Flüchtlingsunterkunft - Berliner Finanzverwaltung lehnt Kauf von früherem Hotel ab

Di 03.12.24 | 23:06 Uhr
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Archivbild: 07.11.2024, Berlin: Das frühere City Hotel Berlin East in der Landsberger Straße 203.(Quelle:dpa/M.Lenhardt)
Bild: dpa/M.Lenhardt

Die Senatsverwaltung für Finanzen lehnt einen Ankauf des ehemaligen City Hotel Berlin East, in dem rund 1.200 Geflüchtete untergebracht werden sollen, ab. Das geht aus einem Bericht an das Abgeordnetenhaus hervor, der dem rbb vorliegt.

Damit kommt die Finanzverwaltung zu einem anderen Schluss als die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die den Ankauf des Gebäudekomplexes an der Landsberger Allee vorgeschlagen hatte. Das sei wirtschaftlicher als die Anmietung, hieß es in einem Gutachten für die Sozialverwaltung. Der finanzielle Vorteil der Kauf-Option liege bei rund 38 Millionen Euro, so die BIM.

Der Ankauf, den die landeseigene Berlinovo durchführen sollte, erfuhr Zustimmung über die Parteigrenzen hinweg: Sowohl Linke als auch CDU sprachen sich für den Kauf aus, weil das Gebäude langfristig auch für landeseigene Wohnungen, etwa für Studierende oder Beschäftigte des Landes, genutzt werden könne.

Finanzverwaltung verweist auf Kosten für Sanierung und Umbau

Dem widerspricht nun aber die Finanzverwaltung: Der Verkehrswert des Ex-Hotels liege deutlich unter dem Kaufpreis, der vereinbart wurde. Zudem müssten weitere Kosten hinzugerechnet werden, etwa für eine Komplettsanierung nach dem Auszug der Geflüchteten und für den Umbau in vollwertige Wohnungen. All das ließe sich nicht wirtschaftlich darstellen, so die Finanzverwaltung. Geld für einen Ankauf stehe außerdem auch gar nicht zur Verfügung. Die BIM hatte in ihrem Gutachten allerdings auch darauf hingewiesen, nicht sämtliche Kostenfaktoren berücksichtigt zu habe.

Das ehemalige Hotel wird aktuell zur Großunterkunft für Geflüchtete hergerichtet, die ersten Bewohner sind bereits eingezogen. Im Mietvertrag wurde eine Absichtserklärung festgehalten, wonach das Land Berlin bis Ende Juni 2025 eine exklusive Kaufoption für das Objekt erhält. Die Gesamtkosten für Anmietung und Umbau zur Flüchtlingsunterkunft belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro.

Kritik von der Linken

Kritik an der Position der Finanzverwaltung übt der Linke-Haushaltspolitiker Sebastian Schlüsselburg: "Dieser Bericht erweckt den Eindruck, dass die Finanzverwaltung bei dem Ankauf kalte Füße bekommen hat und die Zahlen nachträglich schlecht gerechnet hat", sagte er dem rbb.

Es könne nicht sein, "dass private Eigentümer die Notlage bei der Flüchtlingsunterbringung schamlos ausnutzen und sich ihre Taschen mit Steuergeldern vollstopfen. Solche Gebäude brauchen wir auf Dauer dringend für bezahlbare Wohnungen für Azubis und Studenten", so Schlüsselburg.

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15 Kommentare

  1. 15.

    Nun, was haben Sie für eine Erklärung, dass die Geflüchteten aus fernen Ländern fast auschließlich hierzulande ihre Zuflucht finden wollen, obwohl das Land angeblich ca, 30% rechtextremistisch, sprich ausländerfeinlich eingestellt sein soll.
    Die Ukrainer haben zunächst Zuflucht in den Nachbarländern gesucht, als die Kapazitäten ausgeschäpft waren dann kamen sie nach Deutschland..

  2. 14.

    Richtig! Deswegen wäre eine Flüchtlingsunterkunft auf dem Helmholtzplatz und in Dahlem ein Zeichen der Solidarität zwischen Wohlhabenden und den Ärmsten der Gesellschaft.

