Berliner Stadtautobahn - A100-Ausbau soll mit 1,8 Milliarden Euro nochmal deutlich teurer werden
Sie gilt bereits als das teuerste Autobahn-Projekt Deutschlands: die Verlängerung der A100 von Berlin-Neukölln nach Prenzlauer Berg. Und sie wird noch teurer: Eine neue Schätzung geht von umgerechnet rund 246.000 Euro pro Meter Straße aus.
- Gesamtkosten für Verlängerung der A100 in Berlin aktuell auf 1,8 Milliarden Euro geschätzt - 300 Millionen mehr als zuletzt prognostiziert
- Kostensteigerung laut Ministerium auf höhere Baupreise zurückzuführen
- Grünen-Bundestagsabgeordneter spricht von "Milliardengrab"
Die Gesamtkosten für die Verlängerung der Berliner Stadtautobahn A100 belaufen sich nach einer aktuellen Schätzung des Bundesverkehrsministeriums auf rund 1,8 Milliarden Euro. Diese Prognose steht in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags, wie das Ministerium rbb|24 auf Nachfrage bestätigte. Zuvor hatte die "Berliner Zeitung" [Bezahlinhalt] berichtet.
Im Vergleich zur Kostenprognose von vor rund einem Jahr sind das nochmal rund 300 Millionen Euro mehr. Der höhere Bedarf gehe auf die "Indexierung auf den Preisstand 2023" - also die gestiegenen Baupreise - zurück, hieß es vom Bundesverkehrsministerium.
Zuletzt wurde bekannt, dass der sogenannte Baupreisindex für Bundesfernstraßen im vergangenen Jahr um mehr als neun Prozent gegenüber dem Vorjahr stieg. Wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf den Bericht an den Haushaltsausschuss schrieb, erwartet die Bundesregierung deshalb für alle Autobahn-Projekte Mehrkosten in Höhe von rund 15,4 Milliarden Euro. Darunter fällt auch die Verlängerung der A100.
Geplante Verlängerung der A100 in Berlin
Mehr als eine Milliarde Euro für 4,1 Kilometer Autobahn
Diese betrifft zwei Abschnitte: Der rund 3,2 Kilometer lange 16. Bauabschnitt befindet sich seit längerem im Bau und führt vom Autobahndreieck Neukölln zur Anschlussstelle Treptower Park. Nach den Angaben des Bundesverkehrsministeriums befinden sich die Bauarbeiten im Zeitplan, der Abschnitt soll im ersten Halbjahr 2025 für den Verkehr freigegeben werden.
Der rund 4,1 Kilometer lange 17. Bauabschnitt soll nach derzeitiger Planung vom Treptower Park erst die Spree überqueren, anschließend in einem Tunnel unter dem Ostkreuz verlaufen, östlich der Ringbahn wieder auftauchen, die Frankfurter Allee kreuzen und nahe des S-Bahnhofs Storkower Straße enden. Hierzu soll die zuständige Autobahn GmbH des Bundes dem Bundesverkehrsministerium im kommenden Jahr eine neue technische Planung vorlegen. Im Jahr 2027 soll das Planfeststellungsverfahren starten, der Bau könnte bis 2035 abgeschlossen sein.
Die nun prognostizierte Kostensteigerung betreffe den noch in Planung befindlichen 17. Bauabschnitt der A100, so das Bundesverkehrsministerium: "Für den baulich weit fortgeschrittenen 16. Bauabschnitt der A100 geht die zuständige Autobahn GmbH des Bundes unverändert von Kosten von rund 720 Millionen Euro aus." Der 17. Bauabschnitt würde Stand jetzt also rund 1,1 Milliarden Euro kosten.
Auf beide Abschnitte bezogen kostet damit ein Meter Straße umgerechnet rund 246.000 Euro. Allerdings weist das Bundesverkehrsministerium darauf hin, dass der Gesamtbedarf aktualisiert werde, wenn die technische Projektplanung für den 17. Bauabschnitt weiter fortgeschitten sei. Es ist also davon auszugehen, dass die Gesamtkosten erneut steigen werden. Die Kosten übernimmt größtenteils der Bund, da er für Autobahnen zuständig ist und auch über den Bau entscheidet.
Umstrittenes Projekt
Gegen die Verlängerung der Stadtautobahn gibt es seit jeher Protest. Vor allem Grüne und Linke kritisieren das Projekt, einerseits wegen der hohen Kosten. So teilte der Berliner Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Gelbhaar am Mittwoch auf rbb-Nachfrage mit: "Die A100 ist ein Milliardengrab. Der Weiterbau ist unnütz, überteuert und zerstört ein Stück echtes und künftiges Berlin."
Auch die Berliner Clubszene richtet sich gegen den Weiterbau. So müssten bei der derzeitigen Straßenplanung neben einigen Wohnhäusern und Gewerbehöfen auch zahlreiche Clubs im Berliner Osten weichen. Nach Angaben der Clubcommission sind etwa fünf Clubs vom Ausbau der A100 direkt gefährdet, dazu gehören das "about blank" und der "Club Ost". Erst vor einigen Tagen hatten rund 2.000 Menschen in Berlin unter dem Motto "A100 wegbassen" demonstriert.
Das FDP-geführte Bundesverkehrsministerium geht dagegen davon aus, dass durch den Ausbau die Verbindung zwischen westlicher und östlicher Berliner Innenstadt verbessert wird. Anwohner sollten so vom Durchgangsverkehr entlastet und die Wohn- und Lebensqualität in den Berliner Kiezen verbessert werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.09.2024, 14 Uhr
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