Prignitz - Geplante Biomethananlage in Karstädt weiter in der Kritik
Der Ölkonzern Shell will in Karstädt eine Biomethananlage bauen. Seit Monaten gibt es dagegen Kritik. Eine Sondersitzung sollte nun zur Verständigung beitragen.
Eine geplante Biomethananlage in Karstädt in der Prignitz ist weiter erheblich in der Kritik. Auch eine Sondersitzung der Gemeindevertreter am Donnerstagabend in Karstädt brachte keine Verständigung zwischen Anwohnern, der Gemeindeverwaltung, den Kommunalpolitikern und dem Investor Shell.
Der Ölkonzern will an der Autobahn 14 künftig täglich bis zu 1.600 Tonnen Gülle und Mist zu Biomethan verarbeiten. Es soll in eine nahegelegene Gasleitung eingespeist und später im Ruhrgebiet zu Flüssiggas für den Lkw-Verkehr weiterverarbeitet werden.
Geruchsbelästigung und viel Verkehr befürchtet
Viele der rund 250 anwesenden Einwohner kritisierten bei der Sondersitzung erneut, dass in der Region nicht ausreichend Rohstoffe für die Produktion zur Verfügung stehen würden. So müssten Gülle und Mist über weite Wege nach Karstädt transportiert werden, sagte etwa Anwohner Tino Schulz aus dem Karstädter Gemeindeteil Semlin. "Das passt nicht hierher. Wenn wir hier die Hochburg der Massentierhaltung wären, dann wäre das eine ganz andere Geschichte", so der Karstädter. Außerdem fürchten die Anwohner Geruchsbelästigungen, zusätzlichen Verkehr von bis zu 90 Lkw pro Tag und Sicherheitsrisiken für den Ort.
Die Biomethananlage soll direkt an der Autobahnabfahrt Karstädt entstehen auf einer Fläche von rund 18 Hektar. Nach den Vorplanungen sollen auf dem Gebiet bis zu 16 große Gärkuppeln, sogenannte Fermenter, errichtet werden. Vertreter des Ölkonzerns kündigten auf der Sitzung in Karstädt aber an, dass voraussichtlich nicht mehr so viele Gärkuppeln benötigt würden.
Runder Tisch sollte Lösung bringen
Auf Vorschlag der Gemeindevertretung sollte ein runder Tisch gebildet werden, um im Streit Lösungen zu erarbeiten. Daran sollten Vertreter der Gemeindeverwaltung, Kommunalpolitiker, aber auch Einwohner und der Investor teilnehmen. Die Karstädter Bürgerinitiative gegen die Biomethananlage lehnte aber eine Teilnahme ab. Man werde nicht mit Shell reden, hieß es zur Begründung. Außerdem würde in der Initiative die Expertise fehlen, um das Projekt weiterentwickeln zu können. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Wolfgang Franzki (CDU), äußerte im rbb-Interview sein Bedauern über die Ablehnung.
Die Gemeindevertreter wollen nun auf ihrer nächsten Sitzung am 12. Oktober entscheiden, ob das Projekt weiter geplant oder gestoppt wird.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.07.2023, 19:30 Uhr