  3. 13.

    Immer wieder versuchen Rechtsextremisten die Ärmsten der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen.

    So durchschaubar wie widerwärtig.

    Dieses "Geflüchtetenströme nach Deutschland geleitet werden" ist ein rechtsextremes Narrativ und Verschwörungsgeschwurbel aka "der große Austausch".

  4. 12.

    Abriss und Bau bezahlbarer Wohnungen. Die urbane Stadtplanung kann sich nicht ausschließlich an Geflüchteten und deren Bedürfnissen orientieren. Die gesellschaftliche Situation in Berlin ist mittlerweile kurz vor dem Kollaps. Wie lange sollen eigentlich noch Geflüchtetenströme nach Deutschland geleitet werden, ohne ein ansatzweise schlüssiges Konzept zu haben? Keine Klärung des Aufenthaltsstatus, keine Papiere, keine Arbeitserlaubnis und keine Papiere für die Wohnungssuche. Von wegen Integration… Eine Schande, was hier läuft, und jeden Monat kommen tausende weiterer Menschen nach Deutschland.

  5. 11.

    Man sieht, dass Sie offenbar nie unter der aktuellen Lage studiert haben. Das Bafög in der aktuellen Form ist so nicht mehr zeitgemäß, aber nur, weil die Inflationsanpassungen nicht automatisch mit berechnet werden. Somit passiert es regelmäßig, dass Studierende unter dem Existenzminimum leben, weil oft mehr als die Hälfte des Bafögs für Wohnraum drauf geht. Die meisten Studierenden müssen neben ihrem Vollzeitstudium arbeiten, um überhaupt über die Runden zu kommen. Die Hinzuverdienstgrenze beim Bafög liegt bei dem, was monatlich einem Minijob entspricht.

    Sie wollen daran was ändern? Bringen Sie Unternehmen bei, Studiengänge als eine duale Studienausbildung anzubieten, so dass Arbeiten und Studium zusammen passt. Solange das nicht flächendeckend passiert und nicht in allen Studienbereichen möglich ist, brauchen wir genau diese Art der Förderung.

  6. 10.

    100% agree ! Bafög in der heutigen Form halte ich zwar für antiquiert, das sollte eher über ("richtige") Arbeit, als über Darlehen oder Benefits geregelt werden, aber die Wohnraumpriorisierung mutet derzeit eher "krank" an. Geflüchtete in Neubauerstbezügen und Azubi´s auf der Straße... da passt was nicht zusammen.

    Selbst wenn weil jemand nix kann ne Stunde Arbeit anfangs nur einen Cent wert wäre (nach ner Woche Einarbeitung dann bereits 5 Cent ?) , so hätte ich diesen Cent gern !

    Chillen / Trägheit finde ich bedenklich, da sollte man das Fordern mal fokussieren. Im Innenring gern prio auf Geringverdiener/Azubi´s wobei da die Betriebe auch in die verantwortung zu nehmen wären.

    Studium ? Geisteswissenschaften scheinen mir jederzeit mobil auch dorthin verlegbar, wo Wohnraum nicht ganz so knapp ist. Würde ich ohnehin ausschließlich Dual (mit Handwerkskills) anbieten.

  7. 9.

    Sebastian Schüsselburg sollte erst einmal die Gutachten lesen und verstehen. Die BIM selbst sagt, dass diese in ihrem Gutachten nicht sämtliche Kostenfaktoren berücksichtigt habe. Und Geld für einen derart unsinnigen Ankauf ist auch nicht da. Es wurden gerade erst 3.000.000.000 EUR im Etat wegen Nicht-Deckung gestrichen.

  8. 8.

    Kauf dieser Bestandsimmobilie in Innenstadtlage ist die falsche Wahl und viel zu teuer. Dann lieber am Rand von Berlin neu bauen. Es gibt sehr viele Freiflächen im Norden Berlins z.B. in Blankenfelde oder Lübars und auch im Süden in Bohnsdorf oder Grünau ist noch einiges an bebaubarer Fläche.

  9. 7.

