Bürgermeister-Wahl - Parteiloser Kandidat setzt sich in Seelow klar gegen AfD-Bewerber durch

Mo 28.08.23 | 13:50 Uhr
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Robert Nitz (parteilos) (Quelle: Christopher Hoffmann)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 27.08.2023 | Martin Krauss | Bild: Christopher Hoffmann

Der parteilose Kandidat Robert Nitz wird Bürgermeister in Seelow (Märkisch-Oderland). Er erhielt bei der Wahl am Sonntag deutlich mehr Stimmen als der Bewerber von der AfD. Die Amtsgeschäfte leitet Nitz bereits.

Robert Nitz hat die Bürgermeisterwahl in Seelow (Märkisch-Oderland) gewonnen. Der parteilose Kandidat, der in der Stadtverordnetenversammlung von den Fraktionen Linke, SPD und Heimat-Kultur-Sport/CDU/FDP unterstützt wurde, erhielt am Sonntag laut dem vorläufigen Ergebnis 68,5 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Für seinen Gegenkandidaten, Falk Janke von der AfD, stimmten 31,5 Prozent der Wähler. Weitere Bewerber um das Bürgermeisteramt gab es nicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,8 Prozent.

Vorgänger starb überraschend

Die Wahl wurde notwendig, weil Bürgermeister Jörg Schröder im April überraschend starb. Seitdem leitet Nitz als stellvertretender Bürgermeister von Seelow die Amtsgeschäfte. Der 34 Jahre alte Verwaltungsfachwirt ist seit 2017 in der Stadtverwaltung.

Er sei als parteiloser Kandidat angetreten, weil er sich "derzeit mit keiner Partei zu 100 Prozent identifiziere", sagte Nitz am Sonntagabend in der Sendung rbb24 Brandenburg aktuell. Er wolle aber mit den Parteien zusammenarbeiten.

Nitz nennt das Schulbauprogramm als sein wichtigstes Ziel. Er will auch die Kriminalitätsrate gering halten und bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Gegenkandidat Janke, der AfD-Fraktionschef in der Stadtverordnetenversammlung ist, setzte sich im Wahlkampf für einen Stopp des Zuzugs von Migranten, den Erhalt des Krankenhauses und sichere Schulen ein. Den Vorwurf rechtsextremer Tendenzen wies er zurück. Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hatte Janke beim Wahlkampfabschluss unterstützt.

Der Verfassungsschutz beobachtet die AfD Brandenburg seit 2020 als rechtsextremistischen Verdachtsfall. Die AfD hält die Einstufung für falsch.

Landrat: "Ergebnis spricht für die Menschen in Brandenburg"

Der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD) reagierte erleichtert auf den Wahlausgang in Seelow. Für ihn sei das ein wichtiges Ergebnis, sagte Landrat Schmidt: "Die gesamte AfD-Bundesprominenz war hier und hat versucht den Kommunal-Wahlkampf auf die Bundesebene zu ziehen." Es gebe "Vorurteile in Berlin und in berlin-nahen Bereichen über die Menschen" in der Region. "Und dieses Wahlergebnis spricht für die Menschen in Brandenburg und im ländlichen Raum. Das Ergebnis sagt ganz klar, was die Menschen wollen."

Brandenburgs CDU-Chef Jan Redmann erklärte, dass es " für die Seelower bei der Wahl offensichtlich im Vordergrund stand, wer in den nächsten Jahren ihre Gemeinde möglichst erfolgreich führen kann, wer also in der Lage ist, auch für Wirtschaftsansiedlungen zu sorgen, dafür zu sorgen, dass bessere Arbeitsplätze entstehen, auch der die Verwaltung auf Vordermann bringen kann, wer da die bessere Kompetenz hat".

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Sendung: Antenne Brandenburg, 28.08.2023, 07:00 Uhr

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118 Kommentare

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  1. 118.

    Danke Seelow. Mein Glaube an den Verstand der Menschen ist wieder hergestellt. Das nicht alles gut läuft in Deutschland ist richtig... ..aber die AFD ist niemals die Antwort darauf......

  2. 117.

    Eine Wahlbeteiligung von fast 70% ist schon außergewöhnlich hoch für so eine ostdeutsche Kommunalwahl.

    Die wollten echt keinen AfD Bürgermeister.

  3. 116.

    Ich denke, es sollten generell parteilose Kandidaten gegen die Afd antreten, da diese meiner Meinung nach die besten Chancen haben zu gewinnen, da diese freier entscheiden können

  4. 115.

    Fall's das missverstanden wurde, ich wollte eher die Euphorie der neuen Rechten bremsen, eine weitere Gemeinde mit Stimmanteilen (angeblich) erreicht zu haben...

  5. 114.

    Gegen 15:00 war von ca. 40% die Rede mit dem Hinweis das ca. 900 also >20% der Wähler Briefwahlunterlagen bekommen haben. Da kann man von hohem Rücklauf ausgehen und somit war gegen 15:00 keineswegs von geringer Beteiligung auszugehen sondern schon ein Wert über 65% erwartbar. Deshalb wurde in der Meldung auch kein "sehr gering" sondern nur Zahlen beschrieben.

