Klimaneutrale Stahlproduktion - Stahlwerk in Eisenhüttenstadt startet Pilotprojekt für Erzeugung von Wasserstoff

Mi 05.04.23 | 17:18 Uhr
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Archivbild: Ein Mitarbeiter der ArcelorMittal Eisenhuettenstadt GmbH steht im Warmwalzwerk und schaut auf die Fertigungsstrasse fuer Flachstahl. (Quelle: dpa/T. Trutschel)
Audio: Antenne Brandenburg | 05.04.2023 | Felicitas Montag | Bild: dpa/T. Trutschel

Das Stahlwerk in Eisenhüttenstadt soll künftig klimaneutral werden. Der Konzern ArcerlorMittal hat nun die Pläne für eine Elektrolyse-Pilotanlage präsentiert. Doch die volle Umstellung auf grünen Strom und Wasserstoff soll noch Jahrzehnte dauern.

Der Stahlkonzern ArcelorMittal unternimmt am Standort Eisenhüttenstadt (Landkreis Oder-Spree) weitere Schritte in Richtung einer klimaneutralen Stahlherstellung. Auf dem Werksgelände sollen nun gemeinsam mit Partnern eine Elektrolyseanlage und eine Wasserstofftankstelle errichtet werden. Am Mittwoch erfolgte der symbolische Start für den Aufbau des Projekts. Das Land Brandenburg fördert das Vorhaben mit 5,1 Millionen Euro.

Die Elektrolyse ist die am weitesten entwickelte Technologie, um Wasserstoff im großindustriellen Maßstab herzustellen. Wasser wird dabei mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten.

Stahlwerk soll bis 2050 klimaneutral werden

"Erstmal geht es hauptsächlich darum, die Technologie auszutesten und Erkenntnisse zu gewinnen über die Effizienz", sagte Reiner Blaschek, Deutschland-Chef von ArcelorMittal, dem rbb. Der Fokus liege auf die Herstellung von Wasserstoff für die Stahlproduktion, doch der dafür eingesetzte Strom sei derzeit noch nicht grün. Blaschek erwarte von der Bundesregierung, dass sie den Ausbau von erneuerbaren Energien beschleunigt.

Der Konzern will nach eigenen Angaben bis 2050 in Eisenhüttenstadt Stahl klimaneutral herstellen. Dafür ist zunächst eine elektrische Schrottschmelz-Anlage geplant, die in einer späteren Phase mit einer mit grünem Wasserstoff betriebenen Direktreduktionsanlage kombiniert wird. Bis 2030 wolle ArcerlorMittal seine CO2-Emissionen in Europa im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent reduzieren.

Von links nach rechts: Alexander Picco, CEO Mc Phy; Lars Röntzsch, BTU Cottbus; Jörg Steinbach, Brandenburgs Wirtschaftsminister (SPD); Reiner Blaschek, CEO Arcelor Mittal Germany
Vorstellung der Elektrolyse-Pilotanlage in Eisenhüttenstadt | Bild: rbb/Felicitas Montag

Elektrolyseanlage soll ab 2024 Wasserstoff erzeugen

Die Elektrolyseure der geplanten Anlage werden vom kommenden Jahr an Wasserstoff für den Einsatz in der Stahlproduktion herstellen. Die zwei Elektrolyseure sollen eine Leistung von je einem Megawatt haben. Kooperationspartner sind demnach der Energieversorger Vulkan Energiewirtschaft Oderbrücke und McPhy Energy, ein französischer Spezialist für Anlagen zur Herstellung und Distribution von Wasserstoff. Die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus begleitet das Projekt aus wissenschaftlicher Perspektive.

Nach Angaben des Stahlunternehmens wird der Wasserstoff zunächst im Kaltwalzwerk verwendet. An der Wasserstofftankstelle sollen Gabelstapler oder Sattelzüge mit einem Teil des erzeugten Wasserstoffs betankt werden. Der bei der Elektrolyse ebenfalls erzeugte Sauerstoff soll vor Ort in der Produktion wiederverwendet werden, zum Beispiel im Warmwalzwerk.

