Ausbau des Elektroauto-Werks - Demonstrationen für und gegen Tesla in Grünheide

Mo 11.03.24 | 14:51 Uhr
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Originalbild: Demonstration gegen die Tesla-Erweiterung in Brandenburg, Grünheide, am 10.03.2024.(Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Video: rbb|24 | 10.03.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa / Christophe Gateau

Am Sonntag gingen in Grünheide mehrere hundert Menschen auf die Straße - die einen, um gegen das Tesla-Werk zu protestieren, die anderen, um sich mit dem US-Autobauer solidarisch zu zeigen. Hintergrund ist der Anschlag auf die Stromversorgung.

Umweltaktivisten haben am Sonntagnachmittag gegen die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide demonstriert. Nach rbb-Informationen versammelten sich mehrere hundert Menschen am Bahnhof Fangschleuse. Das Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" sprach von 1.000 Teilnehmenden, die Polizei machte keine Angaben. Nach der Schätzung eines rbb-Reporters nahmen an dem Protestzug in Richtung Rathaus etwa 800 Menschen teil.

Das Bündnis forderte von der Politik, das Votum der Bürger gegen den Ausbau des Werks zu akzeptieren und umzusetzen.

Fünf Strafanzeigen aufgenommen

Bei der Demonstration hat die Polizei fünf Strafanzeigen aufgenommen. Wegen Vermummung von Teilnehmern bei der Demonstration "Tesla Nein Danke" ging die Sicherheitsbehörde gegen drei Personen vor, wie ein Sprecher der Polizei am Abend sagte. Eine Person soll den verbotenen Hitlergruß gegenüber einer Gruppe von Protestierenden gezeigt haben.

Außerdem ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Aus der Gruppe einer Umweltinitiative heraus soll nach ersten Erkenntnissen ein Mann und seine Partnerin mit einem Knüppel verletzt worden sein, wie der Sprecher sagte. Die Versammlungen in Grünheide seien insgesamt aber weitgehend friedlich geblieben.

Auch Protest pro Tesla

Die Sicherheitsbehörde hatte die Auflage erlassen, dass sich Demonstrierende nicht vermummen dürfen. Auf Plakaten stand "Weniger Auto, mehr Raum zum Leben" und "Water is a Human Right". Die Zusammensetzung der Teilnehmer war bunt gemischt, einige kamen mit dem Fahrrad, auch Familien waren bei der Demonstration dabei. Die Demonstration endete kurz nach 17.00 Uhr.

Es gab auch eine Gegen-Demonstration von Anwohnenden, die ihre Solidarität mit dem US-amerikanischen E-Autohersteller bekunden wollten. Sie sehen die Ansiedlung als Chance für die Zukunftsentwicklung der Gemeinde. Am Sonntagnachmittag waren dort laut Polizei circa 200 Personen anwesend, die bis etwa 16.00 Uhr demonstrierten. Die Polizei begleitete beide Versammlungen.

Anschläge, Proteste und zunehmende Polarisierung würden das politische Klima vergiften, sagte Organisator der Gegen-Demonstration Albrecht Köhler. "Tesla ist ein Unternehmen, das sehr innovativ ist und sehr viele Ideen hat. Es gibt viele positive Sachen, die sehr wenig zur Ansprache kommen", sagte Köhler dem rbb.

Nur Nachteile im Elektroauto-Werk zu sehen, greife auch laut Grünheides Ortsvorsteherin Pamela Eichmann zu kurz. Es gebe bei solch einem großen Projekt immer Befürworter und Gegner. Demnach versuche die Gemeinde, jeden mit in die Diskussion einzubinden. "Man muss versuchen, jede Seite zu betrachten und anzuhören. Aber wir haben glaube ich verlernt, einander zuzuhören und das ist das Problem", sagte Eichmann dem rbb.

