2. Liga - Hertha-Trainer Fiél kehrt mit Verletzungssorgen zurück nach Nürnberg
Nach der Niederlage gegen Düsseldorf steht Hertha in Nürnberg eine vermeintlich leichtere Aufgabe bevor. Der Ex-Klub von Trainer Fiél hat seine Form noch nicht wirklich gefunden. Auch die Berliner haben jedoch mit Problemen zu kämpfen.
Fakten zum Spiel
- Vor seinem Wechsel an die Spree war Cristian Fiél drei Jahre lang in Nürnberg Trainer, zuletzt bei den Profis in der 2. Liga
- Der neue Club-Trainer, Miroslav Klose, schoss in seiner Zeit als Stürmer in der Bundesliga gegen keinen anderen Verein so viele Tore wie gegen Hertha (11)
- Am Samstag (Anpfiff 13 Uhr) steigt bereits das 52. Pflichtspiel-Duell zwischen Hertha und dem Club. Beim ersten Aufeinandertreffen 1927 ging es noch um die Deutsche Meisterschaft. Die Berliner verloren im Grunewaldstadion mit 0:2
- Hertha konnte in der 2. Bundesliga in acht Aufeinandertreffen noch nie gegen Nürnberg gewinnen
So läuft es bei Nürnberg
Zwei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen - diese Bilanz teilen sich Hertha BSC und der 1. FC Nürnberg vor dem anstehenden Duell in der 2. Liga. Während die Berliner sich aber wohl eher einen besseren Saisonstart gewünscht hätten, ist Nürnberg-Fan Marcus Schultz mit den sieben Punkten seines Clubs zufrieden - wenn auch mit Einschränkung: "Wenn man sich die reine Punkteausbeute anschaut, lief es erstmal gar nicht schlecht. Aber die Art und Weise, wie das Ganze zustande gekommen ist, ist noch alles andere als überzeugend."
Tatsächlich war die Ausbeute nur mit viel Krampf und Kampf möglich. Die Nürnberger holten in dieser Saison bislang alle ihre Zähler, nachdem sie in Rückstand geraten waren. Überhaupt haben sie erst einmal geführt: Am 1. Spieltag gegen den Karlsruher SC stand es nach 30 Minuten 2:0. Am Ende verlor der FCN die Partie noch.
Mit Miroslav Klose hat der Club zwar nach dem Abgang von Cristian Fiél einen prominenten Namen auf der Trainerposition verpflichtet, sportlich hätte dieser aber noch keine großen Spuren hinterlassen, sagt Schultz. "Er hatte bei seiner Vorstellung angekündigt, dominanten Ballbesitzfußball zu spielen. Davon sind wir wirklich noch weit entfernt und gerade im spielerischen Bereich ist noch viel Luft nach oben."
Das bewegt die Nürnberger Fans
Dementsprechend gäbe es in Franken auch schon wieder die ersten Diskussionen um den neuen Trainer, aber auch den neuen Sportvorstand Joti Chatzialexiou, erklärt der Gegner-Experte. "Ich finde das noch verfrüht. Man muss dem Ganzen noch Zeit geben", sagt er, kann aber verstehen, woher der Unmut kommt. "In Nürnberg hat sich seit dem letzten Bundesliga-Abstieg ziemlich was aufgestaut. Wir haben gefühlt jeden Sommer einen kompletten Umbruch. Und in vielen Köpfen ist noch drin, dass wir eigentlich ein Bundesligist sind."
Stolze 14 verschiedene Trainer hatte Nürnberg in den vergangenen zehn Jahren. Dass es auch in diesem Sommer wieder zu einer Veränderung auf der Bank kommen musste, lag am Abgang von Cristian Fiél in die Hauptstadt. Wirklich vermissen tut ihn Schultz jedoch nicht. "Am Anfang war ich großer Fan von ihm. Das hat sich im Laufe der Saison verändert. Wir haben dann doch wieder fast bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern müssen. Von daher war ich gar nicht so böse, dass er uns in Richtung Berlin verlassen hat. Zumal wir auch eine schöne finanzielle Abfindung dafür bekommen haben."
Unter Fiél war Nürnberg am Ende der letzten Saison auf Rang zwölf gelandet, hatte allerdings an den letzten zehn Spieltagen sieben Niederlagen kassiert.
