Albas Neuzugang Michael Kessens - Wertvoller als erwartet

In Paris spielte Michael Kessens zuletzt nur wenig - im Januar wechselte er dann zu den Baskeballern von Alba Berlin. Ein Wechsel, der überraschte, vielleicht sogar etwas ernüchterte – aber auf der Jagd nach den Playoffs dennoch wertvoll ist. Von Jakob Lobach
Die Tasse, die Michael Kessens am Mittwoch vom hölzernen Tresen des kleinen Cafes in Berlin-Mitte nimmt, sieht in seinen Händen sehr klein aus. Wirklich verwunderlich ist das nicht, schließlich gehen mit 2,06 Meter Körpergröße in aller Regel eben auch große Hände einher. Kurz darauf nimmt Kessens statt des gekonnt aufgeschäumten morgendlichen Kaffees einen Basketball in die Hände - unweit des Cafes, auf dem hölzernen Parkett der Trainingshalle von Alba Berlin.
Die Gedanken machen sich andere
Seit sechs Wochen geht Kessens dort mittlerweile tagtäglich seiner Arbeit nach. Im Januar kam er aus Paris zu Alba. In Berlin erweitert der 34-Jährige die Rotation unter den Körben. Ein Schlüssel ist hierbei – neben dem deutschen Pass des gebürtigen Schweizers – dessen Anpassungsfähigkeit. Die bewies Kessens in den vergangenen Jahren nicht nur von Bonn bis nach Paris, sie macht den Big Man auch für Alba wertvoller, als man es im ersten Moment erwarten könnte.
Schließlich klang die Verpflichtung des Centers am 10. Januar im besagten ersten Moment alles andere als außergewöhnlich. Ein Spieler, der in Deutschland bislang eher nicht auf dem Radar der absoluten Top-Teams aufgetaucht war? Ein Akteur, der zuletzt beim Euroleague-Klub Paris Basketball sportlich eigentlich keine Rolle mehr spielte? Und der noch dazu aufgrund der Wechselbestimmungen der Euroleague dort überhaupt nicht für Alba auflaufen darf? Im zuletzt Leid geprobten Umfeld von Alba Berlin hatte man sich eigentlich mehr erhofft.
Während Albas Fans diese Gedanken durchdachten, blieb Kessens selbst Mitte Januar nahezu überhaupt keine Zeit zum Denken. "Die ersten zehn Tage waren stressig", erinnert er sich mit dem dampfenden Kaffee vor sich, "ich hatte keine Wohnung, war im Hotel und mit der Mannschaft ging es innerhalb einer Woche nach Mailand und Lyon." Spielen durfte Kessens dort zwar nicht, dabei sein sollte er dennoch. "Du kommst an und sollst direkt voll mitmachen, willst das natürlich auch", sagt er, "aber das ist nicht einfach, weil alles neu und anders ist."

Ein innerer Konflikt vor dem Wechsel
Hinzukommt, dass Kessens sich bereits zuvor die Entscheidung für das besagte Neue nicht leicht gemacht hatte. Schließlich spielte er in der französischen Stadt der Liebe mit einer Handvoll enger Freunde zusammen. Ein Sextett um Kessens hatte 2023 erst mit Bonn die Champions League gewonnen und war anschließend gemeinsam nach Frankreich weitergezogen. Es folgte prompt der Gewinn des EuroCups und so der Einzug in die Euroleague. Und auch dort sorgen die Bonner Pariser angeführt von TJ Shorts mittlerweile für viel Furore.
Einige Pariser fielen bei diesem sportlichen Quantensprung allerdings weitestgehend aus der Rotation - darunter Kessens. "Schaue ich eher auf mich und gehe? Oder bleibe ich für die Mannschaft?" Das sei über Monate sein innerlicher Konflikt gewesen, erläutert Kessens. Am Ende ging er – wie bei solchen Wechseln üblich – von einem Tag auf den anderen. "Da kannst du nicht nochmal mit allen Essen gehen oder so", sagt der 34-Jährige.
In Berlin wurden nach Kessens Ankunft aus der einen großen Frage viele kleine. Die banalsten: Wie komme ich von meinem neuen Hotelzimmer in meine neue Trainingshalle? Was für Charaktere erwarten mich dort in der Kabine? Die noch wichtigeren, weil sportlichen: Wann stelle ich wo einen Block und wie punkte ich effizient? Wo positioniere ich mich, um welche Fehlwürfe welcher Mitspieler einzusammeln? Wie muss ich wann in der Defensive rotieren? "Jetzt nach sechs Wochen bin ich gefühlt wirklich da", sagt Kessens und ergänzt: "Das bockt!"
Körperlichkeit und Energie als Mehrwert
Bereits bevor Alba Mitte Februar in die zweieinhalbwöchige Länderspielpause ging, die am Freitagabend (18:30 Uhr) mit einem Auswärtsspiel bei Anadolu Efes Istanbul endet, wusste Kessens in seiner neuen Mannschaft und Rolle durchaus zu überzeugen. Beim Debüt gegen Heidelberg legte er nur acht Tage nach seiner Ankunft in Berlin prompt zehn Punkte auf und sammelte 14 Rebounds ein. Besonders fiel in seinen bisherigen fünf Spielen die kompromisslose Körperlichkeit auf, die er mit auf das Parkett und in Albas Spiel brachte.
Kessens ist keiner, der besonders elegant spielt. Aber in seinen bis dato im Schnitt zwölf Spielminuten stellte er gute Blöcke und verhinderte defensiv gegnerische Würfe. Er spielt immer hart und immer mit Energie, "etwas, das uns in dieser Saison durchaus gefehlt hat", wie Albas Nationalspieler Jonas Mattisseck attestiert. Und genauso ist auch Kessens Rolle bis zum Saisonende definiert: Er soll die anderen beiden Center, David McComarck und Yanni Wetzell, entlasten, wenn diese aus anstrengenden Euroleague-Wochen kommen, und allgemein die so wichtige deutsche Rotation auf dem Bundesliga-Parkett erweitern.
Alba braucht einen Playoff-Push
Dort muss Alba schließlich in den kommenden Wochen eine großangelegte Aufholjagd hinlegen. 13 BBL-Spiele bleiben Kessens und Kollegen noch, um sich von Platz elf in die Playoff-Ränge und dort möglichst weit nach oben zu spielen. "Wenn ich mir die Tabelle anschaue, ist noch alles drin", sagt Kessens, "aber wir dürfen jetzt auch nicht nach jedem Spiel auf die Tabelle gucken."
Schließlich würde den Berlinern dann jedes Mal aufs Neue auffallen, dass Siege auf nationalem Parkett vorerst nicht weniger, aber auch nicht mehr als Pflicht sind. Eine Pflicht, bei deren Erfüllung die Dienste von Michael Kessen für Alba wertvoll werden.
Sendung: rbb24, 27.02.2025
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