Ausbau des Elektroauto-Werks - Demonstrationen für und gegen Tesla in Grünheide
Am Sonntag gingen in Grünheide mehrere hundert Menschen auf die Straße - die einen, um gegen das Tesla-Werk zu protestieren, die anderen, um sich mit dem US-Autobauer solidarisch zu zeigen. Hintergrund ist der Anschlag auf die Stromversorgung.
Umweltaktivisten haben am Sonntagnachmittag gegen die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide demonstriert. Nach rbb-Informationen versammelten sich mehrere hundert Menschen am Bahnhof Fangschleuse. Das Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" sprach von 1.000 Teilnehmenden, die Polizei machte keine Angaben. Nach der Schätzung eines rbb-Reporters nahmen an dem Protestzug in Richtung Rathaus etwa 800 Menschen teil.
Das Bündnis forderte von der Politik, das Votum der Bürger gegen den Ausbau des Werks zu akzeptieren und umzusetzen.
Fünf Strafanzeigen aufgenommen
Bei der Demonstration hat die Polizei fünf Strafanzeigen aufgenommen. Wegen Vermummung von Teilnehmern bei der Demonstration "Tesla Nein Danke" ging die Sicherheitsbehörde gegen drei Personen vor, wie ein Sprecher der Polizei am Abend sagte. Eine Person soll den verbotenen Hitlergruß gegenüber einer Gruppe von Protestierenden gezeigt haben.
Außerdem ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Aus der Gruppe einer Umweltinitiative heraus soll nach ersten Erkenntnissen ein Mann und seine Partnerin mit einem Knüppel verletzt worden sein, wie der Sprecher sagte. Die Versammlungen in Grünheide seien insgesamt aber weitgehend friedlich geblieben.
Auch Protest pro Tesla
Die Sicherheitsbehörde hatte die Auflage erlassen, dass sich Demonstrierende nicht vermummen dürfen. Auf Plakaten stand "Weniger Auto, mehr Raum zum Leben" und "Water is a Human Right". Die Zusammensetzung der Teilnehmer war bunt gemischt, einige kamen mit dem Fahrrad, auch Familien waren bei der Demonstration dabei. Die Demonstration endete kurz nach 17.00 Uhr.
Es gab auch eine Gegen-Demonstration von Anwohnenden, die ihre Solidarität mit dem US-amerikanischen E-Autohersteller bekunden wollten. Sie sehen die Ansiedlung als Chance für die Zukunftsentwicklung der Gemeinde. Am Sonntagnachmittag waren dort laut Polizei circa 200 Personen anwesend, die bis etwa 16.00 Uhr demonstrierten. Die Polizei begleitete beide Versammlungen.
Anschläge, Proteste und zunehmende Polarisierung würden das politische Klima vergiften, sagte Organisator der Gegen-Demonstration Albrecht Köhler. "Tesla ist ein Unternehmen, das sehr innovativ ist und sehr viele Ideen hat. Es gibt viele positive Sachen, die sehr wenig zur Ansprache kommen", sagte Köhler dem rbb.
Nur Nachteile im Elektroauto-Werk zu sehen, greife auch laut Grünheides Ortsvorsteherin Pamela Eichmann zu kurz. Es gebe bei solch einem großen Projekt immer Befürworter und Gegner. Demnach versuche die Gemeinde, jeden mit in die Diskussion einzubinden. "Man muss versuchen, jede Seite zu betrachten und anzuhören. Aber wir haben glaube ich verlernt, einander zuzuhören und das ist das Problem", sagte Eichmann dem rbb.
"Tesla den Hahn abdrehen" distanziert sich von "Vulkangruppe"
Die Sprecherin von "Tesla den Hahn abdrehen", Lou Winters, sagte angesichts des Anschlags auf die Stromversorgung von Tesla, die "Vulkangruppe" gehöre nicht zum Bündnis. "Wir haben andere, kreative Protestformen und wollen mit den Bürgern vor Ort in Kontakt treten".
Dem Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" sind unter anderem die Bürgerinitiative Grünheide, Robin Wood, Extinction Rebellion und Sand im Getriebe angeschlossen. Der Sprecher der Bürgerinitiative Grünheide, Steffen Schorcht, sagte, ein Anschlag sei kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.
Die linksextreme "Vulkangruppe" hatte erklärt, sie sei für den Anschlag auf Tesla verantwortlich. Die Polizei hält ein Bekennerschreiben für echt.
Wegen des Stromausfalls nach dem Brandanschlag auf einen Strommast steht die Produktion bei Tesla in Grünheide seit Dienstag still. Die Bundesanwaltschaft hat als oberste Anklagebehörde die Ermittlungen übernommen.
Produktion läuft wohl am Montagabend wieder an
Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) kommen die Reparaturarbeiten an dem betroffenen Strommast schneller voran als gedacht.
Wie das Energieversorgungsunternehmen Edis dem rbb am Sonntag mitteilte, ist am Wochenende bereits begonnen worden, die Montage der Endverschlüsse an dem 110-kV-Erdkabelsystem vorzubereiten. Die Endverschlüsse bilden das Verbindungsstück zwischen dem Erdkabelsystem sowie den beiden Hochspannungs-Portalen.
Aufgrund der zügig voranschreitenden Arbeiten bestehe nunmehr die Chance auf eine vorzeitige Wiederversorgung der Giga-Factory sowie des Logistikzentrums. Laut Edis könnte das schon Montagabend der Fall sein.
Umweltschützer wollen Protestcamp nicht räumen
Seit anderthalb Wochen halten außerdem rund 80 Umweltschützer das Waldstück besetzt, das für den Ausbau vorgesehen ist. Sie protestieren gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes und die Abholzung von Wald. Eine Sprecherin der Initiative "Tesla-stoppen" sagte am Sonntag, dass der Protest auf unbestimmte Zeit andauern werde. Auf die Frage, ob man sich bei einer drohenden Räumung kooperativ zeigen wolle, sagte sie: "Wir bleiben so lange, bis wir sicher sind, dass der Wald und das Wasser nicht mehr an Tesla verkauft werden."
Die Polizei teilte am Sonntag mit, sie habe ein aufmerksames Auge auf das Versammlungsgeschehen im Wald. Bislang ist das Camp seitens der Polizei bis zum 15. März erlaubt. Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla hieß es aber auch, die Duldung werde neu bewertet.
Tesla will einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten bauen, dafür müssten rund 100 Hektar Wald gerodet werden. Um dies zu verhindern, haben rund 80 Umweltaktivisten vor anderthalb Wochen das Waldstück besetzt und ein Protestcamp mit Baumhäusern errichtet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.03.2024, 19:30 Uhr