  6. 113.

    Das ist ja noch mal gut gegangen, dank besonnener Mitmenschen!

  7. 112.

    Das ist ja noch mal gut gegangen, dank besonnener Mitmenschen!

  8. 111.

    Ihre verächtliche Einstellung gegenüber kleineren Gemeinden ist unerträglich.

  9. 109.

    894 haben im Briefumschlag gewählt. Die Stadt selbst informiert exakt.
    Habe ich auch mal wegen Urlaub gemacht. Wenn es geht ziehe ich aber auch den Besuch im Wahllokal vor. Hat für mich schon etwas feierliches, sich wenn auch nur passiv an der Demokratie zu beteiligen.

    Pflegefälle, ältere Menschen, jüngere die lieber im Urlaub sind oder den Kater vom Samstagabend ausschlafen wollen, könnte ich mir gut vorstellen. Diejenigen die wissen in der Erntezeit kann auch der Sonntag schon mal Arbeit bedeuten.
    Sonntag ist auf dem Lande ja für einige eh Arbeitstag und wenn es nur beim Kumpel/Nachbar helfen ist.

  10. 108.

    Vielleicht sind „rechtsextreme Wähler“ Wähler, die einer rechtsextremen Ideologie anhängen?

  11. 107.

    @Sheela, zu ihrer Information: Seelow ist kein Dorf. Nach diesem Wahlabend bin ich froh und glücklich, hier leben zu dürfen. Vor allem, dass die Mehrheit der Seelower eben NICHT rechts ist! Danke

  12. 106.

    Rechtsextreme Wähler. Was für ein Unsinn. Erklären Sie doch mal den Begriff. Aber bitte nicht abschreiben, sondern aus Ihrem eigenen Kenntnisstand.

  13. 105.

    "Da der verdiente Sieger parteilos ist, existiert für ihn keine Brandmauer. Eine Demokratie muss mit allen Seiten umgehen können. Sei es links oder rechts."

    Aber nicht rechtsextrem.

    "Wenn man 50 % der Bevölkerung und deren gewählte Vertreter links oder rechts liegen lässt, dann braucht man sich am Ende nicht beschweren, wenn in naher Zeit eine Seite auf einmal über 50 % der Stimmen bekommt, dann hat man das mit zu verantworten! "

    Wie kommen sie auf 50 %? Der rechtsextreme kandidat kommt auf 31,5 % ggü. 68,5 % trotz prominenter Unterstützung für den rechtsextremen Kandidaten.

  14. 104.

    Bei ner Wahlbeteiligung von 67,8 % relativiert sich doch der Anteil, zumal die hardcore Rechten mit Sicherheit alle ihre Stimme abgegeben haben.

  15. 103.

    Ein sehr guter Tag für Seelow. Die Bedeutung für Deutschland wollen wir wirklich mal nicht zu hoch hängen. Auch wenn es Seelow ist, so ist dies doch überschaubar.
    Aber ein klares Statement der Seelower Bürger, dass sie weiterhin auf eine positive Entwicklung ihrer Stadt setzen und nicht Rückschritt gewählt haben.
    Sie kennen Seelow offensichtlich nicht. Eine Stadt die sich seit der Wende quasi kontinuierlich nach vorn entwickelt hat und das ohne wirtschaftlichen Leuchtturm.
    Bis Ende der 90er hatte ich die Ehre dies selbst genießen zu dürfen, seitdem nur noch als Beobachter.
    Die Nachwendezeit in Seelow war einfach geil, wenn man das so sagen darf.
    Stabile Bevölkerungsentwicklung mit nachhaltiger Altersstruktur und dazu passende Angebote für Wohnen, Kultur, Infrastruktur geben ein eindeutig positives Gesamtbild.
    Und Hr. Nitz war in den letzten Jahren ein Teil dieser Entwicklung und wird dies nun mindestens genau so gut wie seine Vorgänger fortführen.

  16. 102.

    Das Briefwahlergebnis ist lt. MOZ schon ganz schön verschieden vom direkten Abstimmungsergebnis (die Anzahl der Briefwahlstimmen steht aber nicht dabei):
    "Robert Nitz (34, parteilos) hat auch bei den Briefwählern gegen Falk Janke (60, AfD) die Wahl gewonnen. Nitz kommt auf 80,4 Prozent der Stimmen, Janke auf 19,6 Prozent."
    Aber auch ganz ohne Briefwahl wäre es eindeutig ein Sieg gewesen. Wer macht eigentlich typischerweise Briefwahl? Habe ich noch nie gemacht.

  17. 100.

    Es scheint aber in Seelow rund 1/3 rechtsextreme Wähler zu geben. Das gibt Ihnen nicht zu denken?

  18. 99.

    Ja, es gibt viel zu tun in der Demokratie.
    Man kann und sollte sich zumindest in die kommunale Politik einbringen bzw. beteiligen, wenn man schon da oben nicht will. Besser als rumjammern und den Populisten und Nazis auf dem Leim gehen. War ja alles schon mal vor ca. 90 Jahren mit schlimmen Folgen da.
    Mein Fazit zur BM-Wahl in Seelow: Ich bin sehr zufrieden !