht weg. Streich das. Ich will hier nicht weg, denn wir sind hier noch nicht fertig", schrieb er in sein "Tagebuch". Und das verletzt drei Tage vor Ende der Sommer-Transferperiode, obwohl aus dem Vereinsumfeld in den vorangegangenen Wochen sehr gut zu vernehmen war, dass sich Reese sehr wohl um Wechselmöglichkeiten bemüht haben soll.

Das mag, angesichts seiner herausragenden Vorsaison, absolut legitim sein - Reese will sich schließlich noch den Erstligatraum erfüllen. Doch warum dann diese wenig authentische Show um seinen Verbleib? Und das bei jemandem, der, seit er in Berlin angekommen ist, kaum einen Tag vergehen lässt, um sich mit Aktionen und in Interviews offensiv authentisch zu geben. Vermutlich, weil Reese mittlerweile gar nicht mehr anders kann - und will.

Eigenartige T-Shirt-Aktion wird zum Reinfall

Denn die Show ging nun weiter. Am Montag verkündete Reese, ein eigenes T-Shirt auf den Markt zu bringen. In Großbuchstaben ist sein Name auf der Brust zu lesen, darunter sieht man ihn in drei Jubelposen aus der vergangenen Saison. Abgerundet wird das Design von dem Satz aus seinem Statement zum Verbleib: "Ich bin hier noch nicht fertig."

Allein das ist zu viel der Selbstinszenierung. Wenn Hertha BSC selbst oder ein treuer Fan solch ein T-Shirt veröffentlicht hätte, wäre es schließlich etwas ganz anderes gewesen, aber sich selbst für einen redlich späten Verbleib in Berlin zu feiern, mutet eigenartig an. Doch die Probleme liegen eigentlich auf dem Rücken des Shirts. Dort wollte Reese wohl alle Spiele der Spielzeit 2024/25 verewigen.

Nun gut, fast alle, denn es fehlen gleich mehrere Spiele. Manche sind auch falsch datiert. Es steht mal "Olympiastadion" und mal "Olympia Stadion" da. Aus Regensburg wird "Regensbrug", aus dem "Karlsruher SC" der "Karlsruhe SC". Kurzum: es finden sich auf dem Shirt mehr Fehler als Hertha beim Verteidigen von Standardsituationen macht. Ein Reinfall. Und ein Indiz dafür, dass das T-Shirt lieblos in wenigen Stunden zusammengeschustert wurde.

Schnelles Geld – auf Kosten der Fanliebe

Reese, von unzähligen Kommentaren auf Social Media auf die vielen Fehler aufmerksam gemacht, beteuert, dass das Shirt auf den Werbefotos ein fehlerhaftes Stück sei und die letztendlich gelieferten Shirts alle korrekt seien. Das bleibt abzuwarten.

Schlappe 35 Euro kostet das gute Stück. Es sind 35 Euro, die sich Reese von seinen Treuesten wünscht. Damit kapitalisiert der Fußballer die Fanliebe und schlachtet sein lauwarmes Treuebekenntnis zu Hertha egoistisch aus. Reese promotet das T-Shirt ausschließlich über seine eigenen Kanäle, der Verein wirkt nicht involviert. Auch auf eine Kooperation mit wohltätigen Organisationen - die Reese sonst durchaus wichtig sind - gibt es keine Hinweise. Hier bereichert sich ein Profi-Fußballer mit sehr gutem Gehalt offenbar an der emotionalen Beziehung zu seinen Fans.

Schlappe 35 Euro kostet das gute Stück. Es sind 35 Euro, die sich Reese von seinen Treuesten wünscht. Damit kapitalisiert der Fußballer die Fanliebe und schlachtet sein lauwarmes Treuebekenntnis zu Hertha egoistisch aus.

Reeses Selbstinszenierung verkommt zur One-Man-Show

Eine emotionale Beziehung, die Reese selbst seit seinem Aufschlagen in Berlin im Sommer 2023 emsig füttert. Gekonnt inszenierte sich der 26-Jährige als der "etwas andere Profi": Vokuhila, Nagellack, Stände auf Flohmärkten, Mode-Shootings mit der Freundin.

