Steigende Energiekosten - Lübben bietet jetzt Räume zum Aufwärmen an
Wärme tanken und nicht allein sein: Die Stadt Lübben im Spreewald bietet ab sofort an sechs Orten Wärmeräume für Menschen an, die es sich in diesem Winter nicht leisten können, ihre Wohnung zu heizen. Daniel Friedrich hat sie besucht.
Ramona Oehmichen schenkt frisch gebrühten Tee ein. Für die Leiterin der Stadtbibliothek Lübben (Dahme-Spreewald) war es selbstverständlich, dass sich ihr Haus in diesen schweren Zeiten öffnet. Das Lesecafé ist zu einer der neuen "Wärmeinseln" der Stadt geworden. Ein Ort, der mehr sein soll als eine Stube zum Aufwärmen. "Das ist ein Raum, in dem man sich treffen kann, sich unterhalten kann", sagt sie. "Ein Raum, in dem man sich vielleicht auch mal zurückziehen kann, wenn die Wohnung kalt ist oder man sich zuhause einsam fühlt."
Auf dem Holzdielenboden stehen gemütliche Sofas, Sessel und Tische. Vor allem aber gibt es keinen warmen Raum - den jeder nutzen kann, einfach so, ohne Erklärung. "Keiner muss unten am Empfang sagen, warum er hier herkommt", so Ramona Oehmichen.
Auch Orte gegen Verunsicherung
Die Stadtbibliothek ist einer von insgesamt sechs Orten in Lübben, die jetzt sogenannte Wärmeinseln sind. "Kälte, Dunkelheit und gestiegene Energiepreise verunsichern Bürgerinnen und Bürger", heißt es auf der dazugehörigen Internetseite der Stadt [luebben.de]. "Lübben und örtliche soziale Einrichtungen möchten dem entgegenwirken."
"Ich denke, wenn jemand zuhause die Heizung runterdreht oder Orte zum Aufwärmen sucht, ist es auch die Aufgabe der Kommune, ein Angebot vorzuhalten - zu schauen, wo sich Menschen bei minus 10 Grad aufhalten können, wo auch irgendwie Service dabei ist", so Bürgermeister Jens Richter (CDU). Das Ziel der Stadt sei es dabei gewesen, die bestehende Infrastruktur zu nutzen. "Klassiker sind ja Bibliothek und Museum, wir haben aber auch viele freie Träger vor Ort, die sowieso ein offenes Haus haben." Er hoffe, dass Menschen, die in Not sind, diese Orte auch nutzen und dort eine Weile bleiben.
Die Öffnungszeiten der sechs Wärmeinseln sind unterschiedlich. Sie sollen auch noch angepasst werden - je nachdem, wie die Angebote angenommen werden.
Auch auf dem Dorf gibt es so eine "Insel". Im Ortsteil Radensdorf, rund sechs Kilometer entfernt vom Lübbener Stadtzentrum, findet immer donnerstags der Seniorentreff statt. "Es gibt hier in Radensdorf auch einen Block, in dem ältere Personen wohnen, die alleinstehend sind", so Ortsvorsteher Hans-Jörg Schacht, "und die wir auch gezielt ansprechen, dass sie teilnehmen können." Bei Kaffee, Kuchen und Spielen ist jeder eingeladen. Dass man sich hier kenne, sei in gewisser Weise Vor- und Nachteil zugleich. "Es ist mitunter schwierig, zu überzeugen - dass man sich nicht schämt, mit anderen Kontakt aufzunehmen", so der Ortsvorsteher. Er gehe aber davon aus, dass etwas Reden helfen kann.
Mehrere Wärmestuben in Brandenburg
Solche Orte zum Aufwärmen gibt es in vielen Städten Brandenburgs. Bereits seit Jahren bietet die Cottbuser Stadtmission im Straßencafé ihre Kältehilfe an [diakonie-nl.de]. Der Arbeitslosenverband (ALV) hat Wärmestuben in Brandenburg an der Havel, Herzberg und Bad Liebenwerda (Elbe-Elster), Forst (Spree-Neiße), Großräschen (Oberspreewald-Lausitz), Bestensee (Dahme-Spreewald), Zehdenick und Oranienburg (Oberhavel) sowie Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Die einzelnen Öffnungszeiten unterscheiden sich. Alle Infos stehen auf der Internetseite des Verbands [alv-brandenburg.org].
Die Stadt Guben (Spree-Neiße) hatte im Sommer wegen der hohen Energiepreise darüber nachgedacht, Wärmestuben einzurichten. Im Gespräch waren zu diesem Zeitpunkt Orte wie die Alte Färberei, das Volkshaus oder die Turnhallen der Schulen. Wie der aktuelle Stand der Planungen ist, konnte der rbb am Freitag von der Stadt nicht erfahren.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.12.2022, 14:40 Uhr