Behrenstraße in Berlin-Mitte - Komische Oper könnte in abgespeckter Form saniert werden

Do 19.09.24 | 17:02 Uhr | Von Kirsten Buchmann
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Sanierungsarbeiten in der Komischen Oper Berlin am 10.08.2024. (Quelle: IMAGO/Schoening)
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Audio: rbb24 Abendschau | 18.09.2024 | Cathrin Bonhoff | Bild: IMAGO/Schoening

Mitten in die laufende Sanierung der Komischen Oper platzten im Sommer Berichte, wonach der Berliner Senat einen Baustopp erwägt. Inzwischen steht fest, das es weiter geht - unklar bleibt aber, wie genau das Projekt zuende gebracht wird. Von Kirsten Buchmann

Schadstoffe beseitigen, das Gebäude dämmen, barrierefreie Zugänge errichten: Das Haus der Komischen Oper in der Behrenstraße in Berlin-Mitte soll grundlegend saniert werden. Im Moment ist die Oper in einem Ausweichquartier im Schillertheater in Charlottenburg untergebracht. Darauf, dass sie danach wieder nach Mitte zurückziehen wird, hat sich Kultursenator Joe Chialo (CDU) nun festgelegt. Auf rbb-Anfrage antwortete er: "Ist die Komische Oper zukünftig in der Behrenstraße? Ja, sie ist es." Zum Baustopp oder einem dauerhaften Umzug der Oper werde es nicht kommen, so Chialo.

Erleichtert über die Aussagen des Kultursenators zeigte sich der Intendant der Komischen Oper, Philip Bröking. Zwar sei die erste Saison im Ausweichquartier Schillertheater und in Außenspielstätten wie dem ehemaligen Flughafen Tempelhof erfolgreich gewesen - von über 93 Prozent Auslastung spricht Bröking. Aber die Komische Oper wolle zurück nach Mitte. Deshalb sei er "not amused" gewesen, "als uns dann am Ende der Saison die Nachricht ereilte, dass es Überlegungen gibt, den Bau zu stoppen." Jetzt sei er froh zu hören, dass "finanz- und kulturpolitische Vernunft gesiegt" habe.

Mitte Juli waren Überlegungen aus den Regierungsfraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses bekannt geworden, die laufende Sanierung der Spielstätte an der Behrenstraße in Mitte aus Kostengründen zu stoppen.

Weniger Plätze und Vorstellungen im Schillertheater

Ein Grund, weshalb der Intendant so schnell wie möglich wieder in das Opernhaus in der Behrenstraße in Mitte zurück will, lautet: Der Ausweichstandort Schillertheater in Charlottenburg hat gut 200 Plätze weniger, rund ein Fünftel. Für die Oper bedeute das 20 Prozent weniger Einnahmen, sagt Bröking. Zudem könne die Komische Oper dort weniger spielen, "weil wir keine Lagerkapazitäten haben". Jede Dekoration müsse rein und wieder rausgebracht werden. Das führe dazu, "dass wir nicht zu der Vorstellungsanzahl kommen, die wir sonst immer hatten".

Mit geringeren Einnahmen komme die Oper nur eine gewisse Zeit über die Runden, so der Intendant. Auf einen Abschluss der Sanierungen des Hauses in Mitte hofft Bröking in fünf bis sechs Jahren.

Unterstützt wird er darin von der SPD-Kulturpolitikerin im Berliner Abgeordnetenhaus, Melanie Kühnemann-Grunow. "Wir haben oft die Erfahrungen, dass es sich verzögern kann". sagt sie. "Aber wir hoffen, dass es in dem Zeitrahmen von statten geht."

Kultursenator Joe Chialo rechnet dagegen damit, dass die Opernsanierung länger dauert: bis 2033. Wegen der knappen Kassen des Landes Berlin schließt er zugleich nicht aus, den Umfang der Bauarbeiten zu verringern. Bislang würden die Kosten auf rund 478 Millionen Euro beziffert, sagt Chialo: "Wir gucken, ob es Einsparmöglichkeiten gibt." In Zeiten, in denen der Senat insgesamt drei Milliarden Euro sparen müsse, sei das geboten.