Durch das Vorleben progressiver Werte war Reese in einer sonst stromlinienförmigen Fußballwelt tatsächlich anders. Er schaute über den Tellerrand und ermutigte alle da draußen, sie selbst zu sein. Damit passte Reese auch bestens in das bunte Berlin. Er wurde - auch durch seine fußballerischen Leistungen - zur Identifikationsfigur. Doch zuletzt wirkt es eher so, als habe sich Reese an sich selbst berauscht.

Fußballkulturelle Aneignung

Es gibt sie, die wirklich authentischen Momente des Fabian Reese. Viele Hertha-Fans werden es ihm sicherlich nie vergessen, dass er nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein in vorderster Reihe beim Trauermarsch mitlief. Die Aufmerksamkeit der Kameras suchte er dabei nicht. Beim letzten Spiel gegen Fortuna Düsseldorf stand er gemeinsam mit den Fans in der Ostkurve - ohne den Besuch in der Kurve erkennbar für sich zu vermarkten.

Doch jene Momente werden immer weniger. Sie werden von Aktionen wie dem Verkauf eigener T-Shirts oder groß inszenierten Foto-Shootings in der legendären Hertha-Kneipe "Kupferkanne", nachdem Reese erst kurze Zeit in Berlin war, stetig ausgehöhlt. Reese macht sich Dinge zu eigen, die ihm nach nur einem Jahr im Verein noch nicht zustehen - und will nun monetär davon profitieren. "Niemand ist größer als der Verein", heißt es im Fußball-Jargon immer. Es scheint, als müsse Reese wieder daran erinnert werden. Auf Instagram schrieb er nun zum T-Shirt-Verkauf: "Für alle, die es überzogen finden: auch verstanden."

Reese hat zweifellos das Zeug zur Vereinslegende, von der Fans auch in Jahren noch stolz T-Shirts tragen werden. Doch das entscheiden die Hertha-Anhänger:innen, nicht Reese selbst.

Beitrag von Marc Schwitzky

30 Kommentare

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  1. 29.

    Verdammt guter Kommentar und sowas von richtig. Chapeau.

  2. 28.

    Die Kritik kam vor allem von Hertha-Fans. Der rbb hat lediglich darüber berichtet.

  3. 27.

    Für die Dauerempörten: Fabian Reese ist PROFI-Fußballer. Das bedeutet, er erhält, für einige mag das überraschend sein, für diese Tätigkeit GELD. Die Tätigkeit besteht darin, allwöchentlich mit seinen PROFI-Kollegen aus seinem PROFI-Verein einen Ball möglichst in das Tor des gegnerischen PROFI-Vereins zu befördern. Zur Zeit pausiert Reese verletzungsbedingt und nutzt die Zeit u.a., seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Eine dieser PR-Aktionen besteht darin, ein T-Shirt mit seltsamer Orthografie anzubieten. Soweit ich weiß, besteht kein Kaufzwang. Illegales Verhalten kann ich nicht entdecken. Reese hat auch keinem Kleinkind einen Lutscher entwendet. So bleibt die Frage der ethischen Verwerflichkeit zweifelhaft. Letztendlich bleibt nur die Sorge des RBB-Autors um die Befindlichkeiten der Hertha-Anhängerschaft ("schlachtet sein lauwarmes Treuebekenntnis zu Hertha egoistisch aus").

  4. 26.

    Für Tagebuch-Einträge wie Reeses ("Streich das...")wurde einst der Begriff cringe geprägt. Schon damals wurde über so viel Pathos in der Selbstinszenierung verwundert der Kopf geschüttelt, wenn auch noch einzeln. Spätestens nach seiner Audienz im Park wurden die kritischen Stimmen lauter. Schwitzky, dem man nun wirklich viel vorwerfen kann in Bezug auf Hertha aber keinesfalls Hetze, hat das in seinem Kommentar alles sehr gut zusammengefasst.
    Allerdings hat der rbb auch seinen Anteil an der Geschichte. Der Reese-Hype wurde nämlich trotz kritischer Stimmen vom Sender befeuert, der rbb feierte jeden Reese-Insta-Aktion maximal ab und verschaffte ihm so erst die Reichweite.
    Hertha ist für Spieler wie Reese doch nur mittel zum Zweck, ihm geht es nicht um den einen oder den anderen Verein, sondern nur um seinen ganz persönlichen Vorteil. Das müsste spätestens jetzt allen klar sein, auch dem rbb.