Wirtschaftsminister Steinbach: Projekt gibt Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive

Für Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ist das Projekt wegweisend: "Bisher haben wir immer darüber gesprochen, und jetzt werden tatsächlich Anlagen installiert, jetzt werden welche in Betrieb genommen und das macht es auch für die Menschen anfassbarer", sagte Steinbach am Mittwoch dem rbb. Das Projekt gebe den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Motivation, dass der Standort auch in einer dekarbonisierten Welt eine Perspektive habe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.04.2023, 13:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Sicherlich wird nach Ablösung des C als Reduktionsmittel weniger Energie im Hüttenwerk selbst erzeugt und muss von außen zugeführt werden. Andererseits dürfte einiges an Verbrauch wegfallen. Gebläse für den Hochofen z.B. und wenn der H2 vor Ort elektrolytisch erzeugt wird auch einiges an Strom für den Luftzerleger zur O2 Gewinnung eingespart.
    Um die weiteren Schritte der Transformation geht es in diesem Artikel nicht.
    Wer das genauer wissen will, liest nicht bei rbb 24 die Kommentare sondern bei denen die es machen, die entsprechenden Darstellungen, Publikationen und Pläne.
    Alle drei relevanten Stahlproduzenten in DEU machen recht gute Öffentlichkeitsarbeit.

  2. 21.

    Ein schwedisches Unternehmen ist da schon entschieden weiter. Lesen Sie mal über den VOLVO-Elektro-LKW u. a.

  3. 20.

    Erst vor kurzem las man hier in den Kommentaren, dass Stahlherstellung ohne Kohle unmöglich sei. Tja.

  4. 19.

    „ Die geringe Leistung der Anlagen deutet eher auf einen Versuch hin.“
    Es wäre wirklich von Vorteil, den Beitrag vorher zu lesen, bevor man solche schlauen Worte von sich gibt!

  5. 18.

    „ Die/eine bloße Kommentierung/Bewertung ist in dieser „Gehaltsgruppe“ zu wenig und eher Talkshows vorbehalten.“
    Ihre Selbstkritik beeindruckt mich jetzt …

  6. 17.

    Ich finde es gut, dass Fachleute klimatechnisch etwas unternehmen, auch wenn es nur erste Pilotprojekte sind.
    Man kann natürlich auch als Alte Eule geräuschvoll durch diesen Blätterwald segeln und UHU rufen!

  7. 16.

    Nur daß ohne Hochofen auch von dort kein Gas mehr kommen wird. Deshalb hat VEO noch große Vorbereitung getroffen, um zunächst mit Erdgas zu arbeiten.
    Es wird wohl sehr schwer werden, Kohle und Stahl zu trennen. Oder man macht nur auf Elektrostahlwerk, ohne Roheisen, und behauptet ähnlich wie viele andere, nur „grünen“ Strom zu verwenden.
    Vielleicht gibt’s auch schon genug Schrott, um auf weitere Roheisenproduktion verzichten zu können. Etwas wird aber gewiss immer benötigt, um unerwünschte Elemente in der Schmelze durch Verdünnung zu eliminieren.

  8. 15.

    "Das Land Brandenburg fördert das Vorhaben mit 5,1 Millionen Euro."
    Bei >50% Förderquote darf das Land doch wohl zu Recht ein wenig mitfeiern.
    Soll die Politik etwa selbst machen? Das ging bislang meist schief.
    Ich dachte nicht dass Sie einer sind der die Verstaatlichung von allem möglichen fordert?

  9. 14.

    Genau dass habe ich doch geschrieben. VEO als Energiedienstleister vorrangig für den Standort AMEH und die Stadtwerke EH liefern den Strom aus ihrem eigenen Kraftwerk bzw. wenn es nicht reicht dem 50Hertz Netz.
    Die 56 MW passen nicht zu den 930GWh Strom die VEO jährlich erzeugt. Auch nicht bei 365/24 mit 100% Leistung.
    Die 2 MW sind <2 % der jährlichen VEO Stromproduktion. Ein Teil des Stroms wird frei wenn AMEH demnächst vollständig auf LED-Beleuchtung umstellt und weitere Einsparungen findet.
    Energienutzung der Gichtgase ist übrigens kein Nebenprodukt sondern wichtige Stütze der Energieversorgung eines Hüttenwerkes. Mit eigener Kokerei kann ein Hüttenwerk sogar Strom ins Netz einspeisen.
    In der 50 Hertz Regelzone liegen wir bereits bei 65% EE.
    Die Diskussion über die exakte Gleichzeitigkeit von EE-Erzeugung und Verbrauch ist derzeit völlig unsinnig, weil ein Übergang von jetzt auf morgen technisch nicht möglich ist. Daher ist dies immer ein gleitender Prozess über viele Jahre.

  10. 13.

    VEO hat doch kein normales Kraftwerk. In der Übersicht wohl die kleinste Energieversorgung mit 56 MW für Regionale Versorgung in Eisenhüttenstadt verwendet. Das ist nur ein Nebenprodukt um die im Stahlwerk anfallenden Gichtgase nicht ungenutzt in die Luft zu pusten. Ein Hinweis zur Größenordnung, RWE in Hamm hat 1530 MW. Ob VEO selbst für den Modellversuch die 2 MW beisteuert, habe ich dem RBB Beitrag nicht entnommen. Vermutlich werden sie dem üblichen Stromnetz entnommen. Das hat zur Zeit einen EE Anteil von knapp der Hälfte des Gesamtstromes. Wenn EE auch wirklich da ist wenn der Verbraucher es nutzen will. (Stichwort Zappelstrom). Tatsächlich ist Anteil von Treibhausgasen im Energiesektor in der Ampel-Regierungszeit gestiegen. Dazu trug ein vermehrter Einsatz vor allem von Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung und natürlich Die Abschaltung der Atomenergie bei.