    Perspektivisch ist hier eher die zeitnahe Schaffung von Wohnraum für Azubis und Studierende sinnvoll.
    Förderung von Ausbildung und Studium sind für die Zukunft der Wirtschaft immer zielführend.

  10. 6.

    Die Vorteile eines Ankaufs sind Milchmädchenrechnungen.

    Eigentlich ein Unding, aber wenn diort drei Jahre oder länger Geflüchtete gewohnt haben, dann ist das Ding abbruchreif, anstatt, was man bei der Kombi reichlich zeit der Bewohner und reichlich Sozialgeld, das jedem einzelnen dort durch Steuerzahler zufließt, sich die Substanz des Gebäudes verbessern würde (Alpinaweiss, Tapeten, Türzargen, gar Verkabelung und Heizrohre zu verlegen sind allesamt Dinge, die man den Bewohnern dort doch eigentlich auch leicht beibringen können sollte).

    Stattdessen wirds auch dort wieder so Dinge geben, dass offenes Feuer zum Brotbacken, oder direkt auf Herdplatten (also ohne Töpfe oder pfannen) Fleisch und Fisch gebraten werden und außer Chillen in der Hinsicht Substanzerhalt eher nichts stattfindet.

  11. 5.

    Auf jeden Fall kaufen ! Egal was es kostet ! Das Geld muss weg. Auch keine Angst vor kalten Füßen. Schulen, Kindergärten usw. sind zweitrangig. Das kann man immer noch in ein paar Jahren machen. Erstmal schön und komfortabel wohnen, der Rest kommt dann, quasi als Bereicherung, wie von selbst.

  12. 4.

    Wenn ein Unternehmen eine Ausschreibung gewinnt, kann es jedoch vorkommen, dass die veranschlagten Kosten nicht ausreichen. Dann darf das Unternehmen Mehrkosten berechnen. Bis zu 20 % sind immer möglich. Ein Angebot ist ja freibleibend.

  13. 3.

    Das ganze gehört alles auf Eis gelegt, wir benötigen das Geld dringend an anderen Stellen!

  14. 2.

    Die 3 Häuser sollen zusammen 25.000 m² Geschossfläche haben.
    Bei 20 eur/m² Miete sind das nur 6 Mio. eur/a Miete.
    Selbst bei 500 Zimmer zu 1.000 EUR/Monat ergibt das 6 Mio eur/a Miete.
    Wie kommt man denn auf 140 Mio. eur in 10 Jahren? Das bisschen Umbau kann man wohl vernachlässigen.
    Bei 2.000 eur/Monat Miete pro Zimmer kommt das schon eher hin.

    Vielleicht muss Berlin den Mietvertrag in 10 Jahren um weitere 10 Jahre verlängern.
    Oder das Objekt steht schon in 4 Jahren leer.
    Der Bund zahlt ein Teil der Unterkunftskosten gem. SGB II, sofern sie angemessen sind; also ortsübliche Mietpreise.

  15. 1.

    @RBB: Wenn es als als Mietobjekt umgebaut wird, muss es nach Beendigung sicher wieder Rückgebaut werden?
    - Wurde das mit betrachtet?

    Weitere unbeantwortete Fragen:
    - was wäre überhaupt der Kaufpreis?
    - für wie viel wurde das ehemalige DDR Gebäude damals verkauft?
    - wurde Asbest verbaut?
    - was kostet es bei Mietung pro Jahr?

    So schammige Aussagen wie: "Gesamtkosten für Anmietung und Umbau belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro." oder "Vorteil der Kauf-Option liege bei rund 38 Millionen Euro" sind NICHTSSAGEND, weil völlig unklar ist auf welchen Zeitraum sich das Bezieht, ob es schon eine Bausubstanzanalyse gibt, etc

    So wie ich den Staat kenne, geht der Umbauauftrag per Ausschreibung raus, das günstigste Unternehmen bekommt den Zuschlag, hält dann den Preis aber nicht ein, und plötzlich kostet der Umbau wegen Asbest 1400 Millionen, und dauert 10 Jahre?
    Gesamtkosten für Anmietung und Umbau belaufen sich auf rund 140 Millionen Euro.

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