  5. 25.

    Auch Euch einen Guten Morgen und gleich mal ne Frage:
    Wo ist hier der "Neid", die "Mißgunst", ja der "Haß"?
    Hier wird über einen bescheidenen Spieler berichtet, den Verein mit Begriff wie "Hertha-Super-Star" oder "Rubel-Reese" in Glanz von ganz, ganz Großen geschrieben.
    Nun sieht man, dass er nicht nur als Spieler überbewertet wurde, sondern auch dessen Intelligenz. Erst bettelt er um Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, trifft sich dann mit ein paar "Fans", die ihn huldigen und seinen katzengoldenen Glanz polieren.
    Nun, soetwas passt zum Big City Club, den ganz Berlin liebt.
    Ach so, # 247100Herthaner - das ist Ihr Klarname?

  6. 24.

    Es gibt sehr wohl einige Menschen die hier ständig hetzen, egal zu welchem Thema über Hertha. Denen geht es gar nicht um Meinung. Ja, wir haben Meinungsfreiheit. Dagmars Kommentar (auch eine Meinung) dann aber als schwachsinnig hinzustellen, zeugt auch nicht gerade von Toleranz Ihrerseits
    Reese hat bisher noch nichts geleistet? Was soll er denn Ihrer Meinung nach leisten? Er hat gut Fußball gespielt. Das er letzte Saison lange mit einer Coronainfektion zu tun hatte und jetzt gegen Cottbus völlig unnötig verletzt wurde, kann man ihm wohl kaum anlasten. Und was er jetzt privat auf seinen Kanälen veranstaltet, ist einfach mal sein Ding. Dabei ist es völlig egal, wie man diese T-Shirt Aktion nun findet.

  7. 23.

    Guten Morgen.

    Na klar, alle Besserwisser wussten es besser. Wegen einer unglücklichen Aktion so auf Reese einzuprügeln, ist kleingeistig und typisch deutsches Spießertum.

    Mehr als sich öffentlich zu entschuldigen, was der Mensch Reese getan hat, ist nicht notwendig.

  8. 21.

    Ach ja? Nix geleistet? Meines Wissens nach, hätte Hertha ohne Reese und 'Fluppe' sicher den Durchmarsch gemacht. Und zwar in Liga drei.
    Davon abgesehen, wird sich die Aufregung spätestens in der Winterpause erledigen. Gerade nachdem Fabian Reese wegen einer vermeindlich misslungenen Aktion sofort vom Hoffnungsträger zum Komplettversager gestempelt wird. In Freiburg würde man über sowas allenfalls schmunzeln, keinesfalls aber einen Menschen öffentlich derart herabwürdigen.

  9. 20.

    Wie Reese drauf ist, hat man ja schon nach dem Testspiel gegen Cottbus gesehen, als er behauptet hat, man hätte sich nicht bei ihm entschuldigt. Was sich im Nachhinein als Lüge herausgestellt hat.

  10. 19.

    Was für ein schwachsinniger Kommentar. Falls du es nicht mitbekommen haben solltest: wir haben Meinungsfreiheit in Deutschland und niemand hetzt hier ständig. Vielleicht solltest du das Ganze mal etwas objektiver betrachten?
    Nochmal: solche selbstverliebten Darsteller wie F. Reese braucht Hertha nicht. Reese hat bis jetzt noch nix geleistet, weder bei Holstein Kiel noch bei Hertha BSC. Daher sollte er lieber wieder schnellstens mit dem Fussball spielen anfangen, als sich selbst zu vermarkten.

