Aus im Achtelfinale - Zeefuik-Rot, Turban-Dardai - Hertha verliert Pokalspiel in Köln kurz vor Elfmeterschießen
Hertha BSC hat das Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln mit 1:2 verloren. Die Berliner spielten durch eine rote Karte knapp 100 Minuten in Unterzahl, hielten sich lange im Spiel, doch ein Elfmeter in der 120. Minute entschied die Partie spätmöglichst.
- Ibrahim Maza brachte Hertha in der 12. Minute per Elfmeter in Führung
- Berlins Deyovaisio Zeefuik sah in der 25. Minute nach Tätlichkeit die rote Karte
- Herthas Abwehrbollwerk hielt bis zur 119. Minute, dann verursachte Gustav Christensen den Elfmeter zum 1:2
- Zweites Aufeinandertreffen mit Köln in der laufenden Saison verloren
Hertha BSC ist im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden, die Berliner verloren beim 1. FC Köln mit 1:2 nach Verlängerung.
Herthas Ibrahim Maza brachte seine Mannschaft in der 12. Spielminute per Foul-Elfmeter in Führung. In der 25. Minute sah Herthas Deyovaisio Zeefuik nach einer Tätlichkeit die rote Karte, fünf Minuten später lenkte Florian Niederlechner einen Kölner Eckball unglücklich zum 1:1 in eigene Tor. Der Spielstand sollte lange halten, Köln bis sich die Zähne am Berliner Abwehrbollwerk aus - doch in der 119. Minute verursachte Berlins Gustav Christensen einen Foulelfmeter, den Kölns Dejan Ljubicic zum 2:1-Siegtreffer verwandelte.
Der Spielverlauf
Die Teams spielten von Beginn an mit offenem Visier, pressten sich gegenseitig hoch und sammelten gefährliche Offensivmomente im Sekundentakt. In der 7. Minute musste Marton Dardai einen Turban um den Kopf gewickelt bekommen, er war mit mit Kölns Julian Pauli zusammengestoßen. Beide bluteten und mussten behandelt werden, Pauli wurde wenig später ausgewechselt. Vor allem Gastgeber Köln kam überaus aggressiv und dynamisch in die Partie. Doch es war Hertha, die in Führung gehen sollte. Ibrahim Maza verwandelte in der 12. Minute einen Elfmeter, nachdem Derry Scherhant im Strafraum gelegt worden war. Vorausgegangen war ein sehenswerter Angriff, der nur noch per Foul gestoppt werden konnte.
Auch im Anschluss war es eine Partie mit dem Herzschlag eines Kolibris, es ging pausenlos hin und her. Nach 25 Minuten sah Herthas Deyovaisio Zeefuik verdient die rote Karte, er hatte Kölns Timo Hübers im Getümmel eine leichte Kopfnuss verpasst. Nur vier Minuten später musste Kevin Sessa aufgrund einer mutmaßlichen Muskelverletzung verletzt das Feld verlassen. Die Horror-Phase für Hertha endete in der 30. Minute mit dem Kölner 1:1-Ausgleichstreffer durch einem Ping-Pong-Treffer nach Eckball. Trotz Kölner Druckphase ging es mit dem Zwischenstand in die Pause.
Der zweite Durchgang wurde zum Geduldsspiel. Köln lief in Überzahl immer wieder an, Hertha stand tief und lauerte auf Umschaltmomente. Die Domstädter hatten zwar mehr Ballbesitz, aber nahezu keine greifbaren Torchancen. Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic hätte allerdings in der 100. Minute treffen müssen, doch er rutschte Zentimeter vor dem Tor slapstickartig auf dem Ball aus. Und so ging die diese hitzige Pokalpartie in die Verlängerung. Auch die zusätzlichen 30 Minuten sollten lange nichts am 1:1 ändern, doch in 119. Minute verursachte Herthas Gustav Christensen unbeholfen einen Elfmeter, den Kölns Dejan Ljubicic verwandelte. So gewannen die Rheinländer das Spiel wenige Sekunden vor dem Elfmeterschießen. Herthas honorige Kampfleistung wurde nicht belohnt.
Spieler des Tages
Toni Leistner hatte bereits bei seinem Comeback-Spiel in Magdeburg bewiesen, wie wichtig er für Herthas Mannschaft ist. Gegen seinen Ex-Klub Köln ließ der 34-jährige Innenverteidiger endgültig keine Zweifel daran, dass er trotz seines Alters noch lange nicht fertig hat. In einem Spiel, in welchem die Berliner ab der 25. Minute in Unterzahl zum Verteidigen verdammt waren, wurde Leistner zum Fels in der rheinischen Brandung. Daran änderten auch die Unsicherheiten im Spielaufbau wenig.
Der Kühlschrank in der Abwehr behielt stets die Übersicht, für Leistner wurde wohl das (Un-)Wort "wegverteidigen" erfunden. Der Innenverteidiger gewann Duell um Duell, ob in der Luft oder am Boden. Stets brachte er seinen wuchtigen Körper noch in die Kölner Schussbahn, stets seinen nackten Schädel in die gegnerische Flanke. Er erhob Grätschen zur Kunstform und stand symbolisch für die honorige Kampfleistung der "alten Dame". Der alternde Herbergsvater, er kann es noch. Die härteste Tür Berlins.
Was war denn da los?
Es waren fünf absolute Horrorminuten für Hertha. In der 25. Minute sollte Zeefuik seiner Mannschaft einen Bärendienst erweisen, als er bei einem Getümmel in Kölns Strafraum nicht nur zunächst Tim Lemperle umschubste, sondern dann Schiedsrichter Tobias Reichel keine andere Wahl ließ, als ihm die rote Karte zu zeigen. Nach ein paar Worten von Timo Hübers ließ sich der hitzige Niederländer zu einer leichten Kopfnuss hinreißen - und sein Team somit mutwillig in Stich.
Vier Minuten später verließ ein weiterer Herthaner das Feld. Kevin Sessa hatte sich bei einem Defensivsprint mutmaßlich eine Muskelverletzung zugezogen, es ging für ihn nicht weiter und Diego Demme nahm seinen Platz ein. Nicht einmal eine Minute später erspielte sich Köln einen Eckball, der unter anderem von zwei Herthanern ins eigene Tor gelenkt wurde.
Eine rote Karte, ein verletzungsbedingter Wechsel und der Eigentor-Ausgleich zum 1:1 - fünf so bittere Minuten haben wohl erst wenige andere Mannschaften erlebt.
Zählbares
- Trotz großer Anreiseschwierigkeiten (A2-Vollsperrung hinter Hannover) unterstützten beinahe 5.000 Auswärtsfans ihre Hertha-Mannschaft in Köln. Einige Anhänger mussten aufgrund der Verkehrsprobleme allerdings mitten auf der Fahrt umkehren.
- Hertha musste nach der roten Karte für Zeefuik ganze 95 Minuten in Unterzahl aushalten.
- Trotz der langen Überzahl gelang es Köln erst in der 112. Spielminute, den ersten Schuss direkt auf das Tor von Hertha-Keeper Tjark Ernst abzuschließen.
- Köln hatte aufgrund der Überzahlsituation durchschnittlich 61 Prozent Ballbesitz, konnte diesen aber lange Zeit gegen leidenschaftliche Berliner nicht nutzen
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb24, 04.12.2024, 21.45 Uhr