Originalbild: Circa 200 Menschen protestieren am 10.03.2024 in Grünheide für einen "konstruktive Zusammenarbeit" mit Tesla. (Quelle: rbb/Markus Reher)Circa 200 Menschen protestieren am Sonntag in Grünheide für eine "konstruktive Zusammenarbeit" mit Tesla. Quelle: Markus Reher/rbb

"Tesla den Hahn abdrehen" distanziert sich von "Vulkangruppe"

Die Sprecherin von "Tesla den Hahn abdrehen", Lou Winters, sagte angesichts des Anschlags auf die Stromversorgung von Tesla, die "Vulkangruppe" gehöre nicht zum Bündnis. "Wir haben andere, kreative Protestformen und wollen mit den Bürgern vor Ort in Kontakt treten".

Dem Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" sind unter anderem die Bürgerinitiative Grünheide, Robin Wood, Extinction Rebellion und Sand im Getriebe angeschlossen. Der Sprecher der Bürgerinitiative Grünheide, Steffen Schorcht, sagte, ein Anschlag sei kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.

Die linksextreme "Vulkangruppe" hatte erklärt, sie sei für den Anschlag auf Tesla verantwortlich. Die Polizei hält ein Bekennerschreiben für echt.

Wegen des Stromausfalls nach dem Brandanschlag auf einen Strommast steht die Produktion bei Tesla in Grünheide seit Dienstag still. Die Bundesanwaltschaft hat als oberste Anklagebehörde die Ermittlungen übernommen.

Produktion läuft wohl am Montagabend wieder an

Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) kommen die Reparaturarbeiten an dem betroffenen Strommast schneller voran als gedacht.

Wie das Energieversorgungsunternehmen Edis dem rbb am Sonntag mitteilte, ist am Wochenende bereits begonnen worden, die Montage der Endverschlüsse an dem 110-kV-Erdkabelsystem vorzubereiten. Die Endverschlüsse bilden das Verbindungsstück zwischen dem Erdkabelsystem sowie den beiden Hochspannungs-Portalen.

Aufgrund der zügig voranschreitenden Arbeiten bestehe nunmehr die Chance auf eine vorzeitige Wiederversorgung der Giga-Factory sowie des Logistikzentrums. Laut Edis könnte das schon Montagabend der Fall sein.

Umweltschützer wollen Protestcamp nicht räumen

Seit anderthalb Wochen halten außerdem rund 80 Umweltschützer das Waldstück besetzt, das für den Ausbau vorgesehen ist. Sie protestieren gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes und die Abholzung von Wald. Eine Sprecherin der Initiative "Tesla-stoppen" sagte am Sonntag, dass der Protest auf unbestimmte Zeit andauern werde. Auf die Frage, ob man sich bei einer drohenden Räumung kooperativ zeigen wolle, sagte sie: "Wir bleiben so lange, bis wir sicher sind, dass der Wald und das Wasser nicht mehr an Tesla verkauft werden."

Die Polizei teilte am Sonntag mit, sie habe ein aufmerksames Auge auf das Versammlungsgeschehen im Wald. Bislang ist das Camp seitens der Polizei bis zum 15. März erlaubt. Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla hieß es aber auch, die Duldung werde neu bewertet.

Tesla will einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten bauen, dafür müssten rund 100 Hektar Wald gerodet werden. Um dies zu verhindern, haben rund 80 Umweltaktivisten vor anderthalb Wochen das Waldstück besetzt und ein Protestcamp mit Baumhäusern errichtet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.03.2024, 19:30 Uhr

192 Kommentare

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  1. 192.

    Wenn sie mal alle Dimensionen eines Flughafen beleuchten würden, also auch die hiesige Lärmbelästigung der gegen viel Widerstand ausgekegelten Flugrouten und nicht eingehaltenen Nachtflugverbote weiß, warum Schönefeld unter anderem den letzten Platz im Rating belegte. Stolpe war seinerzeit bereit auch Landesmittel für einen der besten Standorte zu investieren. Nur hatte er leider keine Lobby, obwohl er Ministerpräsident des Bundeslandes aller Standorte war, entschied Diebgen mit Segen Wissmanns wo gebaut werden soll und gegen viel Widerstand auch wurde.

  2. 191.