Auf diese Spieler sollte Hertha besonders achten
Schultz ist derzeit vor allem von den jungen Spielern im Team überzeugt. Dabei stellt er besonders den erst 18-jährigen Innenverteidiger Finn Jeltsch heraus: "Er stand in jedem Spiel auf dem Platz, macht seine Sache richtig gut und übernimmt Verantwortung."
Gleiches gelte für Jens Castorp. "Er ist eine defensive Allzweckwaffe und kann auf vielen verschiedenen Positionen spielen. Außerdem ist er unser 'Aggressive Leader'", sagt Schultz. Wie aggressiv der 21-Jährige in der Zweikampfführung vorgeht, zeigt auch, dass er nach dem fünften Spieltag bereits vier gelbe Karten gesammelt hat.
Weniger gut gefallen dem Club-Experten hingegen die Nürnberger "Königstransfers". Mit Verteidiger Robin Knoche vom 1. FC Union Berlin und Julian Justvan von der TSG Hoffenheim waren im Sommer zwei Spieler aus der Bundesliga nach Franken gewechselt. "Da bin ich bei beiden im Moment noch sehr unschlüssig. Knoche hat bisher sehr schwankende Leistungen gezeigt und Justvan fehlt die komplette Vorbereitung. Sein Wechsel kam sehr spät zustande", so Schultz.
Das sagen die Trainer
Cristian Fiél, Hertha BSC: "Ich hatte eine wirklich schöne Zeit in Nürnberg. Jetzt liegt der Fokus aber komplett auf meiner Mannschaft und darauf, wie wir dort gewinnen können. Nur das zählt für mich am Samstag. (...) Wir tun gut daran, unsere Sachen auf den Platz zu bringen. Dann wird es für den Gegner schwer."
Miroslav Klose, 1. FC Nürnberg: "Hertha ist ganz klar der Favorit. Sie haben es auch öffentlich betont, dass sie oben mitspielen wollen. Die zweite Liga ist sehr ausgeglichen. Für meine Mannschaft ist entscheidend, dass wir in den jeweiligen Mannschaftsteilen an unseren Baustellen arbeiten."
So könnte Hertha spielen
Die Verletzungssorgen, mit denen Hertha-Trainer Cristian Fiél an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt, sind groß. Mit den Langzeitverletzten Fabian Reese, John Anthony Brooks und Linus Gechter sowie Andreas Bouchalakis, Michal Karbownik und Jeremy Dudziak fehlen Hertha gleich sechs Spieler. Besonders in der Innenverteidigung gehen dem Coach so langsam die Optionen aus. Neben dem gesetzten Marton Dardai wird am Wochenende nun also entweder Toni Leistner oder Pascal Klemens zum Einsatz kommen. "Die beiden können es ohne Probleme spielen. Einer von beiden wird es sein", so Fiél.
Mit Michal Karbownik fehlt ihm allerdings auch im Mittelfeld ein zuletzt gesetzter Spieler. Weil Neuzugang Kevin Sessa, der bei der Niederlage gegen Düsseldorf erstmals eingewechselt wurde, nach seiner Verletzung noch nicht bereit für die erste Elf sein dürfte, könnte der Trainer Michael Cuisance nach hinten ziehen und dafür Jon Dagur Thorsteinsson auf der Außenbahn seinen ersten Einsatz in der Startelf bescheren. Der Isländer hatte zuletzt als Wechseloption gegenüber Marten Winkler die Nase vorn.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Kenny, Leistner, M. Dardai, Zeefuik - Demme - Cuisance, Maza - Thorsteinsson, Schuler, Scherhant
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich bin bei Klose: Hertha ist eindeutig Favorit. Aber auch Favoriten können straucheln und bestimmt gibt es den ein oder anderen Spieler, der gegen seinen ehemaligen Trainer Cristian Fiél extra motiviert ist. Ich würde Nürnberg also schon zutrauen, Hertha ein Bein zu stellen. Beim Tipp bin ich trotzdem eher konservativ: 1:1."
Der Redaktionstipp: Hertha trotzt den Verletzungsproblemen und bleibt auswärts in dieser Saison weiter ungeschlagen. 2:1 für die Berliner.
Sendung: Der Tag, 19.09.2024, 19:15 Uhr