  11. 18.

    "Journalismus" wie er leibt und lebt mittlerweile. 0% Inhalt, 100% Empörung. Da braucht man sich nicht fragen, warum die Gesellschaft so geworden ist wie sie ist, herzlichen Glückwunsch.

    Kauf das T-Shirt oder kauf es nicht. Auch die Aktion kann man gelungrn oder ungelungen finden. Aber wie kann man aufgrund der Aktion eine Person so durch den Dreck ziehen und alles Positive mit Unterstellungen und Missgunst ins Negative verkehren?

  12. 17.

    Er ist halt lediglich nur ein selbststverliebter kleiner Egoist, dem es nicht um den Verein oder um den Sport geht.

  13. 16.

    Ob die von Reese zur Schau gestellte Hertha Liebe echt ist oder einem ausgeprägten Geschäftssinn entspringt sei mal dahin gestellt. Fakt ist, dass er sich mit der T-Shirt Aktion keinen Gefallen getan hat. Bei Produktionskosten von maximal 5 € das T-Shirt für 35 € an die Fans zu verkaufen konnte sein „Ich bin einer von euch Image“ doch ganz schön in Mitleidenschaft ziehen.

  14. 15.

    Gehe nicht mit dem Artikel.
    Reese ist der einzige Hertha Profi der ein Profil hat und der individuell und teils ikonisch daher kommt.
    Ich finde das gut.
    Er wird durch den Verkauf des T-Shirts bestimmt nicht reicher, es ist einfach eine Fanartikel aber immerhin individuell.
    Ich werd's nicht kaufen, freue mich jedoch im Stadion andere damit zu sehen.
    Spieler wie Reese sind mir sympathischer als die vielen Streamliner und nichtssagenden Mitläufer.
    Der Junge hat was und er spielt für Hertha BSC meinen Verein, geil.
    Sollte ihm auch noch klar werden, dass er nur hier so auftreten kann, werden wir ihn noch lange im Club haben.
    Die Zukunft wird zeigen ob eine wahre Vereinsikone wird, das Zeug dazu hätte er.


  15. 14.

    Die Beiträge #10 und #13 sind sehr zutreffend. Wir nähern uns immer mehr der Eingangsszene aus Monty Python's "Das Leben des Brian".

  16. 13.
    Antwort auf [Hertha-Fan] vom 17.09.2024 um 16:54

    "letztlich nur ein bedauernswertes kleines Würstchen ist" - kommentierte der mutige Mensch anonym im Internet. Es drängt sich die Frage auf ob der Autor seine eigene Unzufriedenheit mit sich selbst in sinnlose Kommentare im Internet reflektiert.

  17. 12.

    Dieser Artikel sowie sämtliche Reaktionen auf das Angebot von Reese verkörpern alles, was in unserer Gesellschaft schief läuft: Missgunst und sich an den Fehlern anderer ergötzen um sich selbst ein bisschen besser zu fühlen.

    War die Aktion perfekt? Definitiv nicht, aber wer ist das schon. Bin gespannt wer den Anspruch der Perfektion allen ernstes für sich erhebt.

    Alle fordern Typen im Fußball und sind genervt von den profillosen Kickern, die für alles und nichts stehen. Aber Wehe einer ist dann doch anders und macht was anders. War das T-Shirt ein falscher Weg? Vielleicht. Aber definitiv falsch ist es sich populistisch über jemand anderen zu erheben, über andere zu urteilen und sie dafür zu verurteilen einen anderen Weg zu gehen.

    Mit welcher Rechtfertigung dürfen sogenannte "Journalisten" eigentlich auf derart plumpe Art Menschen und deren handeln bewerten?

  18. 11.

    Vielleicht hat der Fabi nur ein bisschen Langeweile und muss sich irgendwie beschäftigen. ;-)
    Und nachvollziehbar ist es doch auch, wenn der Hype um ihn (die Medien lassen grüßen), ihm irgendwann zu Kopf steigt. Wie auch immer, ich mag ihn, er ist so herrlich unkonventionell!

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