    Jemand, der mit Klimaschutz durch Bäume argumentiert, müsste eigentlich ganz froh über einen Flughafenstandort sein, der nicht erweitert werden kann.

  3. 190.

    Na ja, nach der Dornierstudie war Sperenberg mind. auf Platz 2 ( ich glaube aber 1) und Schönefeld Platz 7, also klares Schlusslicht.
    Was für Schönefeld sprach war Diebgens tiefe Hosentasche und Wissmanns Geiz.

  4. 189.

    "Bau doch woanders" wird seit über vier Jahren immer wieder vorgebracht. Ein ausreichend großes, ungenutztes Industriegebiet hatte aber niemand zu bieten gehabt. Sperenberg liegt irgendwo im Nirgendwo ohne Infrastruktur und B-Plan und ist seit Jahren über große Teile Naturschutzgebiet. Die Nicht-Infrastruktur war schon bei der Standortentscheidung zum Hauptstadtflughafen mit ein KO-Kriterium, die Nähe des überplanten Industriegebiet in Grünheide zu Berlin wohl auch ein Entscheidungsgrund für Tesla.

  5. 188.

    Stichwort Standort. Den Eigner & die Produkte mal außen vor, ist ein Neubau für große Produktionhallen inkl.“Nebengebäude“ auf vorhandenen ehm.Industriebrachen schwierig. Aktuell fällt mir nur Stadler Pankow ein. Und da ist „nur“ Montage von Komponenten zu kompletten Fahrzeugen nicht im Fließband. Also für ne moderne Automobilfertigung mit einer nicht unerheblichen Fertigungstiefe wäre da kein Platz. Infrastruktur wäre das nächste Thema bei überwiegend innerstädtischen Brachflächen. Dekontaminierung wäre auch noch ein Thema bei alten Flächen.
    Heißt allerdings nicht, daß Grünheide als Standort das Nonplusultra ist. Einfach mal als Überlegung in den Raum geschmissen. Wäre z.b.der ehm.Flughafen Sperenberg eine Option gewesen?

  6. 187.

    Ich habe in Karlshorst genügend Tannen und Kiefern in der Nähe meiner Wohnung. Ich bin nicht nach Grünheide gezogen, weil es in der Einflugschneise des BER liegt und dort schon vor über 20 Jahren ein riesen Gewerbegebiet geplant war.

  7. 186.

    In Grünheide wurden mehrere "Protestformen" angewandt. Es gab Demonstrationen, es gibt Waldbesetzungen und es gab eine Brandstiftung an einem Hochspannungsmast. Alle Aktionen haben ein Ziel, das Tesla Werk zu schließen, da Autos nach Meinung der Protestierer Teufelszeug sind, was nicht auf diese Welt gehört.
    Das Bekennerschreiben wurde von den Ermittlungsbehörden als authentisch beurteilt und hatte zum Ziel das Auto im Allgemeinen und das Tesla Werk im Besonderen von dieser Welt zu verbannen. Das sind auch die Ziele der Baumsitzer und der Demonstranten. Das alles sind für jeden offenliegende Tatsachen und keine Vorurteile. Die Forderungen aller, mit welchen Mitteln auch Protestierenden sind die Selben. Wie sie da Vorurteile sehen können ist mir völlig unverständlich.
    Um das mit anderen Geschehnissen zu vergleichen, hier wird in einer hybriden Aktion mit verschiedenen Mittel versucht ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Schließung von Tesla.

  8. 185.

    Atmen auch Sie mal Terpenoide tief durch und Ihnen wird es sicherlich gut tun.

    Übrigens, ein guter Terpenoidspender ist die Kiefer.

  9. 184.

    Sie haben behauptet, dass die Umweltaktivisten oder wie sie es nennen "Berufsprotestierer" gegen alles mögliche sind, was mit technischem Fortschritt zu tun hat. Sie haben diese Leute ohne Vorliegen von Ermittlungsergebnissen beschuldigt Stromkabel angezündet zu haben. Sowas ist Diskreditierung Andersdenkender zumal ich Wette, dass sie mit den jungen Leuten noch nie persönlich Kontakt aufgenommen haben.
    Reine Vorurteile also.