  11. 12.

    Herr Steinbach moderiert was andere machen? Hm?

  12. 11.

    "Die geringe Leistung der Anlagen deutet eher auf einen Versuch hin."
    Für jemanden der des Lesens mächtig ist, ist das eine nahezu weltbewegende Erkenntnis.

    "Erstmal geht es hauptsächlich darum, die Technologie auszutesten und Erkenntnisse zu gewinnen über die Effizienz", sagte Reiner Blaschek, Deutschland-Chef von ArcelorMittal, dem rbb.

  13. 10.

    Welche Slogans meinen Sie denn?
    Dass man bis 2050 klimaneutral sein möchte und dass man mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren sehen möchte.
    Im Artikel wird überhaupt nix bunt oder nur grün gewaschen.
    Das sind schon realistische Szenarien mit max. 27 Jahren. Das ganze Werk und die Stadt hat man schneller gebaut. Allerdings wurde damals sicher weniger gezweifelt und lamentiert, sondern gemacht.
    Die Menschen bei AMEH sind auch nicht doof, die wissen schon was geht und was nicht.

  14. 9.

    Ziemlich sicher das eigene Kraftwerk bzw. das der VEO.
    Ein halbwegs modernes Hüttenwerk hat auch ein eigenes Kraftwerk in dem die Gichtgase aus dem Hochofen und das Konvertergas aus dem Stahlwerk verstromt und erwärmt werden. Kokerei gibt es in EH nicht sonst wäre auch noch Dampf aus der Kokerei eine Quelle.
    Und wenn da nix oder zu wenig kommt, kommt der Strom aus dem 50Hertz Umspannwerk also aus dem 50Hertz Netz. Im Jahresschnitt also ca. 65% aus erneuerbarer Energiequelle.

  15. 8.

    Der Strom kommt hauptsächlich von WKA die hoffentlich bald gebaut werden.
    Den "Widerständlern" die in Sichtweite ihrer Bergkuppe keine WKA haben wollen würde ich den Strom abschalten.

  16. 7.

    WIE wird der für die Elektrolyse verwendetete Strom erzeugt?

  17. 6.

    Welches Netzwerk des Herrn Steinbach kann man denn bemühen, damit er dabei hilft Stahlkäufer zu finden? Die/eine bloße Kommentierung/Bewertung ist in dieser „Gehaltsgruppe“ zu wenig und eher Talkshows vorbehalten.

  18. 5.

    Dass ein Stahlwerk jetzt Wasserstoff herstellt, erinnert mich an Rainald Grebe, wo er seinen Tankwart zitiert: "Seit ich Wurst verkaufe mach ich wieder Gewinn...."
    Die geringe Leistung der Anlagen deutet eher auf einen Versuch hin. Interessant wäre, wenn man gefragt hätte, wieviele dieser Anlagen für eine ernstzunehmende Stahlproduktion nötig sind.
    Und dann braucht man ja noch ein Elektrostahlwerk, denn der Konverter kann Eisenschwamm nicht verarbeiten bzw. ist dafür nicht nötig.

  19. 4.

    Interessantes Projekt. Eine Frage hätte ich doch, wer liefert den Strom für die Elektrolyse?

  20. 3.

    Mein Lieblingswort: Pilotprojekt ;-)
    Gäbe es auch Millionen vom Staat, wenn es anders benannt wird?

    Hieß es früher nicht: Investion ins Unternehmen / Investition in die Zukunft / Investition zum Überleben des Unternehmens?

  21. 2.

    Klasse, der absolut richtige Schritt, um einen Hochenergieverbraucher umzustellen. Hoffentlich gibt's bald mehr davon.

  22. 1.

    Klimaneutrale Stahlproduktion ist es nur, wenn die Rohstoffe klimaneutral gefördert und transportiert werden und der Wasserstoff mit 100% grünem Strom hergestellt wird. Allein bei diesen drei Voraussetzungen habe ich schon arge Zweifel. Gut ist, dass man Emmissionsverringerung anstrebt. Selbstbetrug und Greenwashing sind allerdings nicht gut. Bei all dem sollte man ehrlich bleiben und nicht mit werbe- und öffentlichkeitswirksamen, aber falschen, Slogans herumposaunen.

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