Mordprozess vor Frankfurter Landgericht - Angeklagter beschuldigt unbekannten Dritten als Täter

Di 10.01.23 | 17:50 Uhr
Am landgericht Frankfurt (Oder) hat ein Mordprozess begonnen. Der mutmaßliche Täter will es nicht gewesen sein. (Foto: rbb)
Video: rbb24 | 10.01.2023 | Bild: rbb

Mit vier Kopfschüssen aus nächster Nähe wurde im Mai 2022 ein Mann in Märkisch-Oderland getötet. War es ein Raubmord oder steckt vielleicht etwas ganz anderes dahinter? Das Frankfurter Landgericht sucht nach einem Tatmotiv.

Am Frankfurter Landgericht muss sich seit Dienstag ein 42 Jahre alter Mann wegen Mordes verantworten. Er soll im Mai vergangenes Jahres in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) einen 27 Jahre alten Mann umgebracht haben.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte sein Opfer unter einem Vorwand abgeholt haben und mit ihm in ein abgelegenes Waldstück gefahren sein. Dort soll er den 27-Jährigen mit mehreren Kopfschüssen aus kurzer Distanz getötet haben. Zusätzlich soll der 42-Jährige, wie Gerichtssprecherin Kathleen Labitzke dem rbb sagte, seinem Opfer ein Handy und 3.200 Euro in Bar abgenommen haben.

Angeklagter schwieg, ließ aber eine Erklärung verlesen

Der Angeklagte, der aus Jänickendorf im Landkreis Oder-Spree stammt, ist Jäger und wurde nach Angaben der Polizei bereits 2019 wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt. Zu Prozessauftakt schwieg er, ließ aber durch seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen, die allerdings mehr Fragen aufgeworfen, als Antworten gegeben hat.

Darin hieß es, dass der 42-Jährige immer wieder mit vermuteten Drogengeschäften des Opfers in Verbindung gebracht wurde. Ihm hätten mehrfach Männer einer Rockergang aufgelauert, so seine Darstellung, die von ihm Geld oder Infos über Drogengeschäfte wollten. Konkretes, worum es genau ging, ließ der Angeklagte vor Gericht nicht mitteilen.

Jedenfalls habe er sich in der Folge bemüßigt gefühlt, den angegebenen Sachverhalt mit dem späteren Opfer zu klären, hieß es in der Erklärung. Zu diesem Zweck habe der 42-Jährige das spätere Opfer in sein Auto gelockt. Geködert habe er ihn mit einem versprochenen Waffengeschäft. Er müsse nur in seinen Wagen steigen und dann würde der 42-Jährige ihn zu jemanden bringen, der ihm die gewünschte Waffe verkaufen könnte.

Auf dieses Angebot soll der 27-Jährige eingestiegen sein. Zusammen seien sie nach Darstellung des Angeklagten in ein abgelegenes Waldstück gefahren. Dort hätten sie dann seinen Angaben zufolge einen der Rocker getroffen, der zu den beiden in den Wagen gestiegen sei und den 27-Jährigen dann sofort erschossen habe. Im Anschluss sei der Rocker geflüchtet.

Der Angeklagte wollte demzufolge nichts mit dem Tod des 27-Jährigen zu tun gehabt haben. Aber warum habe er dann nicht die Behörden verständigt, wollte das Gericht wissen.

Sein Verteidiger begründete dies damit, dass der Angeklagte jegliches Vertrauen in Polizei und Staatsanwaltschaft verloren habe. Außerdem habe er unter Schock gestanden, als er realisierte, dass der 27-Jährige tot sei.

Er habe die Leiche dann nach eigenen Angaben aus dem Auto gezerrt und im Wald liegen gelassen. Er sei danach nach Hause und erst einmal eine Runde mit dem Hund gegangen, um herunterzukommen. Danach habe er das Auto gereinigt und die Waffe und das Handy des Opfers, die noch immer im Wagen waren, entsorgt. Anderthalb Monate später wurde der Mann dann festgenommen.

Opfer sei selbst kein unbeschriebenes Blatt

Das Opfer sei nach Angaben eines Zeugen selbst aber kein unbeschriebenes Blatt gewesen. Im Zeugenstand berichtete er von mutmaßlichen Drogengeschäften des 27-Jährigen. Zudem sei er wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft gewesen.

Das Verfahren am Frankfurter Landgericht wird am Freitag fortgesetzt. Insgesamt sind zwölf Verhandlungstermine angesetzt worden. Ein Urteil soll voraussichtlich Ende Februar gesprochen werden.

Sendung: rbb24, 10.01.2023, 16:00 Uhr

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