Jeden Euro umdrehen

Die Ko-Intendantin der Komischen Oper, Susanne Moser, signalisiert grundsätzlich Bereitschaft, jeden Euro umzudrehen. Sie betont aber mit Blick auf die Sanierung des Hauses, der Bedarf sei definiert und genehmigt worden. An diesen grundsätzlichen Bedarfen, sagt Moser, "hat sich nichts geändert und wird sich auch nichts ändern".

Daniel Wesener von den oppositionellen Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus drängt darauf, die Opernsanierung komplett umzusetzen wie ursprünglich geplant, und nicht abzuspecken: "Wer solche Pläne, die ja auch mit Verträgen und Bauleistungen versehen wird, nachträglich ändert - selbst mit dem Ziel zu sparen - wird am Ende noch draufzahlen." Ob und in welchem Umfang allerdings die schwarz-rote Koalition bei der Opernsanierung kürzen wird, werden die Haushaltsgespräche im Berliner Abgeordnetenhaus zeigen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 18.09.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

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9 Kommentare

  1. 9.

    ...warum nicht darüber diskutieren, was wirklich Sinn macht? Die Sanierung der Komischen Oper um jeden Preis? Ich bin ein absoluter Opernfan und sage trotzdem "NEIN". Die Olympischen Spiele 2036 in Berlin; die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) in der Friedrichstraße was kommt als nächste Idee? Ein internationaler Weltraumhafen auf dem Tempelhofer Feld? Liebe Mitbürger, wer seine tollen Ideen verwirklichen möchte, soll doch bitte auch die Kosten tragen!

  2. 8.

    Was haben sie vom korruptesten und unfähigsten Senat aller Zeiten erwartet? Das einzige was da funktioniert ist die Besetzungscouch von Wegner.

  3. 7.

    Wohnungen die unbezahlbar sind und 50 Wochen im Jahr leerstehen, gibt es in Mitte eigentlich genug. Die Komische Oper muss wieder hin wo sie war. Wozu hat man sonst jahrzehntelang um die nicht-Restitution des Areals gestritten.

  4. 6.

    Wir können nicht mal die komische Oper sanieren, aber reden von Olympia. Kommt mal langsam wieder in die Realität an.

  5. 5.

    Ja klar, Wohnungen in der Lage werden sicher den Bedarf an bezahlbaren Mietwohungen bedienen. Immer mehr wahrhafte Kultur- und Bildungsstätten zu zerstören, wird dieses Land ganz reich... an AfD-Wählern machen. Erst recht, wenn stattdessen eine Garnisionkirche mit faschistischer Geschichte und ein Schloss mit militaristischer und kolonialistischer Geschichte statt mit versprochenen Spenden- nun doch mit unseren Steuergeldern schneller wiederaufgebaut werden. Unsere Ur-/Großväter rotierten in ihren Schützengräbe(r)n, wenn sie das wüssten.

  6. 4.

    Antwort auf "Schmidt " vom Donnerstag, 19.09.2024 | 18:28 Uhr
    "Es ist bezeichnend für ein Land, wenn es beim Sparen an die Kultur geht." Ach ja? Was bezeichnet das denn? Dass man angesichts kontinuierlich ausufernder Kosten nach Einsparungsmöglichkeiten sucht, zeugt in meinen Augen von Vernunft!

  7. 3.

    Es ist bezeichnend für ein Land, wenn es beim Sparen an die Kultur geht.

  8. 1.

    Die Sanierung soll bis 2033 ! dauern, seit Sommer 2023. 10 Jahre Bauzeit, reine Wahnsinn. Was die Politiker mit Großflughafen BB, Sanierung der Museen (Bauzeit und Baukosten)gemacht haben und jetzt mit ICC und Komischen Oper machen ist unfassbar.

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