  10. 182.

    Wer sich den RBB-Bericht über die antikapitalistische Demo der Tesla.-Gegner angeschaut und dann von "rechtsextremer Bubble" schreibt, würde wahrscheinlich auch Honecker für einen Rechtsextremen halten.

  11. 181.

    Polnische Fachkräfte fahren zu beiden Seiten der A10 arbeiten, wie man an den anderen großen Industriestandorten studieren kann.
    Und den Berlinern ist es egal, welchen azimutalen Winkel ihr radialer Arbeitsweg in den Speckgürtel hat.

  12. 180.

    Es ist in der Tat unglaublich wie man sich in seiner rechtsextremen Bubble soweit von der Realität entfernen kann.

    Diffamierungen und Hetze statt Argumente, typisch für Rechtsextremisten und deren Anhänger.

  13. 179.

    "Warum ist das Camp noch nicht geräumt? Sowas ist ein fatales Zeichen nach dem Anschlag! "

    Sie setzen hier ein "fatales Zeichen"! Evt. war nämlich genau das Ziel des Anschlags, nämlich die Proteste gegen das Vorgehens Teslas zu kriminalisieren. Wäre nicht das erste Mal.

  14. 178.

    Na und? Bis dahin sind die Kiefernmonokulturen dem Borkenkäfer oder den nächsten Waldbrand zum Opfer gefallen.
    Tesla macht mehr als gesetzlich vorgeschrieben.

  15. 177.

    Was Sie einfach nicht begreifen wollen ist die Standortentscheidung als wichtigsten Faktor den Zugriff auf Fachkräfte sichert. Eine Stadt wie Berlin kann dieses langfristig sichern. Hier befruchtet sich Großstadt und Großunternehmen gegenseitig. Da spielen Wasser, Bäume und dörfliche Anwohner eine Statistenrolle. Hier ist die Politik gefragt die Proteste so klein wie möglich zu halten. Der ÖRR hat doch gezeigt wie er Volk mobilisieren kann. Warum auch nicht mal dafür als nur dagegen.

  16. 176.

    Dann bin ich Neugierig auf ihre Meinung zum Siedlungsbau für 5.000 Wohnungen auf dem ehemaligen Gelände des Flughafens Tegel. Häuser für 5.000 Menschen nur aus Holz gebaut. Dagegen sind die wenigen Kiefern die für Tesla gefällt werden ein Klacks. Wann protestieren sie gegen die Bebauung mit Holzhäusern und stehen mit einem Plakat vor dem Gelände. Oder messen sie mit zweierlei Maß. Da das böse Fällen von Bäumen und da das gute Fällen von Bäumen?

  17. 175.

    Und genau daher war und bin ich gegen neue Versiegelung durch diesen Hersteller. Die betriebene Augenwischerei ist Irreführung und falsche Tatsachenbehauptung, dieses Unternehmen wäre ein Garant für ein besseres Klima. Politik und gewisse Foristen fallen immer sehr gerne auf sowas herein und mit ihrem Mantra des Personalgewinns und Wirtschaftswachstums wäre alles andere aus der Welt geschafft, was unseren retten könnte, meinen sie, auf der richtigen Seite zu stehen. Eine Momentaufnahme für das Seelenheil, nicht weit genug gedacht, eher nur soweit, bis der geistige Horizont am Brett abstirbt.

  18. 174.

    Nur zur Korrektur, Tesla lässt bestehende Wälder mit Laubbaumsetzlingen durchforsten und forstet Regionen mit Mischwaldsetzlingen auf. Das sind weder Biotope noch gewachsene Mischwälder. Gerade die Klimaxbaumarten bereichern Mischwälder erst vollständig in 100 Jahren, wenn sie klimatisch in diesem Forst überleben.

  19. 173.

    Ich warte immer noch auf Ihren Lageplan zu angeblich früher geplanten Güterbahnhof. Oder habe ich Ihre Antwort übersehen?

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